Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-02-21 / nr. 15

I­de­­ale Vierter 1843. Nr. 15. . La Pivardiere. (Schluß.) Einige Tage nachher verbreiteten sich unbestimmte Gerüchte ; man sagte ganz laut, daß La Pivardiere ermordet worden sei, man beschuldigt seine Frau, der Fiskal von Chatillon-sur-Indre beginnt eine Untersuchung, Zeugen werden aufgerufen: Einer hat einen Hilferuf, ein Anderer einen Flintanschuß gehört, eine Magd behauptet, daß zwei Diener des Barons von Mizeray das Verbrechen begangen hätten , eine andere war in der fehredlichen Nacht aufgewacht doch ein Ab - und Zugehen im Schlosse, sie will einen heftigen H­ampf und eing erstickten Schrei vernommen haben. Man findet in einem Hohlwege einen Hut, wel­­cher für den erfannt wird, welchen La Pivardière trug. Gegen die Frau erscheint ein Verhaftsbefehl ; sie hatte sich verborgen, man erfährt, daß sie ihre Zuflucht in Paris genommen hat, man arretite sie und den Baron, und stellt sie vor ein Tribunal Memorantin. Die beiden Diener, welche man ebenfalls anz­ulagte, wurden desgleichen in’s­ Gefängniß geworfen: den Einen fand man eines Morgens todt, man wendet nun die Folter bei dem Anderen an; die Rechtswissenschaft jener Zeit erlaubte dies Mittel so gut wie jedes andere, um zum Ziel zu gelangen; man zerstöße dem Unglücklichen­­ die Knie in einem eisernen Schraubstoß , man höhlt seine Brust aus, indem man sie mit Wasser füllt. Anfänglich leistet er Widerstand , dann gesteht er ein, La Pivardiere erdrosselt zu haben.. Er weiß nicht, was man mit­­ dem Leichnam begonnen hat, sein Kamerad hat den­­selben auf dem Roden in einem Sad fortgetragen . Madame La Pivardiere ging voran, vielleicht war der Leichnam in einem entlegenen Winkel eingescharrt worden,­­ auf dem Felde an, man entdeckt von Neuem, man findet wieder­­­ Das Gericht hatte auch zu Auxerre Nachforschun­­gen anstellen lassen und erfahren, daß der Gerichts­­diener Bouchet seine Wohnung seit einiger Zeit ver­­lassen habe , indem er gesagt, daß er seiner Ge­­wohnheit gemäß seinen Pächtern einen Geschäftsbe­­such abstatte , seitdem sei er nicht wieder erschienen und man wisse Nichts von ihm. Wenn nun La Pivardiere am Leben ist, hat er in der That den Galgen zu fürchten: er lebt in der Bigamie und kann sich in dieser Beziehung nicht rechtfertigen, vielleicht hat er sich in ein fremdes Land geflüchtet. Der Gerichtshof von Romorantin hatte sein Ur­­theil noch nicht ausgesprochen. Niemand aber zwei­­felte, daß die Angeklagten würden schuldig befunden werden. Pröglich tritt eine Person mit den Worten auf:­­­ „„Man hat gesagt, daß ich ermordet worden sei, das war ein Irrthum ! hier bin ich und lebe ; ich hatte mich versteht , das ist wahr, allein ich erfuhr was vorging und kam herbei , die Unschuldigen zu retten . ich bin La Pivardiere ! — „Er ist es in der That,"— sagen einige Zeugen. — ‚Nein, es ist ein Betrüger .­““ — sprachen andere — „La Pivardiere war größer. = Er war kleiner. — Er hatte eine hellere Gesichtsfarbe. — Er hatte eine kürzere Nase.“ Diese behaupteten , daß , da der Tode wieder lebend aufgetreten sei, der Prozeß sein Ende er­­reicht habe. “x R TRANSSILWVWANTA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 21. Februar. Gremir. Nehmt euch in Acht, Signor Baptista , daß ihr nicht durch diese Geschichte hinters Licht geführt werdet, iM getraue mirs darauf zu schwören, dieß sei der rechte Vincentio. Der Widerspänstigen Zähmung Akt 35. Sc. 1. T ® / | BE

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