Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-03-28 / nr. 25

- - - 1843. Vierter Nr. 25 BR: - Celia. Rosalinde. Das östliche Bußhaus in Philadelphia. (Fortlegung.) Der erste Gefangene , den ich sah , saß arbei­­tend an seinem Webstuhle. Er war schon sechs Jahre da und mußte, glaub’ ich, noch drei aus­­halten. Er war als Hehler gestohlner Sachen über­­führt , doch leugnete er selbst nam so langer Ge­­fangenschaft noch immer seine Schuld , und sagte, man sei zu hart mit ihm verfahren. zweites Vergehen. Er hielt mit seiner Arbeit inne, als wir eine traten , nahm seine Brille ab, und antwortete frei auf jede ihm vorgelegte Frage, aber stets nach einer sonderbaren Pause und mit gedämpfter , nachdenk­­licher Stimme. Er trug einen selbstverfertigten Pa­­pierhut, und freute sich, als wir es bemerkten und lobten. Aus einigen unbeachteten zusammengesuchten Stücken hatte er auf sehr sinnreiche Weise eine Art Wanduhr verfertigt, zu deren Pendel feine Wein­­essigflasche diente. Als er sah, daß ich mich für dieses Kunstwerk interessirte, blickte er mit Stolz darauf, und meinte, er hätte schon daran gedacht, es zu verbessern , und er hoffe, der Hammer und ein kleines Stück zerbrochenes Glas daneben würden in Kurzem ein bischen Musik machen. Aus dem Garn, womit er arbeitete, hatte er sich einige Farben ausgezogen, und damit ein paar armselige Figuren auf die Wand gemalt. Die eine, eine weibliche, über der Thür nannte er das „Fräulein vom See.“ Er lächelte, als ich zum Zeitvertreibe diese Kunst­­sachen betrachtete ; aber als ich davon weg und auf­ ihn blickte, sah ich, wie seine Lippen zitterten ; ich „hätte die Schläge seines Herzens zählen können. I< weiß nicht mehr wie es kam, daß von seiner Frau gesprochen wurde. Er­ schüttelte den Kopf, als er das Wort hörte, wandte sich ab und bedeckte sein Gesich­t mit beiden Händen. „Ihr habt euch aber jeßt darein ergeben !““ fragte einer der Herren nach einer kurzen Pause, während deren der Gefangene sich wieder gesammelt hatte. Er antwortete mit einem Seufzer in seiner Hoffnungs­­losigkeit : „O ja wohl , ja! im habe mich drein er­­geben.“ — „Und Ihr glaubt ein besserer Mensch geworden zu sein ?“" — „Io hoffe es, gewiß, ich hoffe es.“ — „Und die Zeit vergeht Euch ziemlich schnell ?““ — „„Die Zeit wird Einem sehr lang, meine Herren­, innerhalb dieser vier Wände.“ Er sah sich um — Gott allein weiß, wie se­ben8satt ! — als er diese Worte sagte , und verfiel dabei in einen sonderbaren Starrblick , als wenn­ er irgend­was vergessen hätte. Einen Augenblick darauf ließ er einen schweren Seufzer fallen, seßte seine Brille auf und ging wieder an seine Arbeit. In einer andern Zelle war ein Deutscher, Dieb­­stahls wegen zu fünfjähriger Gefangenschaft verur­­theilt, wovon gerade zwei Jahre verflossen waren. Mit Farben, die er sich auf dieselbe Weise wie der Boiige verschafft, hatte er jeden Zoll an den Wän­­den und der Decke ganz hübsch bemalt. Im Hinter­­grunde hatte er die paar Ellen Fußböden mit der zierlichsten Nettigkeit ausgelegt und in der Mitte ein kleines Bett gebaut, welches beinahe, wie ein Grab aussah. In Allem zeigte er einen außeror­­dentlichen Geschmac und großen Scharfsinn und doch kann man sie­­aum ein gedrückteres, unglüc­­kicheres Wesen denken. I< sah nie ein sohdges Ge­­mälde so tiefer Seelenbegrübniß und stiller Ver­­zweiflung. Das Herz blutete mir bei seinem Anblick , und es war wirklich peinlich zu sehen, wie die Thrä­­nen von seinen Wangen herabrannen, und er einen Es war sein TR­ANSSILVANIER, Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 28. März. Jahrgang. — — nicht ein Wort ? Nicht eins, das man einem Hunde vorwerfen könnte. WITCH eunbHefältt, Act 1&c. 3. .

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