Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1845 (Jahrgang 6, nr. 6-103)
1845-03-28 / nr. 25
Sechster Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Nr. 25. | TRANSSILVANIA. E. Bärmann. " Hermannstadt am 28. März. Motte: Rach langem Kampfe hab’ ich es gewaget, Und sie verstieß mich, und ich bin allein. Jahrgang. 1845. === === EZBBE Die Prinzessin von Cleve. Ein berühmter Roman« (Fortsezung und Schluß.) Der Herzog von Nemours verließ sein Versteß und fühlte sich im ersten Augenblick ganz berauscht von der Gewißheit, das Herz der Prinzessin von Cleve gerührt zu haben; denn er konnte nicht mehr daran zweifeln, "nachdem sie des Bildes erwähnt hatte. Mach und nach beschlich ihn zwar Traurigkeit über die Festigkeit der Geliebten, die zu einem so heroischen Mittel griff, um nicht zu fallen, und er sah ein, da ihm nicht die mindeste Hoffnung irgendeiner Gunst von ihr blieb; aber es schmeichelte ihm dennoch, ihre Liebe in einen so hohen Grade errungen zu haben, sie, die so verschieden von den anderen Frauen, sie, die so schwer zu gewinnen war. Er verfiel in den gewöhnlichen Fehler geschmeichelter Liebhaber, nämlich in allgemeinen Ausdrücen, unter erborgtem Namen die eigenen Erlebnisse zu erzählen, um dem vollen Herzen Luft zu machen. Der Herzog vertraute sein Abenteuer zwar nur seinem besten Freunde und sprach mit ihm lange über die ungewöhnliche Frau, die ihrem eigenen Mann ihre Liebe für einen Anderen gestanden. Der vertraute Freund aber merkte an der Wärme, womit der Herzog diesen Gegenstand behandelte, daß derselbe dabei betheiligt sei, troß der verneinenden Versicherungen; halbes Vertrauen ist bekanntlich schlimmer als gar keines, und so hielt sich der Freund nicht verpflichtet, die angebliche Geschichte eines Fremden zu verschweigen, sondern erzählte sie seiner Geliebten, und diese konnte das merkwürdige Benehmen einer Frau eben so wenig unerörtert lassen, kurz, das Faktum machte die Runde am Hofe und ist durch einen Zusammenfluß kleiner Umstände dazu behülflich, dem Prinzen von Cleve den Namen des Herzogs als denjenigen zu bezeichnen, den seine Gattin ihm so hartnäckig verschwiegen. Er beobachtete nun den Herzog unausgeregt und ist einst scheinbar unbefangener Ohrenzeuge, wie sich derselbe bei einer Freundin der Prinzessin, die einige Wochen bei ihr auf dem Landgute zugebracht hat, nach der Lebensweise derselben erkundigt: Der Prinz von Cleve faßte augenbliklich Verdacht, daß sein gefährlicher Nebenbuhler einen heimlichen Versuch machen würde, die Prinzessin zu sehen in ihrer ländlichen Einsamkeit, und beauftragt deshalb einen jungen ihm sehr ergebenen Edelmann, dem Herzog überall zu folgen, da er selbst dies nicht, ohne Aufsehen zu erregen, thun konnte. Dem jungen Mann sagte er, daß er bisher nicht, den mindesten Zweifel an der Tugend seiner Gemahlin.. gehabt, daß er aber genau zu wissen wünschte, ob der Herzog zu ihr ginge. Der Edelmann besorgte seinen Auftrag mit möglichster Genauigkeit und traf richtig bei einbrechender Nacht den Herzog auf dem Wege na< dem Landfig der Prinzessin. Als es völlig dunkel geworden war, hörte er den Herzog über die Mauer steigen, und wartete nun an derselben Stelle, um seine Rückkehr zu belauschen. Der Herzog eilte auf den hellerleuchteten Pavillon zu, in welchem, wie man ihm erzählt hatte, die Prinzessin von Cleve ihre Abende zuzubringen pflege. Er sah nur eines der Fenster und war kaum Herr seiner Bewegung, seiner Verwirrung, als er die holde Frau ganz allein auf einem Ruhebette figend erblickte, es war sehr warm, sie hatte entblößte Schultern, und ihr Haar war nachlässig um den Kopf gesprungen, mehrere Lichter standen auf einem Tiscen vor ihr und beleuchteten ihre wunderbare Schönheit. Plöglich erhob sie sich aus ihrer Träumerei, ergriff einen Armleuchter und betrachtete mit dem Ausdruck zärtlicher Begeisterung ein Gemälde an der Hauptwand; es war ein Schlachtstüd, und das Bildniß des Herzogs von Nemours befand sich nebst mehreren anderen Portraits berühmter Männer darauf. Es läßt sich nicht beschreiben, ; :