Ungarische Revue 8. (Budapest, 1888)

1888 / 4-5. heft - Vermischtes

BIBLIOGRAPHIE. 383 Wirkungen. Das Bild, welches ich in meinem Buche male, ist der Wirklichkeit ent­sprechend, düster, niederschlagend; doch sind es Zustände, die im XVIII. Jahr­hundert in ganz Europa vorwalteten; es war eine Rechtsordnung, die man in ganz Europa für heilig und unantastbar hielt. Es war eine fürchterliche Rechtsordnung, doch war sie nicht das Product des ungarischen Adels allein, sondern der euro­päischen Entwicklung. Nur Eines unterscheidet den ungarischen Adel und bildet ein Unikum in der europäischen Geschichte, dass er es war, der in Ungarn, ohne Unter­stützung des verkommenen philisterhaften Bürgertums, für die demokratischen Ideen und gegen seine eigenen Privilegien kämpfte und die feudale Rechtsordnung stürzte, die nationale Regeneration Ungarns herbeiführte, ohne dass in dieser ganzen Periode ein einziger Publicist bürgerlicher Abkunft an der Agitation gegen die Privilegien des Adels und für die staatsbürgerliche Rechtsordnung teilgenommen hätte. Der Sieg der neuen demokratischen Ideen ist in Ungarn das eigenste ausschliessliche Werk des ungarischen Adels, herbeigeführt nicht im Rausche eines Augenblicks, sondern durch einen zähen, bewussten, begeisterten Kampf eines Vierteljahrhunderts. «Dies ist meine Auffassung, welche ich in meinem Buche consequent durch­geführt habe. Eben der Glanz derjenigen Epoche unserer Geschichte, in welcher der Adel allein für die staatsbürgerlichen Ideen kämpft, dieses einzige Schauspiel einer .Aristokratie, die ihrer eigenen bevorzugten Stellung im Namen höherer Ideen ein Ende machen will, reizte mich unwiderstehlich, diese interessante Bewegung in ihrer ganzen Eigentümlichkeit zu schildern, deren Resultat den ewigen Ruhm des ungari­schen Adels bilden wird.» Hódi, Páter Laurentius. (Pater Laurentius. Tragödie in fünf Akten von Hódi.) Budapest, 1888. Grill, 296 S. Horvath Jenő, Harczászat. (Kriegskunde von Eugen Horváth von Róna. Erster Theil: Elemente der Kriegskunde. — Zweiter Theil: Angewandte Kriegskunde.) Bu­dapest, 1888, Pallas. VIII, 261 und VII. 291 S. Jurkovics Aladár, A szirén. (Die Sirene. Roman aus dem hauptstädtischem Leben von Aladár Jurkovics.) Budapest, 1888, Ruzicska, 160 S. — Das Erstlingswerk eines den französischen Naturalisten nacheifernden Schriftstellers, mit allen Mängeln eines solchen ersten Versuches, aber nicht ohne alles Darstellungstalent. Die Sirene ist die Kassierin eines hauptstädtischen Cafés, welche das häusliche Glück eines Husaren-Offiziers vernichtet und schliesslich ihn selbst zum Selbstmorde treibt. Der naturalistische Geschmack des Verfassers gefährdet sogar die Moral der Geschichte, was gewiss nicht beabsichtigt war. Justh Zsigmond, Müvészszerelem. (Künstlerliebe, Roman von Sigmund Justh.) Budapest, 1888, Pallas, 183 S. Keleti Karl, Die Ernährungs-Statistik der Bevölkerung Ungarns, auf phy­siologischer Grundlage bearbeitet. Uebersetzung aus den amtlichen statistischen Mit­teilungen. Budapest, 1887. Statistisches Landes-Bureau. 4U, V, 182, 363 S. und 19 Tabellen. Magyar Művészek. (Ungarische Künstler. Neue Folge. Herausgegeben von Tho­mas Szana.) Budapest, 1888. Hornyánszky. Erstes Heft: Paul Böhm. 4°, 1—16 S. und ein Lichtdruck. — Das Unternehmen will, wie in seiner ersten Folge, die bedeu­tendsten im ersten Bande noch nicht behandelten, ungarischen Künstler der Ge­genwart biographisch und ästhetisch darstellen und zugleich durch künstlerisch wertvolle Reproduction ihrer bedeutendsten Leistungen in weitesten Kreisen bekannt machen. Von den für diese neue Folge in Aussicht genommenen Künstlern erwähnen wir die Maler Paul Böhm, Leopold Horovitz, Karl Lotz, Paul Ivanovics, Johann Va­­^entiny — und die Bildhauer iktor Tilgner, Max Klein, Georg Zala und Alois Strobl als die bedeutendsten und bekanntesten, denen sich eine lange Reihe jüngerer, noch

Next