Arader Zeitung, Juli-Dezember 1924 (Jahrgang 5, nr. 50-97)

1924-07-03 / nr. 50

Politisches und volkswirtschaftliches Organ (2-malige Ausgabe) Folge 50. Bezug­­ für jeden Donnerstag und Spreis:­­ Sonntag ganzjährig 150 °— ich für die ärmere Bevölke­­rung wöchentlich nur Lei, Am­erika 11/3 Dollar. Samstag ganzjährig 90 sonst. Ausland 200.— Lei. || Lei. Einzelnummer 2 Lei. "­ Der Bezugsvpreis ist im vorhinein zu bezahlen. "2238 SEEREISE MNEN BEG­EBE­TER * Schriftleitung und Verwaltung : Arad, Str. Soarelui (Zoltangasse) Nr. 7. Schriftleiter Nik. Bitto. Vertreter für Amerika: NIK. JOST, 420, Court Street Elizabeth (New­ J­ersey). ARAD, Donnerstag, den 3. Juli 1924. Anzeigenpreis: 3 Der einspaltige Raum 1 Zentimeter hoch 15 °— 2. Kleine Anzeigen das Wort 2.— Leu, fett gedruckte Wörter werden doppelt gerechnet. Bei mehrmaliger Einschaltung und Jah­­resanzeigen Nachlaß. Anzeigen werden in allen Unionzew­­erbeditionen angenommen u. sind im vorhinein zu bezahlen 5. Jahrgang Die wackeren Hatzfelder. Von all jenen Gemeinden, die in der neuesten Zeit unsere Landes­genossen wurden, sind es die Haßfelder, die am meisten in den Vordergrund des Interesses traten. Die Größe der Gemeinde, ihr Reich­­tum , troß allem und die vielen Einrichtungen, die sie besaßen, lassen die Aufmerksamkeit auf sie richten. Sie waren auch die ersten, die unsere Heimatshaupt­­stadt scharenweise aufsuchten. Stolz schreiten sie daher, jeder erkennt sie an ihrer Tracht, sie bemerken aber kaum die Blicke, die sie streifen, sie schauen die reichbeladenen Schaufenster, und sind gerngesehene frische Kunden der nichtdeutschen Kaufleuten. Dies sol kein Vorwurf sein, denn er Schwache des Ba­­nates geht prinzipiell nicht in den Kaufladen eines Deutschen ; warum soll diezyer an ihm verdienen ? Die Deutschen der anderen Gemeinden sind kaum bemerkbar, sie wurden allsogleich von Geld­­hyänen besucht, die ihnen die Dinare abknöpften und auch gleich Bankffilialen gründeten. Diese haben jetzt keine weitere Sorgen. Nicht so die Haß­­felder. Man brachte Ihnen wohl auch die Segnun­­gen der Filialen, fast schon vor dem Abzug der Serben. Doch dies kann ihnen nicht genügen. Sie brauchen ein Stuhlamt, ein Bezirksgericht, eine Mittelsäule,­­ sie sind hart an­ der Grenze an der­ Verkehrsader zweier Länder, haben viel Volk um sich, die sie ins Pf wünschen. Da braucht man politische Annäherung. Diese Frage erweckt wehe Erinnerungen. In Ungarn waren sie hartnäckige Verfechter der Frei­­see heit, Trop Csekonits und Torontal. Dann fallt der Umsturz: Was reißt ? Man reiste von unsicheren Gefühlen geplagt nach Ofenpest, und als man zu­­rüdsam, war man Verkünder des deutschen Gedan­­kens. Und sie gaben der serbischen Regierung manch harte Nuß zu kracken. Die Serben haben sich aber stets revangiert. Sie blieben nichts schuldig. Nun ist dies aber überstanden und man hat gelernt. In neuen Staate ist der Haßfelder ein loyaler Staatsbürger. Wohin soll er sich wenden? Zu den politischen Brüdern von vorgestern ? Das entspräche den Gefühlen doch, die Vernunft ratet ab. Zu den Deutschnationalen ? Das wäre ratsamer, wider­ spricht aber den Gefühlen. So läßt man beide beiseite und geht direkt in das große Kommitats­­haus und in das Vorzimmer der liberalen Abge­­ordneten. Das ist klüger. Und dort sucht man das Studlamt, die Schule und — als friedliebende lo­­yale Staatsbürger, die Entfernung der vielen lästi­­gen neuen Ämter. Es wird versprochen, Protokoll aufgenommen, Gesuche wärmstens empfohlen. Und alles bleibt beim Alten . . . Aber selbst das klügste Pferd stolpft auch zum zweitenmal. Der Generaldirektor des Thea­­terwesens kommt aus Bukarest nach dem Banat und erzählt, die«­Haßfelder hätten ein madjarisches Theater verlangt. Und ist nicht wenig darüber erstaunt. Wieso, die fried­­liebenden, loyalen Haßfelder Straben — ein madja­­risches Theater ? Und man steckt überall tir Köpfe zusammen und staunt und staunt. Und will den Haßfeldern nicht mehr „sie.­­ Man tut ihnen ab + PETER Be­LIEUS Ger ABZ ERSTEN 2 er unrecht, den Haßfeldern. Vielleicht sind es nicht "hal die „Massgebenden““ die „Berufenen“, die hier den Wunsch äußerten. Viel­­leicht glaubte man, die Sympatie sei schon gesi­­cert, und so ein kleiner Wunsch wird nicht mal bemerkt, geschweige übel aufgefaßt werden. Als neuer Staatsbürger kann man nicht wissen, daß so man­­­­­­ches freundliche Wort nicht gleich als baare Münze genommen werden soll und daß das Kriechen auf dem Bauch nicht sofort in der Gestalt ho­ortet wird, daß man kleine Hinterge­danken übersieht. i Ein stiller Beobachter, „Die ersten Garben . . .“ Troß des et­­was unbeständigen Juni-Wetters, das die Hiße öfters­­ stark dämpfte, hat in der Lößvergangenen Woche bereits der Kornschnitt begonnen. Die Ernte ver­­spricht heuer ergiebig, zu werden. Die Ähren sind schwer und schön. Nachdem der Boden nun genü­­gend Feuchtigkeit bekommen hat, wäre für die Kornschnittzeit viel erwünscht, die auch für­ die Weizenernte recht willkommen wäre. Michael Szendrey — Direktor des Arader ungarischen Theaters. Die Boykot­­tierung der madjarischen Teaterdirektoren Sieben­­bürgens — u. a. auch des Arader Direktors Desider Rona — Hat nun durch einen Strich des Ministe­­riums ein Ende bekommen und nachdem sämtliche Theater in Hände von Fachleuten übergeben wur­­den, hofft man, daß auch das Arader Teater, wel­­ches vor dem Ruin stand, sich abermals erholen wird u. unter Leitung des früheren Direktors Michael Szendrey, — welcher sehr die Konzession erhielt — das wird, was es früher war: ein rentables, anständi­gs Theater. Kinderraub in Glogowatz. govaß wird berichtet: Dieser Tage ist der neun­­jährige Knabe des Andreas Paul und der­ 20-jäh­­rige Knabe des Franz Frei auf mipsteriöse Weise verschwunden. Laut Aussagen der Dorfbevölkerung sind zwei Zigeunerwagen aus der Lippaer Gegend durch Glogovaß nach Arad gefahren und haben die Kinder migen. i ti­ef­le . Die Aus Glo ‘ iefige Polizei und Glo­­‚merie sucht 1 nach den == bestimmt angenommen. wird "von den Zigeunern, gestohlenen Kindern. | Ein dankbarer Sohn... Aus Gross­­jetscha wird uns geschrieben: Vor Jahren wanderte ein hiesiger Knecht namens seine alte, arme Mutter­­ lebte in ärmlicher Bescheidenheit zurückgezogen, ihre alte Tagen. Nun kam dieser Tage, der einstens als armer Knecht ausgewanderte Michael Schmidt als reicher Amerikaner in seine Heimatsgemeinde, um seine alte Mutter zu sich in das gelobte Land zu nehmen. Schmidt ‚ den „KU­ zin was als ganz ! "Michael Schmidt nach Amerika aus und ist vierfacher Hausbesitzer, lebt in sehr gu­­ten­­ Verhältnissen und hat auch dann nicht auf seine Mutter, welche ihm nicht mehr als das nackte Leben geben konnte, vergessen, als es ihm gut ging... Wenn man nun die vielen undankbaren Kinder betrachtet, welche von ihren Eltern, ausser dem Le­ben, noch Millionen an Vermögen oder mindestens den Grundstein zu ihrer zukünftigen Existenz erben und sich dann Eltern gegenüber oftmals un­schändlicherweise undankbar zeigen, so müssen wir die Tat des Herrn Schmidt als eine Lobenswerte anerkennen und allen undankbaren „Kindern“ als ein leuchtendes Beispiel hinstellen. Ausländer dürfen in Rumänen keinen Boden besitzen. Im „Biitiorul“ wird folgendes veröffentlicht : Obwohl die­­ Verfassung die Bestim­­mung enthält, daß in Rumänien nur Rumänen und hier naturalisierte Personen über Landbesitz verfügen dürfen, wowegen die Recht auf den Wert solchen Besitze haben, Ausländer nur das so­ll es doch Tatsache, daß in einigen Landesteilen Aus­­länder teils über Landebefi verfügen, teils en noch ankaufen. Da die Verfassung streng ein­­gehalten werden muß, hat der Minister des Innern sol­­che Präfekten angewiesen, Untersuchungen anzustellen und all jene Fälle, in denen Ausländer tatsächlich im Besiß von ländlichen­ Boden sich befinden, den Staatsanwaltschaften zur Kenntnis zu bringen damit diese die Kaufverträge für null und nichtig | NEUESTER NACHRICHTEN. Abgeordneter Kräuter über das Schulgesetz. Bukarest. Abgeordneter Dr. Kräuter sprach in einer längeren Rede, in dr Kammersißung über das Schulgefeg und betonte, daß wir Schwaben mit der Staatssprache schon einmal eine traurige Erfahrung gemacht haben und unsere Verluste noch bis zum heutigen Tage nicht reden konnten. Er sagte, daß die Annahme der Staatssprache in den Volksschulen als Unterrichtssprache eine Ver­­legung der Karlsburger Beschlüsse sei und von je­­dem Minderheitsvolf abgelehnt werde­n müsse. Die Sachsen legen dem König ihre Wünsche vor. Hermannstadt. Gelegentlich des Besuches des Königspaares in Hermannstadt zeichnete der Herrscher Senator D. Ad. Schulerus durch eine längere Un­­terredung aus, in deren Verlauf er ihn über den Verlauf­­ der Verhandlungen über das Wolfsschulgejeg und die Taxenfragen befragte. Senator D. Schullerus hatte­­ Gelegenheit, dem König den Standpunkt des sächsischen Volkes in diesen Fragen darzulegen. Ein jugoslavisch-italienischer Zwischenfall. Belgrad. An der Grenze bei Planina und Unca wurde die italien­ische Wache von jugoslavischer Seite durch­ 20 Männern angegriffen, wobei auch eine Bombe geworfen wurde. Von den Italienern wurden 2 Finanzwächter getötet, 3 verwundet.­­ Nincsics drückte sein Bedauern über diesen­­ Vorfall aus und versprach, die Täter ausforschen zu lassen. Wenn Einsicht waltet .. . Koblenz. Auf Vorschlag­­ des französischen Oberkommissärs hat die Rheinlandkommission 30.000 Personen die Rückkehr in die besetzen Gebiete­­ bewilligt. Infolge dieser Maßnahme und der bereits früher ergriffenen Maßnahmen sind insgesamt 60.000 Personen begnadigt worden. Schwierigkeiten Englands auch in Nordafrika. Kairo. Zaghlul Pascha­ sagte bei einer Inter­­­­pellation in der ägyptischen Kammer, daß Ägypten niemals die Nechte auf den Sudan aufgeben werde. Es ständen Besprechungen in­ London bevor.­­ Der erste Punkt den er in London fordern werde, sei­ die millitärische Räumung des Sudans durch England. Falls dies abgelehnt werde, trete er so­­fort die Rückreise nach Ägypten an. Diese Erklärung wurde von den Abgeordneten mit ungeheuererem Beifall angenommen. Aus Nah und Fern. Marktpreise. Am letzten Wochenmarkt wurden bezahlt: für Eier Lei 1,50, Milch 6, Butter 80, grüne Bohnen 3, trockene Boh­­nen 16, neue Kartoffeln 3,50, Zuckermelonen 25 Lei das Stk, Grünzeug 40--50 Lei das Kilo, Rinder 18 Lei, Kälber 24, Schweine 34—35 Lei das Kilo Lebendgewicht. Die Pferdepreise waren mit Rücksicht auf die Erntearbeiten so hoch, dass kein Kauf ab­­gewickelt werden konnte,

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