Arader Zeitung, Januar-Juni 1936 (Jahrgang 17, nr. 1-74)

1936-01-01 / nr. 1

Mittwoch und Freitag ganzjährig Lei 320, halbjährig Folge 1. Lei 160, für das Ausland 600 Lei. Bibliotecas A! = SIBIU- Verantwortlicher Schriftleiter: Nik. Bitto. Filiale: Timisoara-Josefstadt, Str. Bratianu 30. Arad, Mittwo<, den 1. Jänner 1936. 1,4 22 u 3x Bezugspreise (Vorausbezahlung) : für jeden Sonntag, 8 Selten 2 Lei ganzjährig 1, halbjährig 70, vierteljährig 35 Lei. Am meisten verbreitete deutsche Zeitung im Banat und den anderen deutschen Siedlungsgebieten raderdeifun Banater Wolfszeitung — Schriftleitung und Verwaltung: Arad, Ede Fischplatz Telefon: Arad 6-39. :—: Telefon: Timișoara 21-82. 3 Bezugspreise (Vorausbezahlung) t! für die äFymere Bevölkerung, wöchentlich nur einmal am Sonntag, 17. Jahrgang. y o \ Trauriges Neujahr Wieder hat die Erde in rastloser Fortbewegung, dem Naturgeseß ge­­horchend, die Sonne einmal umkreist“ ein Jahr ist verflossen. Dreihundert­­fünfundsechzig Tage sind vorüber, fast jeder Tag voll bedeutender Gescheh­­nisse, jedes Geschehnis eine Quelle der schweren Sorge um den wirtschaft­­lichen Bestand jedes Einzelnen und um den politischen Bestand der Lan­­er, MSF, Trostlose Unrast lastet auf den Ge­­mü­tern. Niemand fühlt sich sicher. Grauenhafte Furcht vor einer schred­­lichen Katastrophe krampft die Herzen zusammen. Keiner weiß, was und wie es kommen­ wird, nur daß es kommen­ wird, dünkt jedem Denken- ee - Zieferhlielenden, als unab­­"= Anderliches Schi>fal. Siebzehn Jahre und einer Tage­­ sind es her, seit die Vö­ter Europas aus dem Blutrausch erwachten und das große Morden aufhörte. „Nie­­ wieder Krieg!“ erscholl das in jener Zeit der Selbstbesinnung geprägte­­ Wort. Und heute ist dieses Bekennt­­nis vergessen und die Menschheit rü­­stet „aus Furcht vor dem Kriege — wieder zum Krieg“ Unvorstellbare Summen werden produktiven Zwe­­cken entzogen und der Schaffung von Werkzeugen zugewendet, die vom Massenmord zu dienen bestimmt,­nd, ? Sowie das Verhältnis der Län­­der zu­einander voll Argwohn und Furcht ist, stehen sich die Völker zu­m „Völker, Rassen zu Rassen und die Glieder derselben Sippe in sprung­­bereiter Feindschaft gegenüber. Es ist, als ob der Satz: „Der Erdball ist das Narrenhaus der Welt“ keine gall­­süchtige Kritik, vielmehr eine zutref­­fende Wertbestimmung sei und die Menschheit wäre von einem Massen­­wahn der Vernichtung befallen. Der Selbsterhaltungstrieb des modernen Menschen­ ist zum Urtrieb des Höhlen­­menschen geworden, der sich nur dann in Sicherheit wähnt, wenn er den Nachbarn erschlagen und verspeist „hat. “­­Ein freudloses Jahr ist in die­­ Ewigkeit und und ein bunfelbe­­ mölftes nei | Sähr steht an der Schwelle. Wird der Geist der Ein­­t­richt das Gewölk des Mißtrauens z u. Feindschaft zerstreuen, oder es entla­­det sich eine Katastrophe, die alles, ‚ was wir unter Kultur u. Zivilisation verstehen, vernichtet u. die Menschheit in namenloses­ Elend stürzt? Weihnachtsveranstaltung in Altsanktanna. In Altsanktanna wurde am zwei­­ten Weihnachtsfeiertag von den dor­­tigen Schulkindern das Stü­t „Die Weihnachtsapotheke“ mit großem Er­­­­­­folg aufgeführt. Die Vorstellung war sehr gut besucht. Yo3y einer er Dopean in SIO Ein [F]wäb­isches Ehepaar ermordet, der Sohn verwundet und durch ein Wunder dem Tode entronnen. DS Die Gemeinde Billed wurde durch ei­­nen Doppelmord, welchem ein schwä­­bisches Ehepaar zum Opfer gefallen ist, in Trauer und Aufregung verseßt. Der Landwirt Christian Lenhardt begab sich am Grundtag, den 28., abends nach dem Nachtmahl in die Nachbarschaft zu Besuch. Sein 21-jäh­­rige Sohn Philipp, der Musiker bei der freiw. Feuerwehr ist, hatte sich zu einer Musikprobe begeben, so daß Frau Lenhardt mit einem 14-jährigen Mädchen, dessen Taufpatin sie war, in dem großen Hause allein blieb. Nach 9 Uhr ging auch das Mädchen weg. Mittlerweile kam das Dienst­­mädchen Maria­­ Lapadat nach Hause, verrichtete seine Arbeit und legte sich nieder. ;­­ Der Hergang der Mordtat. Ueber die weiteren Geschehnisse be­­in den Hof sagte mein Vater noch, richtet der wie durch ein Wunder am Leben gebliebene junge Lenhardt fol­­gendes: „Ich kam um ungefähr 10 Uhr in Gesellschaft mehrerer Kam­eraden nach Hause und unterhielt mich noch kurze Zeit mit ihnen­ auf der Gasse, als mein Vater nach Hause kam. Wir traten nun in den Hof und begaben uns nach Südwärts, um unsere Not­­durft zu verrichten. Beim Eintreten „Gerade jet hat die Mutter das Licht­­ ausgelöscht. Schade, daß wir nicht um einige Minuten früher nach Hause gekommen sind. Das waren die letzten Worte mei­­nes Vaters. Als wir beide nach geraumer Zeit in das dunkle Zimmer eintraten, blitzten zwei Taschenlampen auf und ich fühlte im nächsten Augen­­loli einen Schlag­­ und stehenden Schmerz, doch Hatte im nom soviel­ Kraft, auf die Gasse zu laufen und um Hilfe zu rufen.“ Auf die Hilferufe kamen Nachbar 83­ leute, denen sich ein furchtbarer An­­blic darbot. Christian Lenhardt lag, aus zahl­­reichen Wunden blutend, am Fuß­­boden tot und im Bette lag in ei­­ner Blutlache Frau Lenhardt eben­­falls tot. Beide waren augenschein­­lich durch­ Axthiebe getötet worden. Die Mörder hatten Frau Len­­hardt scon vorher getötet und Yan­­erten im Dunkel auf die zwei Heimkehrenden. Die Bille der Gendarmerie verhaftete Sonntag in der Frühe den aus Bessa­­rabien stammenden Burschen Gustav Wilhelm, der bei Lenhardt als Knecht bedienstet war­­ und kürzlich die Suche nach den Mördern­­­­­ entlassen wurde. Wilhelm hatte in Anwesenheit­ mehrerer Zeugen­­ die Drohung ausgestoßen, waß er wegen der Entlassung fürchterliche Rache nehmen wird. Wlhelm konnte aber durch glaub­­würdige Zeugen beweisen, daß er sich im Zeitpunkte der Mordtat in Warjasc­h aufhielt, [929 an der Mordtat keinen Anteil haben konnte. Mittlerweile waren Detektive aus Lend. | Mann, d.­­­liehen hatt, bekannt war, eines Au­sgleic, wenn 200.000 Let sollen, . Die Erlegun war bereits fällig­­ haben, daß Lenhardt­­ bereits empfangen und der Kassa liegen habe. _ wurde die Summe noch nibe zahlt. Die Aussicht auf eine Pu „w,,4 Beute mag der Beweggrund zu der­­­­ furchtbaren Tat gewesen sein. Mög­­licherweise spielte aber ein andere Beweggrund mit, j Was immer die Absicht der ver 1 ruhten. Täter war, ausführen konn­­ten sie ihren Plan nicht, denn sie hat­­ten keine Zeit dazu. Ein selten tiefer Schlaf. Das Dienstmädchen Marta ik hat, das neben der Küche schlief, keinerlei NENE gehört, weder hat s­te sie das Einschleichen der Täter bemerkt. Auch der Lärm der vielen Leute hatte sie, laut ihrer Angabe, nicht aus dem Schlaf erweckt, selten tiefer Schlaf. Ein .. Das Ergebnis der gericht­­lichen Totenbeschau.­­ Die Gerichtskommission aus Timi­­zum stellte fest, daß Frau Leonhardt urch 6 und Christian Lenhardt Durch 10 Arthiebe getötet wurden. Die Ver­­legung ihres Sohnes Philipp ist nur 3 eine unbedeutende, Beisetzung der Opfer. An der Beisezung des Ehepaares, von welchen der Mann 50. und die Frau 46 Jahre alt war, hat beinahe die ganze Bevölkerung teilgenommen­ . Allgemein ist die Entrüstung gegen die Verüber der Schandtat und wenn die Täter ausfindig gemacht­ sein wer­­den, wird die Sicherheitsbehörde sie nur schwer vor dem Volkszorn zu­­ Hügen vermögen,­­ z. Bs: Neufahr­t im Badgebirge. Be RE 48 NS

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