Bőripar, 1900 (7. évfolyam, 1-36. szám)

1900-01-05 / 1. szám

Nr. 1. szám. BŐR IPAR Phantasien an der Sylvesternacht. Ich hatte dem Sylvesterpunsch so stark zuge­sprochen, dais es mir dann schwer fiel, einzuschlafen, Aber selbst aus dem Schlafe wurde ich wiederholt durch allzu lebhafte Träume aufgeweckt und merk­würdigerweise das Pech: während andere Leute von einem Haupttreffer, einem schönen Mägdelein oder einer Leckerspeisc träumen, verfolgten mich selbst im Traume Gestalten aus der Lederbranche, welche ich der Reihe nach den Lesern dieses Blattes vorfübren will. Zuerst sah ich den Lederfabrikanten Selbstfopp§r in einer Fabrikantensitzung präsidiren. Er hielt eine glänzende, mit stürmischen Anklang aufgenommfene Rede. Meine Herren! sagte er wiederholt, so kann es nicht fortgehen. Erst concurriren wir um die Rohwaare und vertheuern uns gegenseitig die Preise, dann con­­curiren wir miteinander beim Verkauf der fertigen Waare und reissen uns die Preise herunter. Das muss anders werden, sonst gehen wir Alle zu Grunde. Ich beantrage daher, dass wir ein Garteil bilden und von der Stunde an die Rohwaaren nur um 5 Gulden billiger einkaufen und uns gleichzeitig ehrenwörllich verpflich­ten, die fertige Waare von heute an um 10 Gulden theurer zu verkaufen.“ Lebhafter Beifall folgte den Worten des Worten des Redners; Alles eilte auf ihn zu, um ihn zu beglückwünschen, der Vertrag wurde sofort von Allen unterschrieben und Alle entfernten sich in gehobener, freudiger Stimmung. Ich selbst folgte unbemerkt dem Vorsitzenden in sein Bureau und hörte ihn dort, dem Kanzleipersonale folgende Befehle er­­theilen : Schreiben Sie sofort jenen Committenten, welche uns Rohhäute offerirten, dass wir tihser Limit um fl. 2.— erhöhen und avisiren Sie telegrafisch un­sere Reisenden, sie mögen sofort die grösseren Plätze besuchen und wenn möglich zum alten Preis, even­tuell um fl. 1—2 billiger möglichst grosse Verkänfe wenn auch auf spätere Lieferung perfectioniren. * * * Dann sah ich durchs Schlüsselloch den Talmi­­grosisten Prinzipienreiter in seinem Bureau thronen. Er war sehr aufgeregt, denn ein Commis war statt mit dem linken mit dem rechten Fuss zuerst einge­treten. „Sie kern en meine Prinzipien, meinte der Chef und Sie müssen sich darnach halten. Was sagen Sie ein Schuhmacher ist draussen, Sie wissen doch, dass ich principiell an Schuster nichts verkaufe. Was ? Ein ganzes Lackfell will er kaufen, ja das ist etwas An­deres. Ganze Lackfelle verkaufe ich prinzipiell Jedem, natürlich zum Originalpreis, denn in den Preisen mache ich prinzipiell keinen Unterschied. Vergessen Sie auch nicht nachzusehen, oc der Mann reine Manchetten an hat, denn wer keine reinen Manchetten hat, ist laüt meinem Prinzip kein anständiger Mensch.“ Eine halbe Stunde später sah ich den Herrn Chef im Lexikon nachschlagen, was denn das Wort ,,Prinzip“ eigent­lich bedeutet. * * . * Dann stattete ich dem Grossisten Ehrenritter im Geiste einen Besuch ab. Er verhandelte eben mit einer Kunde; „ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, sagte er, ich habe heute Nacht geträumt, dass Sie einen Haupt­treffer gemacht haben, aelbsverständlich hatte ich eine riesige Freude, ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Was, Síé wollen für die Ziegen nicht mehr als fl. 23 geben, ich gebe Ihnen mein Ehrenwert darauf, dass ich die Waare nicht unter fl. 24 geben kann, soviel kostet sie mich selbst, mein Wort darauf. Also, was soll ich mit Ihnen machen, damit Sie sehen, wie solid ich Sie bediene, gebe ich ;Ihnen die Waare zu fl. 23, da ver­diene ich áber nicht mehr, als y< Gulden dabei, ich gebe dhnen mein Ehrenwort darauf! I *1 * * 1 ■ * \ •• " Nun hatte ich Gelegenheit einer Unterredung des Ledercömmissionärs Strickleiter mit seinem Factotum Dietrich beizuwohnen. Was sagen Sie, klagte er zu djesem, man sucht schon wieder Krupp’sche Terzen, wir müssen unbedingt trachten, dass wir diese Vertre­tung bekommen. Der jetzige Vertreter ist wohl ein sehr anständiger, fleissiger Mann und wird durch den Verlust der Vertretung brotlos, vielleicht sogar hungern, aber das thut nichts, wir veranstalten dann für den Mann eine Collecte und glänzen dann noch als edel­herzige Leute. Also wissen Sie was, schreiben Sie an Krupp einen Brief, anonym natürlich, worin Sie seinen Vertreter als leichtsinnigen Lumpen schildern, der die Kunden vernachlässigt, Tage lang trinkt, spielt etc. Dann fahren Sie zu ihm hin, erwähnen jedoch nicht, dass Sie in irgendwelcher Verbindung mit mir stehen, und so zufällig bringen Sie die Rede auf mich, dass ich ein enormes Geschäft für ihn machen könnte, aber zu stolz bin, um ihm direct Offerte zu machen ; er wird dann selbst an mich herantreten und mir kann jemand Vorwürfe machen. j; * * * Schliesslich hörte ich noch einen Monolog eines Provinz-Lederhändlers. Hm, brummte er vor sich hin, mein Concurrent fahrt nach Budapest, um an der De­putation Theil zu nehmen, welche den Handelsminister bittet, die Schuhmachergenossenschaften nicht zu un­terstützen ; eigentlich sollte ich da aueh hinauffahren, denn ich habe ja selbst genug Schaden durch diese Genossenschaften und dann sollten wir Lederhändler Zusammenhalten, denn diese Sache geht ja uns Alle an, aber es ist doch besser, ich bleibe zu Hause, denn erstens erspare ich selbst die Reisespesen, zweitens, wenn die Deputation etwaé durchsetzt, so habe ich ja doch den Nutzen davon und schliesslich kann ich vielleicht dadurch meinen Concurrenten einige Kunden wegnehmen. Allenfalls werde ich mir von der betreffen­den Zeitung, wo der Name meines Concurrenten als Theilnehmer an der Deputation drin steht, mehrere Nummern bestellen und sie einigen Schuhmachern zu lesen geben ; sie sollen sehen, wie mein Concurrent ihnen gegenüber vorgeht.4 Und schadenfroh rieb er sich schun im Vorhinein die Hände------------— — Da erwachte ich und obzwar ich mich über den Traum ärgerte, war ich doch froh, dass das Ganze nur ein Traum war und dass es nicht in Wirklichkeit in der Lederbranche solch' schlechte und dumme Leute gibt, wie ieh sie im Traum gesehen hatte. Homo. 5

Next