Banater Deutsche Zeitung, Juli 1925 (Jahrgang 7, nr. 144-170)

1925-07-01 / nr. 144

2 “ Preis 3 Lei - \ Bolkspresse ° F SEEN Auland ganzjährig halt ‚Auflellung in Temesvar Id Lei € Muster mus 7. Jahrgang ’ a &­ ng uk men 55 Dei 2­7, "ar c :­ar, N­a-Temesvar, Mitwoch, den 1. Juli 1925 * Ginzelnummer 3 Lei PR: ‚Sxrifieltung und Verwaltung: Kriens‘ Nr. 14-18 T emiesvar, Stadt, * Gri meint täglich ren, zd 3 Uhr na<mikieg No. 144 2 -­­ - nr 2 >93 % FT: er ! “ Bon der Bu Der schwarze Tag der Minderheits, Vorgang der Prüfungskommission.­­ Ich “ Bei der Maturitätsprüfung, die jehr Bakkalau­­reat3prüfung heißt, soll der Schüler auf­­ seine Reife für die Universitätsstudien geprüft werden. Sie bedeutete von je her die schw­erste und­ auf­regendite Probe, die ein Student in seinem Leben zu bestehen hatte: große Gelehrte haben öfters geäußert, daß sie, wenn Träume haben, sich nicht etwa von einem A sonst einem sonstigen fürchterlichen Wesen fühlen, mission sondern­­­ von einer Maturitätskom­­und kalte Schweißtropfen perlen auf i­ - Stirne, wenn sie wach werden. Und doch war die Matura bis sehr eine Spi­e ferei im Vergleich zu der Prüfung, die unsere June gen3 heute zu bestehen haben. Wer früher vorbereitet war, wer gelernt hatte, konnte sich immer sagen: es kann mir nichts geschehen! Er Hatte es mit ihm be­­kannten, ihm wohlgesinnten Professoren zu tun, die­­ ihn ja täglich geprüft hatten, eine Ueberraschung % Di der Foa Her Seen 2 war in. Be­r­eite­­n- IEE arg ran EE­ve Die unzähligen „Prüfungen“, die der Schüler abgelegt hätte, so oft er in den Lehrstunden antworten mußte. Unendlich schwieriger gestaltet sich­­ die Lage der heutigen Abiturienten durch das kurz vor Schuljahresschluß geschaffene A­n­­gelescusche Bakkalaur2aisgieß. Die Abiturienten des Rumänischen Staatsreal­­gynasiums, des Deutsch-ungarischen Staatsrealgym­­nasiums, des Piaris­tengymasiums und der Notre- Dame-Schule ‚hatten sich vor eine Prüfungskommis­­sion zu stellen, in der sie — mit Ausnahme der Absol­­venten des rumänischen Staatslyzeums seinen einzigen bekannten Professoren hatten, und was noch schwie­­riger: Die Prüfung erstrecte sich auf Gelerntes und Ungelerntes.­­Auf die letztere Schwierigkeiten waren die Kan sonst wäre die Atmosphäre am­­,­­Donnerstag, als sie sich zur Prüfung im Rumä­­­­­­­nischen­ Staatslyzeum meldeten, noch heißer gewesen. Freitag fanden die schriftlichen Prüfungen aus Rumänisch und Französisch statt. Da kamen die ersten Ueberraschungen: der Text, wurde 5 a­ber ins Französische übersetzt werden sollte.­­ Nicht etwa in der Unterrichtssprache der Schule, son­­dern in rumänischer Sprache vistiert. Er enthielt eine Anzahl besonderer wissenschaftlicher Ausdrücke, die nur «die nichtrumänischen Schüler — und natürlich­­ Diese — nicht verstanden und doch sollten sie Sätze, die sie wegen der unbekannten rumänischen Worte nicht verstanden, — ins Französische übersehen.­­Die französische Arbeit war daher nicht sowohl eine Leistung im Französischen, als vielmehr im Rumänischen: ein geborener Franzose mußte versagen, wenn er nicht vollkommen rumänisch konnte, in die Benützung eines Wörterbuches war unter­­sagt. Jedem Kandidaten des höherem Lehramtes aber ist das gestattet! Aber es sollte noch schlimmer kommen. Als am Sams­tag der versienelte Umschlag geöffnet wurde, der die These aus Mathematik enthielt, sahen die Kandidaten „ wieder m­it Aus­­­­nahme der Absolventen , des rumänischen Staats­­“„Lyzeums — einander verblüfft an; sie wußten nicht ER recht wie ihnen geschah. Ein ihnen unbekannter Herr „las ihnen von einem Zettel noch unbekanntere rätsel­­hafte Formeln vor, mit denen sie nie etwas zu tun Ksten und versicherte ihnen, daß das eine Aufgabe 04 Jertenbae u Ein unerhörter­­ ein Folgen des Anghelescuschen ga­ sei, die sie nun zu lösen hätten. Sie waren nicht viel jlüger, als ihnen das Problem in einem mehr oder weniger korrekten Deutsch nähergerüct wurde. Wäh­­rend tags vorher einzelne rumänische Vokabeln sie daran hinderten,­­ die französische Uebersezung zu machen, war­ hier das ganze zu lösende Problem neu, besser gesagt, sie konnt­en nicht einmal wissen, was das Problem sei, verstanden sie überhaupt nicht. Juri“ Der Schreiber dieser Zeilen war einmal „Präma­­und ein ganz vorzüglicher Mathematiker, er hätte angesichts der Aufgabe auch nicht Anderes tun können, als, was unsere Abiturienten raten: aufs stehen und nach Hause gehen, BR, Ist die Aufgabe so schwer? * : Jein! Aber die Mathematik hat en, wie jede Wissenschaft, ein weites Gebiet, die Aufgabe, seht die Kenntnis eines Winkels aus diesem Gebiet voraus, in welchen die Kandidaten während ihrer Studien gar nicht gelangt waren, oder den sie nur oberflächlich ge­­hatten. Man mu wisse­n. Und all diejenigen tien es wissen m­i­] nu haben, — daß die Lehrpläne­­ der verschiedenen Mittel­­schulen des Landes noch nicht ganz einheitlich sein können. Zu den meisten Punkten, in den wesentlich­­sten, stimmen sie überein,­­ aber nicht in allen. Die elem­entariste Kürsicht auf diesem Uebergangsstadium hätte es erfordert, daß die Aufgabe aus Mathematik auf einem Gebiete genommen werde, welches nach dem alten und nach dem neuen Lehrplan bearbeitet wurde, denn solcher Gebiete gibt es reichlich genug. Wir brauchen wohl nicht zu erwähnen, daß den Schülern des Rumänischen Staatslyzeums nicht nur der Professor nicht unbekannt war , es war ihr eige­­ner Professor — auch das zu lösende Problem war für sie nichts Neues. Sie übten die Sache, wie die Schüler der Deutsch-ung. Staatsrealgymnasiums feststellen konnten, unmittelbar vor der schriftlichen Prüfung zur Sicherheit noch einmal ein. Wir bemerken noch, das das Ergebnis auch bei anderen Schulen katastrophal ausgefallen ist, wie z. B. bei dem jüdischen Lyzeum, wo­von 22 Maturanten 16 (70%), bei dem Karansebescher Lyzeum, wo­von 28 Maturanten 23 (80%) durchgefallen sind. In der Ora­­witzaer Mittelschule, die nur drei Prüflinge stellte, wurden alle drei mit ungenügend klassifiziert.­­ Der Direktor des Diaconobici- -Roga- Lyzeums, Herr Co­man, hat sich Schülern des Deutsch.-ung..­­Staatrealgymnasiums gegenüber in dem Sinne ge­­äußert, daß die Schüler­ für den Mißerfolg in Mathematik nicht verantwortlich zu machen seien, son­­dern die Professoren der Deutsch-ung. Anstalt. Ueber diese Aeußerung wird sich der genannte Herr noch zu verantworten haben. Der Lehrkörper des Deu­tsch­­ung. Staatsrealgymnasiums wird von ihm solida­­risch eine Erklärung fordern und beim Unterrichts­­minister gegen ein solches für einem Schulmann ge­­radezu unglaubliches Vorgehen den schärfsten Protest einlegen. Die ganze Angelegen­­heit aber wird auch noch­ in andrer Richtung weitere Folgen nach sich ziehen, über die wir zur rechten Zeit­­ berich­­­­ten werden. Die Schüler, die zu der mündlichen Prüfung zu­­gelassen worden sind, sollen die Absicht haben, wegen der­ vorgefallenen groben Unregelmäßigkeiten sich der mündlichen Prüfung nicht zu unterziehen. * " : Bei der 2­­2. Bat­kalaureatsprüfungskommission sollen die MMbsolventen von fünf Mittelschulen geprüft werden. Freitag und Samstag fanden Die FER­EE statt, deren Ergebnis folgendes ils N I­EEE Deutsce Sektion des Staats-Realgymnasiums von 32 Abiturienten der modernen Abteilung sind 17 durchgefallen, die Abiturienten der Realten Abteilung — 10 an der Zahl — sind ohne Ausnahme alle durc­hgefallen. Ungarische Sektion­­ des­­ Staats-Realgymnasiums 12 Abiturienten der beiden ante — alle dur­c­­gefallen! Biaristengymnerum & von 34 Abiturienten der modernen Abteilung sind 13 d­urchgefallen. Notre-Dame-Schule Von 6 Abiturienten der modernen Abteilung 2 durchge­­fallen. N . - Liceul Diaconoovic Loga: Von 31 Abiturienten 7 durchgefallen. Diese Ziffern reden für Bände! " Kein einziger Realist der nichtrumänischen­­ Schale wird zur mündlichen Prüfung zugelassen, die Reihe der Absolventen der modernen Abteilungen aber ist arg de­­zimiert. Denn aber fad Tor schon bei der christlichen kein Wunder, wenn die ganze Stadt, ja das ganze Banat in heller Aufregung ist, denn der verknöchrteste Rabbi Ben Akiba muß da gestehen, das ist noch nie dagewesen. Duchgefallen sind bei der Maturitätsprüfung ja im­­mer einige der Kandidaten, es ist­ wohl auch­ vorgekom­­men, daß einer versagt hat, der sonst als ein guter Schüler war. Von I­nten üsung durch­­gefallen Philips, der die 8. Kl. mit Auszeichnung ‚ab­­solviert hatte, Anheuer, Mauri 8, Korodi, hut, Schäffer die „cu baude“, mit Lob absolviert ‚hate­ten, und noch so viele, die nach dem Urteil ihrer eigenen Professoren, nach einem kompetenten Urteil, die Brü­­­­fung unbedingt glänzen­d bestehen hätten­ müssen. Wo liegt da der Fehler? Wenn ein Schüler ein­ schlechtes Zeugnis nachhau­fe­­bringt, oder wenn er gar durt fällt, muß er auf Rügen und gar oft heftige Auftritte in der Familie gefaßt sein. Es gibt wohl seinen einzigen unter den Eltern, der heute seinem „durch­gefallenen” Kind einen Vorwurf zu machen sich un­­tersteht. Die Durchgefallenen sind nicht Schuldige, die ge­­müssen, sondern Opfer, Opfer wessen? Der Prüfungs­kommssion etiva? Nein! wenigstens nicht in jedem Fall. Es wundert uns, daß rumänische Blätter der Regie­­rung Vorwürfe machen, weil sie sich bei der Anwahl der Prüfungskommissäre von Bartelrrücsichten habe leiten lassen. Wer reißt sich, indem­ er Pädagoge ist, um die Rolle, die einem in 'der­ Prüfungskommission' nach dem Ang­e­­lesch­den Baffalaureatsgefeg zusommen muß? Wem kann es ein Vergnügen machen Hefatomben, und namentlich Hefatomben von­­ Minderheitsjünglingen zu schaffen? Dann für einen Pädagogen ist die­ses Ergebnis der Prüfung keine Ueberraschung: es wurde der Regierung und der Mehrheit in der Debatte über das Geje von solchen eg­re nachdrücklich gesagt, was das Ergebnis einer Prüfung sein muß, bei welcher die Schüler von fremden Professoren und zumeist in einer fremden Sprache geprüft wurden. Kein Prüfungs­kommissär der Welt war­nn die schreiende Ungerechtigkeit des Anghelescu 'schen Gesetzes “ wesentlich lindern, „ Wer sich darüber freut, daß so vielen namentlich gg Jün­lingen die Tore der Hochschule vor der Nase zugeschlagen werden, der mag sich freuen, er soll aber eines nicht vergessen: der Stachel ist tief in den Herzen der „Durchgefallenen”, sie nehmen diesen Stachel mit ins Leben. Auch diejenigen, die bei einer gerechten Prüfung auch durchgefallen wären, werden ihr­ Lebtag sich als Opfer des rumänischen Ehauptniss­muses. betrachten, und selbst , diejenigen, die­­ bei der Lotterie gewonnen haben und durchgekommen sind, wissen es am besten, daß nicht Gerechtigkeit, sondern der blinde Zufall ihnen die Tore der Hochschule ges­öffnet hat, a8 da zu tun ist? Das Gesetz wä ge Kraft gejegt werden, wenn nicht Spiru Haret, dessen en Geset An­hun ers Fra hat, sich alljährlich eimal im Grabe umdrehen soll, wenn nicht die Er­­bitterung sich alljährlich in nun von jungen Hers­zen der Opfer hineinfressen soll,­­ daten nicht gefaßt, sie so leichte [l'p' oder bedrängt 2 ” Ä MEIUE denn einzelne mathematische Formeln rügt, oder bestraft werden deutschem... Mine 2 ge en <| 4

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