Banater Deutsche Zeitung, September 1925 (Jahrgang 7, nr. 196-220)

1925-09-01 / nr. 196

- ' - Seite H 52 Die Neugestaltung des Balkans Donaukonföderation oder wirtschaftlicher Zusammenschluß ? Der gewesene serbische Minister. « Jow­a­n 90vi we) befaßt sich in einem Artikel mit den Lösungsumöglichkeiten­­ des mittel- und südosteuropäischen Problems. Dem Arti­­kel entnehmen wir folgende Ausführungen: Zieht man in Betracht, daß O­strreichAlngarn­ vor dem Kriege die Rolle einer notwendigen wirtschaftlichen Einhheit in Europa spielte, so sieht man, daß seine Zer­­stükelung zu einer Leere im wirtschaftlichen Leben Euro­­pas führte und daß diese Leere ausgefüllt werden muß.­­ Diese Lehre wird hauptsächlich von den Franzosen verspürt, deshalb suchen sie, diese wirtschaftliche Einheit Oes­terreich-Ungarns durch die Schaffung einer Donau- TV­pera­tion zu ersehen, an der folgende Staaten be­­teiligt wären: Jugoslawien, Ungarn,­­ Rumänien, Tschechoslowakei, Oesterreich und eventuell Bulgarien. Diese französische Kombination konnte keine Wurzel fassen, weil sie viel mehr den Charakter eines politischen Bündnisses gegen Deutschland, 18 den einer­­ festen wirtschaftlichen Kombination in Mitteleuropa hatte.­­­­ Zur Verhinderung des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland wurde auch­ die Kombination einer­ Vereini­­gung zwischen Oesterreich, Ungarn und der Tschecho­­slowakei aufgestellt, doch wurde diese alss die schwächste Kombination betrachtet.­­ Die dritte Kombination war­ eine Föderation, der Polen, die Vid­echofletvafer, Rumänien, Ungarn, Jugo­­sbawien und Italien hätten beitreten müssen. Ich Föderation wäre sein dauerhafter Bund gewesen, ja, nicht einmal eine Zollunion, denn jedes der erwähnten Länder hat einen anderen Mittelpunkt und andere Interessen­­grundiäße. Die vierte Kombination wäre eine Föderation mit­ Mibanien, Bulgarien, Griechenland, Jugoslawien, Num­a­­„ien, Ungarn, Oesterreich und der Tschechoslowakei, die alle ein einheitliches Wirtschaftsgebiet bilden. Der­ wirt­­schaftliche Mittelpunkt dieses Gebietes wäre nicht Wien, sondern Saloniki. Salognik­i würde zum wirtschaftlichen und finanziellen Mittelpunkte jener Länder werden, die Ha­ndelsbeziehun­­gen zu Westeuropa und dem Balk­an haben.­­ Im Interesse Desterreichs, der Tschechoslowakei und Ungarns stünde es, sich­mit ihrer Industrie dieser Kom­­bination anzuschließen. Die Balkanstaaten aber wünrces in dieser wirtschaftlichen Vereinheitlichung die Garantie besißen, die heute noch nicht befestigt ist.­­ Diese Kombination wäre auch eine Garantie­­ ihres Reichtums und ihrer Unabhängigkeit des Friedens im nahen Osten und ein Schuß gegen jeden Drang nach Osten, komme er von Norden oder Westen. Frankreich, England­­ und Italien müßten eine solche Richtlinie in Mittel- und Südosteuropa unterfrügen, . Die Kriegspolitik­, die bis heute verfolgt wurde, die Scheiduungspolitik der kleinen Völker und die Rivalitätspolitik am Balkan, die von den­­ Großmächten betrieben wurde, führte nur zum Kriege so am Balkan “wie im restlichen Europa. Diese Valitik muß aufhören.­­Sie müßte vorbereitet und organisiert werden. Zu einem Ergebnis wird man nur nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten gelangen. Vor­ allem müßten die Probleme der Eisenbahn- und Zolltarife, die Fragen­ der nationalen­­ Minderheiten, der Revision der Ueberein­­kommen und der wirtschaftlichen Ausbreitung der Groß­­mächte gelöst werden. Diese politische und wirtschaftliche Politik könnte nur dann zu Stande kommen, wen­n es zwischen diesen Staaten zu einer Verständigung und dem Frieden kommen würde. 7 - „Ai: EERETESTETEREET ZEN TEER EDWER BZRG NE XN VIEE H WR HESEL ERVROT NG HABS SBI YI ENTE EIER TESSLEERTE Ein Appell an die Präfekten Bukarest, 31. August. Der Innenminister schickte allen Präfekten ein Rundschreiben zu, das die Vor­­schriften bezüglich der Durchführung der Jungsreform enthält. Zum Schlusse heißt es: Verwal­­„Wir bedürfen, besonders in­­ dieser Stunde, der Mitarbeit und der Ergebenheit aller Anhänger der Regierung, um die schwere Mission der Konsolidierung und der­ Reorganisierung, die aufgetragen wurde und die noch nicht beendigt, uns ist, zu erfüllen.“ j j Der Vormarsch der Drusen Jerusalem, 31. August. Die Festung Sueida ist gefallen. Die Drusen haben sie nach regelrechter Vor­­bereitung mit Artilleriefeuer im Sturm genommen. Die ganze Besatzung ist in Gefangenschaft geraten. Die Drusen haben eine große Anzahl von Kanonen erbeutet. Jerusalem, 31.­ August. Die Eisenbahnlinie Dera­- Damaskus befindet sich noch vorläufig in den­­ Händen der Franzosen.­ ­ ERTETETRETEFFERN : Eröffnung der Leipziger Mustermesse Starker Besuch, große Nachfrage in allen Branchen Leipzig, 30. August. Die heute eröffnete Leipziger Mustermesse steht vollkommen im Zeichen des Gelingens. Die Messe selbst ist von mehr als zwölftausend Aus­­stellern beschi>t, was ein deutlicher Beweis für die Lebens­­kraft und Daseinsberechtigung dieses wirtschaftlichen In­­struments ist. Der Einkäuferbesuch ist außerordentlich stark: bisher sind nicht weniger als 121 vollbe­­setzte Sonderzüge auch aus dem Ausland hier eingetroffen. Die Nachfrage ist im allen Branchen |­eh­r lebhaft, so daß schon jetzt alle Hoffnungen auf einen günstigen Messeverkauf berechtigt sind. . Sie Konferenz für praktisches Kirchentum ee Bead­ie ee Steh HB August. Der Kongreß für prakti­­sches Christentum­ wurde nach der Rede des schwedischen Kronprinzen, der die Kirchen aneiferte, sie mögen zusam­­menhalten und nachdem die Vertreter der einzelnen Län­­der für den Empfang dankten, geschlossen. Nachher fand ein Festmahl statt, an dem auch der Kronprinz mit seiner Gattin teilnahm. ' | - bürstete Über meine Knie hin, so daß ich aufsah. Und siehe, wie sie vorüberging, flatterte ihr Tuch zu Boden. Und ich hob es auf und reichte es ihr verbindlich zu. Und Keturah sagte: „Dias hast du ganz ausgezeichn­et gemacht, Safed, mein Gemahl! Und nun mußt du dich umsehen, und dann bemerken, daß­ es seinem anderen Platz gäbe, als nur den an deiner Seite — "wenn du nämlich ein bißchen wücst!“ s ! Und ich tat, wie Keturah mich geheißen.­­ Und die Bank, auf der ich saß, war lang genug, so daß wir beide darauf Plaß hatten, ohne so dicht beieinander zu siken, wie die Menschen in der­­ Straßenbah­n. Und Keturah sagte: „Nun mußt du mir dein Buch leihen, und ich muß so tun, als ob ich darin läse!“ Und ich tat, wie Keturah­ gesagt hatte. Und sie saß neben mir und las, ja, und ich las auch. Dessen ungeachtet hatten wir es in weniger als z­wanzig Minuten zu Stande gebracht, über das Leben und die Kunst, über das Wetter und unsere­­ Seelen zu sprechen, und über den traurigen Zustand, in dem man lebt, wenn man verheiratet ist. Und wir wußten auch schon, wo wir wohnten und hatten auch schon ein­­ Konzert entde>t, das wir gemeinsam besuchen wollten. Und ich spielte meine Rolle, wie Keturah es gelehrt hatte.­­ Und sie sagte: „Wie gefällt dir das, Safed?“ Und ich antwortete: „Das ist furchtbar lustig — das müssen wir öfter machen!“ i­ i "Und sie sagte: „Safed — glaubst du, daß eine Lieb­­schaft mit der Frau eines anderen auch nur halb [5 lustig wäre?“­­ , . Und ich antwortete: „O du Holdeste und schönste aller Töchter Evas — wenn ich je eine Liebschaft anzu­­­fangen wünschen sollte, dann möge das Geschich mir dich senden! Denn nur mit dir könnte ich solche Dinge treiben, ohne mich als einem verdammten Narren zu fühlen -­­ja, wenn ich mit dir eine Liebschaft anfange,­­ dürfe ich mich einen Weitem!“ Und Keturah sagte: „Safed, mein Gemahl, ich habe­­ dir etwas anzuraten!“ “Und ich antwortete: „Sprich, K­eturah!” Und sie sagte: „O Safed, mein Gemahl! vielen Menschen gute Ratschläge gegeben — aber Di hast n­ichts tut den Söhnen und Töchtern der Menschen mehr not als dies: sprich zu den Männern und Frauen, sprich zu den Verheirateten, die die List und Schwere und Rede des täglichen Lebens füh­len,­und die einander zu platzen geworden sind! Sprich zu ihnen und sage Gemein­­ihnen: „Legt von Zeit zu, Zeit eure schönsten Kleider an un­d beginnt eine Liebschaft miteinander! Ja, laßt die Roman­­tik nicht sterben in eurer Ehe, damit ihr einander nicht Überdrüssig werdet und Satan euch nicht Seine Schlingen um die Füße winde! Sage ihnen, daß eine solche Lieb­­schaft, recht begonnen, ebenso unterhaltend sei, wie die „Liebschaft mit anderen Leuten, —­­aber viel gesünder und sicherer!“­­ Und ich sagte: „Keturah, du hast Worte der Weisheit gesprochen! Und es wäre für Tauser­de von törichten Frauen und Männern, die noch größere und schlimmere Toren sind, das Heil und die Rettung, wenn sie deine Worte beh­erzigten und bewahrten!“ Und Keturaih, daß ich die Bots<aft, die sie mir ins ich -gelobte Ohr ges flüstert habe, von den Dächern der Häuser verkündigen werde. > “€. Z­ei] nie Ja, und damit will­­ ich erreichen, daß ein paar Scheidungsgerichtshöfe auf Ferien gehen! (Uebertragung von Max Hayek.) mich | ; * | i Dienstag, den 1. September 1995 Jugoslawischer Protest gegen Grenzüberschreitun­­gen bulgarischer Banden Belgrad, 30. August. Der jugoslawische Gesandte in Sofia Ra­skits< überreichte dem bulgarischen Außen­­minister Kalfow vor einigen Tagen eine Note, in wel­­cher gegen die wiederholten Grenzüberschreitun­­gen und Einfälle auf jugoslawisches Gebiet durch „be­­waffnete bulgarische Banden energischer Protest erhoben wird. Aus den Aussagen gefangengenommener bulgarischer Freischärler gehe bevor, daß­ die bulgarische Negie­­r­ung bei einer Achtsamkeit Grenzverlegungen sehr wohl hätte verhindern können. Außenminister Ralfom erwiderte in seiner Ant­­wort auf die jugoslawische Note, daß seine Regierung alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel anwenden wird, um in Zukunft das Eindringen bulgarischer bewaffneter Ban­­den auf jugoslawisches Gebiet unmöglich zu machen, waß jedoch die militärische Macht Bulgariens zu klein sei, um die Grenzen erfolgreich zu be­wachen. Im hiesigen Außenamte wird mitge­­teilt, daß dieser Protest­­ als die letzte Mahnung an Bulgarien zu betrachten sei. Sollten in Zukunft bulgarische Komitatschis weiterhin auf jugoslawi­­sches Gebiet einfallen, so würde die jugoslawische­­ Regie­­rung Mittel und Wege zu finden wissen, um derartige E­infälle ein für allemal, wenn nötig auch mit Wa­f­­fengewalt, abzuwehren. Widersprech­ende Nachricht über eine Verein­­bar­un­g zwischen Italien und Albanien Belgrad, 31. August. „Novosti“ meldet: Wie man hört, sollen­ die Regierungen Italiens und Albaniens sich vereinbart haben. Albanien entsagt den Sajıno- Inseln. Dafür wird die italienische Regierung die Anhänger des gewesenen albanischen Regimes aus­­weisen und stellt ihre Unterstüzung ein. Der Präsident Albanien 38 Achmed Zogur soll zum König Albaniens proklamiert werden“ . „ Eine andere Version behauptet, es sei keine Ver­­einbarung zu Stande gekommen. Im Gegenteil: „Italien soll sich mit den Nachbarn Albaniens hinsicht­­lich einer Aufteilung Albaniens verständigt haben. Der Plan wäre der, daß aus dem heutigen Albanien nur ein ganz unbedeutendes Gebiet bleiben würde. Frankreich zufrieden? aus Paris, 31. August. Die französische Presse meldet wohl informierter Quelle, daß die Regierungskreise mit der deutschen Antwortnote zufrieden sind. Die Konfe­­renz der Sachverständigen wird wahrscheinlich ohne Ver­­zögerung zusammentreten. Der Zeitpunkt der Konferenz ist aber noch nicht festgesetzt worden. : Be­­air vf Eröffnet: | Temesvar, Innere Stadt, Lloydzeile (Löffler-Palais) - Telephon 9­06 Ganz neu einge­richtet! - Nachklänge zu den Wahlen 7 Const, Bacalbasa* erinnert im „Adevevul“ -- zu einer * "Besprechung der Landw­irtschaftswahlen daratıf, daß "im Jahre 1894, als die konservative Partei sich unter der Leitung ihrer großen Führer: Lascar, Catargiu,­­Carp, Take Jones8cu, an der Macht befand, die Gemeindewahlen * sich in 8 Komitaten von 30 zu Gunsten­­ der in­ der Opposition stehendem Liberalen entschieden. Das reichte damals dazu aus, daß König Karl in Anbetracht der Wahlsitten in­­ Rumänien und der­ Regierungspressionen erklärte, die Mehrheit des Landes sei für Die Liberalen. Bacalbaia wirft in seinen weiteren Ausführungen die Frage auf: „Was kann König Ferdinand heute­ be­­schließen, wo die Mehrheit der Komitate­ sich gegen die Liberalen ausgesprochen hat?“ zu der Schlußfolgerung, daß­ die Bevölkerung und kommt­­ dur die Wahlen eine neue Regierung, neue­ Männer und neue Methoden gefordert hat. „Viitorus“ bringt die liberale Auffassung Folgen der Landwirtschaftswahlen wie folgt zum druc: 2 „Die engen Interessen einer Berufskörperschaft haben“ nie eine Aenderung in der allgemeinen politischen Lage herbeigeführt. Warum sollten auch die Landwirt­­schaftswhlen eine politische Bedutung haben, wo es wie allgemein bekannt ist, daß nur die Nationalisten und Zavanisten den rein wirtschaftlichen Charakter der Wa­­hlen zu einem politischem zu machen bestrebt waren. Die politische Lage einer Partei kann­ nicht auf Grund des Ergebnisses von Beruf­swahlen beurteilt werden.“ Mit dem Hinweise auf die Leistungen der Regierung “fließt „Viitoviul“ den Artikel, behauptend, daß das ganze Land das Werk der Regierung verstehen und unterstoßen wird. Bukarest, 30. August. Einige Blätter wissen zu mel­den, daß in den Rechenschaftsberichten der Prüfisten darüber gefragt wird, daß die Gerichtspersonen,­ die die Leitung der Wa­hlen in der Hand hatten, die Opposition begünstigt hätten. und! Demgegenüber stellen die Oppositionsplätter fest, daß die Richter in den meisten Landesteilen streng „unpar­­teiisch waren. „Aurora“, das amtliche Blatt der Zavani­­sten schreibt: „Diesmal erwies sich die Richterschaft als eine Beichakerin der Würde der rumänischen Gerichte.“­­über die Aus: Eröffnet! Filiale Josefstadt, Kossuth - Lajos - Gasse 27 Telephon 9-06 - 2354 Damen-Konfektionswarenhaus internit

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