Banater Deutsche Zeitung, Juni 1926 (Jahrgang 8, nr. 120-143)

1926-06-01 / nr. 120

Seite 9 ee wm Banater Deutsche Zeichung" _ Bei einer Umbildung der Regierung bürgen werden? -- Lapas tritt aus der Regierung ? Goldis sol aus dem Kultusministerium ausscheiden und Bukarest, 30. Mai. In allernächster Zeit wird General Averescu die bereits seit langem in Aus­­sicht genommene Kabinettsumbildung vor­­nehmen. ei TEN Wenn auch­ noch nichts Endgültiges beschlossen wurde, dürfte nach Ansicht wohlinformierter Kreise die Umbildung Handelsminister ungefähr wie folgt vor sich gehen: Co­anda und Justizminister Cudalbu werden aus dem Kabinett austreten und die Präsidentschaft des Senates, bezw. der Kammer übernehmen. Unterstaatssekretär­­ Manoiles­cu Handelsminister werden. Als Kandidat für das Justizportefeuille wird der gegenwärtige Bukarester Bürgermeister Hannibal TZendorescu genannt. Golvis I.wird wahrscheinlich­­ das Kultu­s­­­ministerium verlassen“ und das Ministerium für Siebenbürgen übernehmen. An seine Stelle dürfte der gegenwärtige Unter­­richtsminister Negules8cu­trovici, jezz Minister ohne treten, der durch Re- Portefeuille,­­ ersetzt werden soll.­­ Das Gerücht über die Uebernahme des Außen­­­ministeriums durch Go­g­a ist bisher von keiner Seite bestätigt worden.­­­­ In Oppositionstreffen wird zu obiger Meldung bemerkt, waß die Kabinettsumbildung sich in erster Linie gegen die Goldi8-Gruppe richte, über deren geringen Wahlerfolge in Siebenbürgen die Avere53- caner sehr enttäuscht sein wollen. "= Aus dem gleichen Grunde behaupten diese Kreise, „werde­ auch Gesundheitsminister Vortefeuille zurücktreten, um einem Zupas von seinem Averescaner Vlat zu machen, dürfte Minister für Sieben: Kae . Die endgültige Aafieilung der Mandate Die Regierung und Minderheiten haben 286 Kam Parteien bei den Senatswahlen Bukarest, 30. Mak. endgültigen Resultate der Die nunmehr vorliegenden Senatswahlen ergeben folgende Situation: Von den auf Grund des allgemeinen Stimmrech­­tes gewählten 113 Senatssitzen sind der Regierung 108 zugefallen. Die Opposition drang nur in den Bezirken Karlsburg, Fogarasch, Somesch, Tulcea und Hune­­doara durch. Es haben noch zu wählen die Gemeinde- und Komitatsg3räte 71 Senatoren, die Han­­delskammern, Aderban und Wrbeitz­ a Det Universitäten je vier Sena­­toren. Dazu kommen noch 26 Senatoren von Rechts wegen. Die Totalisierungskommission hat ihre Berechnungen beendet und die K­ammerman­­date wie folgt aufgeteilt: 286 Mandate hat die Regierung erhalten, dazu sind auch die Mandate der Deutschen und Ungarn mitgerechnet.­­ Der Oppositi­en3bla> der National­­partei und der Zaranisten hat 77 Mandate er­­halten. Die Liberalen bekamen 15, die Cuzisten 9 Ab­­geordnete. Von den Liberalen wurden u. a. wiedergewählt: Vintila und Dimu Bratianu, Duca, Alexander Constantines­cu, Sassu, Inculeth, Or­­leanu und Frasanovicei. Bukarest, 30. Mai. Die Landwirtschafts-, Han­­dels- und Ge­werbekammern, sowie die Universitäten haben beste vormittag ihre Senatoren gewählt. Den Sieg trugen gegenüber Den Negierungs­ heise die Liberalen bei nachstehendem Ergebnis avon? ; h Senator für die Landwirtschaftskammer wurde Vladmir Athanasovici, auf dessen Gegenkan­­didaten Ghitescu nur drei Stimmen entfielen. Bei der Wahl der Handels- und­ Gewerbekamm­­­mern wurde zum Senator des Handels Jean Luca Nicules­cu gegenüber dem Regierungskandidaten Brancovici gewählt. Im Wahlkampf um das Senatorenmandat des Gewerbes ging Dr. Stefan Ceres gegen Ing. Mercea (Regierungspartei) als Sieger hervor. Zum Senator der Universitäten wurde Rektor Emil Pargiatti gewählt. Doch wurde gegen seine Wahl von einigen Professoren, die auch nicht ab­­stimmten, die Anfechtung angemeldet. In Klausenburg endete die Senatoren­wahl eben­­falls mit dem Siege des früheren liberalen Kultus­­ministers Alexander Lepadatu gegen den Regie­­rungskandidaten Professor Rakovita. Zum Senator der Handels- und Gewerbekam­­mern, wurde in­te] Michael Marcus (für­­ Gewerbe) und Dr. Comsa (für Handel) gewählt. Die Wahl des Lebteren, dem von ungarischer Seite Bankdirektor Julius Ferenczy gegenüberstand, erfolgte überraschender Weise, auf die Art, daß die rumänischen Mitglieder der Körperschaft kroß des bestehenden Paktes nicht auf den ungarischen, sondern auf den rumänischen Kandidaten stimmten,­­ Werkzeuge, Tischler-, Schloffer-, Schmiede, usw. in­­ reicher Auswahl bei Otto Scherter, Eisenhandlung, Temedpat, 704a­ ate — Der Sieg der kartellierten Vorteil. Sie ist die Grundl132 der ausgesprochen durst­­löschenden Wirkung des Obstes, die sich im Hochsommer so angenehm bemerkbar macht. Außerdem­ wird dadurch zu einer gründlichen Durchspülun­g der Nieren, wie des alten Körpers beigetra­gen, ohne daß die unmittelbare Aufnahme großer Flüssizfellemengen lästig fallen könnte. Eine wichtige Grundlage für die erfrischende und be­­lebende Wirkung des Olesites scheint sein Gehalt an Vitami­­nen zu bilden. Man versteht darunter die in den letzten Jahren ihrer Wirkung, wenn auch nicht ihrem Wesen nach, genauer erforschten Ergänzungsnährstoffe. Man hat von ihrem Vorhandensein frühen nichts gewußt; ihre Antwe­­senheit in der Nahrung hat sich jedoch als lebandnotiwendig erwiesen. Man unterscheidet nach ihrer Wirkung drei Vi­­tamine, Vitamin A, B­ und C. Das Fehlen des Vitamins A bedingt schwere Wachstums­störungen des jugendlichen Alters, namentlich wahrscheinlich die Rachitis, das Fehlen des Vitamins B schwere nervöse Erkrankungen, das Feh­­len des Vitamins E in der Nahrung das Auftreten von Skorbut.­­ In den verschiedenen Obstarten sind die einzelnen Vitamine in wechselnder Menge enthalten. Aepfel und Birnen sind reich an Vitaminen, besonders aber Wein­­trauben, Zitronen und Orangen. Auch der Saft dieser Früchte enthält viele Vitamine, so daß er bei verschiedenen vanfheiten, die duch Vitaminmangel entstanden sind, ge­­radezu als Heilmittel verwendet wird. (Zitronensaft bei­­ Storbut). Es sind noch nicht alle Früchte auf ihren Gehalt an Vitaminen untersucht. Bei Bereitung von Dürrobst, ebenso bei starker Erhitzung des Obstes gehen die Vitamine verloren. Es sind also nur die frischen Fruchtsäfts und die auf kaltem Wege dauerhaft gemachten Fruchtstruppe vita­­minreich, nicht aber die dar„ Einkochen fünfnis-“ und gärungsbeständig gamachten. Zu der allgemeinen erfrischenden Wirkung des Obsstes tragen außer dem Wassergehalt noch die im ihm vorhande­­nen Duftstoffe bei. Söjtfenner behaupten mit Entschie­­denheit, am besten Schmede das soeben frisch gepflü­ctte Obst. Das ist durchaus wahrscheinlich, denn bei längerer Lage­­stoffe, die zum Wohlgeschmach in erster Linie beitragen. Die Fruchtsäumen (Arielsäure in Nepfeln, Birnen, Pflau­­men aff., Zitronensäure in Zitronen und Apfelfinen, Weinsäure in Weintrauben), unterstoßen die erfrischende Wirkung des Obstes. . Das Obst bedeutet, Fury zusammengefaßt, eine schmal­­hafte, gesundheitlich förderliche und die notwendige Ab­­wechslung herbeiführende Ergänzung der Kost. Man sollte nach Möglichkeit von ihm ausgedehnten Gebrauch in der Ernährung machen und es insbesondere reichlich Kindern geben. Sie essen e8 — aus dem inneren Bedürfnis des Körpers heraus — in der Regel sehr gern. <<< — nn non ron ee reg 57 * | * Dienstag, dem 1. Juni 1926 : „Polen, Polen . . .“ Von Dr. Paul Rohrbach „Welche Gefühle wir gegenüber Polen auch haben mögen, wir müssen die Situation als Fran­­zosen und zum Wohle Frankreichs beurteilen. Nur diesem Zwecke sollen meine Ausführungen dienen, die sicher vielen Enttäuschungen­­ bereiten werden, die aber notwendig sind, um der zu weit gehenden Neigung edler Herzen zu steuern, und sie vor Ge­­fahren zu bewahren, die ihr schlecht unterrichteter Enthusias aus dem Lande bringen muß. Man muß den Mut haben, der Situation ins Auge zu sehen, und dann kann man sich nicht verheimlichen, daß das polnische Gebäude schon erheblich kracht!“ Diese Säte finden sich in dem Buch, das ein französischer Generalstabsoffizier, Graf Olivier D’Etchego­yen, unter dem Titel „Pologne, Pologne ... .“ vor kurzem veröffentlicht hat (Paris, Andre Delpeuch, 51 Rue de Babylone). D’Etchegoyen war 1920 bis 1925 französischer Ver­­bindungsoffizier bei den polnischen Stäben in Warschau, Wilna, Grodno usw. Er hatte Gelegenheit, sich in Polen umzusehen und die reichlich Ver­­­hältnisse zu beobachten, und sein Buch ist über die Zukunft Polens ebenso optimistisch, wie Aber seine Gegenwart.­­C3 schließt sogar mit der ohne Um­­schweife ausgesprochenen Voraussage einer noch­­maligen und endgültigen Aufteilung Polens. Statt vieler Stellen, die auf ihm angeführt werden könn­­ten, möge hier nur die folgende stehen: „Geblendet von der Stellung, wie man­ es hat einnehmen lassen, und ohne an die unsterb­­liche Fabel vom Ochsen und vom Frosch zu denken, fühlt Polen sich dazu verleitet,­ eine Rolle zu spielen, die ihm nicht zukommt und sich am Ende gar als Schiedsrichter ü­ber die Geschi>e Osteuropas aufzuspielen. Verlangt es nicht schon einen permanenten Sitz im Völker­­bundarat? Sucht es nicht auf Schleichwegen Danzig zu annektieren? Begreift man die ganze Gefahr, die dieser losgelassene Imberialismus für den Frieden bedeuten muß? w Gegen­über derartigen maßgebenden Asspirationen ist­­ es Doch sonderbar zu konstatieren, daß Die Schwächung und Teilung Polens, weit entfernt ein Element der Unruhe in Osteuropa zu sein, im Gegenteil, ein Element des Friedens ge­­wesen sind. Von 1762 bis 1914, also mehr als 150 Jahre, haben Preußen und Rußland nie miteinander Krieg geführt, etwas, was in der­­ Geschichte ohne Beispiel ist. Erkennen die­ Diplo­­maten übrigens nicht sehr schon die Notwendig­­keit großer Veränderungen an der Karte Ost­­europas an?" =­ 2000 - D'Eichegoyen warnt seine Landsleute drin­­gend vor den Illusionen und Gefahren, die für Frankreich aus dem Glauben an den Wert des pol­­nischen Bünd­nisses kommen könnten. Die Polen, sagt er, sind eine bankerotte Nation, die sich durch Mangel an Methodik und an Sinn für Organisation und planmäßiges Handeln auszeichnet, und die nicht einmal eine tüchtige Armee begicht. Weder das polnische Heer wird ein sehr ungünstiges Urteil ge­­fällt. Der Verfasser beruft sich darauf, daß­ die französischen Offiziere mit eigenen Augen (im p­ol­­nisch-russischen Kriege) den geringen Wert der pol­­nischen Truppen gesehen hätten. Die polnischen Offi­­ziere seien hochmütig und unfähig, hätten die Brust­­ voll lächerlicher Plaketten und Medaillen und mac­­hen den französischen Instruktoren nur Schwierig­­keiten.­­ Das französische Werk kommt wie gerufen, um das Bild zu verdeutlichen, was Polen und die pol­­nische Revolution im Augenblick bieten. Vor allen Dingen sieht man bestätigt, was für niemanden, der die Polen kennt, ein Geheimnis ist, und wa­8 auch der Franzose unterstreicht: der Pole vermag planmäßig und methodisch zu handeln, sondern nicht er läßt sich, auch als Politiker und Staatsmann, von Stimmungen und Leidenschaften treiben. Ein Bei­­spiel Dafür war die Art, wie von polnischer Seite ohne Ueberlegung, bloß aus Haß gegen Deutsch­­land, der Wirtschaftskrieg vom Zaun gebrochen wurde. Durch ihn kam Polen, das wirtschaftlich ohnehin schon auf der schiefen Ebene lag, nun ins unaufhaltsame Gleiten. Auch die jetzige Revolution ist echt polnisch, denn es handelt sich bei ihr weder um politische noch um ökonomische Prinzipien­­gegensäße, sondern um einen Streit, der aus Haß und Ehrgeiz zwischen den Führern des nationalen Lebens entbrannt ist. Dabei ist Pilsudski menschlich die symapathischere Erscheinung: in wirtschaftlichen Fragen ohne jede Kenntnis und Vorstellung, von stürmischem Temperament, aber ein tapferer Offi­­zier, und auch als Patriot nicht so besinnungslos auf den Standpunkt des „polnischen Globus“ ein­­geschworen, wie seine Landsleute, . Er lohnt sich, mit wenigen Worten den „Ver­­lauf dieser Revolution zu skizzieren. Vilsud3 i­st alter russischer Revolutionär. Seine Einstehung war und ist noch heute, weil er Rußland kennt, vor allen Dingen antirussisch. Deutschfeindlich ist er ;

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