Banater Deutsche Zeitung, Juni 1929 (Jahrgang 11, nr. 120-144)

1929-06-01 / nr. 120

' j : Dir, Gen, P. T.T. Nr, 43504,­­1927, Bezugspreis bei Vorauszahlung: ganzjährig 980, halbjährig 500, vierteljährig 260, monatlic 90 Lei. — Zustellung in Teme8war 10 Lei monatlich. — Ausland monatlich 150 Lei. Bei Zahlung im Nachhinein wird der monatliche Bezugspreis berechnet. Einzelpr.: 4, Sonntag 5 Lei. Eieg der Arbeiterpartei bei den Parlamentswahlen in England Die Konkurrenz der beiden bürgerlichen Parteien ist den Sozialisten zugute gekommen == Heute abends erst werden die Ergebnisse amtlich veröffentlicht . "Räumung des Rheinlandes im Programm der Arbeiterpartei Am gestrigen Tage, einem historischen Tag nicht für für England, sondern für ganz Europa, sind 28 Millionen britische Staatsbürger, eine Zahl, die seit Anfang dieses Jahres noch durch annähernd sechs Millionen dadurch erhöht wurde, daß man das Frauenwahlrecht auch auf die Frauen im Alter von einundzwanzig bis dreißig Jahren ausdehnte, an die Urne geschritten. In dieser Tatsache, der Ausdehnung des Wahlrechtes auf bisher politisch noch ganz uner­­probte Kreise, lag ein Element der Unsicherheit, das diese Wahl beinahe zu einem Lotteriespiel für alle­­ Parteien machte. „Die bisher bekannt gewordenen Ergebnisse las­­sen einen Wahlsieg der Arbeiterpartei erkennen. Ob die Zahl der von der unter Führung Mac­Donalds stehenden Arbeiterpartei eroberten Mandate zur Bil­­dung einer Regierung genügt, oder die Arbeiterpartei nie Koalition mit den Liberalen eingehen wird mus­­s and Ru? ? erst werden, da noch unbekannt sich, daß England in den europäischen hat Ab 2 Franzosen keine Gefolgschaft leisten wird, wie un. „68 unter den Konservativen der­ Fall war. Die Regierung der Konservativen unter Balld­­vin hat weder innenpolitisch noch nach außen hin in " 6.­­ Der Sieg der Arbeiterpartei wird­ jedenfalls Einfluß sein und i macht es sehr wahrscheinli­chen lezten­ Jahren besonders befriedigt. Baldwin hat bei den Wahlen sein Programm traditionsgemäß auf Schutzoltpolitik festgelegt, wodurch er die in England heute schwierigste Frage des Problems der Arbeitslosigkeit zu lösen verspricht. Ergänzend hie­­zu plant er eine Gemeindesteuerreform, um auf diese Art zu protektiven Investitionen zu gelangen und damit gleichfalls vom Arbeitslosenproblem näherzu­­rüden­. Lloyd George, der Führer der Liberalen, hat ein ähnliches Programm. Auch er beschäftigt sich in erster Linie mit dem Erwerbslosenproblem. Sein Hauptaugenmerk,aber hat er auf das Konto der vor­­hin erwähnten jüngsten Wählerinnen geseßt.­­­­ Das umfassendste Programm hatte die Arbeits­­partei. Dieses Programm,­­ 22 Punkte enthält, befaßt sich überdies zweiundsiebzig mehr als die­ Programme der Konservativen und Liberalen. mit tens äußerif wih: ei ER 1. a ts ; . LIE REN Stimmung und Einstellung in England ist, daß von allen drei Par­­teien immer wieder das Friedensmoment besonders hervorgehoben wurde. Dieser pazifistische Zug beruht aber wohl in erster Linie darauf, daß man den vor­­hin genannten fünf Millionen Frauen, die gestern zu wählen hatten, möglichst entgegenkommen wollte.­­ Wahlkreise­n Ergebnisse vielar­tige Zusage: die sofortige Rheinlandes, Räumung auf die Außenpolitik. Englands von großem Charakteristisch für die allgemeine de­s +, . . . Absolute Mehrheit für die Arbeiterpartei? - Wahls Die Parlamentsw­ahlen, England stattgefunden haben, die gestern­­ EIE sind im allgemeinen ruhig, aber bei schwacher Beteiligung der Wähler ver­­laufen. Für die 615 Mandate stellten die Konservati­­vven, Liberalen, die Arbeiterpartei, Kommunisten ,u. a. Gruppen insgesamt über 1700 Kandidaten, Darun­­ter 69 Frauen, auf, für die sich 20 Millionen Wähler zu entscheiden hatten. Da in England kein­­ In London, wo die Parlamentswahl­­ unbeschreiblicher Dryhel: Alle Gaststätten waren bis zum Erdrücken Volksfest begangen wird, herrschte Wahl­­zwang herrscht, enthielten sich besonders viele Män­­ner der Stimmabgabe, dafür schritten die Frauen in umso größerer Anzahl an die Urnen, wie ein hielten in vier Bezirken insgesamt 106.308 Stimmen­ die Majorität, a . Die Kommunisten hatten nirgends Erfolg. I In­ den gesamten 206 Bezirken beträgt der Mandatzuwachs der Arbeiterpartei 56 Sitze, verlo­­ren gingen drei früher Konservativen verloren innegehabte­ Mandate, 5 Mandate, die­­ Liberalen gewannen 8 neue, mußten aber 10 alte Betrauungen abgeben, die Kandidaten außerhalb der Parteien ero­­berten sich einen neuen Bezirk. Es spielten sich in London zahlreiche , humo­­sistische Episoden bei den Wahlen ab. Viel besprochen wurde der Weinkrampf einer Frau, den je nach der überfüllt und da jeder Mensch irgend ein Gerät zum Lärmen, wie Trompeten, Pfeifen usw. besaß, mußte man Nerven haben, um den Spektakel unbeschadet auszuhalten. RR Die Konservativen haben allgemein in den Städ­­ten unglaubliche­­ Schlappen und Mandatsverluste zugunsten der Arbeiterpartei erlitten. Die Ergebnisse in den Provinzen sind noch nicht bekannt, bzw. die ge­­nannten Ziffern basieren nur auf Schätzungen. Doch ist anzunehmen, daß die Konservativen dort besser ab­­schneiden werden. Am meisten hat ihnen die Propa­­ganda der anderen bürgerlichen Partei, der Libera­­len, geschadet, die oft für die Arbeiterpartei Stim­­mf machten, nur um den Konservativen zu üben. Stimmenabgabe erhielt, als sie dahin aufgeklärt wur­­de, daß Lloyd George, auf­ den sie gestimmt hat­­te, nicht der konservativen, sondern der liberalen Partei angehöre.­­ Wie schwer es den Konservativen wurde, ihre Kandidaten gegenüber den Anhängern der Arbeiter­­­partei durchzubringen, ergibt sich.u. a. Daraus, daß z. B. "Chamberlain in Birmingham nur: eine Stimmenmehrheit von 43 Stimmen, Lady­­ Asto­r aber in Phymouth, wo sie in­ 1924 mit mehr als 1000 Stimmen Plus siegte. Diesmal nur eine '"Majorität von 211 Stimmen zusammenbringen konnte. Das Gesamtergebnis der Wahlen wird erst heute ‚abend offiziell veröffentlicht werden.­ ­ London, 31. Mai. (Dp.) Der Sieg der Arbeiterpartei erscheint gesichert. Angestellten Be­­­rechnungen zufolge soll ihr Vorsprung schon in groß sein, daß sie nur­­mehr 40 Mandate bedürfen, um die absolute Pjorität zu erhalten.­­ Man schließt auf diese Möglichkeit aus den bisher amtlich bekannt­­gegebenen Resultaten aus 206 Wahlbezirken, wo die Ergebnisse fol­­­gendermaßen ausfielen: „Arbeiterpartei 121 Mandate, Stimmenzahl 3.278.460. Konservative 68 Mandate nach 2,883.211 Stimmen. Liberale 13 Mandate nach 630.292 Stimmen. ra Die werten er war er wr FTI Seutit de din nam Soon Wt p= ] - ie 13 7 lorea er en U We tern n"oSta d: x virdare A. iN. 4 | a320c1 iäationsg = > 9 19 Martin in Ardeal 1004 IM 4 = 11. Jahrgang Zimiroara-Temeswar, 3 Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches Bu­tp­rem: Schriftleitung Nr.:14--18, Verwaltung Nr. 1scheint täglich 4 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Samstag, 1. Juni 1929 Nr. 120 Pa 'Not immer kein Vorwärts “ Unlängst wurde in diesen Spalten der „Banater wie dem Freudentaumel, hervorgerufen Durch die Berufung allmählich eine Ernüchte­­rung unseres Volkes folgte. Infolge der Ereignisse Deutschen Zeitung“ darauf hingewiesen, der sechten Wochen muß man aber bereits eine ge­­wisse Enttäuschung verzeichnen. Im Vordergrunde des Interesses steht bei allen Minderheiten des Lan­­des derzeit die Schulfrage. Von ihrer glücklichen oder ihrer unglücklichen Lösung hängt die Zukunft unse­­res Volkes ab. Solange wir deutsche Schulen haben, braucht es und um unsere völkische Zukunft nicht bange sein. Wir sehen aber auch unter der­jedigen­ Regierung auf­ diesem Gebiete keineswegs eine Bes­­serung. Wäre die Schulfrage nicht eben durch die Re­­gierung selbst durch das Bakkalaureat3geses ange­­schnitten worden, könnte man nun noch immer damit vertrösten, die Regierung müsse vor allem die trau­­rige Wirtschaftslage des Landes sanieren, dann­­ dann käme die Regierung der Schul- und allerlei an­­derer“ Minderheitenfrage an die Reihe. Für den Herbst war es in Aussicht gestellt. Wir fanden uns bereit damit a "Ri viel Aue und aber dennoch fruhig, als wir nach ‚Veröffentlic­­­her Vorlage des neuen Verwaltun­­­­­­­­­­­­­gL III hoffen .Der blutige Ernst dieser uns niederschmetternden­­ Erklärung­ sollte nun bei der­ Abänderung des Bak­­talaureatögefeges zu­ ihrem unzweideutigen Aus­­dru> gelangen. Von der Gleichberechtigung der Min­­derheiten keine Spur. Nicht nur, daß unseren Absol­­venten durch den Gebrauch der Muttersprache eine Erleichterung geschaffen werden würde, sondern sie werden, handelt es sich um Schüler konfessioneller Schüler, ihren rumänischen Kollegen gegenüber all dadurch benachteiligt, daß sie das Bakkalaureat vor einer Kommission abzulegen­ haben, die ausschließ­­lich aus fremdem Lehrpersonal zusammengestellt wird. Da hing es doch wirklich bloß vom guten Wil­­len der Regierung ab, daß unsere Söhne sich unter gleichen Vorbedingungen vor die Prüfungskommis­­sion stellen können. Sie verfügt im Parlament über eine geradezu überwältigende­ Mehrheit und wäre sicherlich in der Lage gewesen, ihr Wohlwollen, noch mehr, ihren Gerechtigkeitssinn den Minderheiten gegenüber zu befinden und unserer Jugend eine Gleichberechtigung widerfahren zu lassen. So gehen wir in den ' zwei wichtigsten Fragen des öffentlichen Lebens: in der 'Verwaltung'- und in 'der Schulftalge wieder mit leerer Hand aus. Was sollen wir da­­ vom versprochenen Minderheitengeseß erwarten, wenn die wichtigsten Gesetze schon im Vor­­hinein zu unserem­ Schaden, mit vollster Außeracht­­lassung der Gleichberechtigung geschaffen werden? &3 liegt in der menschlichen Natur, sich an die letzte Hoffnung mit außeror­dentlicher­­ Jammern. Unser vollstes Vertrauen wurde dieser Regierung gegenüber anläßlich der Wahlen demonz­­strative bewiesen, wie wir auch unsere Loyalität dem­ Seelenstärke 1 - Manius zur Regierung, gegeseßes ges Ge­­ -

Next