Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1930 (Jahrgang 12, nr. 222-248)
1930-10-01 / nr. 222
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In politischen Kreisen herrscht große Spannung darüber, ob es Maniu gelingen werde, die Verschiebung der Parlamentseröffnung durchzusetzen. „Curentul“ schreibt über das zu erwartende Resultat der Audienz einen langen Artikel und betont: „Wenn die Audienz Manius von Erfolg begleitet sein wird, so wird dies einen neuen Beweis des Vertrauens des Königs bedeuten.“ Nach dem Blatte ist es nicht unmöglich, dass Maniu, im Falle der König seinem Wunsche nicht nachkommt, seine Demission einreichen wird... Es ist ‚nicht ausgeschlossen, daß der König in diesem Falle Junian mit der Negierungsbildung betrauen würde, der gegenwärtig persona grata ist, das Kabinett wieder aus den Reihen der National- Zaranisten zusammenstellen, on aber unter den heutigen Umständen eine Zusammenarbeit zwischen Junian und den Siebenbürgern u8 unmöglich erscheint, würden neue Wahlen notwendig werden. Dieser Kombination steht der Ausspruch des Königs gegenüber, der öfters erklärte, daß er das Volk nicht so oft nen einer Parlamentswahl aussetzen möchte. . “= ga „würde - Yu) lange Zeit muß mit einem Zielstand licher Getreidepreise gerechnet werden , eines deutschen Gelehrten auf Grund der Ergebnisse seiner Studienreise in den Vereinigten Staaten Shisyu"vier Felsen- und Nevadagebirge hinein einer 4 ig notiert", der ein wissenschaftliches Ereignis ersten Ranges war. Der Redner gab in ihm einen völlig neue Perspektiven erschließenden Bericht über die Agrarverhältnisse und die heutige Agarkrisis in den Vereinigten Staaten, die er soeben mit anderen deutschen Fachgelehrten in längerer Studienreise durchforscht hat und deren Kenntnis Vorbedingung für die Erkenntnis der Weltwirtschaftskrise ist. Amerika hat 1924 eine große Farmerkrisis erlebt. Ihretwegen griff es in die europäischen Wirren ein: der Dawes-Plan gab ihm gute Aussichten. Die Getreidepreise stiegen. Amerika vermehrte seine Anbaufläche um 24 Millonen Hektar. Aber bereits 1926 amen die Weizenpreise — und diese sind die dominierenden in der ganzen drüben — in langsames Gleiten Landwirtschaft und stürzten dann bis 1929/30 bis unter den Preisstand vor dem Kriege. Futter- und Viehpreise folgten. Aber Amerika waffte sich auf: die Motorisierung, neue Methoden der Bodenbearbeitung, geniale Maschinenwirtschaft, die den Menschenverbrauch auf ein Minimum herabsenkte, erschlossen westwärts des 100. Grades von Greenwich Riesengebiete, die bisher als wasserarme, steinige Wüste gegolten hatten, diel ist, weil die Unks geringer sind. Latifundien bilden Ausnahmen, große Familienfarmen sind, in Regel. Die Schattenseite des Systems bildet frei I . die völlige Unrentabilität bisheriger Kulturkreise östlich des 100. Grades, wo in erschreckkendem Maße Rückfall in Wildnis anhielt. Vorbildlich für die bisherige Riesenextension des Weizens im Westen — Vieh fehlt völlig!. — ist die Zusammenarbeit aller Instanzen: eine Entwicklung des Straßenbaues, des Kraftfahrwesen 38 — aber auch des Schulbaus. Das alles wirkt sich zur amerikanischen „Prosperity“ aus. Freilich auch die bedentlichen Auswirkungen liegen zutage: Ueberfüllung der Märkte, preisprüfendes Angebot der Ernte, Heberschürfe, die auf das folgende Jahr übernommen werden müssen. Und schließlich erhebt sich die Frage, die das „Pro=sperity“ an die Wurzel greift: wo liegt die Grenze der Rentabilität des überseeischen Weizenanbaues? Es will so scheinen, als ob sie in diesem Jahre erreicht ist. Jedenfalls ist ein leichter Rückgang der Anbaufläche — etwa 2 Prozent — eingetreten. Aber eine Verknappung des Angebotes von drüben ist deshalb doch nicht zu erwarten. Man wird vielmehr mit einem Tiefstand sämtlicher Getreidepreise auf lange Zeit zu rechnen haben. 1.019 | nme in änneren men Die Tributlasten für Deutschland unerträglich Scharfer Angriff eines italienischen Blattes gegen Frankreich Mailand, 30. September (Dp) „Bopolo d'Italia” richtet einen scharfen Angriff gegen Frankreich. Das Blatt stellt fest, Frankreich stehe im Wege der Ueberprüfung der Friedensverträge, wozu es keinerlei moralische Berechtigung habe. Frankreich könne sich nicht der Ueberprüfung der Friedensverträge hindernd in den Weg stellen. Es seien unbezweifelbare Beweise vorhanden, daß Deutschland die ihm auferlegten Lasten nicht weiter tragen könne. Dessen ungeachtet klammere sich Frankreich mit einer beispiellosen Heuchelei an die Verträge, welche die Sieger, auf der Brust der Besiegten kniend, von diesen erpreßten. Der Satz über die Heiligkeit der Verträge sei eine Lüge. „Wir, schreibt das Blatt, sind keinesfalls geneigt, sie als ewig zu betrachten, weil Wahrheit und Recht stärker sind als ein Stüerpreßtes Papier Falls Italien seine“ Verpflichtungen aus dem Dreibundvertrag„ erfüllt hätte, wäre es mit Deutschland gemeinsam in Paris einmarschiert. Damals wurden wir durch Frankreich belebt, weil wir einen Vertrag formell gebrochen haben. Frankreich sagt, wenn ich jemand verschlinge, ist es in Ordnung, wenn aber andere Frankreich verschlingen wollen, so ist Dies ein Verbrechen. Je nach seiner Auffassung ist ein Vertrag heilig oder er kann gebrochen werden. Den ersten Vertragsbruch hat übrigens Frankreich damals begangen, als es troß der bestehenden Verträge das Ruhrgebiet besetzte Und als die Serben Montenegro besetzten, erhoben die Montenegriner ihre Stimme gegen diese Vergewaltigung, doch Frankreich ist es auch damals nicht einmal im Traume eingefallen, aufzustehen und die Heiligkeit der Verträge zu verkünden. Dem französischen Standpunkt gegenüber lautet der Italiens folgend: Nict die Verträge sind heilig, sondern die Wahrheit shc a so ! .] | Verwaltun Sibiu Temesiwa REERNEEICRN ' Gesamtdeutscher Volksrat Von Lutz Korovi " Noch ist er nicht da, dieser Gesamtdeutsche Volfsrat für die kulturellen "Belange des Weltdeutschtums, wovon der Siebenbürger Rudolf Brands" als der lezten Krönung der Arbeit sprach, in deren Dienst die Stuttgarter „Tagung des Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa“ stand. Aber die Sache ist im Gang. Der Verband besteht erhörten Zerrissenheit. 4 mip C wir als schon wie man acht volle Jahre. Beinahe zaghaft fanden sich die Vertreter der deutschen Minderheiten etwa vier Jahre nach Kriegsende in Wien, dann in Prag und anderwärts zusammen, um darüber zu beraten, sich zu der neuen, für Deutschland als Vernichtung gedachten, Teilung der Erde stellen solle. Die auf dreizehn europäische Staaten versprengten deutschen Volksgenossen suchten unter den gründlich veränderten Verhältnissen immer wieder und immer sicherer nach festen Lebensformen für den Bestand des Volkes in seiner unWenn der frühere preußische Landrat Baumann, fest Mitglied des polnischen Landtags, vor aller Welt die Erklärung abgibt. Jeder Regelklub habe seine Saßung und Daseinsnorm, nicht minder jeder Staat, und darum müsse Dies Recht auch einer Volksgemeinschaft zugebilligt werden, denn „eine Gemeinschaft, die der Formung entbehrt, zerflattert! --- so führt das folgerichtig zur konkreten Forderung: „Schafft den staatsähnlichen Doraanismus unseres Volkes, gestaltet das raumneteste Rechtegehirne, in und Verderb cd 2.24 Zeh vage Staatsbinger auf Gedeih einer Vielzahl von Staaten zugehören!” Und eine Gesellschaft solchen Bekenntnisses befaßt sich nun ausgerechnet mit der Briandschen Erfindung Paneuropa. Sehr mit Recht, müssen wir gleich besänftigend Hinzufegen. Denn der Staats- und der Volksbürger muß in diesem Gebilde Raum haben und Entfaltungsmöglichkeit. Wo nicht, so ist eben der Gedanke als Betrug gedacht, als Vergewaltigungsversuch an ven Paneuropäern zweiter Ordnung! Frankreich hat hier eine herrliche Gelegenheit, für die nationalen inderheiten Wegbereiter zu sein — voran für die eigenen: Elsässer und Bretonen, Basken und Korsen. Mit dieser allerwichtigsten Voraussetzung für eine Art von Paneuropa hat sich grundsäßlich auch der Genfer Kongreß beschäftigt und damit Nationalitätenßenden Völkerbundtagung auch der ansch biefruchtbaren Gedankenstoff bereitgestellt. Verträgt das französisch gedachte Paneuropa diese Probe auf3 Exempel dann ist es eben ein Trug- und Wahngevilde, nicht, das wir Deutschen troß unseres oft bedenklich hoch entwickelten Hanges zur Gründlichkeit nicht weiter ernst nehmen wollen. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, daß just in dem Augenblick, da in Stuttgart der werdende Gesamtdeutsche Volksrat darüber nachsann, unter welchen Vorauslegungen Baueuropa aus einem Instrument zur Knebelung zu einem Palladium der Freiheit gemacht werden könnte, wenn ussw., im Pariser Matin ein Aufsatz des rumänischen Ministerpräsidenten Maniu erschien, worin Trachtungen Darüber angestellt wurden, besinnliche Bewarum für den „auf abgerundeten Organismus und das homogene System der früheren österreichisch-ungarischen Monarchie, die für das Gleichgewicht von ganz Europa von unschäßbarem Wert waren“, noch sein neues gemeinsames Heim gefunden worden sei. Das irgendwie die Misson der Habsburgermonarchie erfüllen sollte. Vielleicht weist die Gedankenrichtung dieses borurteilslosen Rumänen doch gangbare Wege, als die menschheitbeglücende Direktive Briands, über deren eigentliche Motive wohl noch nicht alle Mitteleuropäer ganz im klaren sind... Furcht vor dem Osten ist er gewiß, was ihn zu seinem Notruf reizt: ob die blasse Furcht vor dem Sowjetismus, dessen Urzelle schon 1789 der gläubigen Menschheit eingepflanzt wurde, oder ob er die schlotternde Angst vor dem „Pangermanismus“ ist, den das böse Gewissen auch in Paris gebar — diese Doktorfrage zu entscheiden, wird kommenden Geschlechtern vorbehalten bleiben. Natürlich bildeten auch Probleme dringlicherer | 9 ' Fi A