Banater Deutsche Zeitung, Dezember 1933 (Jahrgang 15, nr. 272-295)

1933-12-01 / nr. 272

Preis 3 Lei de to@­­­rostelbang.g Benunögreis: ganzjährig 309 Lei, Halbjährig jeg Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei — "a Ausland monatli­chr nachmittags, mit Ausıahine von Sonn- und Feiertagen. =“ Anzeigen wat Tarif­­ellung in Temeswar 10 Lei monatlich. — 15. Fahrgang euere “ St­if ey „Tja q 904 ! X 79.45 ei. “ nn Schriftleitung und Verwaltung: tadt, 120 Lei. — Erscheint et ernsprecher: Schriftleitung x. pm 180» ax wet deen Ba 1 Fi rud und Berlag der Schwäbischen Verlags - Ak­iengesellschaft, =S Many Timișoara-Temeswar, Freitag, 1. Dezember 1938 Nr. 272 DIE GEGENWART WAS GESCHIEHT IN DER WELT? Die Fäden zwischen Wien und Deutschland Die Rivalität zwischen Bundeskanzler Dollfuß und Vizekanzler Major Fey, dessen Bestrebungen da­­hin gehen, die ganze Macht an sich zu reißen, führt dazu, daß beide Teile hinter dem Rücken des andern versuchen, eine Verständigung mit dem deutschen Reiche anzubahnen, einen Modus viventi zu finden und dadurt die eigene Stellung zu sichern. Die Ein­­zelheiten, die wir darüber mitteilen können, halten wir trotz aller eventuellen Dementis, als den Tatsa­­chen entsprechend, aufrecht. Ein hoher­­ Be­­amter des österreichischen Justizministeriums reist im persönlichen Auftrage von Dollfuß seit drei Wo­­chen zwischen Wien und Berlin hin und her und vr­­handelt mit den Berliner Machtfaktoren­­ der Natio­­nalsozialisten. Diese stillen Verhandlungen haben aber Weng Aussicht auf Erfolg. Es scheint, daß dem alten von Dollfuß angedeutet worden ist, Wester au­­d 1C r Wr die „En egenheit der Münchener wa­­? 34 und der Wa ME IM. kl­a » hs a ih an den Yan en 3 -auter hi ven een utfonteftrifden | fern seo he wandte. Dieser fuhr mit den Mitteilungen des Ma­­jor Fey nach Budapest, wo er sich mit Habicht Als Schattenfroh nach Wien zurückkehrte, wurde traf­ er im Auftrage von Dollfuß zur Polizeidirektion zitiert und dort sechs Stunden lang festgehalten. Während dieser Zeit fand in seiner Wohnung eine Hausdurch­­suchung statt, die aber sein Ergebnis Als Major Fey von der Verhaftung seines Geldboten erfuhr, besuchte er ihn bei der Polizeidi­­rektion und veranlaßte seine Freilassung. Was die Angebote Feys waren, konnte nicht erfahren werden. Auch diese­ V­erhandlungen führten jedenfalls zu kei­­nem nennenswerten Ergebnis. Die Forderung Ha­­bichts ist nämlich, daß in Oesterreich sofortige Wah­­len auszuschreiben seien gemäß den Erfolgen, die und die Nationalsozialisten sie bei den Wahlen Bedingung natürlich abweisen errei­ Hen, an der Macht beteiligt werden. Fey mußte diese­­­­„ Jung Bom entthront Genf Maxim Litwinow schwimmt auf dem Ozean. Die Savoia“ wird den sowjetrussischen Staatsmann ih­r und wohlgehalten am 2. Dezem­­ber auf italienischem Boca absetzen. Flugs fährt dann Litwiinow, Ma Tolumis in der Brustst­­ He, nach Yom. freundliche Einladung Wenige Tage später wird der Duce zu den großen Streitfragen der euro­­päischen Politik das Wort ergreifen Nach seiner leidenschaftlichen Absage an die Völkerbundsmetho­­den vor dem Korporationsrat­ bereitet Zieh die­ römische Oeffentlichkeit auf neue Neberraschungen vor. Litwinows römischer Besuch und die Einberu­­fung des faschistischen Rat2s­­­ beides hängt in einer aeheimnisvollen Weise zusammen. Auch der General­­sekretär des Nölterbundes, der Franzose Avenol, mußte das instinktive Gefühl haben, als er gelegent­­lich der Bestattungsfeierlichkeiten Duce in Rom einen Besuch abstattete. Mühungen um eine Rettung des Völkerbundes schie­­nen aber bei Mussolini auf wenig Gegenliebe gesto­­en zu sein. Ein Bund der Nationen, dem die­ groß­­en Mächte (Rußland, Deutschland, USA usw.) nicht angehören­­— das ist nicht nach dem Sinne des Duce. von Scialoja dem Eine europäische Zusammenarbeit läßt sich nur unter" Beteiligung Deutschland38" und Rußland83 denken. Darüber möchte Mussolini noch einmal vor einer großen Entscheidung den Rat des russischen Staats­­mannes hören. Italiens wirtschaftliche und politische­­ Zukunft liegt im Nahen Osten,­ keineswegs im We­­sten. Niemand sieht das klarer als Mussolini. Westen kommt es nur darauf an, sich England nicht zum Gegner zu machen -- England, das im Kriegs­­falle­ mit seiner mächtigen Flotte immer noch die langgestrecte italienische Küste blo>ieren könnte. Daß hier keine Trübung eintrifft, dafür hat der Londoner Botschafter Grandi, einer der fähigsten­­ italienischen Staatsmänner, zu sorgen. Bisher­ zeigte er­ in der Behandlung jedenfalls eine sehr glückliche Hand. In Mitteleuropa wünscht Mussolini, wie man weiß, keine grundlegende Veränderung der politischen Ver­­hältnisse. Die Unabhängigkeit Oesterreichs liegt ihm­­ am Herzen, obwohl er die deutschen Anschauungen in vieler Hinsicht anzuerkennen bereit ist. Wirtschaftliche und­ moralische­ Eroberungen dagegen »vermag Sta­­­­lien gegenwärtig nur im Nahen Osten zu machen, im östlichen Mittelmeer­ und in den anschließenden Ge­­bieten. Bis dahin reicht oft schon die wirtschaftliche Macht der Sowjets. Mussilini Banden ist nicht nur im europäischen, sondern auch im en nationalen Interesse, wenn er sich jetzt mit ge= schiten Unterhändler der Sowjet3 an einer is­t fert. * Eine jüdische Handelsflotte Die Zionisten Palästinas­ haben sich netterdings­­ eine eigene Handelsflotte zugelegt. Vorläufig besteht sie allerdings nur aus einem einzigen Schiff, das auf den Namen „Emanuel“ getauft ist... Als sich dieser Tage die zionistische Handelsflagge­ (blauweißes Tuch; in der Mitte die gekreuzten Dreiere des David­­sterns) zum ersten Mal,im Hafen von London zeigte, erweckte sie bei den Engländern recht zwiespältige Gefühle, denn bisher wurde der palästinesische Ex­­port (in der Hauptsache Orangen) fast ausschließlic­­hiffen besorgt,­­ von­ englischen und italienischen Schiff „Comte di zeitigte. Avenols Be­­- Im $ Liberale machen Baida für die Ausschrei­­tungen de Eürengardisten verantwortlich Kommunisten als Aufwiegler der Studenten - Studenten­­innareh anfangs Dezember Bukarest, 30. November Die Klausenburger Studenten hielten gestern im Zusammenhang mit den Jassyer Studentende­­monstrationen eine Versammlung ab, in welcher sie gegen die Schließung der Universität und die Sank­­tionen, die gegen die Studenten­ ergriffen wurden, protestierten. Sie verlangten Genuguwung für das in Jassy vergossene Blut ihrer Kameraden. Der „Viitorus“ befaßt sich mit den Unruhen der Eisengardisten und stellt fest, daß an denselben außer den Eisengardisten auch Kommunisten teil­­nahnen. Der Revplper der bei diesen Demonstratio­. eine Tomti­­istische BER gardisi tion een. Das Blatt richtet Angriff gegen bei dieser Gelegenheit einen den gewesenen Ministerpräsidenten Baida, den es für die Entartung der eisengarbdi­­stischen Bewegung verantwortlich macht, zu der es nur durch seine Nachgiebigkeit kommen konnte. Nach dem­ „Viitorul“ ist für die letzten Ereignisse mora­­lisch Vaida verantwortlich. Nach Meldungen, die beim Innenministerium eintrafen, ist die Ordnung und Ruhe im ganzen Lan­­de wieder hergestellt. Die Maßnahmen, die zu die­­­­sem Zweck getroffen wurden, zeigten sich als hinrei­­chend. Im Laufe des gesirigen Tages­­ ereigneten sich nur vereinzelte geringfügige Zusammenstöße. Der Innenminister hat die Erlaubnis erteilt, daß für den Studenten, der bei den Jassyer Unruhen ums Leben kam, ein Trauergottesdienst und eine Trauer­­feier abgehalten werde. An der Feier werden auch Zelea-Codreanu und Stelescu teilnehmen. Man traf die notwendigen Vorkehrungen, um bei dieser Gelegenheit Ruhestörungen zu verhindern. Gestern erschien Unterminister Jamandi bei dem noch immer kranken Ministerpräsidenten und erstat­­tete ihm über die Tassyer Ereignisse, wie auch über die Maßnahmen derselben, Be­­richt. Der Unterminister berichtete auch, was sich 26h1- reiche Kommunisten unter die Demonstranten misch­­ten, die es soweit brachten, daß es zu Zusammen­­stößen kam. Beim Unterminister Rn erschien übrigens gestern wieder eine Studentendeputation, die um die Bewilligung zur Abhaltung des üblichen Kon­­gresses in den ersten Tagen des Dezem­bers einkam. Jamandi antwortete der Deputation, daß die Regie­­rung diesbezüglich noch seinen Beschluß­ gefaßt ha­­be, dies jedoch in den­ nächsten Tag geschehen „Dus vr­­ ‚oenifo nuftakt. fahren, um von dem eg re weitere Instruktionen für ihr Verhalten zu verlan­­gen. Die Gendarmerie erhielt von ihrem Vorhaben jedoch Kenntnis und nahm alle 14, noch bevor sie abreisen konnten, in­ Gewahrsam, wer und­­ heftigen werde, zur Unterdrückung Der Reichstag für 12. Dezem­­ber, einberufen Berlin, 30. November Göring hat den deutschen Reichstag für den 12. Dezember, nachm. 4 Uhr, einberufen. Das Programm der Eröffnungsfigung ist noch nicht bekannt. England rüstet in der Luft­ ­ London, 30. November Der­ englische Luftfahrtminister Londonderry hat im Oberhaus­ erklärt, daß England seine Luftstreit­­kräfte­­ dringend ergänzen müsse. Frankreich hat 1650, Sowjetrußland 1500, Italien und Amerika je 1000 Militärflugzeuge, während England deren nur 859 besitzt. Wenn die anderen Staaten ihre Luftstreit­­kräfte immer nur verstärken, könne England nicht allein an das Abrüsten denken.

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