Deutsche Tagespost, Mai 1920 (Jahrgang 13, nr. 95-115)

1920-05-30 / nr. 115

fü­r Wintergasse Nr. 9, Bernfer Sur­ftleitung: Spermannkabt in Siebenßürgen, Bezugbereije: MU Buftellung oder Boltversand monatlich K 31­— (Bei 16:60), bierteljährig Eins a aan halbjährig K 180’ — 1.) (Zei 90), ganzjährig E BEO--- (Zei 180 id K aufwärts PR Sp Germannstedt, Sonntag den 30. Diei 1920. Löbl. Präfektur der Muni­cipalstadt (Dienstsache) Hermann­stadt i­­­­­u SS Bis ES Ar 1% IE XIL Jahrgang. Rr. 115. ‚ X A Die jüchsischen Reichstags­­mähl­er. Der deutsch-sächsische Volksrat für Sieben­­bürgen hat in Erfahrung gebracht, daß entgegen den bestehenden Gehegen und den ausdrücklichen Anordnungen der Negierung, der Berfuch gemn’ ‘macht worden ist, Verwaltungsorgane zur Be­einflussung der Reichstagswahlen zu verhalten. Der unterzeichnete Voll­rat fordert die Sächsischen Reichstagswähler auf, sich mit aller Kraft und Entschiedenheit amtlichen Beeinflussungen ent­­gegenzustellen und nur auf folge Kandidaten zu stimmen, die ihnen von ihrem S Kreisausschuß Zugleich fordern wir die flächli­chen Reichstagswähler auf, jeden in­­ Erfahrung gebrachten Fol des Amtsmißbrauches von Verwaltungsorganen gelegentlich der Reichs­­tagswahlen der Leitung de Bollsrates zur Kenntnis zu bringen, damit höherenorte dagegen­­ notwendigen Schritte unternommen werden­önnen. Hermannstadt, am 28. Mai 1920. Deutsch - sächsischer Volksrat für Siebenbürgen : D. dr. Wo Schulleruse dh, gew. Senator als Voriger. Dr Hann Dit Rothe 5, gew. Abgeordneter als Hauptan­walt, empfohlen worden sind. |< ae Warum Tann und darf ein Sadje nicht auf den Sozialdemokraten flimmen. Obwohl heute in keinem unserer Wahlkreise die ernstliche Gefahre besteht, daß ein Sozial­­demokrat gewählt wird, so hat er sich buch ge­­zeigt, daß die sozialdemokratische Agitation bei weiterem T Fortschreiten Die Einheit ae Bolfz­­Kt besonders im aufgeregten Zeiten wie die heutigen schwer erschüttern kann. € ist deshalb Heilige Pflicht für jeden Kollegen offen, sich­ar zu machen, warum e3 a ist, daß ein Sache sozialdemokratisch wähle. Die Sozialdemokraten stehen auf inter­nationaler Grundlage; sie wollen nicht in erster Reihe und ausscließlich für die Nechte unseres Täciltigen Volkes eintreten, sondern mit Ru­­mänen, Magyaren und Juden zusammen für die Nechte eines Standes und einer Klasse, nämlich für die Arbeiterklasse kämpfen. Wir jogen ein. Jad und Mar: Man kan nicht gleichzeitig deutsch und rumänisch sein, man kann nicht gleichzeitig für deutsche, rumänische und magyarische Unteressen eintreten. Eines von den drei Völkern muß bei einer solchen Politik zu kurz kommen und betrogen werden. Unser Volk besteht nicht nur aus Fabrik­­­arbeitern, im Gegenteil, D­iese Arbeiter bilden eine Minderheit in unserm Bolte. Die übrigen Stände Bauern, Bürger und Beamte stellen Die überwiegende Mehrheit dar. Wer allo unser Bolf vertreten will, muß für Die Rechte aller Stände eintreten und nicht wie der Sozial- Brandid. stimmt, wählt den ZTobfeind seiner Familie und dem-stattsaer-die Arbeit ertlasst.Wer also national gesinnt ist und will,daß die Rechte aller Klassen unseres Volkes vertreten werden, darf nicht sozialdemokratisch stimmen.« Die Sozialdemokratie will alle Kleinbetriebe in Gewerbe und Landwirtschaft vernichten. Im berühmten Erfurter Programm der Sozial- Demokratie steht geschrieben, daß das, was der Kapitalistischen Gesellschaft in einem Jahrhundert nicht gelungen sei, der sozialistischen Gesellschaft binnen weniger Jahre gelingen werde, nämlich die Vernichtung und Aufsaugung aller Klein­­betriebe. Der sächstsche Handwerkmeister und der sächsische Bauer, der auf einen Sozialdemokraten seiner Existenz. „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.* Die Sozialdemokraten — so steht es im Erfurter Programm — wollen alle Produktions­­mittel, Grund und Boden, Bergwerk­ und Gruben, Werkstätten und Fabriken, Werkzeuge und Geräte den Befigern wegnehmen und sie in das Eigentum der ganzen Gesellschaft, also des Staates bringen. Sächsischer Bauer! Wenn du auf einen Sozialdemokraten stimmst, so wählst du eine Partei, die dir Haus und Hof und dein väterliches Erbe enteignen und Der Sesek­raft oder dem Staate übergeben will, Sächsischer Gewerbsmann ! Wenn du Sozial­­demokrat bist, so gehört du einer Partei an, die dir deine selbständige Exzistenz, deine Werkstatt und alles, was dazu gehört, wegnehmen will. Wer also will, daß unser Bold sein Ver­­mögen behalte, daß die Zahl der selbständigen Existenzen vermehrt und daß auch­ der ernste in den Stand gefeßt werde, einen, wenn auch bes­­cheidenen Sei zu erwerben, muß mit allen Kräften gegen die Sozialdemokratie sein. Die Sozialdemokratie erklärt in ihrem Programm die er u für eine Privatsache und verbietet dem Staat jede Aufwendung aus Öffentlichen Mitteln für Bwede der Kirchen. Unsere Landeskirc­e braucht in vielen schweren Betten jährlich 23 Millionen Kronen. Sie fordert, daß der Staat ihr einen Teil der Lasten abnehme und sie hat auch im vorigen Jahr rund 10 Millionen und heuer ebensoviel erhelten. Wer also von unseren Vollsgenossen zu den jnweren Zaften auch noch diese 10 Millionen Kronen jährlich dazu nehmen und aus eigener Tasche ein will, der flimme für einen Sozialdemo­­taten. Die Sozialdemokratie will die heutige Form unseres­amilienlebens auflösen. Auch Hier sol aus dem Kleinbetrieb ein Großbetrieb werden. Statt der vielen einzelnen Familien soll es eine große Familie geben, wo die Hausarbeiten ge­­meinsam und im Großen verrichtet werden soll. Wer diesen Unsinn glaubt mitmachen zu sollen, der stimme für einen Sozialdemokraten. Wer aber den Segen eines gesunden Familienlebens triägt und ihn bewahren will, muß gegen die Sozialdemokratie, als den geschworenen Feind unseres heutigen Familienlebens stimmen. Die Sozialdemokratie ist eine Partei des K­lafferhafjes und des Slafienkampfes. Wer also will, daß ss unser Volk: in einzelne Klassen und Ständegruppen auflöst, die einander bekämpfen, wer den Krieg aller gegen alle und damit den Untergang unseres Volles Berber- Die will, der stimme für einen Sozialdemo­­raten.­­« ««Wer­ aber glaubt,«3daß­ ss uuk Einigkliz Nuns starkmacht und erhalten kann,daß dies einzelnen Berufe sich nicht,bekämpfet»,sondern vertragen welchen Standes immer er sei, durch gemeinsame Arbeit und durch g­emeinsame Hilfe geholfen werde, kann nicht sozialdemokratisch wählen. le ! Wir leben in ernsten Zeiten. Wir können diese Zeiten nur dann ertragen und das Glück unserer Zukunft bewahren, wenn wir die Gefahr erkennen, die uns droht. Eine solche Gefahr sind Die sozialdemokratischen Lehren. Alle, die ihr Volk‘ Lieben, müssen zusammen arbeiten, damit diese Gefahr schon im Sleime ersticht werde. Nach diesen Aufklärungen farı sich niemand damit entschuldigen, daß er Die Gefahr nicht gefannt hätte­ follen; wer will, daß e8 Hg Vollögenosfen, t Das Ergebnis in Alt­rumänien, (Drahtmeldung der „Deutschen Tagespost”.) Bukarest, 28. Mai. Nach dreitägige­r Dauer wurden gestern abends die Kammerwahlen abgeschlossen. Infolge der großen Anzahl der abgegebenen Stimmen und der durch die Vertretung­­ der Minderheiten bedingten komplizierten Berechnung kann das Ergebnis erst später verlautbart werden. In Bukarest ist­ der Eindruck vorherrschend, daß die Regierungspartei in Allrumänien eine erhebliche Mehrheit erzielte und daß insbesondere die Land­­bevölkerung vorwiegend auf die Kandidaten der Regierung stimmte, No T ein genaues Wahlergebnis. Bukarest, 29. Mai. Donnerstag abends 6 Uhr wurden die Wahlen im Altreiche und in Bessarabien abgeschlossen. Doch werden die ersten Ergebnisse nicht vor Sonnabend bekannt sein. (T.­ 1. D.) P­rogrammzene des Mi­­nisterpräsidenten General Anerescu in Narod. (Drahtmeldung unseres Sonderberichterstatters.) Am 28. d. Mts. traf Ministerpräsident General Averescu, begleitet von den Mi­­nistern Taslavanu, Octavian Goga und Mihali im Bistrik-Napoder Komitat ein. In der ersten Gemeinde des Komitates wurde er durch den Präfesten begrüßt. Der Lokale Ge­­sangverein, der mit seiner Fahne Aufstellung­enommen hatte, empfing ihn mit der Königs- Going Auf dem Bahnhof von Napod sprachen Oberstuhlrichter Werti und Ortsrichter Kone ‚Stantin Pop im Namen der Grenzer Ternige Worte. Am Dorfeingang sprach Vilar Halita. Averescu antwortete kurz, Dann ging der ganze Bug auf den Marktplan, wo als am Tage des M Wochenmarktes ein überaus lebhaftes Treiben herrschte, von dort zu dem Gymnasium, wo der Ministerpräsident durch den Direktor begrüßt wurde. Hierauf fand im Gym­­nasialgarten eine Volksversammlung statt. Die errichtete Tribüne war von Volt umdrängt. Namens der Volk­partei eröffnete Dr. Login die Versammlung, dann ergriff Octavian Goga das Wort. Er versicherte, daß sie gerne nach Narod gekommen seien, das erstend­ald Grenzer­­gegend den guten alten Soldatengeist sich ge­­wahrt habe. Dann lebe hier die Heimat und der Geist George Cosbues im Gymnasium, der nunmehr befreiten Leuchte der nationalen Wissenschaft. Hier an der Grenze sei ein fester Zusammenschluß besonders notwendig. Dann kom er auf die­­ Bodenreform zu sprechen, fante, daß nur der Anrecht auf Boden hat, der ihn auch bebaut, und empfehl Averesen d­aß Kandidaten. Hierauf führte Averescn selbst aus, daß er dem Volke zur Vierhaltung Boden geben wolle, Sabriten sollen entstehen, die Frage der befiglosen Arbeiter wird ihrer Rösung zuge­­führt werden. Hinsichtlich der Einldnung­­ der Kronen versprach er, daß die Geld­frage d­urch eine von Männern an allen Landesteilen zusammenge­fetze Kommission so geregelt werden würde, daß sein Teil zu­­gunsten des andern geschädigt werden w­ürde. Schließlich kam er auf die Frage der Berfehrregelung zu sprechen und ver­­sprach die Anschlußbahlen nach Dornamwatra. Er schloß damit, das Brot und Frucht für das hungernde Volt schon im Anrollen begriffen seien. An die Versammlung schloß sich ein Festi­bankett zu soGedecken Nach der Rede des Präfekten Serban auf den König,sprach Goga nochmals aquverescu und für den Zusammensi­­chluß aller»Kräfte.Der Zusammenschluß sei er archiswedische Punkt in dieser programms­losen Zeit der auseinandergehenden Bestrei bungen«und das einzig möglichengramsm Averescu habe den Krieg gewonnen und wolle und werde auch den Frieden gewinnen.­ Um 1 Uhr fand die Abreise des Minister­­präsidenten statt. |. Der Naturheilkünstler als politischer Gradsritter. Ein „lächfischer” abgeordneten« Kandidat mit Dem Brogramm Oitavian Gogas. Aus Schäßburg wird uns geschrieben: vorgenommen wurden. ‚ Freitag den 21. Mai hat in Schäßburg eine sehr zahlreich besuchte Siung des dortigen läd­fichen Kreisausschusses stattgefunden, in der die Kandidationen für Die bevorstehenden Parla- An­ber­uiung nahm auch der Absolvent der Mediafcher Aderbeuscule Georg Bodendorfer aus Großaicih teil, der bekanntlich am 25. J. M. als offizieller Kandidat der Aerescupartei im Schäßburger Abgeordnetenwahlkreis aufgetreten ist. Bezeichnend it, daß er nicht imstande war, ih die für die Kandidationsempfehlung not­­wendigen fünfzig Unterschriften von den jüdis­­ichen Wählern des Bezirkes einzuholen, sondern seine Kandidation größtenteils durch Rumänen die ja auch fü­r Briefmarken Millionen bezahlen. Es sind närrische Hänge, gewiß; ‚ mentewahlen “Sie jächsiiche Schiefalsfrage.*) Für. Man muß si ausdrücklich darüber Haar werden, daß die Ep­istenz des fächsichen Volkes an sich, sowohl für das fächsiiche Bolt selbst al auch für die anderen Völker seinen Sinn hat. Natürlich protestieren die sächsiichen­­ Patrioten, und auch die Menschenfreunde unter den Nichtfachsen, wenn sie Hierzu aufgefordert werden; der Saß bleibt sieben! Denn da nüßt sein Gerede: Wenn dem sächsischen Armen die Not auf den Fingern brennt und er für seine Kinder zu wählen hat zwischen der teuren eigenen Schule, die troß dem Teuren nichts besonderes mehr ist, und der billigen Staat d» fchule, die auch Lesen und Schreiben lehrt, so wählt er nach einigem Bedenken die Staatsschule ; sein nationales Bewußtsein kommt nur soweit in Frage, als «­ eben einiges Bedenken Hervor­­ruft, sonst nicht. Der sächsiiche Neidhe bleibt bei seiner Schule, vorläufig. Da sie aber nicht mehr­­­ etwas besonderes ist: Die beste im ganzen Lande — se eließt auch ihre, nun fehlende höhere ge=­sejchaftliche Geltung nicht mehr den Mangel, den sie naturgemäß als die Schule einer Volfs­­minderheit haben muß: geringere Ausdruchs­­fähigkeit in der Herrschenden Sprache, die dem Weg zu dem meisten im höchsten Ansehen stehen­­den Stellen und Berufen versperrt. So wird denn auch der Neiche der jächsiichen Schule all­­mä­hlich entfremdet, sodaß sie schließlich vor selber verschwindet — die jährliche Schule, die nicht mehr was besonderes ist: die beste im gan­­zen Lande. Nun werden auch die gewissen Men­­schenfreunde die Hehseln zucen. Ihnen handelte sich ja mehr­ weniger um eine Sentim­entalität : um die unwundersamen Kirchenkonzerte und Die eigenartigen Vollsfeste; nur ganz wenigen ern­­sten Leuten um Die platonische Idee vom einem Völkchen mit überragender Bildung und Gitt­­lichkeit. Diese Bildung und­ diese Gittlichkeit wurden aber von der überragenden Schule ges *­ Nachdruck gestattet, jedoch nur gegen Konorierung. "Das Honorar wolle im diesem Yale der Direktion des Honternsgymnasiums in Kronstedt fü­r G Schulfeste zugesendet werden­ tragen, die in einem Clement wurzelt, ganz eigenartig wie das Gesamtgebilde überhaupt, das Landeskirche Heißt und Volksparlament ist. Das sächsliche Volk hat also die Macht und die Mög­­lichkeit, die Eulen, die feine Kultur tragen, zu erhalten ; läßt e3 selber sie verfallen — wen sollte das weiter3 berühren? wenn e3 sie selber nicht besümmert ? 63 besümmtert sie ! sei ausdrücklich festgestellt. Seit lange wissen wird: e8 ist eine Schic­­falgfrage, wie sie nur alle hundert Jahre‘ auf­­taucht, und jet vielleicht die bedeutendste seit Maria Theresia, da die Kirche wieder katholisch werden sollte. Diesmal Handelt ss um Die Schule, die heute für uns dasselbe bedeutet, wie damals die Kirche; doch greift jet nicht Die Staatsgewalt an, sondern eine Macht, die viel­­leicht gefährlicher ist und Die Die ganze europäische Kultur bedroht, wie einstmals die türkische. AU Diese Feinde traten in körperlicher Erscheinung uns gegenüber, konnten also sozusagen bei den Hörnern gepackt werden ; der heutige Gegner ist: Schulgebäude müssen instand gelegt, morde nem ein Dämon der ganzen Menschheit und ist also auch in uns selber: das wahnsinnig gewordene goldene Kalb, das Papiergeld aus Scheffeln frißt ! Die Sachlage ist kurz folgende: Das Ver­­mögen der Schule, da von der Landeskirche verwaltet wird, hat durch dem Krieg große Ver­­luste erlitten. Jet, nach dem Krieg, mehren sich die Geldanforderungen infolge der allge­meinen Ent­wertung des landesüblichen Zahlungs­­mittels um das Zehn- bis Hundert- und Tausend­­fache. Hier also Einbuße, dort maßlos ge­­steigerte Mehrforderung ! Die Lehrersgaft ist lächerlich gering besoldet, darbt und hungert — dad NRücgrat der Schule verfüngert, Bricht entzwei oder jebt Bucel­ae, nämlich die guten Lehrer vergrämen und die schlechten verlieren das bifc­en Gute, das sie Hatten, den sittlichen Halt, Der ganze Stand, einst, in der wirklich guten alten Zeit Der e­rste bei den Sachsen, sinkt almählich , von den Nohen bereits leise bes­­pdttelt, von den Befjern sentimental bemitleidet. Jedoch nicht nur um Der Lehrerschaft wieder auszuhelfen, Braucht es viel Geld, auch die hergerichtet, einige früsh­ erbaut werden, die Lehr­­mittel müssen ergänzt oder von Grund aus er­­neut werden, für den Nachwuchs der Lehrerschaft­­ und die Unterkunft von auswärtigen Schülern muß durch Stipendien und Alumnate vorgesorgt werden . Millionen und Abermillionen brauchte auf einmal für den Augenblick, und­ dann wieder Millionen und Abermillionen aller Jahre, und die Kaffe der Landeskirche ist Teer] Wie soll das enden ? Ueberall und allzeit hört man davon sprechen und darüber streiten. Einstimmig ist die Sprache: Die Bauern, die in dieser Zeit so reich geworden sind, und die Srieggmillionäre unter den Städtern sollen zahlen. Sie zahlen natürlich nicht. Und so geht nun der Streit darum, wie man d­iese Leutchen zum Bahlen bringen kann, mit Ueberredung, mit Gewalt, so oder so, irgendwie. Bezahlt wird aber noch immer viel zu wenig. Natürlich ist unsere „Regierung“, das Landeskonsistorium schuld. Denn wenn der brave Bürger sein Sprüchel von sich gegeben, und es hat doch nicht gewüßt, so ist natürlich nicht das­ Sprüchel schuld, sondern der Bischof, der verantwortliche Minister für alle unangenehmen Angelegenheiten, der auch nur redet und nichts tut, als ob er auch nur ein braver Bürger wäre. Angemerkt sei hier einiges zur allgemeinen Psychologie der Geldwirtschaft unsrer Zeit: Das Tragische der Geldentwertung liegt darin, daß jeder einzelne von uns seine fire­ntee mehr vom Gelde Hat, die wie die Unzuchtseder in der Taschenuhe regelnd wirken könnte, sodaß wir jedem Antrieb oder jeder Hemmung unseres Eigennuges miahlos preisgegeben sind. Hundert­tausend Kronen an ein unsicheres Geschäft zu wagen, um fünfzigtausend Dabei zu gewinnen — abgemiacht, Hunderttausend sind ja bei dem heu­­tigen Geldunwert eine Steinigkeit ; fünfzigtausend dann so einzustechen, ist nicht so ohne! Bon Diesem Eingestechten dann aber zehntausend um die Kirche abzugeben — o, da ist’s auf einmal die ungeheure Summe, die sie vor dem Striege war, die damalige fire Idee vom Wert des Geldes springt flugs und Bewußtsels, und man gibt nie noch tanzend, sehr stolz auf seine Freie gebigfeit. Dieser und nicht der Geiz der Bauern und die Hartherzigkeit der Millionäre ist der Haupt­­grund, warum die großen Gelder so spärlich einfließen. Geschichte Agitation, strenge Gesehe, gutes Beispiel mögen diesen. Bustand bessern; braucht im besten Falle lange Zeit — was ge­schieht bis dahin? Die Lehrerfamilien, die seit Jahr und Tag in den Bergen der Alltagsnot unterzugehen drohen, halten sich frampfhaft an dieser Hoffnung aufrecht — wird sie, die nur ein G Strohhalm ist, noch so lange dauern können? Haben die Verantwortlichen das gute Gewissen, ich dafür zu verbürgen, daß «s über­­haupt gelingen wird? Geben sie Bollmacht, sie zu steinigen, wenn die Bauern und Die Mil­­lionäre troß. Agitation, Gefeg und Beispiel nicht ahlen? Dieher soll’s dann wieder bloß heißen : ie haben ja unser Möglichstes getan! ... Euer Möglichstes? An Diesem Punkte bleiben wir ein Weilchen fiehn !­­­&8 braucht nicht nur in Hinkunft aller Jahre etliche Millioner, um die laufenden Aus­­gaben zu deren; das Dach überm Kopf ist abgebrannt, und viele Millionen müssten sofort zur Stelle sein.... „Sor guten Leute Ebert und laßt euch jagen; Habt in der Hermannstadt ein Pracht­­haus ragen, voll Altgerümpel, Bildern, Gold­­gepug — wie füns den armen Lehrern doch zu Nug!* singt ein Nachtwächter irgendwo. Aha, das Brukenthal-Museum ist gemeint, der Ban Eyt !: Stimmt auf ein Haar! Da erhebt sich aber, was so den richtigen, den wahren sächsischen Kulturstolz im Busen hat, allerdings auch ein ganz gutes Mittagessen im Brauch, und tut fait und gemessen sind: Niemand geben wir um schnödes Geld diesen Löftlichen Schak dahin ! Sa, D­iesee w­ürdige Herr hat Recht: Alle Yahre am 31. Februar wallfahren Tausende von Sachen zu diesem Nationalheiligtum des Portraits eines alten Dann: — stehn biöd davor und fragen si: Sa, zum Teufel hinein, was ist da gar so v’rl wert daran? Gemach, Bananie, verzweifle nicht: Much der wirdige Here weiß es ja nicht. Und es weiß es niemand, denn als Bild ist es tatsächlich nicht gar so viel wert, bloß der Name — für Amerikaner, mich bebäuft aber, manchmal, sei der genau for ein Narr, der ihnen nicht zu Gefallen ist, und in ganz besondern Fällen ist dieser Narr sogar ein Berg breigen.. 0. Und nicht nur der Van Ey wäre zur, wer« fanfen, auch andre Bilder, Schwud, Teppiche, Möbel, aller Lurus, so viel, biß genug da ist, um den Lehrern eine ein- oder zweimalige aus­­giebige Hilfe leisten zu können, die sie wirtschaft­­lich wieder in Ordnung bringt, und um die nötigsten Neubauten und Herrichtungen der Schulgebäude durchzuführen, Stipendien und Alummate zu errichten. Mit dieser Tat als Ein­­leitung hätte dann wohl auch die Werbearbeit für die se Goch gesteigerte Steuerleistung mehr Aussicht auf Erfolg. Denn es ist zu bedenken, daß die Skriegsgewinne, Die­rg heimlich und schnell erworben wurden, sehr schwer zu bestimmen und geieglich zu fassen sind, sodaß Der persönliche Wille des Einzelnen auch bei der strengsten Durchführung des Gefäßes noch immer so viel freien Spielraum behält, daß er das Ganze schwer schädigen kann. Ginge aber die „Kirche“ mit dem Verkauf ihrer Softbarkeiten als gute Beispiel voran, so würde es Dem Einfältigsten klar, daß es um eine heiligernste große Sache geht, und vielleicht würde auch der begroßte Schelm ein bißchen stukm­ werden, da er nebst der „Polizei auch die Einfältigen zu fürchten hätte, die in solchen Dingen Tchlaner sind als jene. Der Fanatismus der Ehrlichkeit, könnte dann aufgerufen werden. Es wäre nicht nur eine Möglichkeit, sondern die Wahrscheinlich­­keit, die sächsiiche Schule zu erhalten, und damit die Gewißheit der sächstichen Zukunft.... Denn mal muß si ausdrüclich darüber Mar werden, daß die Ciistenz des sächstichen Boltes sowohl für das Täuftiche Bit selbst als auch für die andern öffer nur dann einem Sinn hat, wenn e8 weiterhin wie leiher das tüchtigste und im Geiste das stärkste ist, wobei man ihn Überhaupt nicht­ anhaben kann, selbst wenn e8 versucht werden sollte, \ °

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