Kassa-Eperjesi Értesitő, 1872 (Jahrgang 34, nr. 1-104)

1872-01-13 / nr. 4

- Nr. 4. EITE sah­ E­DEE Ae 153 Haschau, Samstag 13. Jänner. Jahrgang 1872. Kaschau-Eyersezer TISBLATT. Lokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ÉRTESITŐ.) Előfizetési Megjelen minden Szerdám és Szombaton. ár Kassán negyedévre magányhirdetéseknél egy öt hasábos petitsor 5 1 frt. 25 kr. vidékre postautjän 1 frt. 50 kr. — Hivatalos éi kr. — Bilyozdíj minden beigtatásért 30 BT orte ért. Hirdetéseket lapunk számára Bécsben Oppelik A. és Haasenstein & Vogler, Neuer-Markt 11. sz. a. vállalnak el Erscheint jeden Mittwoc und Samstag. Pränumeration für Kaschau vierteljährig 1 fl. 25 kr., mit Postversendung 1 fl. 50 kr. — Inserate 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petitzeile. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. — In Wien über­­nehmen Inserate für uns die Herren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22 und Hasenstein und Vogler Neuer­ Markt Nr. 11. Kaschau, 12. Jänner. Das ungarische Reich besitzt in der Donau, der Save und der Theiß drei große Wasserstraßen, wovon die erstere als eine der wichtigsten Adern des Weltverkehrs dient, während die letztere ihrer ganzen Ausdehnung nach in unserem Lande enthalten ist und gleich der Save von der Donau aufgenommen wird. Die zahlreichen Gewässer, welche innerhalb der unga­­rischen Reichsgrenzen der Donau zufließen, sind für den Verkehr des ungarischen Hinterlandes mit dieser großen Wasserstraße nur im spärlichen Maße mittelst des Kanal­­baues ausgenüßt und das vordem Ausgeführte, wie der Bega- und Franzens-Kanal, in späterer Zeit weder ordent­­­ig erhalten oder gar verbessert, sondern in der schlimm­sten Weise vernachlässigt worden. Das Produkt einer vieltausendjährigen Arbeit der güti­­gen Natur, der überaus fruchtbare Humusboden von g­uter Mächtigkeit, auf welchem unter dem Einfluße eines milden Klimas die üppige Vegetation in den aus­gedehnten ungarischen Niederungen empor sprießt, dieses kostbare Gesdent der Vor­­sehung, entbehrt zum größten Theile heute noch desjenigen Scutzes, welcher durch den Fleiß der Menschen geschaffen werden muß, um jenes Geschenk für sie in gesicherter Weise nutzbringend zu machen, nämlich die Regulirung des Laufes der Gewässer und die Eindämmung ihrer Ufer an jenen Stellen, welche durch die Hochwässer überfluthet werden können. Nicht nur, daß unsere Volkswirthschaft durch diese Vernachlässigung der Uferregulirung­s- und Dammbauten eine enorme Verminderung der landwirthschaftlichen Produc­­tion erleidet, wird hiedur, überdieß die Benütung der Wasserstraßen beschränkt und erschwert, indem die dahin führenden Landstraßen in den Niederungen durch die Ueber­­stwemmungen verdorben und versumpft werden. Wenn schon durch diese angeführten Uebelstände die Ausnüßung unserer Flüße als Transport­wege für den Ver­­kehr vermindert wurde, so bewirkten überdieß die durcsschnitt­­lide Armuth des ungarischen Flachlandes an Straßenbau- Material vereint mit den sonstigen zahlreichen Mängeln in der Volkswirthschafts­pflege, daß die schlechte und ungenügende Beschaffenheit unserer Strassen und Wege zu einer der größten Calamitäten unseres Landes geworden sind. Seitdem das internationale Verkehrswesen durch die Ein­­führung der Dampfkraft als Transport­motor eine großartige Umwälzung erlitten und einen mächtigen Impuls erhalten hatte, entwicklte sich bald eine riesenhafte Transportsindu­­strie in Form von Eisenbahnactien-Gesellschaften und zog auch Ungarn in den Kreis ihrer Thätigkeit ; gleichzeitig er­­wies sich das Capital willig, dem Staate zum Baue von Eisenbahnen im eigenen Besitze die Geldmittel zu gewähren. Mit dem Baue von Eisenbahnen ,wußte für ein Land, wie Ungarn, in welchem sich das bisherige Kommunikations­­wesen nur auf einer so niedrigen Stufe der Entwiclung befand, aus augenfälligen Gründen eine neue Epoche des Aufsc­hwungs und des allgemeinen Kulturfortschritts eintre­­ten ; denn hier ist das auf diese Weise verwendete Kapital in Wahrheit nicht, wie anderswo, die Wirkung der volks­­wirthschaftlichen Blüthe des eigenen Landes sondern der Keim, welcher seinen Reichthum an natürlichen Vortheilen zur Güterproduction befruchten soll und wird. Die Staatsregierung konnte, na<dem sie das Eisen­­bahnnetz für das ganze Land unter verständiger Berücsich­­tigung aller dießfalls beachtenswerthen Verhältnisse festge­­stellt hatte, bei der Ausführung desselben auf zweierlei Ar­­ten vorgehen. Sie konnte nämlich sogenannte Staatsbahnen für den eigenen Besitz des Staates bauen und das hierzu erforderliche Kapital dem großen Geldmarkte als Darlehen entnehmen, oder den Bau und Betrieb einer oder mehrerer Bahnlinien der Transport­-Industrie bedingungsweise über­­tragen.­­ Es ist allgemein zu gut bekannt, in welcher Weise die Staatsregierung bisher hierbei vorgegangen ist, von wem die verschiedenen Ft schon im Betriebe stehenden ungarischen Bahnen gebaut wurden, ebenso wem dieselben als Eigenthum angehören und unter welchen Bedingungen, als daß wir an dieser räumlich beengten Stelle des Näheren hierauf eingehen sollten , sondern für unsern Zwe genügt es, die Bemerkung noch anzufügen, daß die volks­wirthschaftlichen Zustände in Ungarn und seine Beziehungen zu den Nachbarländern die rasche Vollendung und Ergänzung des ungarischen Eisen­­bahnnetzes in der dringlichsten Weise verlangen. Die gegenwärtig auf der Tagesordnung stehende „große ungarische Eisenbahnfrage" besteht daher in dem einfachen Sage: Wie sollen wir es anstellen, daß unser Eisenbahnnetz so fast als möglich ordentlich ausgebaut wird und uns so billig als möglich zu stehen kommt ? Unser Finanzminister, Kerkapoly, ist nun vor einiger Zeit wegen Beschaffung der Geldmittel zu diesem Zweckk mit einigen großen Geldinstituten in Unterhandlung getreten und ein Entwurf zu dieser Finanzoperation ist an die Oef­­fentlichkeit gelangt. Dies konnte nicht verfehlen, die Kon­­kurrenz des großen Kapitals wach­zu­rufen, wodurch dann jene, nach allen Dimensionen ausgedehnte und nicht immer unbefangene Erörterung in der Tagespresse her­vorgerufen wurde, die heute noch immer nicht beendet ist. Es bewährt sich, wie man sieht, in dem vorliegenden Falle wieder der große Werth, welchen die Konkurrenz auf dem Gebiete des Kreditwesens und die Freiheit der Presse für die öffentliche Wohlfahrt befigen; denn wenngleich die Beurtheilung, welche die verschiedenen dießfälligen Anträge und Entwürfe von Seite der Journale erfahren, mit Vor­­sicht geprüft werden muß, so wird dennoch die unbefangene öffentliche Meinung mit Sicherheit denjenigen von ihnen schon erkannt haben, welcher dem Lande die meisten Borz­theile gewährt, bevor diese Angelegenheit spruchreif geworden und der Legislative zur Entscheidung vorgelegt sein wird. Der landwirthschaftliche Unterricht in Ober- Ungarn. Kaschau, 12. Jänner. Wenn einzelne Großgrundbe­­siger den Betrieb ihrer Land- und Forstwirthschaft auf der Höhe der Zeit erhalten, wenn ihre Aecker und Wiesen reiche Ernten tragen, ihr Viehstand ein zahlreicher ist und an dem­­selben die Merkmale einer sorgfältigen Pflege und rationellen Zucht hervortreten, ihre Wein- und Obstgärten hoch kultivirt sind und deren Früchte sich eines vorzüglichen Rufes erfreuen dann auch ihre Waldungen durc die Beschaffenheit ihrer Bestände, Regelmäßigkeit der Schläge und sorgfältige neue Aufforstung Zeugniß geben von dem Fleiße und der Fach­­bildung des Forstpersonals, so erwerben sich diese Männer hiedurch ein doppeltes Verdienst =­ einmal für sich und ihre eigenen Angehörigen, welche sie aller wahrhaften Segnungen des Wohlstandes theilhaftig machen können, und zum Anderen für die Wohlfahrt ihrer Heimath, indem sie durch das Beispiel, das sie ihren vornehmen und geringen Nachbarn hiermit zur Nachahmung geben, die Lehrer und Wohlthäter ihrer Mitbürger werden. Es ist hieß ein hoher Beruf und ein beneidenswerthes 208, welche den Großgrundbesizern, zumal in Oberungarn zugefallen sind, wo der durchschnittliche Stand der Schulbil­­dung in der ländlichen Bevölkerung und die vorhandenen agrarischen Verhältnisse vorläufig einen anderen Unterricht als ein solches Beispiel mit seinen augenfälligen und that­­sächlichen Erfolgen kaum als wirksam erscheinen lassen. Wie jedem Landwirthe bekannt ist, werden die Fort­­schritte in der Bodenkultur von dem mittleren und kleinen Grundbesitz, um die es sich bei der Errichtung von land­wirthschaftlichen Unterrichtsanstalten im Lande vorzugsweise handelt, zunächst in der mechanischen Bearbeitung der Ader­­krumme, in der Saatbestellung und der Pflanzenpflege ge­­macht, wozu eine bessere Ansnüßung der thierischen Zugkraft und der menschlichen Arbeitskräfte genügt, während die An­­schaffung von zwei mäßiger construirten Ackerbauwerkzeugen ein großes Capital nicht in Anspruc nimmt. Die Ein­führung der Reihenkultur und die Association der Klein Grundbesißer zum Ankaufe von See- und Dressmaschinen bezeichnen schon eine höhere Stufe dieses Fortschritts. Obschon das volle wissenschaftliche Verständniß der Ursachen, welche das kräftige Gedeihen des Pflanzenlebens in einem gut gereinigten und aufgelagerten Boden bewirken, keine geringere naturwissenschaftliche Bildung vorausfegt, als dasjenige der Düngerlehre, des Fruchtwechsels und der ra­­tionellen Viehzucht, so entschließt sich der bildungsarme Land­­wirth gleichwol ungleich schwerer, das diesfällige Beispiel seines einsichtsvolleren Fachgenossen nachzuahmen, weil ihm die Vorgänge hierbei weniger augenfällig und viel geheim­­nißvoller vorkommen. Aus den Hochschulen für Land- und Forstwissenschaft zu Ung, Altenburg, Tharand, Hohenheim u. a. geht alljähr­­lich eine namhafte Anzahl von jungen Männern hervor, die dort ihre Studien mit verschiedenem Erfolge beendet haben. In gesellschaftlicher Beziehung unterscheiden sie sich in solche, denen der zukünftige Besitz eines größeren Land­­gutes in Aussicht steht, und in andere, welche in dem Be­amtenstande der großen Landgüter ihren Lebensberuf suchen. Unter sämmtlichen diesen­ jungen Männern ist es einigen wenigen auserlesenen Geistern, in denen Talent und Charak­­ter, sich in dem erforderlichen Grade vereinigt vorfinden, be­­schieden, das große wissenschaftliche Gebiet der land- und forstwirthschaftlichen Production mit vollem geistigen Verständ­­nisse zu beherrschen. Die übrigen, d. i. die große Mehr­­zahl, bilden dagegen die Mittelmässigkeit und sind­ nichts­desto weniger für ihren Beruf mehr oder weniger brauchbar. In den ersteren erzeugen sich die Ideen zum Fortschritte und die legteren sind die Gehilfen, welche sie in der Praxis er­­proben und nutzbar machen. In unserem Lande fehlt es schon heute nicht so sehr an wissenschaftlich gebildeten Beamten für den Dienst auf den großen Gütern, als vielmehr an der Verbreitung des rationellen Betriebs bei den mittleren und kleinen Land­­wirthschaften und diese unlängbare Thatsache ist es, welche für das Programm und die Vertheilung der in unserem Lande noFM zu errichtenden Land. und forstwirthschaftlichen Fachschulen in erster Reihe maßgebend sein soll. Da sich Oberungarn durc die Gestaltung und geo­­gnostische Beschaffenheit seines Bodens, durch klimatische und agrarische Verhältnisse, dann auch­ durch sein uraltes Städte­­wesen mit der damit verbundenen Industrie sehr wesent­­­ig, von dem südlicheren Theile Ungarns unterscheidet, so mußte hiedurch der Besitz einer landwirthschaftlichen Lehr­­anstalt, deren Programm mit Müdficht auf diese Eigen­­thümlichkeiten verfaßt ist, zu einem lebhaft gefühlten Bedürf­­niße Oberungarns werden. Die­ Bevölkerung sieht daher der baldigen Verwirklichung dieses Wunsches, die nunmehr in nahe Aussicht gestellt ist, mit großer Theilnahme entgegen. Neuste Nachrichten. Frankreich. Paris, 8. Januar. Der hiesige Wahl­­act ist ohne die geringste Störung unter verhältnißmäßig starker Betheiligung verlaufen. Vautrain war der Sieg seitens der Imperialisten und der Socialisten durch alle möglichen Manöver zu entreißen gesucht worden. Das Gesammtergebnis der Wahlen ist folgendes : In Paris, Mezieres, Rimes, Besançon, Oran und Lille wur­­den 8 Republikaner, in Limoges, Chambéry, Amiens und Pau wurden 4 Konservative, in Arras 1 Bonapartist, in Draguignan, Marseilles und Grenoble 4 Radikale gewählt. Versailles, 8. Januar. Graf Arnim wird mor­­gen sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Im Departement Nord wurden Dereytriaucourt und Dupont, im Departement Val Cotte, im Departement Ardennes Robert , in den Basses-Pyrenées Echesnelong , im Departement Gard Lag­e (Republikaner), im Departement Somme : Dauphin (conservativ), im Departement Pas de Calais , Levert (conservativ) und im Departement Oran die Republikaner Lambert und Jasques in die National-Ver­­sammlung gewählt. Auf Antrag Thiers' beschließt die Nationalversamm­­lung, die Berathung der neuen Steuern mit der Steuer auf bewegliche Wert­e zu beginnen. Hierauf wird sie die Frage prüfen, ob einer Erhöhung der bestehenden Kriegs­­steuern stattzugeben sei, schließlich wird sie sich mit der Roh­­stoffsteuer beschäftigen. Die Berathung wird morgen be­­ginnen. In seiner Rede sprach sich Thiers neuerlich gegen die Besteuerung jeglichen Einkommens aus, ebenso hält er es nicht für mögl­ch, alle bestehenden Kriegssteuern um einen Zehntelzuschlag zu erhöhen und erklärt schließlich, der Staat könne der Rohstoffbesteuerung nicht entbehren. England. London, 8. Januar. Der Hof begibt sich morgen nach Osborne und kehrt in etwa 14 Tagen wie­­der nach Windsor zurück. Die Prinzessin von Hessen wird morgen nach Darme­stadt zurücreisen. . Italien. Rom, 8. Januar. Der Kriegsminister be­­absichtigt, nach dem Muster der deutschen Eisenbahncorps, in der Genietruppe eine spezielle Abtheilung für den­­ Eisenbahn­­und Telegraphendienst einzurichten.

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