Kaschauer Zeitung, Januar-März 1877 (Jahrgang 39, nr. 1-39)

1877-01-13 / nr. 6

„Sd XXXIX. Jahrgang 1877. auf die „„Kaschauer Zeitung“ und das „Jluftr. Unterhaltungsblatt‘“ Sauerateie für Kaschau : 4 « En váj mit Postversendung : E­er er ö. W. Jungen im „Offenen Sprechsaal“ werben daselbst ee für Kaschau : 4 6 40 Be ; mit Postversendung ; 5 je a ö. W. » " 7 . a „ . " Bierterjägung A: DIER EE­RR­EREN 9. 17. 50 tr. „ übernommen; ferner nehmen auch ale Potantal­e teljábtig . . . LTE Bde­­ 2.10 5 Bei Auferaten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. " „ + osi " „ Nr. G. Kafchau, Samstag 13. Jänner. „ A ke e „ Pränumerations-Bedinguisse Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Kaschauer Zeitung. uwe ei Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben, an die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücsichtigt. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Megjelen Samstag, minden kedden, esötörtökön és szom­­baton. Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, (KASSA-EPERIESI ERTESITÖ). Pränumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen-Beilage): Redactions- und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60, Pränumeration, Inserate und Cinihal­­ten und Buchhandlungen Pränumeration an. — Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Preis einer einzelnen Nummer G kr. Inseralen-Annahme in den Annoncen-Expeditionen von Haasenstein & Bogler in West und Wien ; ferner bei A. Oppelil, Budolf Mosse und Gebr. Korabek in Wien, sowie bei G. L. Daube & Comp. in Frankfurt a. M. und deren General-Agenturen. Kaschau, 12. Jänner. Es ist, um die Chancen der Conferenz-Verhandlungen selbst in ihrem gegenwärtigen acuten Stadium zu würdigen, sicherlich angezeigt sich das treffende Wort einer inspirirten Erörterung vor Augen zu halten, daß die Conferenz nicht zusammengetreten ist um den casus belli zu formuliren, sondern um den europäischen Frieden zu erhalten und sicher zu stellen. Darin liegt, daß man ohne die zwingendste Nöthigung den Faden der Verhandlungen nicht abreißen, daß man, sobald nur der ernste Wille sich zu verständigen, nicht bezweifelt werden darf, nicht staar orthodox an einer bestimmten Lösungsformel festhalten, daß man im Gegentheil, wenn auf dem einen Punkt der Erfolg versagt, wiederum nach neuen Anknüpfungs­­punkten suchen wird bis alles erschöpft ist, im Wege friedlicher Discussion die so webenden Conflicte auszutragen. Und hierin nimmt, stellung gleichviel aus welchem Grunde, Rußland keine Sonder­­ein. Nachdem die Conferenz sich über die Consequenzen einer Ablehnung seitens der Pforte geeinigt, wäre es in die Hand Rußlands gelegt gewesen darauf zu dringen, daß die vereinbarten Consequenzen thatsächlich gezogen würden; das ist nicht allein nicht geschehen, sondern man hat sogar statt des eigenen Programms das Gegenprogramm der Pforte als Basis der weiteren Discussion acceptirt. Daß auf dieser Basis als­­bald aber eine Verständigung zu erzielen, soll nicht behauptet werden, es gewonnen, ist offenbar ein Ausgangspunkt für neue Combinationen die sämmtlich das miteinander gemein haben, daß sie wenigstens die Möglichkeit der Verständigung noch offen halten. Seit der vergangenen Woche haben wir aber neben der herzegowinischen, der serbischen, montenegrinischen und bulgari­­schen Frage auch eine rumänische. Rumänien zeigte nämlich der Pforte an, daß dur die Artikel 1, 7 und 8 der türkischen Verfassung die Rechte Rumäniens verlegt werden. Rumänien betrachte sich in Folge dessen als seiner Lehenspflicht gegen die Pforte entbunden und müsse der Pforte die Verantwortung für die Folgen überlassen. Gegenüber diesem Protest der rumänischen Regierung bes­loß der türkische Ministerrath, der rumänischen Regierung eine offizielle Interpretation über diese Artikel zu liefern, welche alle ihre Skrupel über das künftige staatsrechtliche Verhältniß Rumäniens zur Türkei gründlich zu beseitigen geeignet ist ; durch diese Satisfaction hofft die Pforte, den ganzen ihr unlieb­­samen Zwischenfall mit Rumänien als erledigt betrachten zu dürfen. Die russischen Truppenzuzüge zur Südarmee dauern immer noch fort. Außer südrussischen Regimentern fangen jetzt auch schon solche aus weiterer Ferne, aus den nordöstlichen Gubernien des europäischen Rußland an.­­In ihrer Zahl er­­scheinen zuweilen Soldaten mit ganz gelbbrauner Gesichtsfarbe, Angehörige mongolischer Stämme, die sich in jenen Gubernien angesiedelt. Großentheils kommen diese Mannschaften über die Berge, und die berühmte grufinische Bergstraße ist wieder eine rechte „Heerstraße“ geworden. Fast täglich erklingen „Trommeln und kriegerischer Klang“, und zeigen die Ankunft neuer Krieger­­schaaren an. Daß angesichts solcher Vorbereitungen von Seiten Rußlands die Hoffnungen auf friedliche Lösung der orientalischen Frage mehr und mehr so winden, ist wohl nicht zu verwundern. Ueber die an der Donau von Widdin an bis Tultscha concentrirten türkischen Streitkräfte erfahren wir folgende Ein­­zelheiten : in Rustschuk stehen 20,000 Mann; in Schumla 25,000 ; in Widdin 20,000 ; in Tutrakan 8000 ; in Silistria 15,000; in Tultsca 20,000; in der Drobudsc­ha 30,000 in Nikopoli 6000; in Pleyne 4000; in Gabrova 6000; in Tirnova 4000; in Sistov 2500; in Lom Polanka 3000; in u 2000; in Barna 20,000; im Ganzen also 185,000 ann. Aus Triest wird uns unterm 7. Januar geschrieben : „Als sich gestern die Deputation der ungarischen welche den bewußten Säbel an Abdul Kerim Pascha Studenten, zu über­­bringen hat, an Bord des Lloyddampfers nach Konstantinopel einschiffte, wurde sie von einer am Molo versammelten Menge mit einer negativen Ovation überrascht, die offenbar prämeditirt war, denn die dabei verwendeten sehr übelziechenden Projectile waren auf zwei Karten auf den Molo geschafft worden. Erlassen Sie mir die Details dieser Demonstration, an der sich auch die slavischen Matrosen der in der Nähe liegenden Sciffe betheiligten, und die natürlich vom gebildeten Publikum nicht gebilligt wurden. Sie beweist jedenfalls wie tief der alte, reli­­giöse Türkenhaß in den Herzen der Südslawen wurzelt, da er selbst von unseren dalmatinischen Slaven, die doch in neuerer Zeit mehr von den Montenegrinern, Russen und Engländern — — (zur Zeit der napoleonischen Kriege) zu leiden hatten, als von den Türken, getheilt wird. Selbst in Ragusa, das von den Türken gegen die Uebergriffe der ländergierigen Republik Venedig gefrügt wurde, regen sich die Sympathien für die flavische Sache mächtig — Tempora­mutantur. Mit welchem Jubel wurden hier im Jahre 1860 die Ungarn, die mit dem ersten Vergnügungszug aus Pest ankamen, von den Italianissimi empfangen! Heute haben sich auch diese auf die Seite der Südslaven geschlagen — freilich nur weil sie selbst auf den Besitz der dalmatinischen und albanesischen Küste speculiren — und während die J­talianissimi im Gemeinderath den Slaven des Territoriums nicht einmal den Gebrauch ihrer Sprache lassen wollen, was sich auch in Dalmatien wiederholt — sympathisiren sie mit den Serben, Montenegrinern u. |. f. Was unsere Slaven des Territoriums betrifft, sympathisiren sie zwar auch mit ihren Stammesgenossen auf der illyrischen Halbinsel, sie sind aber im allgemeinen gute Oesterreicher und meinen , es wäre das beste für die Herzegowina und für Bosnien wenn diese Länder Oesterreich einverleibt würden. Von ihnen ist an die Demonstration nicht ausgegangen, sondern nur von den hier weilenden illyrischen Slaven". Militärische Skizzen über Rumänien. (Fortsetzung.) Daß unter solchen fortwährenden Wirren das Land sich nicht erholen oder auf eine höhere Culturstufe emporschwingen konnte, ist selbstverständlich. Allein an diesen Verhältnissen waren nicht bloß die Fremden, die das Land als Feinde be­­traten und es mit ihren Horden verheerten, — nicht die große Wanderung der Völker, die diese Gegenden als Haltstation auf ihren vandalischen Zügen bewüßten, die Schuld; diese lag im Gegentheile an den aus dem Volke abstammenden Fürsten, welche sich zeitweise in der Herrschaft folgten ; diese begingen die sc­hreiendsten Ungerechtigkeiten und den größten Vorrath an ihrem eigenen Volke, indem sie dieses aus egoistischen Zwecken an die Feinde verkauften, es auf die schamloseste Weise unterdrückten, aussogen und um seine Freiheit und Selbstständigkeit brachten.­­­ Die arge Unwissenheit, in der das Volk erzogen wurde, seine krasse Armuth, machte es zum völligen Leibeigenen seiner Peiniger, wodurch Zustände geschaffen wurden, die ihm allmählig die Erkenntniß aufzwangen, wie vergeblich er wäre auch nur das Geringste über das Maß des gewöhnlichen Lebensbedarfes zu arbeiten, da ja die Früchte seiner Arbeit nicht ihm, sondern seinen Unterbrückern zu Gute kämen. Solche Zustände mußten aus dem fleißigsten Arbeiter einen trägen Menschen machen, mußten, durch zahllose Beispiele er­­muntert, den Hang zum Nichtsthun und zur Zerstörung wehen und fortwährend nähren. Unter solchen Umständen war, und ist es heute noch, troß der Verbesserung des Loses der arbei­­tenden Classe, äußerst schwierig, ein Volk zur Cultur zu er­­ziehen und es ihm begreiflich zu machen, wie verschwenderisch in vieler Beziehung die Natur für die Bewohner des frucht­­baren Landes vorgesorgt hat und mit welcher Leichtigkeit sie die Schäße der Erde sich aneignen könnten. Diese Andolenz des Volkes prägt ihren Character allen Verhältnissen im Lande auf , so auf die Ansiedlungen, als: Städte, Dörfer 2c., so auf die Communicationen und auf die mit diesem Ber­ehtszweige eng verbundenen Weberbindungen der Flüsse. — Während die sogenannten Städte nur einen Kern solider, von den Bojaren bewohnter Gebäude besitzen, im Allgemeinen aber großen Dörfern gleichen, gleichen diese letzteren einem Haufen elender, aus Strauchwerk oder Lehm erbauter, bunt durcheinander gewürfelten Hütten, welche kaum mensch­­lichen Wohnungen ähneln und die eine miserable, ungesunde Unterkunft gewähren, indem Räumlichkeiten besteht, von der eine solche Hütte kaum aus zwei die eine fast allemal zur Unter­­bringung der Wirthschafts- und Hausthiere dient. Die große Ausdehnung dieser Ortschaften und der Mangel jeder brauchbaren Umfassung machen selche für mili­­tärisc e­rwede gänzlich unbrauchbar. In einem Lande, welches äußerst verwahrloste Communi­­cationen befigt und bei der Trägheit seiner Bewohner zur Arbeit, kann man sich im Kriege auf keine reichen Requisitionen Rechnung machen. — Wenngleich durch die Eisenbahn im Szereth- und Pruththale und durc­h jene, die aus Bessarabien über den Pruth nac der Moldau führen, diese Dalamität einigermassen behoben wird, so bleibt es nichts­destoweniger eine gewagte Sache, in diesem Lande eine große Truppenmasse zu concentriren, denn diese würde unfehlbar in der kürzesten Zeit ihrer gänzlichen Auflösung entgegengehen, wie dies im Jahre 1828 mit den Russen geschah, die in einem Zeitraume von 10 Monaten wegen Mangel an Unterkunft und Verpfle­­gung, wie auch des schlechten Klimas wegen, über 80.000 Mann einbüßten. Will man solche Ungeheuerlichkeiten vermeiden, so müssen die großen Operationen in die Monate April und Mai, oder in den Winter verlegt werden. Die Sommermonate sind den heftigsten Stürmen und verheerendsten Ueberschwemmungen aus­­gesetzt, weshalb die Zeit vom Juni bis August die ungünstigste für militärische Unternehmungen ist. Erst der September bringt constantes Wetter aber die Nächte sind soon kühl, was eine große Vorsorge für den Mann erheischt und das Bivouakiren verleidet. (Schluß folgt.) % Zum Spiritus normale. * Wie jede Verordnung des Ministeriums, wie jedes neue Gese, so lassen auch verschiedene Bestimmungen des neuen Spiritus- und Spirituosen-Verkaufs normales mannig­­fache Deutung zu. Es geschieht dies wohl deshalb, damit die Weisheit der Comitats- und Stadtbehörden innerhalb der Grenzen der neuen Verordnung leuchten können und das Ministerium und seine vielen Sektionen auch Etwas zu thun haben. Solche Bestimmungen, die der Erläuterung bedürfen, sind die folgenden : 1. Die auf den Verkauf von Liqueur, Rum und Rosoglio bezügliche Bestimmung, die da sagt, daß die bekannten Kather­gorien der Kaufleute nur sollten Liqueur, Rum und Rosoglio verkaufen dürfen, die mindestens 60 Kreuzer kosten (sammt Flasche). Aus dieser Bestimmung deutet man nun heraus, daß der begünstigte Kaufmann die erwähnten Getränke nur liter­­weise verkaufen dürfe und es ihm nicht gestattet sei, dieselben in der vorgeschriebenen Qualität auch in kleineren Flaschen á 2/4 ?/2 und °/ Liter zu verkaufen. Daß dies aus der Verordnung herausgelesen werden kann, ist ein trauriger Beweis für die Unzulänglichkeit der Textirung. 2. Die den Spiritusverlauf betreffende Bestimmung sagt, daß der Spiritus nur in versiegelten Flaschen verkauft werden dürfe, welche mindestens 1/2 und höchstens 1 Liter Rauminhalt haben. Der gesunde Menschenverstand sagt nun, daß dem begün­­stigten Kaufmanne das Recht zusteht innerhalb der Grenzen des Minimums von */, und des Maximums von 1 Liter lies gende Flaschen zu benützen. Die Behörden aber scheinen geneigt, nur Flaschen von 2/2 und 1 Liter zuzulassen. 3. Ebenso zweideutig ist die Bestimmung der nung, die da sagt, der Spiritus- und Spirituosenhandel Berorba dürfe nur Nebengeschäft des Kaufmannes sein. Die Behörde und die sogenannte Weisheit des Richters hat hier einen weiten Spielraum und die Defi­­nition des Begriffes Nebengeschäft wird zu vielen Conflicten Veranlassung geben. 4. Da in der Verordnung nicht gesagt wird, ob der ausländische Dessertwein der Hoteliers und Gasthausbesiter, sowie der Zukerbäder regalbefreit ist oder nicht, so wurde von der jetzigen Pachtung, (welches Beispiel auch anderswo Nach­­ahmung finden dürfte) der Versuch gemacht, diese Gattung von Getränken der Regalbesteuerung zu unterwerfen. Man sieht, daß auch hier eine Lüke des Normativs constatirt werden muß. Diese Fragen betreffend, hat — wie wir erfahren — die Handelskammer telegraphisc bei dem Minister des Innern angefragt und werden wir nicht verabsäumen die Antwort sofort zu veröffentlichen.­­­ei Neuestes. Wien, 9. Januar. Die Situation ist wieder weniger friedlich ; laut einer dem „Tagblatt“ zugenommenen Nachricht erklärte die Türkei heute, Andrássy's Memorandum nur infor ferne anzunehmen, als dasselbe mit der türkischen Verfassung nicht kollidirt. Der Abbruch der Konferenz- Ver­handlungen ist nunmehr fast unvermeidlich. Bukarest, 11. Januar. Der Nachritt des Ministers Stourdza bedeutet den Sieg der russen­freundlichen Partei, auf deren Seite auch Fürst Carol steht. Konstantinopel, 11. Januar. Es werden­­ Vor­­bereitungen zur Abreise des Sultans nag Rustschuk getroffen; der Sultan soll angeblich persönlich das Oberkommando der türkischen Donauarmee übernehmen. Ragusa, 11. Januar. Der Nothstand in Montenegro ist ein unbeschreiblicher. Vorgestern starben zehn Personen in Cetinje am Hunger-Typhus. In der Nahia der Wassojewittschi, zunächst der albanesischen Grenze, herrscht ebenfalls eine vers­heerende Epidemie. Senator Plamenaz erhielt den­­ Auftrag, in Wien wie in Petersburg darüber zu berichten und um materielle Unterstüßung zu bitten. Jassy, 10. Januar. Am 7. d. Hat die 19. Truppen- Division unter General-Lieutenant Svojew und die 20. unter General-Lieutenant German knapp an der rumänischen Grenze ihre Stellung als Avantgarde der Armee bezogen -

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