Kaschauer Zeitung, Juli-September 1883 (Jahrgang 45, nr. 74-110)

1883-09-11 / nr. 102

Fp­ie­l Nr. 102. XLV. Jahrgang. 1883. Kafchauer Zeilung. P­ränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ün Kaschau: im Postversendung: „ fl. 6.60, 35 3.30, 37 Bei Inseraten wird die fegsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Kaschau, Dienstag, 11. September. Redactions­­und Expeditions Kaschau, Hauptgasse Nr.­­ Bureau 60. , fl. 4.30 fl. 2.15 " , " Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewävprt. KASSA-EPERJESI­ERT Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag ESTTO. ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. 4­2 vierteljähr. x 1.25 und Samstag. 5 <= Än Mit dem „JlUustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig fl. 7.-- , halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 Für Kaschau : Mit Postversendung: „ fl. 8.60­ ő Neueste Nachrichten. Man kolportirt die sensationelle Enthüllung, die Salzburger Besprechungen hätten der Frage „einer engeren wirths<aftlichen Annäherung zwischen Deutschland und Oesterreich gegol­­ten. Fürst Bismarc habe eine solce Annäherung schon im Jahre 1879 gewollt, und fest scheine es ihm gelungen zu sein, die Abneigung Oesterreich zu überwinden. Nach Anderen ist es unzweifelhaft, daß die Zusam­­menkunft die Aufrechterhaltung deösfriedend zum Zwecke gehabt hat. Von großen Interesse ist die Beachtung der jegt graffirenden P­otentaten: und Diplomaten-Besuche. Die Reise des Dänenkönigs nach Wien und Petersburg, dann nach Paris (ohne Berlin zu berühren) läßt die Idee von einem nordischen Bund, dem auch Schweden bei­­gezogen werden soll, erstarken und scheint Oesterreiche-Un­­garn viel umworben zu sein. Ungarn. Budapest. Am 6. hatten auch die Mitglieder der Unabhängigkeitspartei eine Conferenz in der kroatischen Frage Wie verlautet, mas­sen sich innerhalb dieser Partei zwei Strömungen ber­merkbar; die eine erachtet es nicht für opportun, jetzt die Regierung anzugreifen, wo eine Schwächung, derselben gleichbedeutend mit der Schwächung der Position Ungarns wäre; die andere hält die Gelegenheit für gegeben, um auf den Sturz des Cabinets hinzuarbeiten. Aus der Provinz sind bereits zahlreiche Mitglieder der Partei angelangt. Oesterreich. Wien. Bei der Minister-Berathungen, kam es, wie jeßt erst bekannt wird, zu einem Conflict zwischen dem Reichs-Kriegsminister Grafen By­­landt-Rheidt und dem Minister-präsidenten Tipa, weil sich der Kriegsminister in eine Erörterung der Verhältnisse Ungarns zu Kroatien einließ. Er bedurfte des Einspruches von maßgebendster Seite, um den Con­­flict beizulegen. Aus dem Okkupationsgebiete. Gingelang­­ten Nachrichten zufolge wäre Ende August in der Herze­­gowina bei Ulok und Kallinovic wieder gekämpft worden. Jäger hätten einen blutigen Kampf mit einer Infjurgentenbande gehabt. Eine Compagnie des 51. Infanterie-Regiments habe Succard gebracht. 63 herrsche große Währung im Lande. Rußland. Petersburg. Die neueste Nummer der Gesezsammlung veröffentlicht die vom Kaiser unterm 25. Juni sanctionirten neuen Grat5 für die Fuß- Druschinen und Reiter-Sotnien der Reichs­­wehr. Danach ist der Bestand der ersteren mit 43 Of­­ficieren und 659 bis 1011 Combattanten, der leiteren mit 3 Officieren, 145 Combattanten und 140 Pferden festgesetzt. Meldungen aus den an Oesterreich-Ungarn grenzen­­den russischen Districten überbieten einander an Berichten über russische militärische und fortificatorische Vorberei­­tungen, über Maßnahmen, die in Odessa getroffen werden und über förmliche Officiers-Transporte von dort nach Bulgarien. Deutschland. Berlin. Die Hamburger Zollanschuß-Commission begann am 6. ihre vier Wochen dauernden Arbeiten ‚schlözer3s Rückkehr von Rom ist nor unbestimmt, vorher wird er eine Zusammenkunft mit dem Reichskanzler behufs­­ Ent­­gegennahme mündlicher Instructionen haben. — Die Theilnahme des Kanzlers an der Enthüllung des Nie­­derwald-Denkmals3 ist unwahrscheinlich. — Ostpreu­­ßische Blätter berichten über weitere Cavallerie-Dislock­­­ungen nach Ostpreußen Das 16. Uhlanen-Regiment wurde von Salzwedel nach Friedland, das Oschers­lebener Regiment nach Thorn verlegt. Die hiesigen Stadtverordnetenwahlen finden am 18., 19. und 20. Oktober statt. Frankreich. Varia. Der Gaulois macht auf­­merksam, daß der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe am 26. August in Italien war und in Monza wie in Mailand mit dem König von­ Italien meh­­rere Zusammenkünfte hatte. Die „Union“ veröffentlicht eine Note, welche den Grafen von Paris als Chef des Hauses von Frankreich­­ anerkennt. Grévy ließ dem König von Holland anläßlich der Katastrophe auf Java sein Beileid kundgeben. — Der König von Spanien empfing am 6. o. den Grafen von Paris und seinen Sohn, begab sich sodann nach­­ Epinay, dejeunirte mit dem Herzog von Montpensier und empfing im Laufe des Nachmittags den Minister des Aeußern, Challemel-Lacour. Die Unterredung des cinesischen Botschafter­s Tseng mit dem Minister des Aeußern, Challemel­ Lacour, war eine sehr freundschaftliche. Der Botschafter theilte die Grundlagen eines Arrangements mit, welche dem Minister einer Prüfung werth erschien:n, nachdem die neue aus dem Vertrage von Hue resultirende Situation gegeben rectorat über Annam ist, welcher Vertrag Frankreich das Prä­­sidiert. Die Grundlagen dieses Arran­­­­gements wären folgende: 1. Regelung der chinesiscen Suzeränetät über Annam der Frage wegen in der noch nä­­her zu bestimmenden Form eines Ehrenrechtes. 2. Rege­­lung der Grenze in einer Weise, welche eventuell die Er­­richtung den zuläßt einer neutralen Zone an gewissen Punkten dersei­ Italien. Rom. Minister Genala hat dem Co­­mite für öffentliche Arbeiten die Frage vorgelegt, ob es zweidienlich sei, Casamicciola wieder aufzu­­bauen, und im Bejahungsfalle, unter welchen Vorsicht­ maßregeln. Aus dem Balk­an. Der Moniteur de Rome sagt, die Bulle „De salute animarum“ sei nicht verlegt worden, erstens weil Bischof Smiegon nur Auxiliar-Bischof, zweitens weil er ausdrücklich nur für den österreichischen Theil der Dichese ernannt wurde; im Gegentheile habe Preußen durch die Kulturkampfgelege und durch diesen Protest die Bulle verlegt. Im Auftrage des Papstes3 erscheint am­­ 2. d. M. hier eine Ausgabe der Briefe, welche­r Innocenz XI. gelegentlich der Belagerung Wiens an die Souve­­räne gerichtet hat. Ein?er dieser Briefe wird nachweisen, daß Victor Amadeo III. von Savoyen keine Hilfe für Wien leisten wollte. Türkei. Bei einem Negierungd­ Lieferanten in Salonike wurden compromittirende Papiere vorgefunden, aus welchen zu entnehmen ist, daß die in der Provinz hausenden R­ä­uz ber bandenauswärtigen Einflüssen gehorchen. Mehrere Personen, welche geheime Beziehungen zu einzel­­nen Banden unterhielten, wurden verhaftet. Der General- Gouverneur Ghalib Pascha hat der Pforte mitgetheilt, daß die ihm zu Gebote stehenden Mittel nicht ausreichen, um die Racification des Vilajets durchzuführen. Rumänien. Bukarest. Die Wiener Nachrich­­ten über den Anschluß Rumäniens an Dester­reiche Ungarn und Deutscland werden angesichts der für Rumäniens Uferrechte wie für die Salinaschiff­­fahrt gleich bedenklichen Vorbereitungen Rußlands zur Schiffbarmachung des Kilia-Armee im Allgemeinen günstig aufgenommen. China. Der Haupteinwand der chinesischen Re­­gierung gegen die Nedtefraft des Vertrages von H­ue ist dem Vernehmen nach nicht der, daß der neue König von Annam von China no< nicht anerkannt wor­­den ist, sondern daß das Document überhaupt nicht von dem Könige unterzei­chnet worden, da derselbe die Flucht ergriff, als die Franzosen von Hue Besitz nahmen, und mit dem franzöischen Befehl3­haber seine Unterhand­­lungen pflog. Die finesische Regierung kennt nur nicht den Namen der Person, welche durch Unterzeichnung des Ver­­trages sich die Autorität des Königs anmaßte. Annam. Wie verlautet, haben die Franzosen eine neue Niederlage vor Hanoi erlitten. Einige französische Kanonenbote fuhren den Fluß in der Rich­­tung von Sontay hinauf und beschossen die Festungswerke der Schwarzflaggen, mußten aber nach mehrstündiger wirkungenloser Kanonade mit zwölf Todten FELET EILEN. Man hört, das Admiral Meyer den Auftrag er­­halten habe, eine See-Demonstration an der fine­­sischen Küste gegen Kanton hin zu magen. Zur Situation in Croatien. Der Regierungscommissar FML. Br. Ramberg hat eine Proclamation erlassen, welche außer der Versiche­­rung, daß man Sprach- oder Verfassungsrechte nicht antasten wolle, nichts MerkensSwerthes ent­­hält ; sie machte guten Eindruck. Die Anbringung der doppeltsprachigen Wappens<ilder erfolgte am 7. b. Mittags um halb zwölf Uhr. Die am 6. eingetroffene Jäger-Kompagnie rückte hiezu mit Militär­-Musik aus. Die Civilbehörde war durch den Kommissär Hervolcs vertreten. Nach dem Aufhängen der Wappenschilder marschirte das Militär ab, welches während des Aktes mit den Gewehren „bei Fuß“ stand. Die Bevölkerung ist äußerst ruhig. Nur eine kleine Ansammlung von Individu­en, die meist dem Pöbel angehörten, fand statt. Die intelligenteren Leute spazieren vor dem Gebäude vorbei, schauen die ungarische Inschrift an und reißen schlecte Witze. Sonst ist das Aeußere der Stadt unverändert. Nachmittags gab es Blagmufti, bei welcher eine große Wolk3­nzaze und au­ch Beer Ra­­m­berg anwesend war. Ramberg's bisheriges Wirken hat allgemein mit den besten Hoffnungen erfüllt. Freiherr von Ramberg empfing einzelne Behörden und Abtheilungsche­f und sprach die Hoffnung aus, daß die verfassunge­mäßigen Zustände in kür­­zester Zeit wieder hergestellt werden würden. Er ließ auch die Redakteure der dortigen Blätter zu sich bitten und wurde bereits die Präventivzensur angeord­­net; sämmtliche Blätter sind vor dem Druck der Polizei vorzulegen. Trot­zer Mahnungen aller Blätter und troß der allseitigen Aufforderungen zur Ruhe versammelten sich mit anbrechender Dämmerung in der Gundulfcgasse vor dem Finanzgebäude mehrere Leute. 63 flogen aus dem Haufen Steine gegen das Wappens<ild und wurde auch eine Fenstersceibe zertrümmert. Da der Haufe stets größer wurde, drang die in Bereitschaft stehende Man­nschaft vor und säuberte die Gasse mit gefülltem Ba­jonnet. Auch das in der Oberstadt befindliche Finanzge­­bäude ist militärisch belegt. Nachdem am 8. thätliche Beleidigungen des Militärs vorfielen, und Nachmittags israeliti­­schen Besizern viele Fensterscheiben z­ectrümmert wurden, wurde die Läuterung der Gassen energisch durchgeführt, wobei viele B­et haftungen vorkamen.­­­­ General - Versammlung des oberungarischen, gegenseitigen­nd Sparverbandes (Penny-Bank). Credit - Abgehalten am 9. [. Mai. Die Jahres - Versammlung der Mitglieder dieser Bank fand unter Leitung des Obergespans des Comitats Abauj-Torna und der Stadt Kaschau, Emerich v. Darvas, als Verbands-Präses, vorigen Sonntag Nachmittags um 3 Uhr am hiesigen Komitatshause statt. 63 bet­eiligten sich daran etwa gegen 50 Personen. Nachdem es constatirt ward, daß die zur Abhaltung der Versammlung erforderliche Anzahl der Antheilescheine dur die Anwesenden repräsentirt war, wurde die Ver­­sammlung eröffnet. Den ersten Gegenstand der Berathung bildete der Bericht des Direction3-Ausschusses und der des Aufsicht3= Comite­ 5. Beide Berichte wurden verlesen. Aus demjenigen des Direction3-Ausschusses erhellet das Blühen der Anstalt, indem im verflossenen Geschäfts­­jahre 188?­, das Stamm-Kapital eine Vermehrung von 14.060 fl. 03 fl., die Spareinlagen einen Zuwachs von 94,284 fl. 05 fr. und das Auslegen der Jnstituts-Gelder im Verhältnisse zu dem Betrage des früheren Jahres ein Plus von 61788 fl. 16 kr. erhielten. Der ganze Geldverkehr im verflossenen Jahre er­­reichte die Summe von 1.537.860 fl. 01 kr. Die Vermeh­­rung im Verhältnisse zu dem vorangehenden Jahre macht 222,902 Aud fl. 22 ff. aus, der Bericht des Aufsicht3-Rathes betonte das Gedeihen der Anstalt. Die vom Directiond-Ausschuß vorgelegten und Aufsicht5-Comite befürworteten Propositionen wurden vom untis sono angenommen. D. i a) Der Reingewinn dieses Geschäftsjahres in fl. 35 fl. wurde folgendermaßen zur Vertheilung gebracht. 80 °/, derselben entfallen als Dividende zu Gunsten der Antheilscheine- Inhaber. Dies entspricht einem 7 °/, Er­­trage, == 18554 fl. 97 kr. 5 °/, kommen dem Reservefonde zu, — 1142 fl. 32 kr. 10 °/, bestimmt an Tantiemen der Directiond-Aus­­schuß, — 2099 fl. 45 kr. 2 °/, sind die Tantiemen des Aufsichtsrathes, — 419 fl. 86 kr. und 3%, die Tantiemen des Beamten: Personal!, — 629 fl. 75 Kr. Wahrlich ein schönes Resultat, welches den schönsten Beweis für die Energie, Umsicht und Gediegenheit der Leitung des Instituts liefert ! Auf Grund dessen wurde dem Direction8-Ausschusse und dem Aufsichts-Rathe nict nur das Absolutorium ertheilt, sondern zugleich wurde die Anerkennung des Ver­­reines protocollarisch zum Ausdruck gebracht. b) Anstatt der auszutretenden 3 Directions-Ausschuß- Mitglieder Stephan Szilez, Andreas Bárczay und Dr. Ju­­lius Biringer wurde die Wahl der neueintretenden Mitte­glieder angeordnet. Indem von der nöthigen Anzahl der Mitglieder die geheime Abstimmung verlangt ward, wurde als Scruti­­nium3-Comits folgende Deputation entsendet Ladislaus v. Comaromy, Michael Juhász, Alois Klekner, Rudolph Mau­­ritz und Joseph Vadasz sen. Der Erfolg der Abstimmung ergab, daß die oben er­­wähnten Mitglieder wiederum die größte Anzahl der Stim­­men für sich hatten: Szilez erhielt 348, Bárczay 323 und Biringer 246 Vota. Bota Außer diesen bekamen noch einige andere Mitglieder u. A. die meisten Johann Eckert 119. Den zweiten Gegenstand der Berathung bildete die schon bei der vorjährigen Versammlung angebrachte Pro­­position des Mitgliedes Peter v. Teleky. Mit einer sehr großen Majorität der Stimmen ward dieselbe angenommen. Demnach werden die Statuten dahin abgeändert, daß für die Zukunft sämmtliche Mitglieder sowohl des Direc­­tions = Ausschusses als auch des Aufsichtsrathes mittelst einer geheimen Abstimmung zu wählen sind. Indem weiter nichts mehr zu verhandeln war, wurde die Jahres-Versammlung aufgehoben. feMmSHTGeHHI Men.

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