Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1883 (Jahrgang 45, nr. 111-148)

1883-10-09 / nr. 114

Pe Age 214. Nr. aschauer Zeitung, 3 Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ v ZM: vierteljähr. r­er : 388 . 1.65 ür Kaschau: ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. Tit Postversendung: ,, . 6.60, + fl. 3.30, T Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Bettm­eile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. XLV. Jahrgang. 1583. Kaschau, Dienstag, 9. Oktober. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag , und Samstag. > Redactions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“, ganzjährig fl. 70 , halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 Für Kaschau : Mit Postversendung: ,, Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschalte werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. fl. 8.61 . 4.30 fl. 2.15 , „ ab " MKASSA­ E PERJESEERTESET ® S “ Neueste Nachrichten. Die Delegationen sind für den 23. Oktober d. J. nach Wien einberufen. Die „Kreuzzeitung“ erzählt folgende Räubergeschichte : „Es machen sich in der Wiener Hofburg Einflüsse für die Kroaten bemerkbar. Die Gegner des Dualismus plaidiren längst für eine Dreitheilung der Monarchie zur Bre­­<ung der ungarischen Hegemonie“ ; hiezu solle ein Gr­o­ß- Froatien mit Bosnien und der Herzegovina die Handhabe abgeben. Derartige Auffassungen gewinnen in Oesterreich allmälig Kurs. Jedenfalls ist die Stellung des Magyarenthnm3s durch die Agramer Vorgänge stark erschüttert“. . Ungarn. Budapest. Im Laufe der nächsten Mode wird der Finanzminister das zugleich mit einem Gelegentwurf über nächstjährige Budget die Reform, respec­­tive theilweise Erhöhung des allgemeinen Einkommensteuer- Zuschlages vorlegen. Der Finanzminister wird bei diesem Anlaß ein Exposé entwickeln, das die Finanzlage Ungarns günstig darstellt. Die Budgetposten sind bereits bekannt. Oesterreich. Wien. Der König und die Königin von Griechenland trafen Montag hier ein und stiegen im „Hotel Imperial“­­ab, einiger Rußland. Petersburg. Bezüglich der Sprache Pariser Blätter in dem spanischen Zwischen­­falle sagt das „Pet. Journal“, eine solche zieme sich nicht gegenüber einer stolzen Nation und sei ein ein­schlectes Mittel zur Erwerbung von Allianzen. Die Generale Sobolew und Kaulbart sind am 6. d. hier angekommen. Das russische Marine-Ministerium hat mit der eng­­lischen Firma Kenelly und Compagnie eine Uebereinkunft betreffs Lieferung von Panzerplatten zu einem Betrage von 42 Millionen Rubel abgeschlossen. Die Platten sollen zum Theil aber unter Aufsicht englischer Meister in der Petersburger Obuchov'schen Fabrik hergestellt werden, welche zu diesem Zwecke vollständig umgebaut wird. Deutschland. Berlin Eine in Vorbereitung begriffene Bundesrath3-Vorlage spricht die einjährige Verlängerung des Hamburger Belagerungs­­zustande­s auf Grund des Sozialistengesetes aus. Generalmajor Graf Alten wird Nachfolger des Gene­­rals Werder als Militär-Bevollägtigter in Peters­­burg. Werder ersett Tümpling als Kommandeur des schlesischen Armeekorps. Aus spanischen offiziellen Kreisen wird folgende Depesche Kaiser Wilhel­m­ s an König Alfonso mit­­getheilt : „Ich beklage die Ihnen­leidigung ; ich weiß übrigens, daß in Paris zugefügte Be­sie si weit mehr an mich als an Sie wendet.“ Staatsm­inister Bötticher berieb­ in den leßten Tagen mit dem Fürsten Bismark über die Einberu­­­ung des Reichs­tages und des Landtages, sowie über die socialen Vorlagen. Frankreich. Paris. blik soll den Konseils-Präsidenten Der Präsident der Repu- Ferry aufgefordert ha­­ben, die Demission des Kriegsministers Thibaudin zu ver­­langen. Der spanische Botschafter überreichte Ferry und Challemel-Lacour eine Note, welche unter Aufzählung­­ der Beschwerden der spanischen Regierung die Bestrafung der Urheber der Manifestationen vom 29. September und eine dem angethanen Schimpfe entsprechende Ge­nug­­thuung verlangt. Ferry und Challemel-Lacour nah­­men diese Forderungen sehr günstig auf. Der König von Spanien beauftragte den spanischen Botschafter, Herzog von Fernau-Nunez, dem Director der Öffentlichen Hilfeleistung den Betrag von 10.000 Francs für die Armen von Paris zu übergeben. Die französische Ministerkrise wurde bis zum Wieder­­­zusammentritte der Kammern, der am 23. Oktober statt­­finden wird, vertagt. Inzwischen heißt es, Ferry habe dem Präsidenten wegen der Rolle Vorstellungen gemacht, die Wilson eingeräumt werde, in Folge dessen Wilson Paris für einige Zeit zu verlassen gedenke. Das Schic­­sal Ferry's hängt nun vom Erfolge der Verhandlungen mit China ab; fallen dieselben günstig aus, dann wird ihn die Mehrheit unterstoßen. Kriegsminister Thibaudin ist al entlassen worden und soll Campenon sein Nachfolger werden. Spanien. Madrid. Wie verlautet, sei es zwi­­schen der Königin und dem Minister-Präsiden­­ten Sagasta zu einem heftigen Wortwechsel gekommen, da dieser stets für eine spanisch-französische Allianz war. Sagasta drohte deshalb mit seiner Demission, und erst der Intervention des Königs gelang es, ihn zu be­­schwichtigen. Die liberalen Journale bekämpfen die Sprache der Frankreich feindseligen Blätter und sagen, ein isolirter Act einer Fraction des Pariser Pöbel­s dürfe nicht die Beziehungen zu einem Lande und einer Regierung alterie­ren, welche sofort gegen den dem Könige angethanen Schimpf protestirten. Italien. Rom. ? Die Mahlsteuer ist vom 31. De­­­zember d. J. an aufgehoben; die italienische Regierung rechnet darauf, daß die Tabakregie, die am 31. Dezember wieder in die Administration des Staates übergeht, ein der Mahlsteuer nahekommendes Eeträgniß abwerfen werde. Auch die Zölle Italiens dürften nun in Folge der von der Regierung dekretirten Zuschläge bei einigen Eins­fuhrartikeln, so bei den Maschinen u. s. w., ein Mehr­­erträgniß liefern. Aus dem Vatican. 653 ist wieder das Gerücht von einer Krankheit des Papstes verbreitet. Dasselbe ist jedoc wahrscheinlich unbegründet. Die Ernennung eines mit dem Rechte der Nachfolge ausgestatteten, in Rom residirenden Vicars des Je­suiten-Generals wird im Vatican lebhaft erörtert. Der Pa­pst hat damit einen Act der Autorität vollzogen, denn er wird den Nachfolger des gegenwärtigen Jesui­­ten-Generals, der 1870 nach Fiesole zog und dort sozu­­sagen eine eigene Kirche bildete, wieder ganz unter seine Autorität stellen.­­ Türkei. Constantinopel. Der Sultan ist­­ i­st vergiftet und war diese Nachricht nur ein Börsen­­riff. Montenegro. Cetinje. Mac einem Telegramm aus Budva sind die türkisch-montenegrinischen Abgrenzungs­­arbeiten neuerdings ind Stoden gerathen. Die Albanesen von Prizrend, Ipek und Djakova haben beschlossen, sich der Abtretung von Gebieten von Gusinje an Montenegro mit Gewalt zu widerlegen. Serbien. Belgrad. Der frühere Minister-Prä­­sident Birotihanac übergab am 4. die Amtsgeschäfte dem Sektion­schef Rakic3 und stattete sämmtlichen fremd­­ländischen Vertretern Abschiedsbesuche ab, welche diese soz­fort erwiderten. Der Minister des Aeußern Bogico­vics übernahm die Leitung seines Ressorts. Die gesammte e- Fortschrittspartei, geführt vom Deputirten Knezevich, wurde am 4. empfangen, welcher derselben einen huldvollen Em­­pfang angedeihen ließ, ihr für ihr patriotisches Wirken dau­­kend und Alles wiederholend, was das königliche Hand­schreiben an Pirotschanne enthielt. Dann empfing der Kö­­nig die Deputation der radikalen Partei, derselben Ernst und Mäßigung empfehlend, da davon die Haltung der Regierung und die weiteren Schritte derselben abhän­­gen werden. Nachdem die Skupschtina nach Eröffnung auch aufgelöst wurde, reisten alle Abgeordneten nach Hause. Die Deputirten erhielten nämlich bei Empfangnahme der Diä­­ten gleichzeitig den Wink, Belgrad sobald als möglich zu verlassen. Die allgemeine Waffen­­abgabe der Miliz ist für den 8. d. M. angeordnet. In Bulgarien scheint die zwischen dem Fürsten und der Sobranje erzielte Einigkeit Nationen des Herrn Janin ungetrübt ungeachtet aller Agi­­fortzubestehen. Sie drückt sich am deutlichsten in dem Beschlusse aus, den Kriegsminister der Ingerenz auf das Armee-Kommando zu entkleiden und leiteres ausschließlich dem Fürsten zu überantworten. Nachdem die Verfassung von Tirnowa her­­gestellt ist, wird sich dieser Schritt der Skupschtina nicht anfechten lassen, da er ebenso den Bestimmungen­ der Ver­­fassung wie den in anderen Staaten bestehenden Normen entspricht. Tunis. Der Bey soll einen seiner Generale in geheimer Mission nach Constantinopel gerchhtet haben. Frank­­reich beschuldigt daher den Bey des Treubruches. Auf dem Reichstage. — Ernennung. Der k­ung. Minister für Land­­wirthschaft, Gewerbe und Handel ernannte den absolvirten Juristen Baron Julius Schell, Sohn des sehr geachteten Inwohners unserer Stadt Herrn Baron Schell, zum Mi­­nisterial-Concept3-Praktikanten. - =­ Ernennungen. Die Kasc­hauer k. ung. Finanz­­direction ernannte Stephan Mikula, Steueramtő - Official III, Classe zum Official II. Classe. Ferner Joseph Kirn, In der Abgeordnetenhausfigung vom 6. d. wurde beschlossen, daß Ir­any­i's Antrag in Betreff der Cs­ang 6. Ansiedlung nach Erledigung der kroatischen Wappenfrage zur meritorischen Verhandlung gelangen soll ; dann begann die Debatte über die kroatische Wappenfrage, zu welcher Ignaz Helfy, Desider Szilágyi, Ministerpräsident Tipa und Finanzminister Graf Szapáry das Wort ergrif­­fen. Die ersten beiden schlossen mit den Anträgen, der Resolution3 Antrag des Ministerpräside­n­­ten sei nicht anzunehmen. Tipa verwehrt sich dagegen, als ob er den Croaten nach ihren Willen tgne. Diese wollen Wappen mit kroati­­scher Aufschrift, er gebe ihnen aber folge ohne jede Aufschrift. Finanzminister Szapary erklärt sich im vollsten Ein­­verständnis mit dem Ministerpräsidenten und weiß sich im Rechte wegen der ungarischen Wappenschilder. Was übri­­gend die Steuerbedrohung in Croatien anbelange, so meint Graf Szapáry, diese rühre nicht von Ungarn her, sondern bei der elenden Gemeindewirthschaft wurden die Croaten von ihren Gemeindevorstehungen unverschämt mit Zuschlägen (oft 200 °/,) beschwert. Benedict Diese und Karl Fischer, Steueramt3 - Official V. Cl. zu Steueramt3-Officialen IV. Cl. nach Kayf­hau, resp. Ungvár und Kassau. Endlich Geza Helfer, Max Dlugolinszky, Philipp Korach und Andreas Szentmihályi, Steueramt5-Praktikanten ohne Dotation zu Steueramt53- Officialen VI. Cl. nag Misfolcz, respect. Varanns, Miskolcz und­­ Sitzung Saj 68-Szent:Peter, der Verwaltungs : Commission. Der Verwaltungs - Ausschuß des Abauj-Tornaer Comitat5-Municipium3 hält nächsten Donnerstag, d. i. am 11. I. Mts. um 10 Uhr Vormittags am hiesigen Comis tatthause seine diesmonatliche ordentliche Sigung ab. — Als ordentliche Lehrerin in die Mädchen- Bürgerschule für Zeichnen, Handarbeiten und Kalligraphie wurde einstimmig Frl. Regina Meiszner gewählt. — Kasc­hauer landwirthschaftliche Lehran­­stalt. Die feierliche Eröffnung des neuen Schuljahres an der hier staats­andwirt­schaftlichen Lehranstalt fand am 6. 0. im Saale des chemischen Lehrsaales der Anstalt in festlicher Weise statt. (F8 mag wohl bloßer Zufall gewesen sein, daß hiezu diese Räumlichkeit gewählt wurde; wir wurden jedoch un­­willkürlich an manch läuternde der Chemie gemahnt und traten und purifizirende Prozesse in gehobener Stimmung in den bereits belebten freundlichen Saal. Die Feierlichkeit hatte punkt 9 Uhr Vm. in Anwesenheit mehrerer hervor­­ragender Gäste, welche der neue, von Seite des Aderbau­­ministeriums mit der Hebung dieses Schönen Institutes be­­traute Director Hr. Eugen von Rodiczky zu dieser Feier freundlichst geladen hatte, — mit einer wohldurchdachten Anrede des Herrn Directors ihren Anfang genommen, welcher in prachtvoller ungarischer Gala, erschienen war. Aus der zur Verlesung gelangten Namensliste der Zöglinge erfuhren wir mit Freuden, daß sich die Zahl der Hörer gegen das Vorjahr verdoppelt hat, indem heuer 35 Zöglinge, wovon 26 Neuangekommene, bisher eins­geschrieben sind. Dreizehn hievon bezogen nisirte und zweckmäßig eingerichtete Convict, das neu orga­­no dieselben um den geringen Preis von 20 fl. monatlich gute Kost, Quartier und Bedienung erhalten. Wir sind Sr. Exzellenz dem Herrn Aberbauminister für die srägbare Verfügung Dank schuldig und erbliden darin eine mächtige Anziehungskraft für unsere schülerarme Anstalt ; hiedurch wird eben auch armen Schülern der Besuch ermöglicht. vorgetragenen Rede Nach der im überzeugungsvollen Tone des Directors, in welcher auch jene, denen sein bis­heriges ausgezeichnetes Wirken unbekannt war, den ernsten den denkenden Fachmann erkennen muß­­ten, richtete unser verehrter Vizegespan Dr. Ladislaus von Comaromi einige inhaltsvolle Worte der Aufmunterung und Ermahnung an die versammelten Zöglinge und bes­tonte dabei sehr richtig, daß Fleiß und brave Aufführung derselben viel zur Erlangung und Erhaltung eines guten Rufes der Anstalt beitragen können. Hiemit war die Feier zu Ende und wurde sodann die Hinrichtung des Convak­tes besichtigt, woselbst unser rührige Obernotär Herr Julius oder, welcher in Vertretung des Hrn. Bürgermeister3 er­­schienen war, die wiederholte freundliche Zusicherung er­­theilte, die Stadtkommune werde sich in der Folge ihres so theuren indes wärmer annehmen und für Pflege und bestes Gedeihen desselben auch ihrerzeit gerne Sorge tragen, wenngleich der neue Präfekt desselben ein Mann von hohem Wissen und größter Vertrauenswürdigkeit ist. Wir drücken an dieser Stelle unsere Anerkennung aus über die bisher beobachtete Richtung des Wirkens Dr. Rodiezky’s, der es an erster Stelle sich angelegen sein ließ, der Anstalt einflußreiche Freunde und eine Unter­­ftügung seiner Bemühungen im weiteren Kreise, — zu sichern. — Das Populärmachen dieser mit vielen Opfern errichteten Lehranstalt ist die zum angestrebten­ Ziele fiderführende Parole und wir wollen auch unser Scherflein diesem Zwecke widmen. jederzeit gerne — Todesfall. Am 5. d. Mt3. verstach in seinem 45. Lebensjahre das hier in allgemeiner Achtung gestan­­dene scon länger leidend gewesene Fräulein Emilie Er­­nestine Scholtz und wurde am Sonntag Nachmittag mit großem Pompe axı evang. Kirchhöfe begraben. Friede ihrer Asche. Den Conduct besorgte in angemessener Weise die „Goncordia“ und wurde bei dieser Gelegenheit der Extra- Gala-Wagen mit Glaswänden bewußt, der allgemein be­­wundert wurde. Den Sarg schmückten mehrere schöne Kränze aus der Kunstgärtnerei des Herrn Varga­ — Sc­harlach­­steramts in Erfahrung im Bureau des städt. Bürgermei= bringend, daß von 30. Sept. an bis heutigen Tages in der Stadt etwa 7 Fälle an Schar­­lagerkrankung vorgekommen sein sollen, wollen wir die p. t. Eltern hierauf aufmerksam machen, dieselben zugleich ersuchend, daß sie ihre etwa vie Symptome irgend einer Erkrankung verrathenden Kinder vom Schulbesuch bei Zei­­ten zurückhalten mögen. Die Schulbehörden wurden bez­reits vom Vorhandensein der Krankheit avisirt. Bevor es jedoch von den Umständen dringend gefordert würde, wäre Sperrung der es nur nachtheilig, allsogleich etwa die Schulen anzuordnen. Lokal-Nachrichten.

Next