Kaschauer Zeitung, Januar-März 1885 (Jahrgang 47, nr. 1-37)
1885-01-13 / nr. 6
4 XLVEIE Jahrgang. 1585. KASSA-E Brämmerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ Für Kaschau: ganzjährig fl. 5.-- , halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. Mit Postversendung: ,, 1. 6.60, 56 fl. 3.30, 4 Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige. 5 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag 1.125 und Samstag. fl. 1.65 Redaktions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Mit Postversendung: „ fl. 860, „ . 4.30, 1. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschult werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Neueste Nachrichten. „Temps“ meldet, daß zwischen den Kabineten von Paris, Wien, Berlin und Petersburg Pourparlers wegen einer identischen Note der vier Mächte stattfinden, durch welche die englischen Propositionen in der egyptischen Frage beantwortet werden sollen. Die Note soll Mitte Jänner überreicht werden. . Was Italien betrifft, so war es in allen Phasen der Unterhandlungen zwischen Frankreich und England in versöhnlichem Geiste um die Herstellung des Akkords zwischen Beiden bemüht und man hebt in italienischen Regierungskreisen hervor, daß die bezügliche Haltung Italiens finamentlsich mit derjenigen Oesterreich-Ungarns in vollständig paralleler Richtung bewege. Die egyptische Frage soll in einer neuerlichen Conferenz verhandelt werden, deren Ort und Termin noch nicht festgestellt ist. Ungarn. Budapest. Auf dem jüngsten Ball bei Hof sollen auch Aeußerungen von Belang gefallen sein. Verschiedenen Mitgliedern der Aristokratie gegenüber wurde die vollste Uebereinstimmung der Krone mit der Regierung bezüglich der Reform des Oberhauses kundgegeben und der lebhafte Wunsch ausgedrückt, daß diese Reform so bald als möglich durchgeführt werde.Vielfach bemerkt wurde die besondere Auszeichnung, deren der Banus, Graf Khuen, und seine Gemalin seitens der Mitglieder des Herrscherhauses theilhaftig wurden, Agram. Der Conflict zwischen Bischof Stroßmayer und der Behörde ist damit abgeschlossen worden, daß Krsterer nachgegeben ausgeliefert habe, und die betreffenden Cleriker der Behörde Gleichzeitig aber erklärte der Bischof, daß er die Auslieferung unter voller Aufrechterhaltung seiner aus dem Concordat entspringenden Rechte bewertestellige und daß er die Entscheidung des Papstes hierüber anrufen werde. Behörde bereits Die betreffenden Cleriker wurden von der in Haft genommen. Oesterreich. Wien. Die Fortführung des Bahnbetriebes nach Ablauf des Privilegiums wird der Nordbahn ganz gewiß bewilligt werden, da im Handelsministerium das Uebereinkommen bereits perfect ist. Rußland. Petersburg. Der Kaiser hat die Provinzial- Gouverneure angewiesen, ihre Vorschläge fünfstighin an ihn direct und nicht, wie bisher, an den Minister des Innern zu richten. Er wird die Vorschläge prüfen und sie dann dem Minister übersenden. Warscau. Die katholischen, der Proselytenmacherei beschuldigten barmherzigen Schwestern wurden aus den Spitälern in Radzyn, Biala und Stadyn entfernt und an ihrer Stelle russisch-rechtgläubige Ordensschwestern vom Rothen Kreuze mit der Krankenpflege betraut. Deutschland. Berlin. Kaiser Wilhelm hat das neue Jahr in erfreulicher Rüstigkeit angetreten, das einzige, was bei Sr. Majestät in merklicher Weise an Das hohe Alter erinnert, ist eine Swächung der Sehkraft. Der Antrag, 150.000 Mark für die Erforstung Zentralafrikas mark 3 Befürwortung mit zu bewilligen, wurde trog Bisz 135 gegen 128 Stimmen an die Commission zurückgewiesen. Großbritannien. London. Hier soll demnächst eine die Marx'se Internationale ins Leben zu rufen bestimmte Conferenz ration“ und der „Minimalisten“ der „Socialdemokraticfö destattfinden. Frankreich. Paris. Vier von der Regierung gemiethete Steamer werden zwischen dem 10. und 13. Jänner nach Tonking abgehen und etwa 5000 Mann und viele Lebensmittel dahin transportiren. Spanien. Madrid. 40.000 Personen sind aus demn Provinzen Málaga und Granada ausgewandert. Italien. Rom. Die Regierung hat beschlossen, die an der Ermordung des Afrikaforschers Bianc>i schuldigen Stämme zu bestrafen und Assab durch italienische Truppen bejegen zu lassen. Ein Bataillon Linientruppen wird zu diesem Zwecke nach Assab abgehen, und der Commandant erhält auch die Weisung, nach Besichtigung der Oertlichkeiten darüber Bericht erstatten, wie die Handelswege von Assab nach dem Innern, besonders nach dem Scoa-Gebiete und Abyssinien gesichert werden sollen. Aus Spezia meldet eine Depesche, die Kriegsschiffe „Amerigo Vespucci“ und „Garibaldi“, welche nach dem Congo abgehen sollten, haben Contre-Ordre erhalten und ihre Commandanten Caimi und Sambuy seien nac Rom berufen worden.Montenegro. Gettinje Man will die montenegrinisce Vertretung in Konstantinopel zum Range einer Gesandtschaft erheben und Frühjahre als Gesandter wieder sol Vukovic im nach Konstantinopel zurückkehren. Südafrika. Republik Gosen. Die Boers, welche im Betschuana-Land die neue Republik Goschen (Gosen das Land, wo Milch und Honig fließt) gegründet, haben besclossen, dem gegen sie mit einer englischen Heeresmacht heranziehenden Sir Charles Warren bewaffneten Widerstand zu leisten. An Zuzug aus der Transvaal- Republik dürfte es ihnen nicht fehlen. China. Der chinesische Präfekt die russischen Behörden zum Einschreiten von Aigum wollte gegen die russischen Unterthanen veranlassen, welche die auf dem cinesischen Ufer des Amur befindlichen Goldfelder ausbeuteten. Der russische Gouverneur lehnte die Einmischung ab und stellte es den Chinesen frei, sich selbst zu schüßen. Wie verlautet, wurden hierauf 500 Mann cinesischer Truppen zum Schuße der Goldfelder abgesandt. Nordamerika. New York. Die Kriegsschiffe „Lancaster“ und „Kiarsarge“ wurden zum Schuße der amerikanischen Interessen nach der westafrikanischen Küste entsendet. Eine besondere Bedeutung wird dieser Maßregel nicht beigelegt. Centralamerika. Panama. In vier innern Staaten ist die Revolution ausgebrochen; von Panama wurden Truppen na Canca gesandt. Die Regierungstruppen sind von den Aufständischen bei Junga geschlagen worden. ge3 wird befürchtet. Der Ausbruch eines allgemeinen Krie- Gestern fand die Einführung des Generals Santo Domingo Vila, als Präsident von Panama statt. Australien. Sydney. Am 7. Jänner fand in Melbourne unter dem Vorfige des Mai 125 eine Kundgebung statt, an welcher sich etwa 4000 Personen beteiligten. 65 wurde eine Resolution angenommen, welche das Verhalten Lord Derby's gegenüber den deutschen Befigergreifungen verurtheilt und gleichzeitig Er feindliche Gesinnung gegen Deutschland in Abrede teilt. „Die Regierung Neuseelands hat vorgeschlagen, die Samoainseln zu annektiren; der Dampfer sei bereit abzugehen, sobald die Entscheidung Lord Derby's eingetroffen sein wird. Lokal-Nachrichten. — Allerhöchste Spenden. Se. k. und kön. ung. apost. Majestät geruhte folgende Gaben aus eigener Privatschatulle allergnädigst zu spenden : a) zur Herstellung der eingestürzten Kirche der reformirten Confessions-Gemeinde Migleez im Comitate Abauj-Torna 100, b. i. hundert Gulden. b) Zu Schulbauzwecken der Tallyaer Comitat Zemplen) ev. Kirchengemeinde ebenfalls 100, d. i. hundert Gulden. — Verwaltungs-Ausschuß-Sitzung. Der Verwaltungs-Ausschuß des Ahauj-Tornaer Comitat8-Municipiums hält nächsten Donnerstag d. i. am 15. d. M. nach 10 Uhr Vorm. am hiesigen Comitatshause eine ordentliche L?chung ab. == Resultat der Wahl eines Mitgliedes des stadt Municipal-Ausschusses Kaschau. Bei der am 11. 1. M. stattgehabten Wahl haben die Wahlbürger des 1. Stadtviertels im Ganzen 130 Stimmzettel abgegeben. Hievon entfallen 1 Stimmzettel zu Gunsten des Herrn Julius Görög; 10 zu Gunsten des Herrn Julius Junger. Herr Samuel Bersilla erhielt 34 Vota. Für Herrn Robert Relay lauteten 85 Stimmzettel. Somit wurde er vom Wahlpräses als gewähltes Mitglied pronendirt. Elsen ! — Von unserem Hausregimente. Der Commandant des Inf.-Reg. Nr. 34, Herr Oberst Pokay wurde mit dem Kaiser von Deutschland, Offizierskreunz des franz Ordens der Ehrenlegion Herr Oberlieutenant Emil Werfer wurde ausgezeichnet, zur Sanitättruppe überseßt, in welcher er bereits sechs Monate probeweise mit bestem Erfolge Dienste leistete. — Verlobung. Herr Arthur Polyak, gewesener Secretär an der hiesigen Landwirthschaftlichen Lehranstalt, gegenwärtig herrschaftlicher Güt5sverwalter, verlobte sich mit dem liebenswürdigen Fräulein Auguste Benigny in Szeped-Nemete. — Juristenball. Dieser am 10. d. Gasmolofalitäten abgehaltene erste Elitebal in den großen unserer Saison fiel glänzend aus, 46 Paare tanzten die Quadrille und unterhielt sich die aus den Besten der Gesellschaft zusammengesette große Anzahl Gäste aufs Beste. Vom Militär war gegen die Vorjahre bedeutend mehr zu sehen, was der flotten Unterhaltung nur zu statten am; selbst von Edelény waren Die beiden Kapellen, die Herren Artillerieoffiziere anwesend. Militär-Musik und Rácz Jani, leisteten Vorzügliches. Um 8 Uhr Früh sahen wir noch Wagen vorfahren um Nachzügler abzuholen. Als Hauptarrangeur machte sich Hr. Géza v. Szentleleky sehr verdient. Die Tanzordnungen waren nett: Schwert und Schild, auf welchem das ungarische Waypen, inmitten einen „8“ führend, sich zeigte; die Rücseite des runden Schildes, der die Umschrift „Jogosz bál" trug, enthielt „= die Tanzordnung. Der hiesige Männergesangsverein wird am 2. Februar d. h. seine ordentliche General:versammelung abhalten und hoffen wir, daß auf selber alles das geschlichtet und gerichtet werden wird, was mk dem Aufblühen des Vereines im Wege liegt und dem drohenden Schisma, NEE von einer Seite angestrebt wird, vorgebeugt werden — Das Közvacsora des hiesigen wohlthätigen Frauenvereins findet am 2. Februar statt, welches mit einem sehr interessanten Glückspiel (Tombola) verbunden wird. Während dem Souper wird die Militär- Musikkapelle, während dem Tanze die National-Musikkapelle des Rácz Jani ihr Bestes leisten. Die alljährlichen Közvacsora’3 des Frauenvereins waren immer so glänzend und stark besucht, ja so sehr beliebt geworden, daß wir uns der festen Ueberzeugung hingeben, daß das diesjährige seinen Vorgängern nicht nachstehen wird. Und wie sollt' er auch anders sein! ... Wir werden ja wieder Gelegenheit haben, von den Schönsten unserer Stadt in liebenswürdigster Weise bedient zu werden, um der Armen und Waisen Willen. Im Namen dieser bitten wir das p. t. Publikum sich an Tage zahlreich einzufinden, für das Glückspiel aber diesem recht viel Gegenstände zu spenden und selbe in der Apotheke des Herrn Karl Wandraschek oder bei der Präsidentin des Vereines Frau Ludwig Hegedüs (Mühlgasse Nr. 1, Stod II) zu übergeben. Karten zum „közyacsora“ sind in den Buchhandlungen der Herren F. Haymann und Ad. Maurer, ferner in den Konditoreien der Hrn. M. Maffey, F. Kriegerbeck und in der Modewaarenhandlung des Herrn Joh. Varkoly hinein, am Festabende aber bei der Kassa zu lese. in bors ., — Ergebniß der Licitation zur Inpachtgabe des Einhebungs-Befugnisses der städt. Spiritusund Spirituosen-Consumgebühr. Dieselbe fand gestern vormittags statt. Im Ganzen waren 6ifferenzen. Weinfeld stellte den Anbot von 23100 fl, Goldberger 25000 fl., Reichmann 26500 fl., Zeilendorf 26583 fl., die Regale-Pachtgesellshaft 28000 fl. und ein gewisser Kohn (aus Tokaj) 31550 fl. Der Anbot des Lezieren wurde mit Vorbehalt acceptiert. In der nachmittägigen Generalversammlung wurde ein bis 54 Uhr Nachmittags an den Bürgermeister abgesebenes Anbot von 31600 fl. der hiesigen galepachtgesellschaft angenommen. Ber Herr Advokat Eduard Onmezay wurde gestern dem hiesigen Krankenhause übergeben, da sein gestörter Geisteszustand dessen sorgfältige Beobachtung wdthig erscheinen ließ. — Polizeinachrichten. Bettlerei. Ein gewisser Nagy-Szombati Marzsaly József übergibt persönlich in verschiedenen Häusern Bettelbriefe ; es wird vor fels bem gewarnt. — Gefunden wurde durch den Neudorfer Inwohner Joh. Kovács eine Brieftasche mit dem Betrage von 401 fl., welche derselbe sogleich dem Herrn Stuhlrichter Kálhay "übergab. — Frau von Csekefalvy verlangt nun, da man sie wegen Nichtanmeldung ihres Geschäftes strafte, einen Gewerbeschein Die Gewerbebehörde wird diesmals in die curiose Lage kommen, eine Lottoagentur als ehrliches Geschäft anzuerkennen, wo Jedermann das Schwindelhafte Desselben einsieht und der Betrieb desselben doch gestattet werden muß, weil er zum Besten der Lottocrarts gesieht, dem durch dieselbe zahllose Opfer zugetrieben werden. * — Die Armen und Elenden unserer Stadt belästigen von die Einwohnerschaft in besorgnißerregender Weise und es steht zu befürchten, daß der Hunger die Bertreffenden zum Aeupersten treibt. Vorzüglich sind es die Taborer Zigeuner, die in ihrem Viertel ver Noth erliegen müßen, wenn nicht bald Hilfe geschafft wird. Der Herr Bürgermeister wird wohl nicht mehr länge nen können, daß es Arme in Kaschau gibt; er setze sich mit dem Rothen Kreuzverein ins Einvernehmen und activire die Armenfade, daß die Hungrigen wenigstens gespeist werden können. Die Sache ist sehr dringend, denn die Consequenzen solcher Zustände kann Niemand verantworten und wir hoffen, daß dieser Dringlichkeit Rechnung getragen werden wird, ehe wir die Unterlassung der nöthigen Maßregeln zu beklagen haben sollten, die uns vor Yungeriypyus, Cholera 2c. mit zu bewahren geeignet sind. — Wetter. Seit vorgestern Abend3 haben wir endlich Winterwetter und schneite es seit damals 24 Stunden lang so, daß sich eine schöne Schneedecke bildete. Als Begleiter des dergestalt eingetretenen Winters haben wir auch schon Wölfe im Kaschauer Hotter gehabt und zwar zeigten sich 8 Stü> im Winkler utdyen Besitze , einer derselben wurde erschossen, die beiden anderen liefen in den Wald gegen Olczvar zu. Vorbereitungen zum Ball. Mad ist eine Vorbereitung zu einer Reise, zu einem Examen, zu einer Schlacht, gegen eine Vorbereitung zu einem Ball! Give Menge Diener, das ganze Haus, die Straße, wo möglich die ganze Stadt wird in Bewegung geseßt, Conferenzen mit Modeinstituten werden gehalten, welche nämlich die Conferenzen, alle europäischen, die jemals zusammenberufen wurden, an Wichtigkeit übertreffen. Beratschlagungen währen oft bis tief in die Nacht. man _