Kaschauer Zeitung, Juli-September 1886 (Jahrgang 48, nr. 75-113)

1886-09-11 / nr. 105

:­­ „Nye. 105. — nt t dad 33 "KASSA­­XLVIII. Jahrgang 1886. en et EPERJESI­ERTES Brämumerationspreis ohne „Illustr­­nterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. ZuG vierteljähr. vL Kaschan ;: VD itä Postversendung: ganzj. fl. 6.60, „ 4.3.30, 9 Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 fl. für­ jede Anzeige. fl. 1.25 fl. 1.65 Erscheint jeden Dienstag, und Samstag. Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 68. Donnerstag Raschan, Dienstag, 14. September. Mit dem „Illustr Unterhaltungsblatt" Kr. ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. = h Re: EB Für Kaschan ; Mit Postversendung: ganzi. fl. 8.60. Bei Imferaten, welche größeren Raum einnehmen, und“öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt, m "Fe + . | Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Der Ministerrath zur Fest­­stellung des nächstjährigen Budgets hat unter dem Vorsiß Koloman Tisza’3 bereits begonnen und wird in den nächsten Tagen zu Ende geführt werden. Die Ernennung des Vicegespans des Torontaler Comi­­tats, Bela Tallian, zum Obergespan des Somo­­­­gyer Comitats ist bevorstehend.­­ Die Demission des Kommunikation3-Minister3 kemény sol unwiderruflich sein. Inu den, in den lezten Tagen, abge- PERE Ministerrath3-Sißungen wurden Be­­flüsse in Betreff der Aus­gleichs­fragen­ gefaßt. Die Absendung der Antwort der ungarischen Regierung auf­­ die hierauf bezügliche Zuschrift der österreichischen Regierung steht unmittelbar bevor. Die ungarische Regierung dürfte in „derselben dem österreichischen Standpunkte gewisse­ K­o­z­­essio­nen machen, jedoch nur gegen bestimmt formulirte Gegenzugeständnisse. Sollten Solche österreichischerseits nicht eingeräumt werden, so würde keinerlei Aenderung der gegenwärtigen Situation eintreten.­­.. . Oesterreich. Wien. Prinz Alexander von­ Batten­­berg wurde sowohl bei seiner Ankunft am Südbahnhof, als auch der Abfahrt­ vom Westbahnhofe von Publikum mit Enthusiagmus empfangen und einem­ zahlreichen es erschien auch GNM. Löhne im Auftrage des Kaisers dabei... 1. Wiener Künstler feierten am 8. d. den 50jähr. Todes­­tag Ferdinand Ray­mun­d­ 3s in Gutenstein. Am 10. d. hat ein Österreichischer Ministerrath stattge­­funden, auf dessen Tagesordnung die Ausgleics-­­­Vorlagen standen. Der Tag des Zusammentritts des Reichsrathes konnte noch nicht fixirt werden. Doch durfte das Abgeordnetenhaus erst in den lezten Tagen des September zusammentreten. Prinz Alfred Liechtenstein, der Obmann des Zentrumss Klub, hat sein Reichsraths-Mandat, sowie sei­n Mandat Abgeordneter des steirischen Landtags niedergelegt, als­­­o Rußland. Petersburg Es findet langsam eine Besc­hiebung des in der Richtung von Kischene russischen Heeres­­ statt. Im Hafen von Odessa­ wird viel Militär eingeschifft, das in der­­ Krim landet. Die Majestäten sind am 10. d. Vormittags in Beglei­­tung des­ Großfürsten in B­rest -Litowsk eingetroffen. Gier ist bereits am 10. bei den Majestäten in Wys­­ke - Lit­owsk eingetroffen und begleitete dieselben nach Brest. Deutschland. Berlin. Der Reichstag wurde für den­ 16. September­­ einberufen. Er darf angenommen wer­­den, das Fürst Bismarc im Besige bindender Zusagen Ruß­­lands ist, wodurch jede Durchbrechung­­ des Berliner Vertra­­ges vermieden wird. s ‚ Der Kaiser ist am 8. nach Baden - Baden abgereist. Prinz Wilhelm begab sich am selben Tage zur Be­grüßung des Kaisers von Rußland nach Brest- Litewsk. Tor 197 Prinz Wilhelm soll den Czar bewegen, daß nach Bulgarien kein Abgesandter gehe oder daß wenigstens dessen Absendung verschoben werde, damit O­est­e­r- Er - Ungarns Empfindlichkeit geschont werde.­­ Großbritannien. London. Im Unterhaus er­­klärte Fergusson in Folge einer Interpellation, die Regierung brachte ein einseitiges Eingreifen Rußlands in Bulgarien nach den Verträgen für unmöglich. Aus Calcutta eingelangte Berichte haben hier großes Mißtrauen gegen mehrere indische Für­sten ernegt, von welchen man befürchtet, daß sie dem Bei­­spiele des Maharadsc­hah von Chilopsingh folgen und R­u­ß­­m­­­nd in­ie 7 n i­­rfrügen könnten. Man erorgt eine Verschärfung der asiatischen Konflikt3-Fragen zwis­­chen England und Rußland. * ne Die Grenze Commission in Afghani­­stan ist bereits abberufen und soll in den näch­­sten Tagen abreisen. Es wird dies als ein Vorzeichen einer englischen Action beurtheilt, die es noth­­wendig erscheinen lasse, auf­ die Bergung der Commission bei Zeiten bedacht zu sein. ig. Belgien. Brüssel. Anläßlich des gegenwärtig in Namur tagenden belgischen Lehrer-Congresses spielte sich ein Zwischenfall von hoher Bedeutung a­b. Der Bürgermeister der Stadt Namur brachte den übli­­chen Toast auf den König aus, worin gegen denselben der Vorwurf erhoben wurde, er habe mitgeholfen, die Existenz so vieler Lehrer zu­ vernich­­ten, und die Hoffnung ausgesprochen wird, der König werde noch so lange leben, um selbst die Erinnerung an­ das von seinen Ministern begangene Unrecht an den Lehrern auszu­­löschen. Dieser Toast wurde dem König telegraphisch­­ mit­­getheilt. Der Zwischenfall, welcher noch Folgen nach sich ziehen dürfte, erregt ungeheures Aufsehen. Frankreich. Paris Die Wahl Herbette's zum Botschafter in Berlin sollte auf vortreffliche Beziehun­­gen zu Deutschland hindeuten. Spanien. Madrid. Der Gesundheitszustand der der Königin soll beunruhigend sein ; die officiölsen Journale jedoch dementiren diese Meldungen. Italien. Rom. Die im Collegium Santa Gae­­tano zu Florenz befindlichen Jesuiten wurden mit Polizeigewalt von dort entfernt. Serbien. Belgrad. Das Organ Ristica', „Nova Ustavnost“, begrüßt die Erklärung der „Nowoje Wremja“,­­daß Rußland die Annexion Bosniens und der Herzegovina durc­hesterreich-Ungarn niemals zugeben werde, mit lauter Zustimmung. Diese­ Länder seien das natürliche Erbe Serbiens,­­welchem sie früher ‘oder, später in allen 3 . K­önig Milan ist am 10. nach Gleichenberg abgeh­ und hat dem Ministerrath die Regentschaft übertragen. M Bulgarien. Sophia. des Fürsten Alexander Die Wiederwahl ist wahrscheinlich , dann aber auch die russis­he Deecupation. 7 . „Säule und Haus“. aß Im Nachhange zu dem Artikl „Schule und Familie“ in unserer lezten Nummer lassen wir die unter oben vorgeseßten Titel in der Oedenburger Zeitung vom 10. b. erschienenen, mit den hier ausgesprochenen An­­­ichten ganz übereinstimmenden Betrachtungen um so lieber folgen, als die Pflege guter Beziehungen zwischen­ Schule und Familie zu den erfolgreichsten Mitteln­ der Erziehung gehört : NE IEEE i­ Solch’ ein nahe liegender, stets aktueller Stoff für den berufsgemäßen, täglichen Schilderer unserer sozialen Zustände, ist zuvörderst die Schule sammt allen Wechselbeziehungen, welche dieselbe mit dem Hause verbinden ; denn — wer“ verz. möchte es zu leugnen ! — ist nicht die häusliche Erziehung die wirksamste, ja unerläßlichste Ergänzung der in der Schule angestrebten ? Mit Beginn dieses eben angetretenen Monats bevölker­­ten sich die während der Ferialzeit verödet gewesenen Schulen wieder und mit hoher Befriedigung sehen die Eltern­ ihre Kinder wieder im Begriff, an den Quellen­ des Wissens, die geistige Nahrung zu suchen, die sie dereinst befähigen soll, gestärkt und kräftig den Kampf mit­ dem Leben zu führen und sich ihre Stellung in der Welt zu erringen. Wie? wären denn nicht die intellektuelle und moralische­­ Ausbildung die schönsten Zielpunkte, welche die Eltern im Interesse ihrer hoffnungsvollen Jugend anstreben können? Keine Mühe ist ihnen im Kampfe des Lebens zu viel, wenn es heißt, die materiellen Mittel aufzubringen, welche zur Erreichung des obigen Zieles nothwendig sind. Angesichts dieser erfreulichen Thatsache­­ ist es wohl angezeigt, einige ernste Worte bezüglich der wichtigsten Erziehungsfaktoren auszusprechen und diese sind nicht nur in­ der Schule, nein noch viel mehr im Hause zu suchen. binn: . Vor Allem müssen wir der nur zu häufigen Fehler gedenken, die die Eltern in ihrem Medereifer dadurch­ begehen, m­­­an 7 Sarah. (11. Fortsetzung.) . Das sind jene Stunden, in denen die Brust frei und Freudig sich­ hebt, in denen aber auch das Gefühl einer un­­bestimmten Sehnsucht in dieselbe einzieht, einer sich ihres Grundes kaum selbst bewußten Melancholie. In einem kleinen, eleganten Salon des an der park­­­­artigen Promenade einer deutschen Provinzialstadt gelegenen ‚Hotels steht Sarah neben dem Pianino und singt, während Eduard begleitet, das von unendlicher Sehnsucht durchglühte Lied der Mignon. Gradenrein und Silberhell steigen die Töne empor von echter, wahrer Empfindung getragen, und das „Dahin, dahin, laß’ uns, o mein Geliebter, zieh'n!“ er­­klingt mit einem bald wehmüthigen und bittenden, bald wil­­den Drängen so hinreißend, daß man glaubt, das Herz der Sängerin müsse brechen unter diesem Schmerzen sichrei nach dem­ ­verlorenen Lande der Jugend. Noch wie damals im Walde bei Steinbach leuchtete aus Sarah's dunklen Augen bald das Feuer einer leidenschaftlich glühenden Seele, bald schwammen sie in jenem feuchten Glanze, Welcher geheimnißvolle Kunde gibt von den tiefinnigen Gefüh­­len des Herzens. Das Mädchen war zu einer wunderbaren Schönheit erblüht. Wie sie dastand im röthlichen­­ Steine "der Abendsonne, umhüllt von „einem­­­ faltenreichen, hellfarbi­­gen Gewande, auf welches die schwarzen, mit einer dunkel­­­ rothen Rose gezierten Locken niederfielen, hätte man sie mehr für das märchenhafte Zaubergebilde einer heiß schaffenden . "Phantasie al für ein Wesen der­ wirklichen Welt halten kön­­­nen. So schimmert und leuchtet die Blume an den Ufern­­ des Ganges, wenn sie duftend flüstert von den Geheimnissen­­ der indischen Götter. ‚Das Lied­ war zu Ende.­­ „Singst Du bei der Aufführung wie heute, Geliebte, so muß der eka ein bedeutender sein!“ sagte Eduard, Sa­­­rah's Hand ergreifend und dieselbe innig küssend. Wenn Du zufrieden bist, genügt es mir, die Anderen kümmern mich nicht,“ entgegnete Sarah, und fügte nach einer­­ kurzen Pause Hinzu: „Also in acht Tagen soll ich hier „auftreten ?“ “ . j „So ist es bestimmt, meine Sarah. — Ist's Dir nicht recht?“ MR Sarah legte ihre feine Hand auf Eduard's Schulter und sah ihm wie träumend in die Augen. „Was hast Du, mein Herz, was denkst Du?“ „Ich möchte nicht singen !“ stieß das Mädchen hastig aus. „Was bewegt Dich, mein theures Kind. — Fühlst Du Dich nicht wohl?“ „Doch, doch“, paßte Sarah mit unterdrücktem Schluch­­zen hervor — „und ich möchte so gern all' Deine­ Wünsche, all’ Deine Erwartungen erfüllen, aber “ — „Aber?“ — fragte Eduard sanft, indem er sich erhob. Sarah warf sich an des Geliebten Brust. „Io kann nicht, es erdrückt mich!“ rief sie leidenschaftlich. Eduard, welcher den Grund dieser Erregung in einer natürlichen Befangenheit suchen zu müssen glaubte, sprach dem­ Mädchen Muth ein und schilderte ihr, wie das Glüh ihrer baldigen Vereinigung von diesem ersten­ Auftreten und seinen weiteren Folgen abhänge. Sie aber schüttelte traurig den Kopf. „Das ist's nicht!“ „Aber was in aller Welt kann Dich denn so er­­schüttern ?“ Mit convulsivischem Zittern sank sie auf den Divan. „Ich glaubte, ich würde es können,“ sprach sie düster, wie zu sich selbst, „aber seht fühle ich, mein Herz geht nicht mit mir dorthin, wo ich's fremden Menschen zeigen soll, die's nicht verstehen! Und nur mit dem Herzen kann ich singen! Dir zu Liebe habe ich mich bis sehr bezwungen, aber meine Kräfte verlassen mich! Dir, Dir, Geliebter, will ich singen, Dir meine schönsten, meine besten Lieder ! Wenn der Wald rauscht, wenn die Sonne durch­­ die Zweige glänzt,­­ oder der Mond still niederschaut zur Erde, dann Hab’ ich mein Herz, meine Seele, und die geben's mir ein.“ Hier brach sie ab und bliche unstät um sich, während Eduard so bewegt war, daß er augenblicklich kein Wort­­ der Erwiderung finden­ konnte. Nachdem er­ sich etwas gefaßt, sezte er sich an Sarah's Seite, zog den Kopf des Mädchens an seine Brust und sprach in sanftem Tone: „Beruhige Dich, mein süßes Lich! Du bist ange­griffen und Deine Phantasie malt Dir Schreibilder,­ welche nicht vorhanden sind. Seit jener Zeit, wo Du zu Deiner Ausbildung nach Berlin kamst, bist Du ruhig und zufrieden gewesen und. Du sollst es auch für die Zukunft bleiben. Oder,“ so fügte er fast unhörbar hinzu, „liebst Du mich nicht mehr so innig, wie damals, als wir uns zuerst im Walde bei Steinbach sahen ?,. Leidenschaftlich umschlang Sarah Eduard­ Hals, ein Thränenstrom entquoll ihren Augen, und im Tone rathloser­­ Verzweiflung antwortete sie in abgebrochenen Sägen: „ Du, mein Licht, meine Sonne! — Dein bin ich, Dein, wie du, mals! — — Nein, ach nein, nicht wie damals! Mein at= mes Herz ist zusammengeschnürt durch diese Bande = es kann nicht hoch und frei schlagen, wie es möchte!" =­ Ic hab's versucht, mich zu gewöhnen — es geht nicht, es geht nicht! — Hinaus laß mich auf den Käfig, hinaus, in das frische Grün — richtet mich hier nicht ab’ — dort, dort laß mich singen, laß mich Dich lieben wie damals! — Krampfhaft hob und senkte sich des Mädchens Buse, als sie erschöpft schwieg, während Eduard rathlo3 sich­ über sie beugte und sie, keines Wortes machte, mit Küssen tedet. „Armes, armes Kind!" flüsterte er dann schmerzvoll. Dann vergingen einige Minuten im tiefsten Schwei- Als Sarah etwas ruhiger geworden war, sagte Eduard : „Komm, mein Lieb, Du bist erschöpft, suche" jeßt den Schlaf, ich werde gehen und morgen‘, wollen­­ wir­­ weiter sprechen.“­­ “9.7 > 1si „Bitte, bleibe noch! — Verlaß mich nicht!“ hauchte Sarah, den Geliebten wieder , niederziehend und sich eng an denselben schmiegend. szt 15055 . Eduard fuhr sehr ein Gedanke durch die Seele, durch dessen Ausführung er­­ Sarah's beängstigende Erregung besei­­tigen und der Phantasie derselben eine andere»Richtung geben _ zu können glaubte. 77 arg dna 1207118 „HE „Eduard!“ antwortete sie “ebenso, ihre wunderbaren Augen zu ihm aufschlagend. „Sarah, willst Du mir eine Liebe erweisen ?“ „Gewiß, wenn­­ ich's vermag!" „Nimm­­ Deine Zither und singe mir noch, ehe ich scheide, eins Deiner früheren Lieder!“­­ " Das Mädchen zuckte zusammen." „Nein, nein,“ son — hat sie, wie von größter Angst gefoltert — „das verlange nicht, sei nicht !“ " oft „In der Zither wohnt ein Geist — ich kenne ihn — wird ,er frei und steigt hervor, dann­­ hat er Gewalt über­­ Schluß folgt) gen. „Sarah!“ rief er im zärtlichsten Tone. Warum nicht, mein Lieb ?“ Te­­­am "Hg . 6 u­nd je - * _ . A

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