Kaschauer Zeitung, Januar-März 1887 (Jahrgang 49, nr. 1-38)

1887-03-26 / nr. 36

fan, Samstag, 26. März. Bräm­merationspreis ohne „J­ustr. Un­terhaltungsblatt" halbjähr. fl. a vierteljähr. ix Kaschau : ganzjährig fl. 5.-­, it Postversendung: ganzj. fl. 6.60, 2­4 330, hé Erscheint jeden Dienstag,­­65 und Samstag. fl. 1.25 fil. 1.6 Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Donnerstag 1.19 fl. 215 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 68. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender­ Nachlaß gewährt, s­­­ ­­ehen . Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest. Das Abgeordnetenhaus­­ verhandelte am 23. den Bericht der in den kroati­­schen Angelegenheiten entsendeten ung­a­rr­- Regnikolar-Deputation. Nachdem der Referent Max Falk in kurzer Rede die Resultatlosigkeit der Mission der Regniko- Iar-Deputation konstatirte, wurde der Bericht einfach zur­­ Kenntniß genommen. Öcterreich Wien. General Kaulbars 83 hat in seiner Eigenschaft als Militär-Attack s um eine Abschieds-Audienz bei Sr. Majestät angesucht und „wird in den nächsten Tagen empfangen werden. Rußland. Petersburg. Die Arretirun­­gen dauern fort; hohe Zivil- und Militärfunktionäre sind in Folge der Aussagen eines Selbstmörders kompromittirt. Die Attentäter sind bereits gehenkt, eine Als der Czarna-Gatschina fuhr, lag Schiene quer über der Bahn; ein Glück daß der Zugsführer sie bemerkte und einem Unglüc vorbeugte. Der Stadtkommandant von Warschau, General-Lieute­­nant Krol, starb daselbst am 22. b. eines plößlichen, u­n­­„nnatürlichen Todes Laut Meldungen der „Nowa Reforma“ sammeln die Russen sehr bedeutende Tr­up­­penmassen im Lubliner Gouvernement.­­ Deutschland. Berlin. Die Geburtstagsfeierlich­­keiten sind, einen Tumult der Arbeiter, welcher auch zu Blutvergießen führte, abgerechnet, ruhig abgelaufen, der Kaiser befindet sich sehr wohl.­­­ Die hohen­­ Gäste verlassen nach und nach Berlin.­­ Der Leibarzt des Kaisers, Lauer, erhielt den Rothen Adler-Orden I. Klasse. Das Gerücht, daß Lauer eine Dota­­tion von 300.000 Mark erhalten werde, bestätigt sich nicht. Großbritannien. London Smith beantragt die Dringlichkeit für die Strafrechts-Novelle für Irland und erklärt, die Vorlage sei durch die Desorgani­­sation des Landes und die Unmöglichkeit, die Gesetz durchzu­­führen bedenkt. Die die Regierung sei bereit, die Bodenfrage Ren, aber ihre erste Pflicht sei es, Geseß und Idnung aufrecht zu erhalten. Frankreich. Baris. Hier werden Stimmen laut, welche mit Bezug auf die Leffers’ichen Plaidoyers für die Gemeinsamkeit der deutsch-französisch­en Inte­­­ressen die egyptische Frage als den Brüfstein für die Haltung Deutschlands Frankreich gegenüber bezeichnen. Vorm. Italien. Rom. Herr v.­Reudell überreichte am 22. dem Grafen Robilant die Insignien des ihm vom deutschen Kaiser anläßlich seines Geburtsfestes liehenen Schwarzen Adler-Ordens 8­ v­o­r­ Bulgarien. Sophia. Die Gerüchte, daß Rußland ernstlich auf eine türkische­­ Intervention hinzuarbeiten beabsich­­tige, die bisher nicht ernst genommen worden sind, ermweden nun doch Bedenken und geben Anlaß zur Beschleunigung der Durchführung zu allerlei Maßnahmen. . . General-Versammlung beim Abauj-Tornaer Komitats - Munizipium. (Avgehalten am 15. I. M.) Präses der Obergespan des Komitats E­me­r­ich von Darvas Nach Eröffnung der Versammlung werden die in der Congregation am 14. aufgenommenen Protokolle verlesen und authentiseirt. In Folge Gesuches des Ludwig Elet und Julius Faigel wird bestimmt, daß denselben ein, ihren Adel be­­weisendes Zeugniß ausgestellt und ausgefolgt werde. Der­ Beschluß, welchem diese Gemeinderepräsentanz Szepsi in der Angelegenheit gegen der Szepsier röm. k. Pfarre gefaßt hatte, wurde annullirt und der Municipal-Ausschuß faßte die Entscheidung, wornach die Angelegenheit behufs Er­­ledigung an ihre Kompetenz, an den Bezirks-Stuhlrichter zu überweisen ist. Auf Grund des Gesuches der Witwe nach­weis. Arpad R­a­d­s­k­y, gen. Stuhlrichteramts-Kanzellist, wurde im Prin­­zipe der Bezug derselben, bezüglich des sogenannten Sterbe­­quartals anerkannt und die Verfügung getroffen, die Akten­­stücke behufs Abrechnung und Konzedirung der Liquidmachung an die Regierung zu unterbreiten. Der vorgelegte Plan der Transferirung des zu der neuen Tarcza-Brücke Mi 38 ly­e zu führenden Weges sammt den Kostenüberschlag wurde angenommen und beschlossen, die Genehmigung der Regierung und auch das nöthige Expropria­­tionsrecht bei dem Ministerium für öffentliche Arbeit und Kommunikation in einer Adresse zu erwirken. Das vorgelegte Budgetpräliminare der Straßen-Aufrecht­­erhaltung für das Jahr 1887 sammt dem Plane der Bauten wurde genehmigt und der Munizipal-Ausschuß machte die Verfügung, den Abgang von 2200 respektive 3200 fl. im Wege einer an das Ministerium für öffentliche Arbeit und Kommunikation zu richtenden Petition als Unterstüßung aus dem Landesfonde beizuschaffen. Behufs Festsezung des Tarifs für die mauthberechtigte Hidas8-Nemetier Brüde des Jakob Lánczy, wurde die Deputation entsendet, bestehend aus­ folgenden Mit­­gliedern: Ladis­laus Comaromy, zugleich Deputations­­präses, Peter T­el­eky, Joseph Alth, Paul Dobozy, Joseph Meczner, der Munizipal-Fiskal, der Stuhlrichter des Kassauer Bezirkes und der Chef des Staatsbauam­­tes. Die Deputation hat über ihr Vorgehen Bericht zu er­­statten. 7 M. Bezüglich des Berichtes, resp. Beschlusses der Verwal­­tungs-Kommission in der K­r­a­y­n­i­k'schen Schulfundations­­sache hat der Munizipal-Ausschuß die Entscheidung gemacht, die Aktenstüce der Kommission mit der Eröffnung zu über­­weisen, daß sie im Einverständnisse mit den betreffenden Kon­­fessions-Kirchenbehörden und mit Bewüßung der zu Gebote stehenden geseßlichen Mittel die Gemeinde Szina zur Er­­richtung einer Kommunalschule bewegen solle. Ueber das Gesuch des Joseph Bercsényi um Andreas Kel­cz, um einer denselben zu gewährenden Ab­­fertigungssumme, wurde mit dem erledigt, daß das Gesuch nun wiederum an die Finanzkommission gewiesen wurde. Auf das Gesuch des Karl Elet gewesener Notar zu Erdő-Horvati, hin, wurde ausgesprochen, die zu seiner Last vorgeschriebene Erlagsumme von 26 fl. 48 kr., ihm zwar nicht nachlassen zu können , jedoch wird ihm mit Rücksicht auf seine drückenden Vermögens-Verhältnisse gestattet, seiner Ob­­liegenheit in — nach Möglichkeit zu zahlenden Raten zu ent­­sprechen. Ueber den vorgelegten Statutsplan das Schanfrecht be­­treffend, wurde der Ausspruch gethan, denselben anzunehmen und nach gehöriger Kundmachung die Genehmigung der Re­­gierung abzuholen. In Folge Zuschrift des kön. Steuerinspektors wurde in die Steuerreflamationskommission pro 1887--1889 zum ord. Mitgliede Josef A­l­t­h und zum Elsaßmitgliede And. B­o­d­­n­er gewählt. Auf Grund des Intimates seitens des kön. ung. Mini­­steriums des Innern wurde bestimmt, die Urkunde über die von Frau Joseph Friedmann geb. Hans Diesber­­ger gemachten Fundation von Heirats-Ausstattungs-Stipen­­dien, in der von der Regierung vorgeschriebenen Form aus­­stellen zu lassen und der Regierung nochmal vorzulegen. Das Gesuch der Kreisärzte des Komitats veranlaßt die Verfügung, daß dasselbe behufs Berücksichtigung der darin­ ausgesprochenen Wünsche an die Deputation ausgefolgt werde, welche eben mit der Ausarbeitung des über die Kreisär­zt lautenden Statutsplans sich beschäftigt. TREE NE EEEN EEE wIZNE Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. Der Rote Pilgerfahrt. Am 2. April wird durch den Damen- und Männerge­­sangsverein unserer Stadt eine der unsterblichen Schöpfungen Robert Schumanns, gefangen und dürften „der Rose Pilgerfahrt,“ zur Aufführung demnach einige Worte hierüber wohl am Plate sein. Schumann hat dies Werk im Jahre 1851 componirt und wurde es unter seiner Leitung mit Klavierbegleitung anf­­ührt. Später erst hat er es instrumentirt und ist es unbe­­streitbare Thatsache, daß es mit Orchesterbegleitung unver­­gleichlich schöner ist. Vor Jahren schon hat unser unvergeßlicher Meister Husz3ka die Aufführung dieses Werkes geplant, der Idee jedoch entsagen müssen, weil eine Aufführung gerade dieser Schö­­pfung Schumanns mit Orchesterbegleitung in unserer Stadt mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verbunden ist, so lange das Bestehen eines Musikvereines zu den frommen Wünschen gehört. Die Leiterin des hiesigen Damen-Gesangsvereines, eine­r dankbarsten Schülerinen des zu früh heimgegangenen Hupka, hat nun den unerfüllt gebliebenen Wunsch ihres unver­­geßlichen Lehrers, ermuthigt durch die maßgebende Meinung musikalischer Autoritäten, daß die Schönheit dieses Werkes auch mit Klavierbegleitung zur Geltung kommen müsse, zur That gemacht. Wir können demnach einem genußreichen Abend upersichtlich entgegensehen. Dafür bürgt schon der Name des eisters. Ist Doch die Verkörperung jenes geheimnißvollen Lebens, dessen Wonnen und Leiden wohl jede empfindende Menschenbrust durchfluthen, ausschließlich dem Genius vorbe­­halten. Die Geister, die der Genius Schumanns in die Töne gebannt, ziehen gleich den Elfen des Märchens, das den Text zu dieser Composition geliefert, entfesselt auf dem Musikstrome­­rn entzüden das Ohr des Sachkundigen wie des­sen. Im ersten Theile sind die Chöre der Elsen, besonders aber der Chor der Leidtragenden ihrer musikalischen Schön­­heit wegen zu erwähnen Die schönsten Nummern enthält jedoch der zweite Theil. Der Jagdchor, der Hochzeitschor, das reizende Duett von der Mühle, das Liebes-Duett und­­. bestrichen den Zuhörer durch die Macht, die erfrischende Kraft f. und Fülle des Tones, den dien und sichern diesem Werke schmeichelnden Zauber der Melo­­die Unsterblichkeit. , Der Inhalt ds3, nach einer Dichtung Max Horns be­­arbeiteten Märchens, ist­ kurz gefaßt folgender: Auf mondbe­­glänztem Wiesenplane führen die Elfen ihren Reigen auf; da tönt in das fröhliche Treiben ein leise klagender Laut. Die Rose ist's ; ihr Blumenherz, geschwellt von unbestimm­­ten Sehnen, verlangt nach Liebesglück, wie es den Sterblichen beschieden und fühlt sich stark, auch der Liebe Leid zu tragen. „Oh, laß' mich eine Jungfrau werden,­­ laß' lieben mich, den Mädchen gleich !“ Die Elfenkönigin gewährt die Bitte; das holde Wunder ist vollzogen, zum Mägdlein geworden die Rose, geschmüdt mit allen Reizen der Jungfrau, all’ der An­­muth und Lieblichkeit des Elfenkindes. Beim Scheiden reicht die Königin ihr eine, von ihrer Hand gefeite Rose, deren Besitz dem Blumenkinde der Erde Freuden sichern soll. „Doc merke wohl, entfällt sie jemals deiner Hand. So wirst Du aus dem Leben scheiden ; Dog bange nicht! ein Frühlingshauch wird Dich als Rose Zurück in's Heimathsland geleiten.“ Beglüht durch die Erfüllung ihres Herzenswunsches­ beginnt die Mädchenrose nun ihre Pilgerfahrt. Doch an der ersten Pforte, an welcher sie voll froher Zuversicht um Ob­­dach bittet, wird sie mit rauhen Worten abgewiesen. Die erste Thräne,im Auge, im Herzen das erste bittre Weh, wan­­delt sie weiter, dem Häuschen zu, das von Fliederblüthen umwoben, sich an die Friedhofsmauer schmiegt. Ein Greis den Spaten in der Hand, bereitet dort einem müden Erden­­pilger die lezte Ruhestätte und schüchtern fragt Schönröschen, für wen dies tiefe, kleine Grab „Für des Müllers Töch­­terlein, dem Liebesgram das Herz gebrochen“, erwidert er und Rose versinkt in schmerzliches Sinnen, aus dem der Chor der Leidtragenden, die mit dem Sarge nah'n, sie weckt. Mit ihnen tritt auch Rose an das Grab und als die lezte Scholle Erde d­rauf gefallen, der Sang verstummt und Alles längst den stillen Ort verlassen, kniet sie noch betend an dem Hügel. Schon hat die Nacht ihren Sternenmantel angethan, als das Mädchen weiter will, mit milden Worten jedoch, als spräch' ein Vater zu seinem Kinde, fordert der Alte sie zum Bleiben auf und dankbar folgt sie ihm in seine Hütte. Die Hände fromm gefaltet, entschlummert Röschen nun und in ihren­ Traum hinein klingt süß der Gesang der Elfen, die ihre3 fernen Schwesterleins gedenken. kess Morgen wet der Greis die Schläferin mit leisem Fuß. „Hör' meine Bitte, folge mir, Ich gebe treue Eltern Dir !“ ‚Und jubelnd über Lust, sinkt Rose sie zu des Müllers Haus, das, von mächtigen Bäumen be­­schattet, ein Sitz des Friedens, in's Thal schaut. Nun führt der Greis das Mädchen den tiefgebeugten Eltern zu, welche die Fremde im stummer Rührung begrüßen, erinnert sie doch jeder Zug des holden Angesichts an ihr so früh verlor'nes so heiß geliebtes Kind und mit warmer Mutterliebe umfängt die Müllerin die Südliche. Bald hat das neue Töchterle­in der Eltern ganzes Herz gewonnen und ihr Schmerz um die Verlorene wandelt sic­h in milde Wehmuth. Schön Röschen ist der Liebling des ganzen Dörfchens und manches Herz seufzt wohl im Stillen : „Ach dürft’ ich ruhen wonniglich An Deiner blüh'nden Brust !“ Max, des Försters schmuler Sohn hat Rös<en lieb, wie keiner sonst ; im Herzen tief trägt er das holde Bild ; die Sternenblume soll ihm rathen, doch wagt er's nicht, ihrem „Ja“ zu trauen. Und auch die Jungfrau wacht im Käm­­merlein, blickt in die Mondesnacht und denket sein, der­ sich dieses Glück noch nicht bewußt. Die Herzen Beider sind erfüllt von jenem erhabenen Gefühle, das die Dichter aller Zeiten begeistert als das Herrlichste auf Erden preisen. Durch die Walde3nacht tönt leise das Liebeslied des Jünglings zum Ohr der Lauschenden und Hochbeglück hört er's hi­wieder : „Io will Dein Röslein werden, Mein Frühling werde Du !“ " Am nächsten Sonntagsmorgen kommt im Festgewande des Försters Sohn in des Müllers Haus und nicht lange währt'8, da prangt auch die Mühle im Feierkleide und wohl mögen die alten Eichen verwundert die kernigen Häupter schüt­­teln ob dem jubelnden Treiben, dem Jauchzen und Singen, dem Klange der Geigen, der aus dem blumengeschmückten Hause schallt, wo Hochzeit gefeiert wird. Der Bund der Her­­zen ist durch Priesterhand geweiht, der junge Forstmann führt seine Rose heim, die nun immerdar für ihn, ihn allein llü­­en soll. " Nach einem Jahre “ungetrübten Glückes drückt voll un aussprechlicher Seligkeit, in heil'ger Mutterlust Schön-Röslein ein Knöspchen aus Herz. Es lächelt sie an aus blauen Kin­­desaugen, es langt mit den Händchen, als wollt’ es den gan­­zen, reichen Schoß der Mutterlieb' umfangen. „Sie aber schaut durch Thränenflor Mit heißem Dank­ zu Gott empor, Nimmt still die Ros' des Lebens Pfand, Und gibt's dem Kindlein mit zitternder Das gaz. ûj an die Brust des Guten, des Lebens erste Von seiner Hand geleitet, kommt 1

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