Kaschauer Zeitung, Juli-September 1890 (Jahrgang 52, nr. 75-111)

1890-09-11 / nr. 103

Zweiundfünfzigster Jahrgang 1890. Xr. 103. r Kaschau : ganzjähri­g.—, halbjähr. it Postversendung : org k 6.69, ; Kaschau, Donnerstag LA. September -Kaschauer Zeitung. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. Erscheint De Donnerstag u 1.25 Brämumerationspreis ohne „Zluftr. Unterhaltungsblatt" 4­4 Vierteljähr. | ein .39, 16 Get Inferaten wird die sechmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 tr. berechnet. — Inferatenstempel 30 kr. für jede Anzeige. | Redaction und Expeditions-Burean Kaschau, Hauptgaase Nr. 6%. Für Refáan : Mit Boltsersendung : Bei Imferaten: Mit dem „Jüunßr. Üsnserhaltangsbrett" P. 4­555 6 ganzjährig 1. 6.20, halbjäh ma 3.10. 5 ganzj.. il 7.80, Wu” ath in 3.96 , welche größeren Raum einneh­men und eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt Samstag. Neueste Nachrichten. Ungarn. Der Kultur- und Unterrichtsminister Graf C­sa­ky conferirte, wie bereits gemeldet, vier Stunden lang mit dem Fürstprimas­, welcher dem Minister­scheidung der Curie in Angelegenheit der Wegtaufungen die Ent­­mit­­theilte. Im Laufe der Verhandlungen wurde eine befrie­­digende Vereinbarung getroffen. Demnächst soll eine Biscofs-Conferenz behufs endgültiger Einstel­­lung des Kam­pfes zwischen Staat und Kirche unter dem Vortige des Fürstprimas stattfinden. Der Minister und der Fürstprimas schieden ganz versöhnt von­einander, und es kann Daher constatirt werden, daß die Frage der Wegtaufun­­gen binnen Kurzem aufhören wird zuerkfü­ren. Deutschland. Bei der Sedanfeier opponirte die Mehrzahl gegen die Absendung einer Begrüßungsdepesche an Bismarc. Oesterreich. Russische Emissäre Harangab­en in Galizien die Ruthenen und Masuren, dem demnächst der Grenze weilenden Czaren eine Begrüßungsdeputation nahe zu entsenden. In Böhmen ist die Gefahr gescwunden, nachdem die Ueberschwemmung überall, besonders in Prag, die größten Schäden verursachte. St. Johann von Nepomuk ist auch von seinem Pfeiler auf der Karlsbrücke in Prag herabgestürzt. Nußlang. Wie bestimmt verlautet, unterbleibt die Reise des Cza18 nach Kopenhagen und somit auch der Besuch desselben in Berlin. Portugal. Der Ministerrath beräth über Mittel zur Dämpfung der wegen dem portugisisch-englischen Vertrage über die Kolonien ausgebrochenen Revolte Spanien. In Madrid wurde in Lissabon­ der Ministerpräsident Tanodas mit Steinen beworfen. Die Attentäter sind verhaftet. Türkei. Die Ankunft des Großfürst-Thron- Folgers von Rußland (also nicht des Czaren!)­st offiziell für Anfang Oktober angemeldet. Er wird mit einem Panzer-Kreuzer in Konstantinopel eintreffen. Montenegro. Prinz Peter Karageorgievic„ Hat Montenegro verlassen und seinen Hausstand in Montegro­­ aufgelassen. Serbien. Die Ausmessung sämmtlicher Angehöriger, die im serbischen Staatsdienste stehen, österr­­ung. steht bevor. Milan verläßt noch v­or den Wahlen Serbien, da er sonst die Ausweisung zu fürchten hat. e 7­ ­ Bulgarien. Fürst Ferdinand ist am 5. Jiv. aus Küstendil in Sofia eingetroffen, wohin er sich auf­ladung der dortigen Munizipalität vom Kloster Milo aus Ein­­be­­geben hatte, die zu Ehren des Fürsten ein Banket veranstaltete. | . Lokal-Nachrichten. — Se. bischöfliche Gnaden Dr. Sigismund Bubies hat am 6. b. 2 Uhr Nm. seine heutige Firmungs­­reise in die Diözese in Begleitung Sr. Hoc­hwürden Ludwig Konrady der Obergespan angetreten; tagsvorher war im bischöfl Palais von Preßburg Fürst Paul Esterházy — bei Sr. bischöfl. Gnaden auf Besuch und fuhr am 6. Früh nach Hause. — Für die Tokajer Abgebrannten spendeten neuerdings bei ung: Die Arbeiterinen der k.u. Zigarren und Tabakfabrik, deren er­stwöchent­­liche Sammlung Herr Direktor Strache mit 28 fl. uns übergab ; die mildherzigen Arbeiterinen haben sich freiwillig noch mehrere gleiche Beträge in den nächsten Wochen zu sammeln oe Herr Philipp Br­ody 20 fl. Ein Damenkreis Mit dem größten Danke quittiren wir diese milden Spenden und bitten nochmals alle wohlthätigen Menschen, die es thun können, ihr Scherflein zur Linderung der Noth der armen obdachlosen Tokajer uns ehesteng zukommen zu lassen. Gott wird es Jedem tausendfach vergelten ! — Verwaltungs-Ausschuss-Sitzung. Der Ver­­waltungs-Ausschuß des Abauj-Tornaer Komitatsmunizipiums hält seine diesmonatliche ordentliche Sibung am Komitats­­hause Heute d. i. am 11. d. nach 10 Uhr Vormittags ab. — General-Versammlung. Die Mitglieder des Munizipalausschusses des Abauj-Tornaer Komitats sind für den 12. b. zu einer außerordentlichen General - Kongregation eingeladen. Dieselbe beginnt im großen Komi­­tatssaale nach 10 Uhr Vormittags. — Der hiesige 1848/9er Honvedverein hielt am Samstag im Bürgercasino eine Sagung ab, in welcher beschlossen wurde, der zur Enthüllung des Freiheitsdenkmals am­ 6. Oktober abgehenden Deputation einen Kranz auf das Grab der Märtyrer mitzugeben. Prämierung unserer landw. Lehran­­stalt. Bei der land- und forstwirthschaftlichen Ausstellung in Wien erhielt in der sechsten Serie der temporären Rin­­derausstellungen (Ausstellung aus Ländern der ungarischen Krone) u. A. unsere höhere landwirthschaftl. Lehranstalt für an Kühe : den Ehrenpreis, gewidmet von Graf Joseph Pálffy­­­ern das Anerkennungsdiplom kollektiv für drei Kuhlände alleinen. Trauungen. Herr Arpad Steller, Unterbezirksrichter in Beckö3-Csaba führt alldort am 20. b. das Fräulein Mariska Felix zum Traualtar. — Verlobung. Am 8. d. wurden die Verlobungs­­karten der Familie Megay und Schubert über die Verlobung des Fräuleins Irma Schubert mit Herrn Gustav M­e­g­ay versendet, nachdem dieselbe am Abend vorher mit einem Familienfeste verbunden, gefeiert wurde. Unsere Glühwünsche zu dem schönen Bunde ! Personalien. — Emil Demarteau k. u. k. österr.-ung. Con­sul in Panama, Ritter des Franz Josef­-Ordens, ist Sonntag hier von Tätrafüred angekommen und begab sich Dienstag nach Budapest. Hofrath Emerich Steindl hat am Freitag den 5. die Revision der Dombauten begonnen und ist am Sonntag Abends nach Budapest zurückgeseist. — Herr Béla Ballaghi, Concipist des Han­­­delsministeriumg hat dieser Tage als Ministerial - Commissär das Inventar der hiesigen Maschinenschule inspizirt. — Dr. Ignaz Hohenauer ist aus Nur Schmedt, wo er den Sommer über weilte, wohlbehalten rück­­gekehrt und hat die Leitung seines Blattes wieder übernommen. — Hw.Josef Farbaky evang. Stadtpfarrer und Senior wird in Nyiregyhaza an Stelle Vidliczay's (liberal) für den Reichstag candidirt. — Die Arader Deputation unserer Ge­­werbecorporation, die Herren Tfirst, Tattarsky und Da 38 sind bereits zurückekehrt. — Dr. Ferdinand Plath, der seinerzeitige Cultiveur aller schönen Künste, die er auch, solange es ging, splendid unterstüßte, ein vortrefflicher Musiker, welcher seßtere Zeit in Wien beim Niedergange seines Vermögens trü­bsinnig wurde, ist dieser Tage als Gast des Bürgerspitals hier ange­­kommen ; derselbe sieht sehr leidend aus. Todesfälle. wi­e Am 8. b. verstarb hier der sehr begabte und er­­­folgreich wirkende Zitherlehrer Herr Ignaz Dornhieder im 30. Lebensjahre, eine Witwe mit einem 2*/jährige­n Knäblein" in Hefiter Trauer um ihren Ernährer zurüc­assend. Das Leichenbegängniß fand gestern Nm. */,4 Uhr vom­­ 7 Adriana. Eine altvenetianische Geschichte. Neuerzählt von Otto v. Breitschwert. Fortlegung. Graf Montalto hatte kaum dem erlauchten Rathe der Republik seine Siegesberichte erstattet, als er klopfenden Her­­zens seine Braut zu begrüßen eilte. Er fand sie bleich und in gedrücter Gemüthsstimmung. Wohl beglückte ihm das selige Aufleuchten ihrer Augen, als er sie innig ans Herz schloß ; aber es entging ihm nicht, daß alsbald wieder ein melancholischer Zug ihr schönes Antlig verdüsterte und es­­ ergriff ihn eine beklemmende Sorge, die ihn trieb, sie um Angabe der Ursachen ihres Kuriers zu bitten. Adriana gab zunächst allgemeine Gründe ihrer trüben Stimmung an und Fragte ihn nag den Erlebnissen des Seekriegs-Zuges. Aber Montalto ließ sich nicht so leicht zufrieden stellen und es gelang ihm, seiner Braut das Geständniß zu entreißen, daß "einige Montalto selbst betreffende Vorgänge während seiner Abwesenheit ihr besonderen Schmerz bereitet hätten. Genau­­eres wollte Adriana nicht angeben. Als er in sie drang, be­­gann sie zu weinen, was ihn zuleßt unwillig machte. Er empfand es als eine Kränkung, daß Adriana ihm nicht mehr Vertrauen erwies, und stand auf, um das Zimmer zu ver­­lassen ; aber der Blic, welchen die Dulderin dem Scheiden- Den zuwarf, ein Bli> voll Liebe, aber auch voll schmerzlicher “Empfindung durch hins„windende Hoffnungen verursacht, dazu die unvergleichliche Schönheit dieser in Thränen schwimmen-­den dunklen Augen selbst, brachte seinen Entschluß, den Beleidigten zu spielen, in­s Wanken. Er kehrte zu ihr zurück und beugte ein Knie vor ihr, faßte ihre beiden Hände mit den seinigen und bat sie recht treuherzig, ihm Alles zu sagen, Was ihr edles Gemüth so tief bekümmere. Adriana zögerte noch immer, ihre Eröffnungen zu ma­­chen und als Montalto wie ein Verzweifelter die Hand zum Schwur erheben wollte, nicht eher zu ruhen, bis er das Geheimniß ihres Kummer ergründet habe, da erfaßte ein Schauer die trauernde Jungfrau und sie ergriff seine Hand, um ihn vom Schwure abzuhalten. So saßen sie nun wieder, die Hände vereint, in stummer, sc­hmerzvoller Zärtlichkeit. Ein sanfter Seewind wehte Blüthendüfte durch das offene Fenster und Montalto’3 Stirn ruhte auf den reichen dunklen Locken, welche Adriana’3 Hals und Schulter umflossen. Er schaute auf und fragte: „Du willst nicht sprechen ?“ — „Ich kann nicht !“ seufzte Adriana, und nicht im Stande, in sein von leidenschaftlicher Bewegung flammendes Auge zu blicken, sank sie in die Kissen des Ruhebettes, ihr Antlig verbergend und tief und bitterlich schluchzend, bis sie plößlich ganz stille war und von ihren Gefühlen überwältigt, ohnmächtig und bleich zur Seite sank. In höchster Beängstigung hob Graf Mantalto die Bewußt­­lose empor und trug sie an­s offene Fenster, um ihr Luft zu verschaffen. Er dämmerte schon , aber man sah frische eine Gondel den Canal heruntergleiten, die vor dem Palast hielt, dann war es, als ob aus den dichtbelaubten Bäumen, die vor den Fenstern standen, ein Lauscher fig herunterließe und in als der Gondel Aufnahme fände. Man hörte ein Hohngelächter die Gondel vom Gestade abstieß. Graf Montalto nahm diese Vorgänge nicht gleichgültig auf, seine eifersüchtige Phantasie brachte das Hohngelächter und die Belauschung in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Geheimniß, das Adriana ihm verbarg. Aber nur so lange Adriana bewußtlos war, dauerte dieses Mißtrauen an. Als sie zu sich selbst kommend, mit einem liebevollen Blicke dank­­bar lächelnd zu ihm aufsah und ihr Vertrauen zu ihm we­­nigstens durch die Sprache der Augen, durch ihre ganze hin­­gebende Haltung kundgab, da fühlte er, daß Adriana's Unschuld in Zweifel zu ziehen und er Unrecht thäte, er seufzte nur innerlich : ab­, wenn sie endlich sprechen wollte ! Adriana's Dienerinnen fanden sich ein. Montalto selbst hatte in der ersten Bestürzung über die Ohnmacht nach ihnen gerufen ; er überließ die Theure ihrer Pflege und ging tief­­betrübten Herzens hinweg. Noch in der Nacht warb ihm aus dem Dogenpalast ein Schreiben, dessen Schriftzüge von Adriana's Hand waren und das ihn doch so schwer verwundete, wie er nie die Waffe eines grimmigen Feindes gekonnt hätte. In wenigen war darin die tiefste Theilnahme für Montalto's Glü> Zeilen gesprochen, er aber von seinem Eheversprechen entbunden aus­­und ersucht, „die unglückliche Adriana zu vergessen.“ Ein hitziges Fieber ergriff Montalto, nas dem er Tag und Nacht über diese glücvernichtende Botschaft gebrütet und sich in vergeblichem Sinnen und Spüren nach dem Grund alle dieser befremdenden Vorgänge erschöpft hatte. Die ganze Stadt trug Leid ob seiner Erkrankung. Seine glänzenden Thaten, sein muthiges, patriotisches Auftreten, seine gewinnende Er­­scheinung, verbunden mit dem biedersten Charakter, hatten ihn zur Freude und Hoffnung des Volkes gemac­ht. Die Sol­­daten hatten zu seinem Feldherrntalent das höchste Vertrauen und Justiniani bezeugte die Wichtigkeit, einen solchen Mann der That und des Rathes im Kampf gegen Sforza zur haben. Graf Montalto aber dachte nicht an Kriegszüge Seite zu noch staatliche Würden. Die Entmuthigung, welche er als Bewerber um Adriana erlitten hatte, so webte wie eine düstere Wolke Dasein und machte es ihm öde und gleichgültig. über seinem Er war kaum wieder zu Kräften gelangt, als er eifrigst nach Adriana fragte. Man sagte ihm, sie sei bleich, unglülich, weine, viel u. wolle sich in ein Kloster zurückziehen. Justiniani aber, ihr greiser Vater, bereue bitterlich den Augenblick, da er sein friedliches Thalparadies in Dalmatien verlassen, um in eine Welt, die von Heimtüd? untergraben und verbittert sei, zurückzukehren. Wäre nicht die Kunde von großen feindseligen Rüstungen der Genuesen und anderer Gegner nach Venedig gelangt, der alte Feldherr hätte die Dogenwürde niedergelegt und wäre mit seinem bleichen Kinde nach Dalmatien zurückgekehrt. Montalto schwebte eine Zeit lang zwischen Leben und Tod. Er kam nur langsam wieder zu Kräften, weil die Ge­­drück­heit seines Gemüths­ auch die Energie des körperlichen Organismus minderte. Eine Aufheiterung verdankte Graf Montalto nur der Musik und lager gerufen, oft wurde der Sänger Vincentio an sein Kranken­­um mit Gesang und Saitenspiel die Seele des Leidenden zu erquicken. Die Mannigfaltigkeit seiner Erzählun­­gen und musikalischen­ Vorträge nahm den Grafen sehr für den beliebten Improvisator ein. Eines Aliens als Vincentio wieder zu Graf Montalto kam, fand er den Kranken in höchster Aufregung, und wagte ihn um die Ursache zu befragen. Der Graf warf einen Brief auf den Tisch und rief : „Hier ist die Erklärung von Allem, was mich elend gemacht und mich halb von Sinnen gebracht hat. = Oder sollte auch hier weibliche Falschheit im Spiele sein ." Vincentio las den Brief. Er war ohne Unterschrift und besagte, daß die Schreiberin desselben, eine zu Adrianas Umgebung gehörende Dame die Ursache des Verlöbniß-Abbru­­ces zufällig entdeckt habe und zwar in einem geheimen Ber­iih­t, der Adriana zugekommen, wonach Montalto sich ins­­geheim mit einer schönen Jüdin von Ferrara vermählt hätte. Dieses Ereigniß sollte während eines seiner früheren Feldzüge stattgefunden haben, auch sei plößlich eine junge Frau von seltener Schönheit in Venedig angelangt, welche mit Signora Adriana eine Unterredung hatte und ihr j­eden Zweifel an dem Bestehen des geheimen Ehebündnisses benahm. Außer Stande, gegen Montalto eine Anklage der Treulosigkeit und der Entehrung ihrer Familie auszusprechen, habe Adriana sich entschlossen, Stillschweigen zu beobachten und ihre Ent­­täuschung im Kloster der Santa Maria Dolorosa in Gara­dinien zu verbergen. GEHEN Pa (Fortsezung folgt.) ET TERN ETD " a Ti TET us Aa RER € 7? Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. .

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