Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1890 (Jahrgang 52, nr. 112-149)

1890-10-09 / nr. 115

Für fajdan : Mit Postversendungs ganzj. fl. 6.60, n H 330, pw Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. 8 . 1.09 Nr. 115. Kaschau, Donnerstag 9. October Kaschauer Zeitung, KASSA-EPERJESI ERTESITO. Kräm­mergalionöpreis ohgze „Zlatr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. 3 FM Erscheint jeden 1. 6.20, halbjähr. Redaction und Expeditions-Bursau Kaschar, Hauptgasss Nr. 68. fl. 7.80, R Bei Insovateun, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt Dienstag, Donnerstag und Samstag. Mit dem „Ilufie. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig Für Fasan : Mit PoFversendung : ganzj.. Heweite Nachrichten. Ungarn. Der Gelegentwurf über die Klein-Kinder­­bewahranstalten kommt nach der Erledigung des Budgets, nach ihm der Bericht über das Unterrichtswesen zur Ver­­handlung. Am 6. October ging in Arad unter massenhafter Be­­theilung aller Parteien Ungarns die Feier der Enthüllung des F­reiheitsdenkmals zum Andenken an die 13 Märtyrer in angemeßen würdiger Weise vor sich. Kein Zwischenfall trübte das schöne Fest. Möge Jedermann von dort mit ges­läuterten Gefühlen nach Hause gekommen sein , um im Frieden mit Jedermann, den Principien, für welche ferner jene Helden stritten und kämpften : „Freiheit, Gleichheit, Brüder­­lichkeit" treu zu bleiben. Oesterreich. Auch im III. Bezirke Wiens wurde ein Antisemit (Pater S <­nab­) in den Landtag gewählt. Deutscland. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht die Ernennung des Generals v. Kaltenborn-Krachau zum Kriegsminister und die gleichzeitige Enthebung des bis­­herigen Ministers v. Verdy du Vernois8 von diesem Posten. Aus Koburg werden schwere Ausschreitungen von Reservisten gemeldet. Ein Reservist verweigerte seinem Vorgeseßten den Gehorsam ; ein anderer Reservist rief vor der versammelten Mannschaft : „Ho< lebe die Sozialdemokratie!" Belgien. Unter den Arbeitern fährt es in gefährlicher Weise. Communicationsminister B­r­u­g wurde in Mecheln, wo er bei der Einweihung der Wasserbauten erschien, mit Zischen und Pfeifen empfangen. Gegen Ruhestörung an ande­­ren Orten wurde Gendarmerie verwendet, welche die Waffe gebrauchte und Verhaftungen vornahm. Holland Obwohl sich der Zustand des Königs nicht verschlimmert hat, wird die Einberufung des Ministerrathes binnen Kurzem erwartet, um die Regentschaft zu proklamiren. Frankreich. Man berathet die Modification des Bertheidizungs: Sistem3 der Südostgrenze. Rochefort soll be­­gnadigt werden. Im Luxemburg-Garten in Paris wurde am 5. die Statue des Malers Delacroix feierlich enthüllt, wobei auch der Unterrichtsminister das Wirken des Künstlers in längerer Rede Schweiz­ feierte. Bei der Volksabstimmung im Kanton Tessin wurde mit großer Majorität beschlossen, daß die Revision der Verfassung nicht duch den großen Rath, sondern durch einen besonderen Verfassungsrath vorzunehmen sei. Portugal Der König beauftragte den General D. Abreue Sonja (gemäßigter Progressist) mit der Bil­­dung eines Verföhnungsministeriums. Italien. In Civitavecchia wurde die Gedenk­tafel für Mazzimi feierlich enthüllt, wobei der De­­putirte Imbriani eine irredentistifi­ge Rede hielt. Erispi aber spricht fortwährend­­ Honig. Rumänien. "Die Zeitungen verzeichnen neuerdings das Gerücht von der bevorstehenden Verlobung des Thronfolgers Ferdinand mit einer der Töchter des Prinzen von Wales, Serbien. Die zirkulirenden Krisengerüchte basiren auf der Thatsache, daß Exkönig Milanfih mit seinem Sohne ohne vorhergängige Verständigung mit der Regie­­rung ins Militärlager begab, wogegen der Minister des Innern G­j­a­j­a entschieden protestirte. Nachdem jedoch Milan eine beruhigende Erklärung abgab, wird der Zwischen­­fall als beigelegt betrachtet. Nordamerika. Der neue Zolltarif ist um Mitter­­nacht in Kraft getreten. — Oberguinea. Admiral Cuverville benachrichtigt den Marineminister, daß mit dem König von Daho­­mey Frieden gesclossen und der Blocadezustand aufgehoben wurde. Das mit dem König von Dahomey unter Vorbehalt der Genehmigung der französischen Regierung unterz­­eichnete Uebereinkommen bestimmt, daß die Befigung Cotonou und das Protektorat von Port­novo von nun an respektirt für alle früher abgeschlossenen Verträge in Kraft bleiben ollen. Enverville forderte ursprünglich als dritte Bedingung die Installation des französischen Residenten und eine Gar­­nison in Whyda, was der König ablehnte. Der König von Da­­homey dürfte den Friedensvertrag nicht respektiren, da nur die Okkupation Whyda's die dauernde Einhaltung der Ver­tragsklauseln seitens des Königs zu verbürgen im Stande ist, d esse ei ee une BE u he ál WENZ 1 4497 ERNEUTEN DER Ahle 4401 ra ad GE 5 Biak a bá lssátá tés ns lsáb sál 1 Be ) Y il § M Sis MR Lokal-Nachrichten. Auszeichnung. Frau Caroline Kos <-Sems­ey, die Vicepräsidentin des Rothen-Kreuzvereins-Filialen in Eper­­jes erhielt das allerhöchste Anerkennungsdiplom der Königin als Schuckfrau dieses Vereines und wurde der ausgezeichneten Dame dasselbe am 5. ds. durch eine Deputation, geführt vom Vereins-Präses Herrn Vicegespan Sigmund von Bégy feier­­lichst überreicht. — Ernennung. Se.­k. und kön. ung. apost. Majestät geruhte den Notar des kön. ung. Gerichtshofes zu Szegedin, Dr. Koloman Kalocsay zum Unter­­richter des kön. ung. Bezirksrichteramtes zu Abauj Szántó allergnädigst zu ernennen. — Enthüllungsfeier. Am 13. d. 3 Uhr N.m. wird im hiesigen Comitatssaale gelegentlich der Quartalscon­­gregation das Portrait des verblichenen Grafen Emanuel P 6 <­y feierlichst enthüllt werden.­­ — Preßprozeßverhandlung. Morgen, Freitag den 10. Oktober 9 Uhr Vm. beginnt vor den Geschworenen im hies. k. Gerichtssaale die Verhandlung im Preßprozesse des Josef Bel­oveßky gegen Alexius Jarmay.­­­ Das Begräbniß des Tischlermeisters weil­ Hn. Anton Rupp fand am 7. unter selten gesehener Theilnahme aller Bevölkerungsschichten statt, indem sich dem durch die ver­­schiedenen Vereine und Körperschaften, denen der Verstorbene als stets für das Gemeinwohl wirkendes Mitglied und Funk­­tionär angehörte , gebildeten Trauerzüge die Bürgerschaft Kaschaus, die Beamtenwelt der Stadt und der übrigen Behör­­den 2c. anschloß. Dem reichbekränzten Sarge folgten unmittel­­bar die vielen Mitglieder und Angehörigen der trauernden Familie. Todesfälle. — Am 4. ds. verstarb zu Budapest die schon seit Jahren leidende Frau Ilona Mar­ossy, geb. Stell­er, Gemalin des f. u. Honvedhauptmann-Auditors Herrn Karl Mar­ossy im 28. Lebensjahre und fand deren Beerdigung am 8. d. unter großer Theilnahme zu Bernatfalva statt. — Bahneröffnung. Heute ist die politisch technische Befahrung der neuen Bahnstrecke Kaschau-Torna und wird dieselbe morgen den 10. Oktober dem Verkehr übergeben. Heute Abends ist Commission8-Souper zu 12 Gedecken bei Schaffhäz. — Die Rauber des neulichen Attentates auf der Bahn­­strecke sind Kinder, welche ohne die furchtbaren Folgen ihrer That zu ahnen, Steine an die Schienen häuften und dadurch die Entgleisung dreier Waggons, deren Zertrümmerung u. die Tödtung dreier und die Verwundung mehrerer Arbeiter ver­­ursachten ; keineswegs war diese That aber, wie es „F. K.“ meinte, Ausfluß der Rache von Seite der durch die Expro­­priation verkürzten Besitzer, indem die legtere auf der ganzen Strebe ohne idem Anstand vor sich ging, die Gesellschaft auch splendite Ablösungssummen zahlte und nur in einzelnen wenigen Fällen bei überspannten Forderungen die Entscheidung des Gerichtes in Anspruch genommen worden ist. — Denologische Ausstellung. Der Agrikultur- Verein des Heveser Komitats wird in Gyöngyöp eine Ausstellung für Rebenkultur­ veranstalten, deren Eröffnung am 18. b. stattfindet. Mit dieser Austellung werden Vorträge über Weinbau, Demonstrationen mit Wein­­wirthschafts-Apparaten 2c. verbunden sein. An derselben werden Ein verhängnisvoller Ausflug. Von Cicada. Fortsetzung. Herr von Berthold wollte den Eindrug sehen, den er auf die junge Witwe etwa machen würde und ihrer Sym­­pathie gewiß sein, ehe er seine Visite bei ihr abstattete und um ihre Hand anhielte. Frau Bartwisch war mit diesem Plan vollkommen ein­­verstanden. Unter Versicherungen treuer inniger gegenseitiger Liebe begab sich das versöhnte Ehepaar von süßen Träu­­men umfangen ins Schlafgemach. — I­ Acht Tage später stieg eines Vormittags Frau Pulcheria die Stufen in den ersten Stoß herab in den „Abgrund“ wie sie zu sagen pflegte und begab sich in die Wohnung der jungen Witwe. „Guten Morgen ! Liebe Frau von Wallersee ! rief sie freundlich. „Ah! Frau Bartwisch !" lächel­e die junge Dame und wies ihrem Besuche einen Ploß an. „Welche Seltenheit ! Ich habe Sie schon so lange nicht gesehen. Heute wollte ich Sie eben besuchen und nachsehen, ob Sie nicht etwa krank seien !" „Oh nein, ich bin nicht krank,“ verseßte Frau Pulcheria miaudirend. „Io bin gesund wie ein Fisch im Wasser. Die Küchendirnen aber, diese unverschämten Creaturen, machen mir so unaussprechlich entsetzlich viel Verdruß im Hause.“ Die junge Witwe unterdrückte ein feines Lächeln. Ueber­­haupt war ihre Heiterkeit auf eine harte Probe gestellt. Wäh­­rend Frau Bartwisch sich weitläufigen Diskursen hingab, zu welchen ein für sie beliebtes Thema, nämlich die Dienst­­boten den Stoff lieferten, mußte Adelheid ihr Naturell arg verleugnen, um ihren Ernst zu behaupten. Doch auch des Guten wird sehr oft zu viel ! Adelheid fühlte sich gelangweilt und fing bereits zu gähnen an, als endlich Frau Bartwisch mit dem Motive ihres heutigen Kommens herausplante. „Frau von Wallersee 1!“ sagte sie lächelnd, „ich bin da, um Sie zu einem Ausfluge nach A. zu anniniren. Das Wetter ist schön und heiter, wir werden einen angenehmen Tag verbrin­­gen, uns recht gut amüsiren.“ Adelheid gab ihre Zustimmung. Sie war allein und empfand, während der Abwesenheit ihrer Gesellschaftsdame sehr oft das Unbehagen der Einsamkeit.­­Es war also na­­türlich, daß sie sich nach Zerstreuung sehnte und die Einla­­­­dung annahm. Die Bartwisch's waren troß ihrer lächerlichen Eigenschaften ganz respektable, gutherzige Menschen, Nachmittag in ihrer komischen Gesellschaft zu verbringen. Einen be­­trachtete sie als eine amüsante Ex­travagance. In duftiger weißer Mullrobe, ein reizendes Strohhüt­­chen auf die schwarzen Locken gesteclt und das Mantlet auf dem Arm, stieg Adelheid zur bezeichneten Stunde, um ein Uhr Nachmittags in die Wohnung des Bankdirektors, um mit dem Ehepaare nach A. zu fahren. Die Dienerin führte Frau von Wallersee in den Salon und bat dieselbe einige Augenblicke zu warten. „Die gnädige Frau kleide si an und werde bald fertig sein,“ sagte sie sich entfernend. In der That stand Frau Pulcheria noch im tiefsten Negligee in der Mitte ihres Aufreidegemaches. „Achilleus, schnell ! gib mir her die „Excellenz“, rief sie wie ein­ ungeduldiges Kind: „I< glaube Frau von Mal­lersee“ Stimme vernommen zu haben; sie wartet, schnell, schnell !" „Hier ist Deine „Excellenz," Pultschi !" Mit diesen Worten war Herr Bartwisch dienstfertig herbeigesprungen und legte seiner holden Gemalin eine riesige Tournüre an. Endlich war Pulcherias Toilette vollendet und das Ehepaar trat in den Salon. Mit einem stillen Seufzer ge­­stand sie Achilleus, daß, obwohl seine Gemalin, was Agili­­tät und Bewegungen anbetraf, ebenso frisch und behende war, wie ein junges Wesen, unter Umständen sogar ein feuer­­speiender Vulkan sein konnte, obgleich dieselbe mit Hülfe der Kosmetik reicher Toiletten die Spuren des herannahenden Greisenalters zu verwischen trachtete, sie nicht im Entferntesten den Vergleich mit der jugendlichen Gestalt der Frau von Walleise auszuhalten im Stande war. Welch prächtige Arme, welch schöne Büste umhüllte das feine Gewebe ! Seine Ehehälfte mußte leider ein hohes, gut verschlossenes Kleid tragen. Mit diesen traurigen Reflexionen verließ der Bankdi­­rektor sammt Gemalin und ihrem Gaste das Haus. Den wartenden Wagen besteigend, fuhren sie auf die Eisenbahnsta­­tion des Ortes. Während dieser Zeit herrschte auch in Frau Sonnen­­bluhms Wohnung große Aufregung. Olympia u. ihre Freundin bereiteten sich in Begleitung Herrn Drüsenspeks zu einem Ausflug nach dem Badeorte­n. Fräulein Jiri8 ging in der That mit dem Gedanken um, ein s­chriftliches Ehebündniß zu schließen. Der in der Annonce erwähnte Viehhändler war mit den Damen in Correspondenz getreten und hatte sich als der ehrenwerte Herr Tobias Bondel Stadtrath und Waisen­­vater in Debreczin entpuppt. Er wollte die interessante Hei­­rathskandidatin persönlich kennen lernen und Frau bluhm beschloß die ganze Affaire im Geheimen ihrer Sonnen- Lösung entgegenzuführen. Damit das Aufsehen in X. vermieden werde, sollte das für einander bestimmte Paar in dem Badeorte A. zum Erstenmale zusammenkommen. Frau Sonnenbluhm ersuchte Herrn Drüsenspek, den ehrenwerthen Viehhändler und Magistratsrat Bondel auf dem Bahnhofe zu empfangen. Theopil erklärte als dienstfertiger Cavalier seine Bereitwilligkeit dieses Amt zu übernehmen. Freilich ahnte der unglückliche Liebende nicht, daß der Zu­­sammenkunft in A. keine Geschäftsangelegenheit, sondern viel­­mehr ein für ihm verhängnißvolles Heirathsprojekt zu Grunde lag. Einige Minuten später, als die Bewohner der Sto>­­werke langte die Gesellschaft der Frau Sonnenbluhm am Bahnhofe an. Und während Erstere in einem Coups zweiter Classe Pla nahmen, machten sich Leptere in einem Coups dritter Classe bequem. Ein gellender Pfiff und der Zug brauste dem Jungsorte entgegen. Frau Sonnenbluhm mit größter Belusti- Pedan­­terie und Sewisjenhaftigkeit angestrichen und geschminkt, strahlte wie ein Goldfasan, in rauschender Seide und reich mit Schmuck beladen. Auch Fräulein Iltis wählte heute ihre schönste Toilette Sie trug eine schwefelgelbe Robe mit hell­­blauen Streifen, dazu eine hochrothe Atlastaille und sah in der That recht passable aus. Mit sichtlichem Wohlgefallen musterte Olympia ihre Freundin. „Wahrlich Thusneldchen, Du bist noch recht hübsch !“ flüsterte sie freudig. „Du kannst Dein Glük machen.“ Sie lächelte wohlgefällig und seßte den Stecher an die kleine platte Nase. „Doch was fehlt Dir Thusnelda, Du bist ja bleich wie die Wand !“ murmelte sie plößlich. Die Jungfrau nahm ihren Handspiegel herbei. hast Recht Olympia! Mein Gott! in der Eile habe i< „Du nur Weiß angelegt. Rouge Dr ich vergessen." Einige Minuten blickten sich die Freundinen in loser Verzweiflung an. Frau Sonnenbluhm jedoch besaß rath­­eine erfinderische Natur, die sich in jeder Situ­ation zurechtfinden konnte. Sie faßte sich schnell. „Tröste Dich, Thusneldchen !“ sagte sie leise, sich tiefer an das Ohr der Jungfrau neigend. ge Bandel soll nichts davon bemerken. Habe aber Acht ! o oft ich den Fächer zum Mund führen werde, wirft Du Dich in Die Wange Die kneifen, ist ja die schönste,“ natürliche Rethe F- f­­­ee +“. EIE WER NN! .

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