Landwirtschaftliche Blätter, 1920 (Jahrgang 48, nr. 1-51)

1920-05-23 / nr. 21

- - 162· JYYTss Die protestkundgebung des sfächsisch m xvslsz Der deutsch-sächsische Volksrat für Siebenbürgen hatte in seiner am 19. April d. J. in Hermannstadt abgehaltenen und aus allen Zeiten des sächsischen Siedlungsgebietes beachteten Sikung einstimmig beschlossen, bei den Strausenburger und Bukarester Negierungsstellen durch Entsendung einer großen Bauernabordnung unter Führung der bisherigen sächsischen Ab­­geordneten feierlichste Verwahrung einzulegen gegen die Ber­­ordnung des abgetretenen Negierungsrates über die Zwangs­­verpachptungen und vor allem gegen die fast überall ungeießliche Art ihrer Durchführung. Mittwoch, den 5. Mai, erschien in Ausführung dieses Beschlusses unter Führung der­ gewesenen sächsischen Abgeordneten Weichael Ambrosi der Witere, Dr. Wilhelm Binder, Fri Sonnert, Dr. Artur Connerth und Dr. Hans Otto Roth eine mehr als 50gliederige Ab­­ordn­ung von jüdhstschen Bauern aus allen von ung bewohnten Komitaten beim Präsidenten des Liquidierungsausschusses für Siebenbürgen Dr. Joh. Suciu. Außerdem waren an der Ab­­ordnung auch mehrere sächsische Rechtsanwälte und Pfarrer beteiligt. Nach einer kurzen Einführung durch den gewesenen Ab­­geordneten Dr. Hans Otto Roth ergriff der gewesene Abge­­ordnete und Direktor des jüdist­chen Landwirtschaftsvereines Fig Bonnert das Wort und führte in längerer, außerordentlich wirkungsvoller Rede die Gründe unserer Beschwerdeführung aus. Er wies darauf hin, daß wir Sachsen ein Volk von Klein- und Z­ergbauern seien, das von einer auf gesunden Grundlagen aufgebauten Bodenreform selbst unter seinen Umständen etwas zu befürchten habe. Weiterhin führte er aus, daß wir in unserer alten Geschichte Beispiele Höchster Rechtsachtung abgelegt hätten. E83 sei daher kein Wunder, daß die Verordnung über die Zwangsverpachtungen, die tatsächlich eine Vorwegnahme der gefeßmäßigen Durchführung der Bodenreform bedeute und vor­­ allem die die Bestimmungen des Geietes und der Verordnung in gröbster Weise verlegende Art ihrer Durchführung im säch­­sischen Volke die größte Beunruhigung und Erbitterung hervor­­gerufen habe. Wir treten mit der ersten Mahnung vor die Regierung, der weiteren ungeweglichen Durchführung der Ver­­ordnung Einhalt zu gebieten und alle bisherigen Verfügungen nochmals genau zu überprüfen. Geschieht das nicht, so kan­n die politische Führung die Verantwortung dafür nicht übernehmen, daß es bei der weiteren Durchführung des Verfahrens nicht noch zu gewaltsamen Zusammenstößen komme. Der Renner überreichte am Schlusse seiner Ausführungen dem Regierungschef eine vom Hauptanwalt des sächsischen Volfsrates abgefaßte um­­fangreiche Denku­grift und bat, sofort die notwendigen Berfil­­­­gungen treffen zu wollen. Präsident Dr. Suciu antwortete in bewegten Worten und erklärte wiederholt, daß er sich mit seiner ganzen Ehre dafür einlegen werde, daß daß Gefe und alle Bestimmungen der Verordnung von den Organen der Regierung und Verwaltung mungen der Verordnung zum widerlaufe. Er werde die Wirtschafts­­­­räte der von Sachen bewohnten Komitate sofort nach Staufen­­burg laden und verfügen, daß alle bisher getroffenen Entschei­­dungen nochmals in erster nstanz verhandelt und untersucht in volftem Maße geachtet werden. Er schilderte dann die Ver­­hältnisse, die unter dem abgetretenen Regierungsrat in der Ab­­teilung des Aderbauressorts für die Durchführung der Boden­­reform geherrscht hätten. Die Arbeit dieser Sektion habe seit der Annahme der Bodenrefor­m durch­ den großen rumänischen Nationalrat in Hermannstadt im nichts anderem bestanden, als in der Herausgabe von zwei vordatierten Verordnungen, der Verordnung über die Zusammenlegung der Ortskommission und über die Zwangsverpachtung. € 3 sei ihm bekannt, daß im Groß­­­toffer, Stleintofler und zum Teil auch im Bistriger Komitat­­ bag beobachtete Verfahren bei der Durchführung der Zwangs­­verpachtung ungejeglich gewesen sei und daß auch ein großer Teil der getroffenen Entscheidungen den ausdrücklichen Befu­m­­werden.Damit aber in allen grundsätzlichen Fragen Mit Veri­ständigung herbeigeführt werde,fordertur die Abordnung auf, sich unmittelbar mit den Mitgliedern des Senates für Zwangse­verpachtung ins Einvernehmen zu setze­ns und) der Antwort des Präsidenten überreichte die "Ab­­ordnung dem Negierungschef auch eine Denkschrift des Lan­­deskonsistoriums der evang. Landeskirche in Siebenbürgen und bat ihn, auch diese Beschwerden einer genauen und sofor­­tigen Überprüfung unterziehen zu wollen. Am Schlusse des Em­­pfanges trugen die Abgeordneten des Bib­rizer und Mediatcher Wahlkreises noch zwei besonders ungerechte Fälle von Zwangs­­verpachtungen in den Gemeinden Steinschelfen und in xaad, Pintel und Metterzdorf vor. « Nachmittag versammelte sich die ganze Albordnung im großen Verhandlungssaale des köm Appellationshofes und besprach dort die Hauptbeschwerden der Denkschrift des Volksrates mit den Mitgliedern des Senates für Z­wangsverpachtung Dr.Tripon, Du Pokutin Rogeau und Dr.Rudolf Schuller.Abgeordneter Dr.­Roth brachte an der Hand der Denkschrift alle Einwen­­dungen gegen die Art der Durchführung der Zwangsverpachtung «und gegen die grundsätzlichen Verletzungen,des Gesetze­ss und der Regierungsverordnung vor.Die Mitglieder des Senates äußerten sich in jeder einzelnen Frage und versprochen,sofort Verfojgungen treffen und selbst gewisse grundsätzliche Weisungen an die Wab­schaftsräte hinausgeben zu wollen.Die Verhandlungen fanden« erst nach dreistündiger Aussprache um 5 Uhr nachmittag ihr Ende. Den näcsten Tag fuhren die ge­wesenen sächsischen Ab­­­­geordneten mit dem Eilzug nach Bukarest, um die Beschwerden des sächsischen Volkes gegen die Zwangsverpachtungen auch bei allen dortigen Regierungsstellen vorzubringen. Ministerpräsident General Averescu konnte die Abordnung wegen einer mehr­tägigen Unpäßlichkeit leider nicht empfangen. Dafür wurde ihm die schon in Klausenburg eingereichte Denkschrift ebenfalls vor­­gelegt. Sonnabend, den 8. Mai erschienen die gemeinen Ab­geordneten Rudolf Brandidh, Fri Connert, Dr. Arthur Sonnerth, Dr. Arthur Bolony und Dr. Hans Otto Roth beim Minister fü­r die Durchführung der Bodenreform im ganzen Königreich, Herrn &.Garoflid, und trug ihm die Beschwerden des sächsischen Volkes wegen der Z­wangsverpachtung in aus­­führlicher Begrü­ndung vor. Die Abordnung wies mit besonderem Ernste darauf hin, daß die Durchführung der Verordnung in unserem Volke schon gewaltige Erbitterung und Beunruhigung hervorgerufen habe. Minister Garoflid erklärte, daß er sofort­­ eine genaue Untersuchung einleiten und in der nächsten Woche selbst nach Slaufenburg kommen werde, wo er auch­ einen Ver­­treter des sächsischen Volfsrates erwarte. So haben denn unsere Vorstellungen zu dem verheißungsvollen Ergebnis geführt, da eine genaue Unterführung eingeleitet wird und auch unsere Teil­­nahme an den Straufenburger Verhandlungen gesichert erscheint. · gegen die Zwangsverpackung | Wahlumtriebe im Sanfenland. Das S-D. T. Schreibt in seiner Nummer vom 16. Dlai unter anderm folgendes: Unsere deutsche Einigkeit hat man nicht beugen können, nun versucht man sie zu brechen. Im Schäßburger Wahl­preiß werben Vertrauensleute darum, daß fähfiice Wähler die Partei ihres Volkes verlassen und eintreten mögen in die Regierungspartei. Ein Werkzeug hat ich gefunden, das bieten­d Bestrebungen dienstbar zu sein bereit ist. Es ist der Groß- Alifcher Land­­ann Bodendorfer, von dem in diesem Blatte­­ con die Rede gewesen ist. Von persönlichem Ehrgeiz verblendet, gibt er sich dazu her, als Werkzeug einer fremden Partei um jächsische Stimmen zu werben, auf Grund eines fremden Programms als Kandidat um das sächsische Abgeordnetenmandat aufzutreten. Wie es um seine persönliche Gesinnung steht, das geht daraus hervor, daß ihm sein Name, der unter seinen Rätern ehrlich war, zu gering is.

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