Landwirtschaftliche Blätter, 1920 (Jahrgang 48, nr. 1-51)
1920-05-30 / nr. 22
F: > » .,. ,· ::"T·" "T.s Ha « gemeine Versammlung der Bodenkreditanstalt. t Befriedigung auf die von schönen Erfolgen begleitete ansis Die heutige allgemeine Versammlung der Bodenkreditanstalt Hat unter dem Berfik ihres Vorstandes Friedrich Walbaum, Komes der Sachen, am 12. Mai 1. 3. bei zahlreicher eiligung ihrer Mitglieder stattgefunden. Der Vorstand konnte der Anstalt Hinweisen, die ihr heute denen sächsischen Geldinstituten gesichert hat. Österreich sah sich die Anstalt genötigt, ihre Tätigkeit zu erweitern und Gebiete in sie einzubeziehen, die ihr bisher fern gelegen hatten. Sie ist dazu übergegangen, sie an der Gründung und Finanzierung von Industrie-Unternehmungen zu beteiligen; gerade in der heutigen Nummer unseres Blattes veröffentlicht sie einen Aufruf zur Beichnung von Aktien einer in Hermannstadt zu errichtenden Kartoffelverwertungs-Fabrik, der eine glänzende Entwicklung vorauszusagen ist. Sie erwarb einen großen Teil der Aktien der „Holzbank“ in Neumarkt (Marosväsarhely) und beteiligte sie mit größeren Beträgen bei der Gründung der „Technischen Kreditanstalt Für Siebenbürgen“, der „Siebenbürgischen Imbdustrie- und Handelsbank“ und der „Agrarbank“. Um das Kapital für diese erweiterte Tätigkeit zu beschaffen, hat die vorjährige ordentliche allgemeine Versammlung vom 12. April die Erhöhung des Gründungsfondes um 10 Millionen beschlossen. Dieses Kapital wurde bald stark überzeichnet und so beschloß die außerordentliche Bersammlung vom 12. Juni 1919 eine abermalige Erhöhung des Fondes um 15 Millionen. Diejenrige Bersammlung hat zum dritten Mal» eine Erhöhung erschlossen und die Direktion ermächtigt, nach Bedarf den Umfang der Erhöhung festzustellen. Wie gewaltig der Geschäftsbetrieb der Anstalt sich gehoben hat, geht aus folgenden Zahlen hervor. Das Konto„Laufende Rechnung“ belief da 1918 auf 9 Millionen, es stieg im Jahre 1919 auf 50 Millionen, die Spareinlagen erhöhten ss von 24 auf 60 Milionen, der Neservefond, der auch den Gründungsfonds enthält, von 6, “auf 28 Milionen, der Neingewinn (nach Abzug der Unterlscheinzinsen) von 404.000 auf 854.000 K. Dagegen ist das Apothelardarlehensgeschäft, wie bei der gegenwärtigen Geldfülle nicht anders zu erwarten war, von 75 auf 74 Millionen zurückgegangen und dementsprechend hat sich auch die Höhe der ausgegebenen Pfandbriefe von 75 auf 74 Millionen Kzonen verringert. Der Gesamtumjag erreichte die ansehnliche Summe von 18 Milliarden gegen 956 Millionen im Vorjahr. Von dem stark gestiegenen Reingewinn hat tagungsmäßig auch die Oberverwaltung ihren Anteil erhalten. Es beträgt 85438 ° 62 K. Obgleich Heer die außerordentliche Widmung für die Oberverwaltung, die zu fest 20000 K betrug, entfallen ist, Haben wir also im etwa 25000 K mehr erhalten,wie im Vorjahr. Der Reingewinn wird jedenfalls auch in der Folgezeit steigen, u. zw. um so mehr, je mehr Betriebsmittel der Bodenkreditanstalt zur Verfügung gestellt werden. Der jüdisiche Landwirtn stzt daher nur sich selbst,wenn er sich mölichst ausgiebs an der Zeichnung von Anteilscheinen derodenkreditanstalt beteiligt. Aber die Anstalt fördert ja überhaupt ausschließlich sächsische Allgemeininteresen, indem sie unserer Industrie,unserer Landwirtschaft bngen Geldzuversügung stellt.Was sie an Reingewinn erzielt,kommt ebenfalls der Allgemeinheit zugntz,wank den auch heuer aus dem Reimn ««gewinn dem Landeskonsistorium 30000K,dem Hermannstädter evang Pregbyterium 37000K und weiteres voOKiirges werbliche Zwecke gewidmet.Wir sind stolz aus demrnstigen Aufschwung unserer Tochteranstalt und der Überzeugung,daß ihr«inz.dernäichsten Zukunft ein rascher Ausstieg beschieden ist. — R. Br. steigende EntwidklungJ erzien Platz unier Ageschnitten von dem Verkehre mit Ungarn und "· Unseekmn Bensingsens., Über die wirtschaftliche Lage und die politische Auffassung unterec net jeen Bauern sind heutzutage verschiedene Auffassungen verbreitet, die unbedingt berichtigt werden müssen. Diejenigen, die heute über unsern Bauern schreiben — mit Ausnahme des Landwirtschaftsvereines — kennen die Verhältnisse entweder nicht gut, oder aber sie versuchen die Lage des Bauern im Interesse ihres Standes zu sfizzieren, was aber der Wirklichkeit weit entfernt steht. — Alle „gebildeten” Stände und die Arbeiter (die sogenannten Sozialisten) schreien heute, dabei dem Bauern zu gut geht, dab er das meiste Geld verdient und daß er heute auf der wirtschaftlichen Höhe steht. Ich sage nun, daß der Bauer es heute auch verdient, daß er ihm besser gehe als den andern. Denn unser Bauer allein arbeitet und schuftet im Schweiße seines Ungesichtes. Hat der Bauer eine „Arbeitszeit? Arbeitet er nicht immer Doppelt soviel als alle andern? Vom frühen Frühling bis zum späten Herbst arbeitet er täglich 14—18 Stunden in Wetter und Wind und so angestrengt wie sein anderer. Verdient er da nicht, daß «s ihn besser gehe als andern? Der heutige Fabringarbeiter arbeitet 8 Stunden, aber nur in der Weile wie er will und, nicht, wie ex Tanıı, seitdem das Akkordiyften abgeschafft worden ist. Warum sol es ihm also auch so gut gehen wie dem Bauern? Ich finde herauf seine Antwort. Die Argumente, daß der Bauer immer in der frischen Luft arbeite und daß sein Leben nicht so in Gefahr ist wie das des Yyabrifarbeiters, sind Hinfällige Ich fenne viele Arbeiter, die immer in der Fabrik gearbeitet haben und dabei doch gesund 70 Jahre und mehr erreicht haben. Und bei den Bauern sterben nicht genug jung dahin? Die Lungenschwindsucht ist auf dem Dorf auch; so verbreitet wie in der Stadt und der Prozentfale der Sterbefälle an dieser Krankheit sird den auf dem Dorf nicht um viel übersteigen. Der Krieg hat den Bauern — Gott sei Dank — wieder ein wenig hoch gebracht, denn vor dem Krieg war er tief unten und es haben ihn viele verhöhnt. Kein Stand hat mehr Recht zu verlangen, daß es ihm besser als dem Bauern gehe, denn ein Stand arbeitet so viel wie der Bauer. Zum Glück sind die Zeiten vorüber, wo der Käufer auf den Markt ging und mit dem Fuß um die Fruchtfäde stieß und geringmäßig fragte: „Was kostet der Mist?“ Es wird viele Jahre dauern, bis die Leuchtspeicher der Welt wieder gefüllt sein werden, weshalb ich unsern Bauern rate, ihre Erzeugnisse der geleisteten Arbeit gemäß im Breite zu halten. Im Vorjahr schrien unsere Tagblätter eter und Mordio, weil der Bauer für ein Finftel Weizen 50 Kronen verlangte und brachten alle möglichen Zügen: nachrichten, daß Weizen aus dem Banat und aus Ungarn und aus dem Astreich Tomme und die Breite heruntergehen würden. Und was war da Ende davon? Es fann gar nichts oder sehr wenig, aber viele Bauern verkauften zu den Spottpreisen, weil sie sie von diesen Nachrichten betören ließen. Wer schlägt aber die Bauern davor, daß sie für die Bedarfsartikel so viel zahlen müssen? Dann schweigen die Stimmen und man üiberläßt den Bauern seinem Schicsal. Nur ein Institut unterstüst den Bauern und jagt ihm die Wahrheit und das ist der Landwirtschaftsverein. Haltet an ihm Bauern, denn die andern find gegen Euch! Sozialisten — so heißen sie si — wollen jet die Bauern daran bekommen, daß sie Sozialisten wählen. Hiltet Euch davor Bauern,denn das sind Euere größten Feinde, die schreien über Euch am meisten! Wer etwas hat und wer etwas besißt, der gehört nicht zu denen, der ist ein Bürger und Bauer! Schreit denn. ein selbständiger Schuster oder Schneider oder Schmied ? Es schreien nur die, die nicht viel arbeiten, aber recht gut leben wollen, aber alle auf Kosten der Bauern. Außerdem wollen unsere Bauern Hergelaufene und dunkle Existenzen auf den Leim führen. Hütet Euch vor bdiefen Teufen! Die Gemeinde, die diese Beute mit dem Dreichflegel verjagt, wird sich ein Ruhmesblatt in der Geschichte