Acta Ethnographica 20. (1971)

1971 / 1-2. szám - J. Manga: Historische Schichten des "Kisze"-Treibens in Ungarn

Acta Ethnographica Academiae Scientiarum Hungaricae, Tomus 20 ( 1 2), pp. 1 43(J971) HISTORISCHE SCHICHTEN DES „KISZE“-TREIBENS IN UNGARN von János Manga ETHNOGRAPHISCHE FORSCHUNGSGRUPPE DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN I In Ungarn bzw. in den nördlichen Gegenden des ungarischen Sprach­­raumes (nördlich der Linie Budapest —Eger) stoßen wir auch heute noch an vielen Stellen und vor einigen Jahren konnte man in ein oder zwei Ort­schaften auch noch lebende Vorkommen beobachten — auf Erinnerungen von Volksriten, die am Ende der Fastenzeit am Palmsonntag1 bzw. am Schwar­zen Sonntag2 — mit dem Herumtragen, mit nachherigem Ertränken oder Verbrennen einer Strohpuppe in Frauen-, seltener in Männerkleidung verbun­den waren. Spuren und Erinnerungen der Riten können wir auch im slowaki­schen Einwohnerkreis des bezeichneten Raumes, die Ende des 17. Jhs und in der ersten Hälfte des 18. Jhs im heutigen Landesgebiet angesiedclt wurden, antreffen, ja man kann sogar eine weitere Verbreitung im slowakischen Sprach­gebiet beobachten. Obwohl die Bräuche, mit Strohpuppen in Menschengestalt verknüpft, auch in anderen Gegenden bekannt waren, bestehen zwischen diesen und den früheren, was den Durchführungszeitpunkt betrifft und weiters hauptsächlich dem Sinngehalt nach, wesentliche Unterschiede, wie auch die Wege bei der Entwicklung der historischen Vorgeschichte abweichend sind: die Vorstellungen und Ideenverbindungen waren verschiedenartig, ein­mal formten und stellten sie dies dar, ein andermal etwas anderes. Wie wir sehen konnten, war die eine Ritenart mit dem Ende der Fasten­zeit, mit dem Schwarzen Sonntag oder mit Palmsonntag verknüpft, und dies nicht nur bei der Ausführung der Bräuche, sondern auch den analogischen und inhaltlichen Beziehungen nach. Die andere Ritenart, die auch in einem weiteren Kreis des ungarischen Sprachraums bekannt war, stand im allge­meinen mit dem alten Jahr, mit dem Fasching in Verbindung, anderorts mit dem Frühlingserwachen, oder gar mit Sommerfesten. Für diese Ritengruppe, mit einem viel größeren Verbreitungsgebiet als die vorige, war charakteristisch, außer der Brauchausführung zu verschiedenen Kalenderzeitpunkten, daß ihre Form abwechslungsreicher war. Die Personifizierung des Winters und des Faschings konnte von einer Strohpuppe in Männer- oder Frauengestalt dar- 1 Dominica in Palmis 2 Dominica de Passione Acta Ethnographica Academiae Scientiarum Hungaricae 20, 1971

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