Acta Medica 6. Supplementum (1954)

1954 / Supplementum - Hetényi, G.: Eröffnungsansprache

Eröffnungsansprache «les Vorsitzenden der Wanderversammlung Akademiker GÉZA HETÉNYI Sehr geehrte Wanderversammlung! Zum fünftenmal versammelt sich heute die Sándor Korányi-Wander­versammlung, um über die in Ungarn gegenwärtig durchgeführten klinischen und pathologischen wissenschaftlichen Forschungen Rechenschaft abzulegen. Herzlich begrüsse ich unsere ausländischen Gäste, die als Koryphäen der Fach­wissenschaft in ihrer Heimat unseren Verhandlungen Farbe und Glanz verleihen. Aber mit nicht geringerer Herzlichkeit wende ich mich auch an unsere inlän­dischen Gäste, deren Anwesenheit in so grosser Zahl uns erfreut und uns bestätigt, dass in den ungarischen Ärzten die Flamme des Wissensdurstes brennt und dass auch die graue Alltagsarbeit diese Flamme nicht zu löschen vermag. Einen grossen Anteil daran, dass es sich so verhält, hat der Mann, dessen Namen diese Wanderversammlung trägt und dessen Beispiel in so vielen von uns den Samen der Liebe zur Wissenschaft eingepflanzt hat. Mit tiefer Hochachtung begrüsse ich die Tochter Sándor Korányis. Der künftige Biograph wird sicherlich in einem besonderen Kapitel hervorheben, was Erzsébet Korányi ihrem Vater bedeutete und was sie — in guten und schlech­ten Tagen — für ihn getan hat. Unsere diesjährige Versammlung ist durch Trauer beschattet. Im vergan­genen Monat, am 12. April, waren es 10 Jahre, dass Sándor Korányi verschied. Es ist unausbleiblich, dass dies eine ganze Reihe von Erinnerungen an das bittere Alter und die lange Krankheit Sándor Korányis erweckt. Seine tödlich verlaufende Erkrankung sandte ihren ersten Vorboten im Jahre 1928, als er 62 Jahre alt war. In diesem Jahre hatten die Professoren der Budapester Universität der Breslauer Universität einen Besuch abgestattet, und im Rahmen dieses freundschaftlichen Besuches hielt Korányi einen Vor­trag. Im Laufe dieses Vortrages trat bei ihm der erste Angina-Anfall auf, den er indessen mit grosser Willenskraft niederzukämpfen vermochte, so dass er den Vortrag fortsetzte und niemand etwas wahrnahm. Danach jedoch schrieb er seiner Tochter : »Heute erfuhr ich, woran ich sterben werde, und ich freue mich, dass es sich um ein Leiden handelt, das ein schnelles Ende herbeiführen wird«. Er kannte dieses Leiden gut, das auch den Tod seines Vaters verursacht hatte und an dem auch sein jüngerer Bruder litt, den es 7 Jahre später — anläss- 1 Acta Medica Supplementum I.

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