Der Spiegel, 1829. július-december (1. évfolyam, 52-104. szám)

1829-07-15 / 56. szám

Auf diese Weise sprudelte der Redselige noch eine Menge von Fragen heraus, ohne die Antwort abzuwarten, und bemerkte nicht, daß eben die Person, für die er sich so lebhaft zu interessiren schien, seit mehreren Minuten ihm zur Seite stand. Er würde nicht aufge­hört haben sich in Redensarten zu ergießen, hätte ihm nicht Werner sanft das Gesicht dem Doktor zugedreht. Nun war des Jubels kein Ende, und der zurükgekehrte Freund konnte noch lange nicht zu Worte kommen. Wir ersparen dem Leser die mit seltsamen Ausrufungen von Seiten Reimbolds verbrämte Szene des Wiedersehens, und machen ihn mit dem mexikanischen Reisenden bekannt. Doktor Roland war ein junger, reicher, liebenswürdiger Mann. Wer ihn aber noch näher kannte, der wußte auch, daß er von Natur an einer unbezwinglichen Schwermuth litt, die er nur mit Mühe bekämpfte, wodurch sein ganzes Wesen etwas Eigenes, Schwärmerisches bekam, bas ihn den Frauen nur noch interessanter machte, den Männern von reiferem Alter aber, die mehr auf Thätigkeit nach außen als nach innen drangen, nicht recht behagen wollte. Diese Schwermuth sprach sich auf seinem wohlgebil­­deren Gesichte aus, und fügen wir noch hinzu, daß er lang und schlank gewachsen war, einen schönen Lokenkopf hatte und ein anmuthigeS Be­nehmen , so brauchen wir wohl nicht erst des Breiteren zu beweisen, haß er ganz zu der Klasse von Männern gehörte, die die Frauen in­teressant zu nennen pflegen, weiches Beiwort aber leicht in manchem Frauenherzcn sich in das englische intcvesting verwandelt, das unsere Sprache nicht ganz wiederzugeben vermag. „Verschone mich mit deinen Fragen," sagte Roland endlich, nach­dem ihn Reimbold zärtlich an das Herz gedrükt und, wie gewöhnlich, dabei mit einer Menge Fragen und Erkundigungen gequält hatte. „Ich bin so ermüdet von der Menge von Besuchen, die ich heute noth­­gedrungen machen mußte; obendrein liegt mir die Seereise noch sehr in den Gliedern, denn wir hatten dicht vor Kuxhaven einen so starken Sturm auszustehen, daß wir sämmtlich glaubten, anstatt in die Elbe, iw das Himmelreich einzulaufen." „Hast du denn auch schon von den Ileberschwemmungen gehört, die unser armes Hamburg und die ganze westliche Küste so arg heimgesucht haben?" fragte Reimbold wieder. „Mit deinen ewigen Fragen," entgegnete Roland; „du bist und bleibst doch ganz der Alte." „Warum soll ich denn nicht fragen?" sagte Reimbold ärgerlich. „Fragen bringen Antworten, weißt du wohl, und ich sehne mich darnach, mich einmal nach Herzenslust mit dir auszusprechen." „Ich will dir einen Vorschlag machen, liebster Freund," erwiederte der Doktor, „komm morgen Abend mit Werner

Next