Der Spiegel, 1830. július-december (2. évfolyam, 53-104. szám)

1830-10-09 / 81. szám

viß nicht genug preisen, welches die liebenswürdige Wittwe eines der tapfersten Männer und des innigsten Freundes seines seligen NaterS auf sein Schloß führte. Er bestürmte die scheinbar Widerstrebende mit Bitten, wenigstens nur acht Tage hier zu verweilen, um die herr­lichen Gegenden und die sehenSwerthen Umgebungen seiner Besizung sich zeigen zu lassen. Aus acht Tagen wurden eben so viele Wochen. Der Gräfin Innerstes war empörr-, doch was sollte sie tbun? sich auS dein eigenen Haufe vertreiben lassen, und das noch dazu von einem Geschöpfe, welches so sehr tief unter ihr stand? Und hatte sie nicht ihrem Gatten Treue und Anhänglichkeit am Altäre Gottes geschworen, war eS nicht dennoch möglich, daß sie ihn durch Sanftmut!) und Ge­duld wieder zu seiner Pflicht zurükführen konnte? Sie blieb. Auch Flammen hatte das sträfliche Geheimniß seines Freundes bald durchschaut, er war höchst erbittert darüber, längst hatte er einem Freunde den Rüken gekehrt, der so wenig seine Leidenschaften zu mä­ßigen wußte. Doch die Freundin bedurfte vielleicht seines Trostes, vielleicht gar seines Schpzes. Er blieb. X. Sidonie hatte zu viel richtiges Gefühl, als daß sie gegen Flam­men , viel weniger gegen irgend jemand auf der Welt in Klagen über ihren Gatten auSgebrochen wäre; Flammen war zart genug, niemals auch nur entfernt diesen Gegenstand zu berühren, und so lebte man, dem Anscheine nach, ruhig, wie vorher, doch wahrlich nur dem An­scheine nach. Schon am zweite« Tage hatte die welterfahrne und schlaue Ge­neralin da§ Berhältniß unserer Liebenden errathen, nur daß, verdor­ben wie sie war, sie sich von der Zartheit desselben keinen Begriff ma, chen konnte. Täglich schoß sie nun tausend Pfeile auf die Brust des Grafen, die, getaucht in das Gift der Eifersucht , auch der gehaßten Nebenbuhlerin Herz verlezen sollte, um sie ganz zu verderben; doch fruchtlos war ihr Mühen. Bon dieser Seite war dem Grafen nicht beizukommen. Unerschütterlich fest, wie seine Freundschaft, war auch das Vertrauen auf Flammen, denn er hatte seine Rechtschaffenheit und Treue in vielen Gelegenheiten erprobt. — Und Sidonie stand, «in höheres Wesen, vor seinen Augen da. Streng sittlich war ihr Reden und Thun, unbefangen schuldlos ihr ganzer Wandel, zu groß war sein« Achtung für der Gattin makellose Seele, als daß er eS auch nur ge« wagt hätte, dem Verdacht Raum zu geben.

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