Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-01-13 / 4. szám

26 Wer Spiegel 1844. Laß dieser Thurm mehrere Jahrhunderte überlebt, und nur das Schiksal ihn unter so vielen Eigenthümern vor gänzlicher Vernichtung bewahrte. — Dazier und Römer, Hunnen und Go­then, Avarn und Ungarn, Türken und Tartaren durchstreiften diese Gegend, und doch ist sie so himmlisch geblieben, wie sie war. Wer diese umlaübte Bastei sieht, muß unwillkürlich aus­seufzen, und es keimt die Neugierde in der Brust auf, wer wohl dieselbe bewohnt haben mag? Lissa, die einzige Tochter des Talabor Zalanfi, war die holde Bewohnerin deS schma­len Basteizimmerchens, zur Zeit unserer Erzählung. Ihre Schönheit läßt sich nicht beschreiben, da dieselbe hauptsächlich Lissas Seele und Geist schmükte, der aus ihren Zügen und Bliken sprechend, ihr Lächeln selbst begeisterte. Denken wir uns übrigens eine zarte Mädchengestalt mit römischem Profil und ein Paar großen blauen Augen, um Stirn und Schläfe die schön­sten blonden Loken, jedoch nicht nach der Art jener gefeierten Schönheiten, deren Züge die Seele vergessen machen, sondern ein Gesicht, welches erhabener Geist und Anmuth beleben, das ruhen müsse, um uns nach ihren Worten zu sehnen, sprechen, damit wir sie unge­mein interessant finden, zürnen, daß wir sie zu beleidigen fürchten und sagen: „3 d) liebe dich", daß wir beseliget uns'dünken. Unfern vom Fenster saß Lissa in Gedanken, den Blik jenseits der Marosch gehestet. — Die Thüre sprang auf, und Sombor stand vor ihr. Nach gegenseitigen Freudengrüßen fragte Lissa rasch: «Sahst du meinen Vater?" — »Nein, er ist auf der Jagd." — »Er hat ent­schlossen erklärt, er werde dich nie zum Eidame annehmen, und befahl mir, dir es mitzu­­theilen und dich zu bitten —". Das Mädchen stokte. — »Daß ich nicht wieder komme," er­gänzte Sombor, »und was sagst du dazu?" — »Daß er dir das Schloß, als sein Eigen­­thum, wohl verbieten kann, mein Herz aber nicht, denn das ist dein. Mit meiner Hand kann er ebenfalls nach alter Sitte schalten, mit dem Herzen aber nicht." — »So lange ich lebe wirst du auch nie einem Andern gehören. Und was antwortete dein Vater?" — »Das hatte er erwartet, auch ginge ihn mein Herz nichts an, und wer meine Hand bekommt, des­sen sei die Sorge, auch mein Herz zu gewinnen, wenn er es allenfalls in der HauSwirth­­schaft benöthigen sollte."— »Da es aber mein ist, so gebe ich der Sache die Wendung, deine Hand nun auch zu erringen," sagte Arßlan entschlossen, »beim nächsten Gewitter, welches diese Berge besuchen wird, sollen dich daher fleißige Hände an deinem Fenster nicht erschre­­ken." — In diesem Augenblike erschallte das Horn.>—»Das ist mein Vater," bebte Lissa,— »Ich erwarte ihn," sagte Sombor ruhig, und der heitere, aber barsche alte Vater, trat ein. „Vetter," sprach er seinen Gast an, »ich und dein Vater waren bis jezt gute Nachbarn, was uns um so leichter ankam, da die Marosch unsern Bestzungen die sichere Gränze sezt, welche keine Verirrungen gestattet. Er ist arm und hochmüthig; ich reich und ebenfalls stolz und dies kann uns Niemand verbieten. Er wünscht sich eine noch reichere Schwiegertochter, als meine Lissa, und mir isi sein Sohn zum Eidame zu gering. Dieses Schloß gehört mir, Dewa ihm, er bewahret jenes vor meiner Tochter, und ich verbiete dieses seinem Sohne; ist dies nicht in der Ordnung?" —> Arßlan suchte vergebens den alten Herrn auf andere Grund­­säze zu bringen, aber Lissa gab ihm vor ihrem Vater die beglükende Versicherung mit, daß er auf sie rechnen könne. In einer Stunde befand sich Arßlan mit seinem Vater in Dewa. — »Hat man dir die Thüre gewiesen?" fragte dieser spöttisch. — »Ja, aber nicht die Tochter." — «Die fragt man um nichts," antwortete der Alte, seinen Sohn mit einem stolzen herrischen Blik messend. »Vernimm aber meinen lezten Befehl, nie mehr ohne mich nach Branyitzka zu gehen; Zalanfi ist ein übermüthiger alter Bär, mit welchem ich in keine Anverwandtschaft kommen will." — »Und die Tochter?" — »Ist ein gutes, sanftes, arbeitsames und gottesfürchtiges Kind, daS weiß ich, aber nicht allein auf der Welt, alle diese Eigenschaften und noch eine Burg dazu, finde ich noch anderwärts für dich." — »Habe ich je ein Mal wieder Sie geflhlt, mein Va­ter?" — »Ja, Bursche! Seit du jenes Mädchen liebst." — »Habe ich Mangel an Achtung gegen Euch bewährt, liebt wohl irgend ein Sohn seinen Vater zärtlicher benn ich?" -— »Schlecht bist du nicht, Junge." — »Nein, Vater, aber der ist schlecht, der anderst han­delt, als es seine Grundsäze erfordern."— »Was doch die Leute immer wollen!" dachte Arß­lan , in sein einsames Zimmer zurükgezogen. »Verbot über Verbot, und von uns Liebenden ist keine Rede? Die alten Herren sind stolz! Immerhin, was kümmert das mich! Auch i ch bin stolz — auf die Liebe meiner Lissa." Er dachte weiter und Merkur Vid's entfallene Worte fielen ihm zu nicht geringer Unruhe ein; die größte Eile schien ihm in seinem Plane rathsam. VI. Vid versammelte indeß sämmtliche seiner Unterthanen, und ließ bei dem Scheine von 200 Pechfakeln, um Mitternacht, seinen tirannischen Stiefvater begraben. — Tags nach der

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