Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-09 / 81. szám

DER SPIEGEL für Kunst, Eleganz und Mode. Siebzehnter -ahrgang. —=K»e>— Redakteur: San». Rosenthal. Verleger: Fr. Wiefen'S Wittwe und S. Nosenthal. 1844. Pesth und Ofen, Mittwoch, 9 Oktober. 84. Die Schiedsrichter. (ffortfejung.) om Flusse eilte RiverS athemloS zur Pflanzung zurük, wo er zu fei­ner Beruhigung erfuhr, daß JfabellaS Wunde zwar schmerzlich, aber nicht gefährlich und die Kugel nur durchs Fleisch deS linken Armes gegangen war. Als er an daS Bett der Verwundeten trat, reichte fie ihm lächelnd die rechte Hand und sagte: »Seien Sie doch vernünftig RiverS! Sie sehen so verstört auS, als ob ich am Sterben läge. Ist eine solche Schramme nur der Rede werth? Sie sind wirklich kränker als ich!" — Rivers erzählte ihr kurz, waS geschehen sei; Zsabella hörte ihn ruhig an und sagte: »Einen Menschen um einer solchen Klei­nigkeit wegen zu tödten, war sehr hart___Aber nein, nein, die Schüsse deS Meuchelmörders galten nicht mir; Sie wollte er rüklingS niederschießen und hat also erhalten, waS er verdiente." — »Wohl wahr! Es ist eine Wohlthat für die Menschheit, wenn daS Land von solchen Schlangen gesäubert wird!" —»Aber wissen Sie, wer der Mensch war? Haben Sie ihn erkannt?" — »DaS war mir unmöglich; denn ich sah ihm nicht inS Gesicht, und in solcher Entfernung sind sich zur Nachtzeit alle Menschen gleich; aber ich ver­­muthe fast, eS war Savidge." — »Großer Gott!" rief Zsabella- »Gebe der Himmel, daß Sie sich irren, denn wenn er eS wäre, so würden die Schiedsrichter nicht lange auf sich warten lassen. Das wäre gräßlich." — »3ch fürchte die Schiedsrichter nicht," antwortete Ri­verS getrost, »denn daS Recht ist auf meiner Seite.". Nach solchen Vorfällen konnte diesen Abend nicht mehr von Verlobung und Hochzeit die Rede sein, aber RiverS wußte jezt, daß das Wohl und Weh der Geliebten ewig mit sei­nem Geschike Hand in Hand gehe. Inniger, alS durch eine direkte Erklärung, gab sich dies ihm kund, als er sich verabschieden und heimreiten wollte. Mutter und Tochter baten ihn dringend, bis zum nächsten Morgen zu bleiben. Doch alle Bitten und Vorstellungen waren vergebens; der Pflanzer sagte den Frauen seinen wärmsten Dank für ihre Güte und Theil­­nahme, bestand jedoch fest auf sofortige Heimkehr; denn, sezte er hinzu, waS auch geschehen sei, jedenfalls werde seine Gegenwart auf der Pflanzung dringend nöthig. Er nahm deshalb von den beiden SennoraS Abschied, ließ sich vom Fährmann Juan über die Guadeloupe fe­zen, fand am jenseitigen Ufer seinen Mustang noch ruhig weiden, schwang sich in den Sattel und kehrte, daS geladene Pistol in der Seitentasche und di? Doppelflinte auf dem Rüken, im Ga­lopp nach Hause, wo er bereits nach kaum einer halben Stunde eintraf. Je näher Rivers der Pflanzung kam, desto schwerer wurde ihm daS Herz, desto wahrscheinlicher die Befürchtung, daß er den Jugendfreund erschossen habe. Er hatte deshalb den Muth nicht, den Neger, der ihm daS Pferd abnahm, zu fragen, ob etwas vorgefallen sei, gewahrte jezt aber mit unbe­schreiblicher Freude, daß im Wohnzimmer Licht brannte: Savidge war also zu Hause. Hatte er sich auS dem Flusse noch gerettet, lag er an den erhaltenen Wunden danieder, vielleicht im Sterben, oder hatte Rivers stch in seinem Gegner getäuscht? Wie ein Verbrecher ging er zögernd und mit steigender Angst die Stufen hinauf und öffnete leise die Thür. Selbst in den

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