Keleti Szemle 19. (1920-1922)

Bernhard Munkácsi: Sechzigerrechnung und Siebenzahl in den östlichen Zweigen der finnisch-magyarischen Sprachfamilie

2 BERNHARD MUNKÁCSI XIX, 1. ,hat man sich so zu denken, dass sechzig eine Zeitlang den End­­punkt der Zahlenreihe bildete, und dass daher die Zahlen über 60 * anderen Assoziationswirkungen unterlagen, als die unter 60‘. Joh. Schmidt, der in seiner Arbeit ,Die Urheimat der Indo­­germanen und das europäische Zahlsystem‘ (Abhandl. d. kgl. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1890) zuerst die Aufmerksamkeit auf diese Erscheinung lenkte und sie ausführlich behandelte, wies zu­­gleich überzeugend nach, dass die Durchbrechung des ursprünglichen Dezimalsystems durch ein Duodezimal- oder Sexagesimalsystem bei den Indogermanen unseres Erdteils nur unter einem frühzeitigen Einflüsse der sumerisch-babylonischen Kultur entstanden sein kann. Hier hatte sich im Zusammenhang mit astronomischen Studien das auf der Zahl 60 beruhende Rechen system ausgebildet, welches besonders in der Einteilung der Zeit und im Messen des Raumes und Gewichtes angewendet wurde. In unserem alltäglichen Leben begegnen wir noch heute auf Schritt und Tritt dieser Reclmungs­­weise. Unsere Beschäftigung ist nach Stunden eingeteilt, jede Stunde besteht aus 60 Minuten, diese aus 60 Sekunden, der Tag aus zweimal 12 Stunden. Den Kreis teilt die Mathematik in 60־mal 60 = 360 Grade und ebensoviel Tage zählten die Babylonier in einem gewöhnlichen Sonnenjahre, welches nach der Zahl der am Himmel festgestellten 12 Tierkreis-Bilder auch in 12 Monate zu je 30 Tagen zerlegt wurde. ,Der 360-ste Teil der Sphäre ward als Mass der Elle betrachtet, deren 60 ein Plethron, 360 ein Stadion bildeten ; 30 Stadien waren ein Parasanges. Auf demselben Systeme bauen sich Gewicht und Münzfuss auf, das Talent ward in 60 Minen, die Mine in 60 Shekel, der Shekel in 30 Teile zerlegt. Auch die Hohlmasse beruhen auf demselben Systeme‘ (S. 45). Der scharfe Blick dieses Forschers, dessen hier dargestellte Auffassung allgemein als zutreffend anerkannt wird (s. O. Schrader : Sprachvergleichung u. Urgeschichte3, S. 292 und Reallexikon der idg. Altertumskunde, S. 892, 969, sowie H. Hirt. : aao. S. 177, 535, 747), hat auch eine uns näher interessierende Tatsache wahr­­genommen, dass nämlich ,auch die finnischen Syrjänen im Nor­­den von Europa-Asien hinter 60 einen Abschnitt machen, worauf schon J. Grimm (Gesell. 256) verwiesen hat: das 10, kyzj 20 {Jcyk 2), komyn 30 (kujm 3), neljamyn 40 (njolj 4), vitymyn 50 (vit 5), kvajtymyn 60 (kvajt 6), aber 70—90 sind durch Zusammensetzung

Next