Neuer Weg, 1969. szeptember (21. évfolyam, 6325-6349. szám)

1969-09-19 / 6340. szám

Die Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements r einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen v■ >n><M• uI>InnI!MHnt‘ • v-*mvnnnn*mţv.ţjin» i u111n111>111ţ-■ >invmi• Neuer Weg politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest« Freitag, 19. September 1969 Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung t Bukarest, Piaţa Scînteii, Telefoni 17 60 10. 17 60 20 (Zentrale), 18 1217 (Redaktion), 18 16 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, ,Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Einzelpreis 30 Bani 21. Jahrgang / Nr. 6340 lumiiiLsaw».^. iJgtridatMlám 11« BIBLIOTECA,;ASTRA" S I B I U Sie lesen heute: Information Henndorfer Fischteiche «— ein Fehl­projekt (Seite 2) Literatur und Kunst Offenes Konto Gespräch mit Dan Nasta, Direktor des Hermannstädter Staatstheaters Akzent auf Neuheiten Was spielt man in Temesvár? Schlaflosigkeit Erzählung von Hana Prokova (Seite 3) Film Quer durch die Studios Rundfunk- und Fernsehprogramm (Seite 4) Kulturgeschichte Meister des schönen Handwerks Zum 100. Geburtstag des Malers Arthur Coulin (Seite 5) Reise / Erholung Man muss nicht in die Ferne schwei­fen Kleine Ausflüge in das Bergland um Reschitza (Seite 6) Ausland Die aussenpolitische Woche Dem gleichen Ziel entgegen 90 Jahre seit der Aufnahme diplo­matischer Beziehungen zwischen Ru­mänien und Bulgarien (Seite 7) Sport / Knobelecke Nästase und Tiriac vor der Ent­scheidung Daneks Pechsträhne reichte bis Athen Berichte über die IX. Leichtathletik- Meisterschaften • (Seite 8) .......................... .......... ——i Für kommende Aufgaben gut vorbereitet „Flaro"-Belegschaft soll um 30 Millionen Lei mehr erzeugen Investarbeiten termingerecht abschliessen Hermannstadt (NW). — Die dreistündige Generalversammlung der Beleg­schaftsmitglieder im bekannten Hermannstädter Betrieb „Flamura Roşie“ stellte die Einsatzfreudigkeit und den Wirtschaftssinn dieses Kollektivs sowie seine ziel­bewusste Vorsorge für die Produktion von morgen, von 1970, unter Beweis. Zahlen wurden genannt, Mängel bean­standet und obwohl in den verstrichenen acht Monaten eine Zusatzproduktion im Wert von 1300 000 Lei und ein zusätzli­cher Reinertrag von einer Million Lei erzielt wurde, war man sich einig, dass noch genug zu tun ist, um die Voraus­setzungen für die Bewältigung der erheb­lich wachsenden Produktionsaufgaben für 1970 zum Grossteil bis Jahresende si­chern zu können. Direktor Silvestru Mol­dovan hob schon im Rechenschaftsbericht des Direktionskomitees an die Beleg­­schäftsdelegierten klar hervor, dass die für das erste Vierteljahr 1970 vorgesehe­nen Kennziffern in den wichtigsten . Ab­teilungen bereits im IV. Trimester dieses Jahres erreicht werden müssen. Man war sich einig darüber, dass die zweite Ausbauetappe nur dann ihren Zweck erreichen kann, wenn die mit über 23 Millionen Lei veranschlagten Investar­beiten so ausgeführ,t werden, dass die neuen Produktionsflächen schon Mitte kommenden Jahres bezugsfertig sind. Die für das kommende Planjahr vorgesehene Steigerung des Gesamtausstosses auf 200 Millionen Lei (gegenüber 170 Millionen Lei 1969), kann durchaus bewerkstelligt werden. Allerdings muss sich in der Roh­stoffversorgung eine fühlbare Besserung einstellen. Dieser erhebliche Produktions­zuwachs soll zu 90 Prozent durch Stei­gerung der Arbeitsproduktivität und Ein­­(Fortsetzung auf Seite 2) Warum Sitzungen am hellichten Anbautag ? In Dunnesdori: Saatbett für Gerste in Ordnung Hackkulturen räumen zu langsam das Feld Die LPG Dunnesdorf gehört zu den er­sten, die im Gebiet Schässburg und im weiteren Umkreis laut Anbaukalender pünktlich mit der Aussaat begonnen hat. Die Brigade Grossalisch ging am 15. Sep­tember gleich mit zwei Sämaschinen an den Start und hat mit sechs Hektar ei­nen guten Anfang gemacht. Die in Dun­nesdorf eingeholten Erkundigungen über Qualität der aussaatbereiten Flächen er­gaben neben positiven Aspekten aber auch einige negative Erscheinungen, die sich auf die Ernte 1970 ungünstig auswirken könnten. Vor allem scheint die Fläche von 110 Hektar, auf der Gerste nach Weizen und Weizen nach Weizen — entgegen den Anweisungen — folgen soll, bei den rund 400 Hektar Gesamt-Herbstbestellungen et­was gross. Dazu LPG-Agronom Ion Fleşaru j „Nicht so sehr der ungünstigere Frucht­folgeplan bringt uns in diese Zwangslage, sondern vielmehr der hier seit Jahren zu­nehmende Arbeitskräftemangel. Würden wir auf grösserer Fläche nach Kartoffeln und Zuckerrüben Weizen aussäen, kämen wir arg ins Gedränge. Andrerseits kann die einmalige Wiederholung Weizen nach Weizen dem Ertrag nicht schädlich sein.“ Dass mit dieser Behauptung eine wissen­schaftlich bei uns im Land und über­haupt allgemein längst bekannte Tatsache umgestossen werden will, ist klar. Au­sserdem gibt es vom Obersten Landwirt­schaftsrat genaue Anweisungen, nur in Ausnahmefällen und auf möglichst gerin­gen Flächen Weizen nach Weizen zu wie­derholen. Auch geben die 1300 Kilogramm Weizen und 1350 Kilogramm Gerste, die die LPG heuer im Schnitt erntete, u. a. darüber Aufschluss, wie nachteilig sich eine wiederholte Getreidefolge auf den Ertrag auswirken kann. Man kann die objektiven Schwierigkei­ten, die mit Beginn der Herbstarbeiten (Fortsetzung auf Seite 2) Vier unvergessliche Tage Temesvarer Lenau-Tagung abgeschlossen Telefonisch von Ilse Schumann Der Lenau-Abend in Temesvár, abge­halten zwei Tage später als ursprünglich geplant, gestaltete sich zu einem glück­lichen und würdigen Abschluss der fünf­ten Generalversammlung und Tagung der internationalen Lenau-Gesellschaft. Die Begeisterung der Darbietenden, das be­achtliche Niveau des Abends, der von Laienkünstlern, von Schauspielern und dem Chor der Staatsphilharmonie „Ba­natul“ bestritten wurde, sie sind auf dem Boden einer Tradition gewachsen, aus der Lenau und sein Werk nicht fehlen. Der Schubert-Chor der Stadt Temesvár (Di­rigent Herbert Weiss) und der Hatzfelder Männerchor boten mit den Lenau-Verto­nungen der Banater Komponisten Richard Oschanitzky, Jakob Hübner und Josef Linster eine hervorragende Leistung. .Und dal» der ausgezeichnete Philharmo­niechor Eminescu-Vertonnungen darbot, war eine sinnvolle Erweiterung des Abends, die die geistige Verwandtschaft des grossen rumänischen und des grossen österreichischen Dichters hervorhob, eine Verwandtschaft, die auch auf den Ta­gungs-Vorträgen zur Sprache gekommen war und die u. a. mit dazu beigetragen hatte, dass die Lenau-Rezeption in Rumä­nien eine so umfangreiche ist. Lenau-Werke in deutscher und rumäni­scher Sprache vorgetragen (die Überset­zungen stammen ebenfalls von einem Ba­nater : Ion Stoia Udrea), wechselten mit den Chordarbietungen ab. es sprachen Margot Göttlinger. Irene Flamand, Hans Pomardus, Josef Jochum, Ovidiu Moldo­van und Ştefan Sasu. Der Abend war, wie -gesagt, ein schö­­(Fortsetzung auf Seite 2) Bundespräsident der Republik • • Österreich, Franz Jonas, aus Bukarest abgereist Der Bundespräsident der Republik Österreich, Franz Jonas, der unserem Land auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Sozialistischen Repu­blik Rumänien, Nicolae Ceauşescu, einen offiziellen Besuch abgestattet hat, hat Mittwoch nachmittag die Hauptstadt ver­lassene' Gemeinsam mit dem hohen Gast sind auch die offiziellen österreichischen Per­sönlichkeiten abgereist, die ihn begleitet haben. Präsident Franz Jonas und Präsident Nicolae Ceauşescu trafen in einem von Motorradfahrern eskortierten offenen Wa­gen auf dem Flughafen Bäneasa ein. Zehntausende Bukarester, die sich auf den Strassen und auf dem Flughafen befan­den, begrüssten die beiden Staatschefs mit besonderer Herzlichkeit. Die Einwoh­ner der Hauptstadt bekundeten erneut ih­re Gefühle der Achtung und Freundschaft für das österreichische Volk sowie ihre Genugtuung über die zwischen den beiden Staaten bestehenden guten Beziehungen, die dazu angetan sind, zur Festigung des Friedens und des Einvernehmens zwi­schen den Völkern beizutragen. Der Flug­hafen war mit den Staatsflaggen der bei­den Länder geschmückt. Auf der Vor­derseite des Hauptgebäudes befanden sich die Bildnisse des Vorsitzenden. Jes Staats­rates, Nicolae Ceauşescu, und des Bundes­präsidenten Franz Jonas sowie Spruch­bänder mit den Worten: „Es lebe die Freundschaft zwischen de.m rumänischen und dem österreichischen Volk“, „Es lebe der Frieden und die Freundschaft zwi­schen den Völkern“. ( Auf dem Flughafen waren anwesend Ion Gheorghe Maurer, Vorsitzender des (Fortsetzung auf Seite 2) Rede des Präsidenten Franz Jonas Herr Präsident! Ich stehe noch unter dem starken Eindruck des äusserst freundschaftlichen - und herzlichen Empfangs, den Sie, Herr Präsident, die rumänischen Staatsmänner und die Bevölkerung der Sozialistischen Republik Rumänien mir und meinen Be­gleitern in den verflossenen Tagen zuteil werden liessen. Ich möchte Ihnen, Herr Präsident, sowie allen, die zum Gelin­gen dieses Besuches beigetragen haben, erneut meinen auf­richtigen Dank für die so herzliche Aufnahme in Ihrem Lande zum Ausdruck bringen. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich die uns entgegen­gebrachte Gastfreundschaft als einen Ausdruck der freund­schaftlichen Gefühle werte, die das rumänische Volk für das österreichische Volk hegt. Ebenso beeindruckt war ich von den Schönheiten Ihres Landes wie auch von dem von Erfolg gekrönten erspriessli­­chen Aufbauwerk, das das rumänische Volk, insbesondere im Bereich von Wirtschaft und Technik, verwirklicht hat. Die bisherige erfreuliche Entwicklung der Beziehungen zwi­schen unseren beiden Ländern und die freundschaftliche At­mosphäre, in der unsere Aussprachen vor sich gingen, bestärk­ten mich in der Überzeugung, dass das friedliche Beisam­menleben und die Zusammenarbeit zwischen Staaten mit un­­’ terschiedlicher Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung nicht nur möglich, .sondern notwendig ist, damit der Frieden ge­wahrt wird. Ich verlasse Ihr schönes Land in der Überzeugung, dass mein Besuch und unsere Aussprachen zur ständigen Vertie­fung der Freundschaftsbeziehungen zwischen unseren Ländern wie auch zur internationalen Verständigung und Zusammenar­beit beitragen werden. Ich wünsche Ihnen, Herr Präsident, viel Erfolg und dem rumänischen Volk eine glückliche und friedliche Zukunft. Auf Wiedersehen, in Österreich ! (Starker Beifall.) Auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Nicolae Ceauşescu, stattete der Bundespräsident der Republik Österreich, Franz Jonas, in der Zeit vom 11, bis 17. September 1969 Rumänien einen offiziel­len Besuch ab. Der Bundespräsident wurde vom Bun­desminister für Auswärtige Angelegenhei­ten, Dr. Kurt Waldheim, und von leiten­den Beamten der Präsidentschaftskanzlei sowie des Bundesministeriums für Aus­wärtige Angelegenheiten begleitet. Während seiries Aufenthaltes in Ru­mänien besuchte Bundespräsident Franz Jonas die Städte Bukarest, Hermannstadt, Klausenburg und Suceava und besichtigte wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ein­richtungen, Während seines Besuches in Rumänien wurde dem hohen .Gast überall ein herz­licher Empfang zuteil. Bei diesem Anlass hatten der Vorsit­zende des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Nicolae Ceauşescu, und der Bundespräsident der Republik Österreich,. Franz Jonas, umfassende Aus­sprachen, an denen sich von rumänischer Seite beteiligten : Ilie Verdeţ, Erster Stell­vertretender Ministerpräsident; Manea Mänescu, Stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates; Mihai Marinescu, Stell­vertretender Ministerpräsident; Constan­tin Stătescu, Sekretär des Staatsrates; Comeliu Mänescu, Aussenminister; und Ion Brad, Stellvertretender Vorsitzender des Staatskomitees für Kultur und Kunst; von österreichischer Seite : Dr. Kurt Wald­heim, Bundesminister für Auswärtige ;An­­gelegenheiten, Dr. Karl Trescher, Kabi­nettsdirektor des Bundespräsidenten, Dr. ‘Claus Winterstein, Ausserordentlicher, und. Bevollmächtigter Botschafter: im Ministe­rium für Auswärtige Angelegenheiten, Dr. Georg Schlumberger, Bevollmächtigter Minister im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, und Dr. Kurt Skalnîk, Presseberater des Präsidenten. Es nahmen ferner teil i Gheorghe Pele, Ausserordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der Sozialistischen Republik Rumänien in Österreich, und Dr. Eduard Tschöp, Ausserordentlicher und Bevoll­mächtigter Botschafter der Republik Österreich in der Sozialistischen Republik Rumänien. (Fortsetzung auf Seite 2) f Gemeinsames Kommuniqué Rede des Vorsitzenden Nicolae Ceauşescu Herr Präsident! Es war uns eine grosse Freude, Sie im sozialistischen Ru- | mänien zu begrüssen und mit Ihnen und Ihren werten Mit- I arbeitern zusammenzukommen. Jetzt, da Sie Vorbereitungen 8 treffen, um in die Heimat zürückzukehren, möchten wir ein | übriges Mal den nützlichen lind erspriesslichen Charakter des | Besuches hervorheben, den Sie unserem Lande abgestattet haben. Ich glaube, auch in Ihrem Sinne zu reden, wenn ich be­haupte, dass der Besuch den Erwartungen entsprach, dass er ein wichtiges Moment in der Entwicklung der Beziehungen der Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen unseren Ländern und Völkern bilden wird. Die rumänisch-österreichischen Be­ziehungen und ihre Entwicklung sind ein Beweis der Stärke der Prinzipien der friedlichen Koexistenz zwischen Ländern mit unterschiedlicher sozial-politischer Ordnung, ein beredter Beweis der umfassenden Möglichkeiten zur Entspannung, Sicherheit und Frieden, die die Länder der Welt, ungeachtet | ihrer Gesellschaftsordnung, erzielen können, indem sie auf der | Grundlage von Gleichberechtigung, Achtung der nationalen | Unabhängigkeit und Souveränität und Nichteinmischung in die H inneren Angelegenheiten Zusammenarbeiten. Unsere Ausspra­chen liessen neue Möglichkeiten zur Entwicklung unserer bila­­teralen Beziehungen im Bereich von Wirtschaft, Wissenschaft, j Technik und Kultur wie auch in anderen Bereichen zutage treten ; sie veranschaulichten überdies ähnliche oder gemein­same Standpunkte in bezug auf verschiedene Probleme im I Zusammenhang mit der Verwirklichung der europäischen Si- 11 cherheit, der Entwicklung der zwischenstaatlichen Zusammen- | arbeit und der Gewährleistung des Weltfriedens. Wir hegen die f feste Überzeugung, dass die Ergebnisse des Besuches und I der Besprechungen zur Festigung und Weiterentwicklung der | Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen | Rumänien und Österreich, im Interesse unserer beiden Völker, P im Interesse des Friedens und der internationalen Kooperation ţ beitragen werden. Herr Präsident! Indem wir Ihnen traditionsgemäss „gute Reise“ wünschen, i ersuchen wir Sie, bei Ihrer Rückkehr in Ihr Land dem öster- i reichischen Volk meinerseits und seitens des ganzen rumäni­schen Volkes eitjen herzlichen, freundschaftlichen Gruss und [ beste Wünsche für Wohlergehen, Glück und Frieden zu über- I mitteln. (Starker Beifall.) Forschung und Völker­verständigung Gespräch mit Dr. Nikolaus Britz, Generalsekretär der Internationalen Lenau-Gesellschaft „Die Internationale Lenau-Gesellschaft blickt heute auf ein fünfjähriges Beste­hen und eine erspriessliche Tätigkeit zu­rück, die, was Umfang, Thematik und Forschungsergebnisse anbelangt,' einen beachtlichen Anstieg zu verzeichnen hat. Würden Sie uns kurz den Werdegang der Gesellschaft schildern, deren Mitbegrün­der und Generalsekretär Sie sind ?“ „Wir waren von der Überzeugung aus­gegangen, dass es heute von eminenter Wichtigkeit ist, durch die Pflege unzer­störbarer geistiger Werte alle Vorausset­zungen für einen, den Errungenschaften der Technik ebenbürtigen Fortschritt des kulturellen Lebens zu schaffen. In unse­rem Fall war ein reges Interesse an Ni­kolaus Lenaus Leben und Werk .vorhan­den — der Dichter weilte, dank seinen fa ­miliären Beziehungen, in den Jahren 1818 bis 1822 des öfteren in Stockerau. Freun-r de des Dichters, zunächst aus unserem engeren österreichischen Heimatbereich, hatten bereits 1959 die Abhaltung einer Lenau-Festwoche in Stockerau angeregt Es war uns jedoch von Anfang an 'klar, dass die Kunst in unseren Veranstaltungen auf die Dauer nur Rah­men sein konnte, glänzender Rahmen zu einem gewichtigen Kern, den allein dia Wissenschaft beizusteuern in der Lage ist. Nach Gründung der Internationalen Le­nau-Gesellschaft in Stockerau 1964 ge­lang es uns dann auch, die richtigen Pro­portionen zwischen beiden geistigen Be­reichen einzuhalten.“ „Zit Ihrer 'wissenschaftlichen Tätigkeit gehören auch Veröffentlichungen ?“ „Gewiss. Da wäre zuerst der Lenau- Almanach, der alle zwei Jahre erscheint und die auf den Tagungen gehaltenen Vorträge abdruckt. Seit 1969 geben wir das ,Lenau-Forum’, eine Vierteljahres­zeitschrift für vergleichende Literatur­forschung, heraus; auch der erste Band unserer Buchreihe ist kürzlich erschie­nen, die zunächst den Germanisten aus den niohtdeutschsprachigen Ländern die Gelegenheit bieten will, Arbeiten zu ver­öffentlichen. Im Stadium der Vorberei­tung befihden sich zwei jugoslawische Werke, eine tschechisch-deutsche, eine un­garisch-deutsche Lenau-Anthologie, sowie die umfangreiche, höchst bedeutsame ru­mänisch-deutsche Lenau-Anthologie. Wir sind der zuversichtlichen Hoffnung, diese Werke im Laufe des kommenden Win­ter- bzw. Sommersemesters herausbrin­gen zu können. Die Arbeiten an der Er­stellung einer internationalen Lenau-Bi­bliographie machen wohl gute Fort­schritte, so dass wir in absehbarer Zeit an die Revision und Neuherausgabe der historischen Gesamtausgabe der Lenau­­schen Werke herangehen können, eines der wichtigsten Ziele der Gesellschaft. Nicht uninteressant dürfte auch der Hin­weis auf den von der Stadt Stockerau gestifteten internationalen wissenschaftli­chen Lenau-Preis sein, der 1974 erstmals vergeben werden soll, ein zweiter, litera­rischer Lenau-Preis steht in Aussicht.“ „Zu den Mitgliedern der Lenau-Gesell­schaft gehören meist Germanisten und Lenau-Anhäng er aus den mittel- und süd­osteuropäischen Ländern, was ja, ange­sichts der Biographie des Dichters, der Thematik und Spezifik seines Werkes durchaus erklärlich ist. Wollen Sie, d. h. die Lenau-Gesellschaft, unter diesem Zei­chen auch Aktionen in einer räumlich und geistig weit gespannten Sicht vor­nehmen, einen Krdturboden neu erfor­schen, der diesen Nationen durch die jahrhundertelange Geschichte gemeinsam angehört ?“ „Das bisherige Programm der Tenau- Tagungen — in Mosonmag\,.ró\ ir (Un­garn), Esslingen (BRD). Neustift (Öster­reich) und Stockerau galt teils der wis­senschaftlichen Arbeit, teils der Vertie­fung der Beziehungen zu den Mitarbei­tern und Gästen aus anderen Ländern. Dies erforderte Kenntnis nicht nur der Eigenart unserer Nachbarvölker, sondern auch ein Wissen um ihre Kultui. und wir standen plötzlich vor der Entdeckung, dass es zwischen unseren Völkern seit eh und je Beziehungen, wech seise'.ige produktive Aufnahmen gab, die heute um der Wahrheit und echten .Ansicht » ' len offen ausgesprochen werden muss- n. So empfand ich es als Bildungslücke, erst jüngst erfahren zu haben, dass die ei­gentliche Geburtsstunde des habsbn, gi­schen Reiches, 1278, gleichsam auch die Geburtsstunde der politischen Beziehun­gen zwischen Österreichern und Rumä­­, nen war. Einen Ansporn für unsere dies­bezüglichen Bestrebungen liefert uns Te­­: mesvar selbst, seine eigenartige geistige Atmosphäre.“ „Wie kam es zu der Wahl von Temes­vár als Tagungsort 1969 ? Soweit uns be­kannt ist, war Rumänien, mit einer Aus­nahme, der ‘Klausenburger Professor Dr, Liviu Rusu, auf Ihren bisherigen Ver­anstaltungen picht vertreten.“ ;,Es liegt in-der Absicht unserer Gesell­schaft, in allen' Städten und Ländern, die von Lenau berührt wurden, im Laufe der Zeit Tagungen abzuhalten, d. h. also in Tokay, Pressburg, Wien, Klosterneuburg; (Fortsetzung auf Seite 2)

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