Neuer Weg, 1970. szeptember (22. évfolyam, 6631-6656. szám)

1970-09-16 / 6644. szám

Seite 2 Cornel Burtică in Jugoslawien Belgrad (Agerpres.) — Der Aussemhan­­delsminister der Sozialistischen Republik Rumänien, Cornel Burtică, ist in Belgrad eingetroffen. Der Gast folgt einer Einla­dung des jugoslawischen Aussenhandels­­ministers Mohamed Hadj ic. Aus Belgrad begab sich Cornel Burtică nach Zagreb, um dort die internationale Herbstmesse und einige Betriebe zu be­sichtigen. Venus wahrscheinlich bergig Washington. — Mit Hilfe von Radar­impulsen haben zwei amerikanische Astronomen die bisher umfangreichste und genaueste Venus-Landkarte zusam­mengestellt. Das „elektronische“ Bild zeigt eine rauhe und wahrscheinlich bergige Oberflächenstruktur. Ein Sechstel der Oberfläche wurde so vermessen. Dieses stets von Wolken verhüllte Venus- Gebiet entspricht etwa der Grösse Asiens. Richard Goldstein und Howard Rumsey ►jr. aus Pasadena (Kalifornien) teilten da­zu mit, dass ihre Radarstudie etwa eine hundertfache Verbesserung der Venus- Vermessung von 1968 darstelle. Die De­tails seien etwa doppelt so gut wie bei einer Betrachtung des Mondes mit dem blossen Auge zu erkennen. hlordsee-ÖI ab 1971 Stuttgart. — Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1971 soll in der Nord­see die Erdölförderung aufgenommen werden. Nach einer- Mitteilung der staat­lichen italienischen Gesellschaft ENI, die über ihre Tochtergesellschaft AGIP ei­nem Finnenkonsortium angehört, das vor einigen Monaten im norwegischen Teil der Nordsee Mineralölvorkommen ent­deckte, haben die positiven Ergebnisse von zwei weiteren Bphi-ungen die ausser­ordentliche Bedeutung des gefundenen Erdöllagers erneut bestätigt. Die beiden jetzt fertiggestellten Bohrsonden werden nach Angaben der ENI eine jährliche Produktion von je 500 000 Tonnen Rohöl ermöglichen. Nach den bisherigen Unter­suchungen handelt es sich bej den Fun­den in der Nordsee um Rohöl mit sehr niedrigem Schwefelgehalt. Dem Konsor­tium gehören neben der ENI-Tochter AGIP die Phillips Petroleum Company, die die Hauptbeteiligung hält, die belgi­sche Petrofina sowie die französisch-nor­wegische Gruppe Petrcnord an. London verliert ein 'weiteres Wahrsei- ! rhen : die roten Doppeldecker werden bis- j 19S0 aus dem Stadtverkehr gesogen. Jahr-, i lieh Werden in der britischen Hauptstadt 500 dér bei Touristen so beliebten Fahr- | zeuge aus dem Verkehr gezogen, weil sie, \ zu langsam sind. Die „Oldtimer“ werden j jedoch nicht verschrottet, sondern an In- j teréssenten aus aller Welp abgetreten I Ausland Hanoi: Engere Einheit des ganzen vietnamesischen Volkes 20. Tagung des ZK der Vaterländischen Front Vietnams / Le Duan: Pläne des US>lmperialismus in Indochina zum Scheitern verurteilt Hanoi (Agerpres.) — Das Zentralkomi­tee der Vaterländischen Front Vietnams trat in Hanoi zu seiner 20, Tagung zusam­men. Le Duan, Erster Sekretär des ZK der Partei der Werktätigen Vietnams, analy­sierte den Verlauf des Kampfes gegen die amerikanische Aggression in Vietnam, den Stand des sozialistischen Aufbau­werks in der DR Vietnarri und die Auf­gaben, vor denen das vietnamesische Volk in der gegenwärtigen Etappe steht. Unter Bezugnahme auf die Erfolge der Vaterländischen Front in den letzten 15 Jahren wies Le Duan auf die Rolle dieser Organisation bei dem Zusammenschluss der Vietnamesen verschiedener religiöser Anschauungen und unterschiedlicher Na­tionalität im Kampf gegen die amerikani­sche Aggression, für den Aufbau und die Verteidigung des Sozialismus hin. Die Va­terländische Front Vietnams wird, im Ein­vernehmen mit der Nationalen Befreiungs­front Südvietnams, eine noch engere Ein­heit des ganzen vietnamesischen Volkes in Nord und Süd im Hinblick auf die Nieder­ringimg der amerikanischen Aggression verwirklichen. Der Redner wies darauf hin, dass die Vaterländische Front sich immer enger mit der Vereinigten Nationa­len Front Kampuchea und mit der Pa­triotischen Front von Laos zusammen­­schliessen wird, um eine unbesiegbare Einheitsfront der indochinesischen Völker gegen die imperialistische Aggression der USA zu bilden. Unter Bezugnahme auf die von den US­­Truppen bei jedem Eskalationsversuch des Vietnamkrieges erlittenen Niederlagen wies Le Duan darauf hin, dass die Pläne zur „Vietnamisierung“ des Krieges und zur Ausweitung und Verlängerung der Kämpfe in ganz Indochina zum Scheitern verurteilt sind. „Für unser Volk ist nichts wertvoller als die Erringung der Unabhän­gigkeit und Freiheit“, betonte der Redner. „Wir lieben den Frieden, doch werden wir entschlossen weiterkämpfen, bis wir ihn unter Gegebenheiten der Unabhängig­keit und Freiheit erringen.“ Le Duan würdigte die bedeutende Rolle der DR Vietnam im Kampf des vietna­mesischen Volkes gegen die Aggression so­wie die Erfolge beim Aufbau des Sozia­lismus und bei, der - Überwindung der Schwierigkeiten, die, durch dén Vernich­tungskrieg der USA verursacht Wurden. Neues Sonnensystem entdeckt London. — ' Ein neues, gerade entste­hendes Sonnensystem, das 5000 Lichtjah­re von der Erde entfernt ist, "soll von Wissenschaftern unter Leitung des briti­schen .Astronomen Kopal yon der Uni­versität Manchester entdeckt worden sein. Professor Kopal erklärte dazu auf der internationalen astronomischen Ta­gung in Brighton, es handle sich um die erste Entdeckung eines Sonnensystems, das dem unseren ähnlich sei. Der Stern, um den sich der Formierungsprozess der Planeten vollzieht, Epsilon Alirigae, ist den Astronomen seit ungefähr 40 Jahren bekannt. L®n-Nofi-Trupß@n zuriickgeschlagen Pnom Penh (Agerpres.) — Ein wuchti­ger Angriff der kambodschanischen Wi­derstandskämpfer zwang die . zum Ent­satz der seit 60 Tagen belagerten Ort­schaft Kompong Thom entsandten Trup­pen der Lon-Nol-Administration unter schweren Verlusten zum Rückzug. Im Verlauf der Kämpfe zerstörten die Patrioten die Brücke, über die die Feind­truppen gekommen waren, und schnit­ten so weiteren Hilfstruppen den Weg ab. Heftige Gefechte waren auch in der Umgebung der Ortschaft Taing Kauk zu verzeichnen, die gegenwärtig unter Kon­trolle der Befreiungskämpfer steht. Argentiniens Gewerkschaften schlagen soziales Programm vor Denkschrift an Präsident Le vingston / Kern des Vorschlags : Versöhnung zwischen Regierung und peronistischer Bewegung Buenos Aires (Ap/NW). — Die Allgemeine Arbeitskonföderation Argen­tiniens wandte sich mit einer Denkschrift an Staatspräsident Roberto Levingston, worin ein sozial-ökonomisches Programm vorgeschlagen wird, auf dessen Grund­lage eine politische Versöhnung zwischen den Regierungsbehörden und der pero­nisrischen Bewegung erzielt werden soll. Das Dokument, das von Jose Rucci unterzeichnet ist — der nach der Ermor­dung Augusto Vandors die Leitung der genannten einflussreichen Gewerkschafts­zentrale übernommen hat —, sieht die Verstaatlichung der Banken vor, ferner Zuteilung von Boden an die Bauern, Ein­schränkung der den ausländischen Fir­men eingeräumten Konzessionen. Beteili­gung der Arbeiter an der Verwaltung der öffentlichen und privaten Unternehmen sowie eine Verstärkung der Rolle der Ge­werkschaften. Unter den in Vorschlag gebrachten politischen Massnahmen ver­dienen Erwähnung : Gewährleistung der durch die Verfassung verbrieften Rechte, Reform des Hochschulunterrichts, Ab­schaffung der Repressionsgesetze und gleiches Wahlrecht für alle Bürger. In diesem Dokument der Allgemeinen Arbeitskonföderation finden die Bemü­hungen der peronistischen Gewerkschafts­führer ihren Niederschlag, die Vorausset­zungen zu schaffen, damit sich das ganze Land am Wiederaufbau und an der Aus­beutung der Bodenschätze zum Nutzen des Volkes beteiligen kann. Überdies — und dies wird in der Denkschrift aus­drücklich gesagt — soll der Atmosphäre der Unsicherheit und Gewalttätigkeit ein Ende gesetzt werden, die infolge der in den letzten Monaten in Argentinien ver­übten politischen Morde und Entführun­gen geschaffen wurde. Auch TV-Stationen werden geklaut Diebe räumen ganze Sender aus / U-Wagen verschwinden spurlos New York/München. — In den USA gibt es seit einigen Tagen „nur“ noch 4046 Fernsehstationen. Nummer 4047 — offiziell WF.LW in Willoughby — existiert nicht mehr — sie wurde total ausgeplündert. Mikrophone, E-Kamcras, Mischpulte, ja sogar schwere Maschinen wie Filmgeber und das Mobiliar bis zum letzten Hok­­ker wurden geklaut. Nur den 130 Meter hohen Sendemast Hessen die Diebe stehen. Er war mit seinen 70 Tonnen offenbar zu schwer. Ähnliche Vorfälle sind aber auch aus Europa zu melden. Zu den besonders ge­fährdeten TV-Organisationen des Konti­nents gehört die italienische RAI, die zu Aussenaufnahmen immer eine beträchtli­che Zahl ihrer Mitarbeiter einsetzt. Da­bei haben es die italienischen Langfinger besonders auf die Generatoren abgese­hen. Bei der belgischen RTB wurden in­nerhalb von 7 Jahren Objekte im Werte von über 7 Mill. Francs entwendet, dar­unter ein kompletter Reporterwagen, aber auch Bagatellen wie ein Marktstand, der in einer Sendung verwertet werden sollte, aber dann nicht konnte. Auch in der Bundesrepublik Deutsch­land verschwanden ganze Teamfahrzeuge mit kompletter Ausrüstung und allem Filmmaterial, ja sogar einmal ein Unge­tüm von Übertragungswagen. Einen na­gelneuen Farb-U-Wagen vermisste die amerikanische Gesellschaft ABC nach der Winterolympiade in Grenoble. Das Fahrzeug verschwand spurlos. Ebenso schlimm ging es zeitweilig bei der fran­zösischen ORTF zu. Innerhalb von 14 Ta­gen verschwanden aus der „Maison de la Radio“ ein Steinway-Flügel und die gesamte Bestuhlung eines Vorführraums — jeweils mit demselben Trick : Die Die­be trugen Arbeitskleidung und gaben vor, die Sachen für ein Sţudio .abholen zu müssen. Dass kleine Dinge — wie Mikrophone oder Belichtungsmesser — verschwinden, kann man noch „Sbuvenirjägern“ zu­schreiben. Wo aber bleiben die grossen Entwicklungs- und Kopiermaschinen, die Aufnahme- und Ü-Wagen ? Das hat bis­her noch kein Mattscheiben-Detektiv her­ausgefunden. Meuterei mit Kaffeepausen Seltsam® Szenen auf einem britischen Minenjäger Dis „Iveston“ ist klein, aber fein. Doch eben, auf diesem Minenjäger Ihrer Briti­schen Majestät spielten sich Szenen ab, Szenen... „Meuterei“, befanden die Flot­tenrichter, die erste auf Britanniens Schif­fen seit vollen sechzehn Jahren. Schwer fiel ihre Hand auf die fünf Übeltäter nieder : Entlassung für sie alle, dazu Frei­heitsstrafen von Í2 bis 21 Monaten. Es 1st eine seltsame Geschichte. Ah­nungslose Landratten mit Zivilistenherz hätten sich vielleicht nicht so sehr ge­graust wie die Marine-Kadis, hätten in dem Vorfall eher den Stoff für ein Mu­sical gesehen. Denn zu den Requisiten und Nebenpersonen des Dramas gehören ein Speckbrot, ein Deckoffizier in Unter­hosen, ein Landstreicher, Milch in einer Offiziersmütze und Alkohol, Ströme von Alkohol. Paradies für Urlauber Bevor man aber erzählt, was die Navy so erschüttert hat, muss man begreifen, was ein Minenjäger eigentlich ist. Der Zeitgenosse, von den Neuerungen der Technik überflutet. muss zur Kenntnis nehmen, dass dieser neuartige Schiffstyp, 360 Tonnen, zwar die gleichen Aufgaben erfüllen soll wie einst bescheidene Minen­sucher, aber in wissenschaftlicher und zugleich romantischerer Manier. In die Minen von heute sind, so der Seemann, „derartig viel Schweinereien .eingebaut“, dass das Boot von damals nicht mit ihnen fertigwürde. Im Gegenteil, es wäre viel­leicht das erste, das von ihnen in die Luft gesprengt würde. Ein Schiff wie die „Iveston“ jedoch würde im Ernstfall bis dicht an die Minensperre heranfahren, jede Mine orten, und dann würden Elite- Mariner im Tauchanzug hinuntersteigen in die salzige Flut und das Ding unschäd­lich machen, sozusagen mit Schraubenzie­her, Handarbeit wie von James Bond. Fa­belhaft. ' Die „Iveston“ nun war an einem schö­nen Sommersonntag nach längerer Fahrt (leise sei verraten, dass sie, da es ja kei­nen Krieg gibt, Fischereiboote beschützt hatte) in Ullapool vor Anker gegangen. Das ist ein winziger Hafen in Schottlands hohem Norden, ein Paradies für den be­sinnlichen Urlauber, stinklangweilig für die 29 Offiziere und Mann der „Iveston“. Was taten sie also ? Sie tranken. Dann­tranken sie wieder. Und (nach einem Schlaf) noch einmal. Die fünf, um die es geht, konsumierten zusammen innerhalb von dreizehn Stun­den, meist in den Wirtshäusern von Ulla­pool, aber auch auf ihrem Schiff: 88 Glas Bier, 34 Whiskies, 20 Zinnbecher Rum, 13 Büchsen Bier und 1 Wodka. Spiel â la „Bounty“ Als sie, solcherart erfrischt, um halb elf Uhr abends an Bord . zurückkehrten, wünschte sich Maat Edward Griffiths, ein 25jähriger Schotte, ein Speckbrot zur La­bung. Was er aber im Eiskasten entdeck­te, missfiel ihm. „Sowms sollen wir essen ?“ fragte er degoutiert einen Of­fizier. Der aber befahl ihnen, unter Deck zu gehen und sich . auszuschlafen. -Und nun begann die „Meuterei“. Die fünf taten es nämlich nicht. Sie verlangten den „Jimmy“, den ersten Of­fizier, zu sprechen. „Meutern wir doch mal“, schlug einer vor, und zwei Minuten lang spielten sie unter sich „Bounty“ — die Geschichte jener klassischen Meuterei, bei der englische Matrosen 1789 aus uner­findlichen Gründen auf offener Südsee ihren guten Kapitän Bligh gezwungen hatten, mit seinen Offizieren von Bord zu gehen und in einem Ruderboot sein Heil zu suchen. Sie sangen irische Re­bellenlieder und sprachen von „Revolu­tion“. Als Deckoffizier Templeton warnte, schlug Griffiths ihm ins Gesicht. Der Vor­gesetzte trug nur eine Unterhose und zog sich zurück. Vor Fehlschlüssen aus der mangelhaften Bekleidung ist freilich zu warnen. Templeton hatte sich nach eige­ner Aussage abends mit vier Gläsern Brandy und vier Mass Bier begnügt. Am Schluss zelebrierten vier der Bösen einen Sitzstreik vor der Offiziersmesse, 21,2 Stunden lang. Dann kam der Dorfpo­lizist von Ullapool. Die „Iveston“ nämlich war zwar auf Minen, aber nicht auf Meu­terer vorbereitet; sie führte nur ein ein­ziges Paar Handschellen an Bord. Zuerst wurde Kaffee gekocht. Griffiths verriet, wo die Milch zu finden war, die Rebellen hatten sie in eine Offizierskappe gegossen und diese im Abguss aufgestellt. Nach der Kaffeepause Hessen sich die fünf friedlich vom Polizisten abführen. Was aus Eng­land und der freien Welt geworden wäre, wenn in diesem Augenblick Krieg ausge­brochen wäre, ist unvorstellbar. Die „Ive­ston“ jedenfalls hättp nicht ausfahren können. Und der Kapitän ? Leutnant Stephen Johnston plauderte' und trank indessen Ln seiner Kajüte mit einem Schiffslieferan­ten in Ullapool, dessen Freundin und dem 58jährigen Landstreicher Arthur Baker. Den „Ritter der Strasse“, mit Propheten­bart und wallendem Mantel, hatte er im Haien aufgegabelt. Ein Sprecher der Flotte später : „Die Navy bewirtet ständig Menschen aus allen Schichten.“ Bei dem Prozess musste vor allem ent­schieden werden, ob die fünf nach ihren alkoholischen Exkursionen überhaupt bei Besinnung gewesen waren. Schwer zu sa­gen. Denn, wie ein Verteidiger erklärte : „In der Flotte kann ein Matrose gleichzei­tig betrunken und nicht betrunken sein“ — zu betrunken .etwa, um mit Spreng­stoff umzugehen, nicht betrunken genug, um nicht etwa Hosen bügeln zu können. Der Schiffsarzt der „Iveston“, Leutnant Irish, war sich anderer diffiziler Proble­me bewusst. Neun Glas Bier und neun Whiskies zu Mittag, ebensoviel abends, das sei Trunkenheit, auch wenn man in­zwischen geschlafen hşbe. Aber : Ein Be­cher Rum und fünf Glas Bier mittags, abends acht Glas Bier ohne Whiskies — damit sei man nur „am Rand der Trun­kenheit“. Die Richter, die sicher wissen, was ein Britenmatrose verträgt, mochten den Alkoholdunst nicht als Entschuldigung gelten lassen und statuierten für die Flotte, um deren Moral es nicht zum Be­sten steht, ein Exempel. Sie hätten es nicht zu tun brauchen. Sie hätten befin­den können, dass Meuterei nicht vorlag, sondern nur das geringere Delikt des Un­gehorsams. Eine höhere Stelle wird das Urteil zu überprüfen haben, bevor es rechtskräftig wird. Auf jeden Fall freilich gewährte die Erinnerung an die Meuterei von Anno dazumal Trost. Kapitän Johnston, der ge­tadelt werden soll, kann sich daran auf­richten, dass Kapitän Bligh schliesslich zum Vizeadmiral aufrückte. Die fünf Matrosen, denen Gefängnis droht, wissen, dass drei Meuterer der „Bounty“ hinge­richtet wurden. Fortschritt... Gustav Mauthner Rauschgiftkriminalität verdoppelt Wiesbaden. — Die Rauschgiftkriminali­tät in Hessen, dem Zentrum des Rausch­gifthandels neben Bayern, hat sich in die­sem Jahr fast verdoppelt. In den bisheri­gen acht Monaten ist gegenüber dem ent­sprechenden Zeitraum 1969 eine Zunah­me von 97 Prozent verzeichnet worden. Die kriminalpolizeilichen Fahnder hatten 635 Kilogramm Haschisch, 1,6 Kilogramm Rohopium und 88 800 Einheiten LSD si­chergestellt. Als besonders bedenklich be­­zeichnete man dén ständig ansteigenden Anteil jugendlicher Rauschgifttäter. Von zehn an - Rauschgift-Straftaten beteiligten Personen hätten sechs das 21. Lebensjahr noch nicht erreicht. In Belgrad wurde die 10. Medizinische Bal­kanwoche eröffnet, an der sieh Delegationen aus Bulgarien, Zypern, Griechenland, Rumä­nien, der Türkei und Jugoslawien beteiligen. Unser Land ist durch eine Ärztedelegation vertreten, darunter Akad. Ştefan Milcu, Akad. Prof. Ion furai, Prof. Liviu Popovici und Prof. Gheorghe Zamfir. Prof. M. Popescu-Bu­­zeu wurde auf einer Sitzung des Generalrates des Medizinischen Balkanbundes für ein neues sechsjähriges Mandat zum Generalsekretär dieser Organisation gewählt. Mit einem Rekorddefizit von 231 Millionen Pfund wurde die Aussenhandelsbilanz Gross­britanniens für August 1970 abgeschlossen. Im April hatte dieses Defizit 6 Millionen Pfund, im Mai 28 Millionen und im Juni 47 Millionen Pfund ausgemacht. Der VII. Kongress für Arbeitsrecht und So­zialversicherungen tagt in Warschau. Daran nehmen mehr als 400 Experten aus 30 Ländern, darunter auch aus Rumänien, teil sowie Ver­treter der IAO und der Internationalen Ge­sellschaft für Sozialversicherungen. Grosse Molybdenvorkommen wurden im nördlichen Teil Schwedens erschürft. Der schwedische Industrieminister Krister Wiek­­man, der dies bekanntgab, erklärte, die Re­gierung werde die diesbezüglichen Untersu­chungen in der Nähe von Arjeplog vorran­gig weiterführen. Molybden dient zur Her­stellung von Spezialstählen. Einen l4prozentigen Zuwachs verzeichnete der Welthandel 1969 im Vergleich zum Vor­jahr. Er belief sich, Angaben des GATT-Jah­­resberichts zufolge, auf 272 Milliarden Dollar. Im letzten Jahr hat sich der Welthandel um rund 10 Prozent erhöht, und für das laufen­de Jahr wird ebenfalls mit einer Zuwachs­rate von 10 Prozent gerechnet. Der VII. Weltkongress für Soziologie trat in Warna zusammen. An diesem Forum beteili­gen sich Delegierte und Gäste aus 80 Ländern, darunter auch aus Rumänien. Der Aussenminister der CSSK, Jan Marko, begibt sich zu einem offiziellen Besuch nach Budapest zwecks Besprechungen mit seinem ungarischen Kollegen Janos Peter über die Entwicklung der bilateralen Beziehungen so­wie über internationale Problems von beider­seitigem Interesse. 17 neue Cholerafälle waren in Israel zu ver­zeichnen. Damit hat sich die Zahl der Krank­heitsfälle seit Ausbruch der Enidemie auf 120 erhöht. Die 'Zahl der an Cholera erkrankten Patienten in den Spitälern belauft sich auf 42, die übrigen Fälle wurden geheilt. Das Hochwasser, das den indischen Bundes­staat Gujarat heirhsuchte, zerstörte zwei Dör­fer. 329 Personen kamen in der Katastrophe ums Leben. In Lateinamerika sind mehr als 40 Prozent der insgesamt 150 Millionen zählenden Arbeits­kräfte beschäftigungslos. Dies geht aus einem Bericht der UNO-Wirtschaftskommission für Lateinamerika hervor. NEUER WEG / 16. September 1970 Das Volk von Mexiko begeht heute seinen Nationalfeiertag, die 160. Wiederkehr des „Tages der Unabhängigkeit". Die Republik Mexiko ist vor allem seit dem Ende des letzten Weltkrieges einer der Wirtschaft lieh entwickeltsten Staaten Lateinameri­kas geworden. Politische Stabilität und wirtschaftlicher Fortschritt brachten Mexiko den Ruf eines Pols der Ruhe auf dem so bev/egten lateinamerikanischen Subkonti­nent ein. Aussenpolitisch tritt . Mexiko entschieden für die strikte Anwendung der Prinzipien der nationalen Souveränität und Unabhängigkeit ein. — Unser Bild : Der „Platz der drei Kulturen" in Ciudad de Mexico vereinigt Zeugen der alten Kultur in Form von Ruinen aus der Aztekenzeit und der Zivilisation des modernen Mexiko Belgien: Sprachen- und Verfassungsstreit STUTTGARTER ZEITUNG Die unbeschwerte Ferienzeit in Belgien geht ihrem Ende entgegen, und damit nä­hert sich zugleich ein neuer politischer Sturm, der im Herbst mit der Kampagne für die. Gemeinderatswahlen am XI. Okto­ber seinen Höhepunkt erreichen dürfte. Die Spra’chenfrage hat Belgien in eine politische Krise geführt, die nur durch die Sommerpause „unterbrochen“ wurde-Nach 16jährigem Vorgeplänkel hatte das belgische Parlament kurz vor den Ferien damit begonnen, über die von der katho­lisch-sozialistischen ' Koalitionsregierung unter Leitung von Gaston Eyskens einge­­brachten Gesetzentwürfe für eine durch­greifende Reform der Verfassung aus dem Jahre 1830 zu beraten. Das Hauptziel die­ser Verfassungsrevision ist die endgültige Liquidierung des Sprachenkampfes und der Abbau der Spannungen zwischen Fla­men und Wallonen. Nach dem Regierungs­entwurf sollte eine neue Struktur für den belgischen Staat durch AufgHederung in Kultur- und Sprachregionen nebst Dezen­tralisierung von Verwaltung und Wirt­schaft und mit einem besonderen Statut für die Hauptstadt Brüssel geschaffen werden. In der Abgeordnetenkammer stiess die Regierung jedoch gerade in bezug auf die vorgeschlagene Regelung für Brüssel auf so grosse Schwierigkeiten, dass sie mit ih­rem Gesamtprojekt für die Verfassungsre­vision in eine Sackgasse geraten ist. Wie­derholt boykottierten die französischspra­chigen Abgeordneten Sitzungen, auf de­nen über die endgültige Festlegung der Grenzen für das zweisprachige Brüssel abgestimmt werden sollte. Durch diesen Boykott wurde das erforderliche Quorum nicht erreicht und also eine Entscheidung unmöglich gemacht. Die Regierung Eyskens befand sich in ernster Verlegenheit, weil sie es von An­fang an als ihre erste und wichtigste Auf­gabe betrachtet hatte, die Verfassungsre­form unter Dach zu bringen. Immer wie­der wurde darauf gedrängt, den ganzen Komplex der neuen Gesetzgebung noch vor Beginn der Sommerferien des Parla­ments zu verabschieden. Die Absicht , ist missglückt. In Belgien braucht aber eine politische Krise nicht unbedingt in einer Kabinetts­krise zu gipfeln. Die Regierung hat zwar nicht genügend Unterstützung erhalten, um die als vordringlich gekennzeichnete Verfassüngsreform mit der benötigten Zweidrittelmehrheit durchzuführen, aber sie verfügt immer noch über eine ein­fache Mehrheit in der Abgeordnetenkam­mer und im Senat, so dass sie sich, ange­schlagen und wankend, noch eine Zeitlang auf den Beinen halten kann. Optimismen hoffen, dass die erwünschte Verfassuhgs­­reform im Herbst nach den Gemeinde­ratswahlen wieder ln Gang gesetzt wer­den könne, aber Pessimisten betrachten die Bemühungen der Regierung bereits jetzt als endgültig gescheitert. Nach den Plänen des Kabinetts Eyskens für eine wirtschaftliche und kulturei'e Dezentralisierung soll den beiden Bo» - kerungsgruppen eine grössere Entschei­dungsbefugnis über ihre eigene Zukunft gegeben werden. Seit fünfzig Jahren trennt der Sprachenkampf in Belgien Flamen und Wallonen. Die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Statut für Brüssel ergeben sich daraus, dass die Hauptstadt eine über­wiegend französischsprachige Enklave im Herzen des flämischen Landesteils bildet. Obgleich Brüssel offiziell zweisprachig ist, bedienen sich etwa 80 Prozent der rund 800 000 Einwohner der französischen Spra­che. Die Flamen fürchten nun, das inter­national orientierte Brüssel — Hauptquar­tier der EWG und Sitz der NATO — werde seinen französischen Einfluss im­mer mehr auf das umliegende flämische Gebiet ausdehnen. Um diese Befürchtung auszuräumen, wollte die Regierung ver­fassungsmässig festgelegt sehen, dass der Umfang der Brüsseler Zone auf die heu­tigen 19 Gemeinden beschränkt bleiben müsste. In diesem Vorschlag sahen die französischsprachigen Abgeordneten wie­der eine künstliche Bekämpfung des na­türlichen Expansionsdrangs der Haupt­stadt. Seit Ende des zweiten Weltkrieges wird der wallonische Landesteil wirtschaftlich immer mehr durch Flandern überflügelt. Unter der stets stärker werdenden Volks­gruppe der Flamen, die bereits über’ 50 Prozent der 9,5 Millionen Belgier aus­macht, erinnert man sich noch gut daran, wie ihre Väter und Grossväter in Vieh­wagen nach den wallonischen Kohlengru­ben transportiert wurden, um dort unter der Knute wallonischer Aufseher und Grubeningenieure zu arbeiten. Die Fla­men zeigen heute durchaus kein Inter­esse an einer Umstrukturierung der veral­teten Industrie Walloniens. Umgekehrt interessieren sich die Wallonen ebensowe­nig für die flämischen Probleme. Der flä­misch-wallonische Gegensatz wird ohne Zweifel in nächster Zeit im Zusammen­hang mit den Kommunalwahlen noch schärfer hervortreten. Es geht um eine dauerhafte Lösung des Sprachenproblerns in Belgien, um die Umwandlung der Zer­rissenheit des Landes zu einer sinnvollen Zusammenarbeit. Planetensystem von Eis umgeben Moskau. — Die Sonne und ihre Plane­ten sind nach einer neuentwickelten so­wjetischen Theorie von einer riesigen durchsichtigen Wolke aus Eisblöcken um­geben, die die Geburtsstätte der Kometen bildet. Die Moskauer Nachrichtenagentur TASS berichtete, Wissenschaftler des Leningra­der Instituts für theoretische Astronomie seien auf Grund von Computeranalysen aller je beobachteten und registrierten Kometen .zu der Ansicht gekommen, dass die Bahn des am weitesten von der Sonne entfernten Planeten Pluto nicht die Gren­ze unseres Sonnensystems bilde, sondern dass diese Grenze viel weiter entfernt sei. Sie werde von einer transparenten Wolke aus feiner Materie gebildet. Sie stelle eine Art „Weltraum-Kühlschrank“ dar, weil sie Esblöeke. enthalte, die die Kerne von Kometen bildeten, wenn die Stabilität der Wolke durch irgendeine Einwirkung ge­stört werde; In diesem Fall brächen die Kometen aus, strebten der Sonne zu und würden auf der Erde sichtbar. 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