Neuer Weg, 1971. február (23. évfolyam, 6761-6784. szám)

1971-02-23 / 6779. szám

Seite 2 Verschärfte Gewalttätigkeit 7« Guatemala löst ein Ausnahmezustand den anderen ab. Der Terror bleibt. Seit Anfang November 1970 wurden 700 Per­sonen, vor allem Gewerkschaftsführer, politische Persönlichkeiten und Führer der Bauern ermordet. Für Leute, die die politische Atmosphäre in Guatemala nicht kennen, mag diese Ziffer übertrieben scheinen• Es ist jedoch bekannt, dass in diesem Land täglich vier bis fünf Men­schen umgebracht werden. Man weiss auch, wer hinter den Morden steckt: die rechtsextremen Organisationen, auf deren Konto schon Tausende politische Morde gehen. Die MANO (Organisierte Nationale Antikommunistische Bewegung), auch „Mano blanco“ genannt, ist die blutigste. Sie arbeitet Hand in Hand mit der NOA (Neue Antikommunistische Organisation). Beiden Organisationen gehören ehemalige Militärs, Grossgrundbesitzer und rück­ständige Vertreter des Bürgertums an, die alle im Dienste der die Wirtschaft des Landes bestimmenden ausländischen Mo­nopole stehen und sich die Unterdrük­­kung der für demokratische Rechte und Freiheiten des guatemaltekischen Volkes, für Fortschritt Kämpfenden zum Ziel ge­setzt haben. Ihre Vorgangsweise ist ganz einfach: Wer der Regierung unbequem geworden ist oder mit der Widerstandsbewegung FAR (Bewaffnete Revolutionäre Streit­kräfte) sympathisiert, wird um die Ecke gebracht. Am 17. Januar d. J. wurde der Gewerkschaftsführer Tereso Jesus Oliva auf offner Strasse ermordet. Kurz vorher waren Adolfo Mijangos, Abgeordneter der Linken, Professor an der Universität „San Carlos“, und der Führer der Linken, Marco Antonio Leoni, von „unbekannten“ Personen erschossen worden. Bei seinem Amtsantritt (im Juli 1970) hatte der Präsident Guatemalas, Oberst Carlos Arana Osorio, erklärt, er werde das Problem der Gewalttätigkeit sofort lösen. Doch das Problem ist und bleibt ungelöst. Die Zensur im Lande ist so streng, dass die Öffentlichkeit gar nichts oder mit grosser Verspätung von den Terrorakten erfährt. Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage besteht vorläufig nicht. Eher scheint eine Verschärfung des Terrors bevorzustehen, da die Autoritäten in Ciu­dad de Guatemala ihre politischen Gegner unter Druck setzen und viele davon schon auf den „schwarzen Liste“ der MANO- und NOA-Terroristen stehen. E. M­ Befreiung Gomides bestätigt Montevideo (Agerpres). — Aleysio Ma­res Diaz Gomide, der fern 1. Juli 1970 von den Tupamaros geraubte brasilianische Konsul, ist am Sonntag freigesetzt worden. Von allen gekidnappten und später be­freiten Personen in den verschiedenen la­teinamerikanischen Ländern war Diaz Gomide die längste Zeit in Haft. Seine Befreiung erfolgte kurz nach Wieder­herstellung der verfassungsmässigen Ga­rantien in Uruguay, die von der Regierung am 8. Januar 1971 ausgesetzt worden wa­ren. Im Gewahrsam der Tupamaros verbleiben demnach noch der britische Botschafter Geoffrey Jackson und der nordamerikanische Botschaftsrat Claude Fly. New York. — Die ..New York Times“ meldet, dass sie im Besitz einer zweiten Botschaft der uruguayischen Geheimorga­­hisation „Tupamaros“ an die Gattin des amerikanischen Botschafters Claude Fly ist, worin die bereits einmal ausgespro­chene Forderung, eine Million Dollar Lösegeld für den Entführten zu erlegen, wiederholt wird. Der Botschaft sind einige Zeilen von Fly persönlich beigefügt. Er bestätigt, dass sein Gesundheitszustand gut sei. Die erste Forderung von Lösegeld wurde von der amerikanischen Regierung zurückgewiesen. Uganda bleibt Republik Kampala (Agerpres). — Die neue Mili­tärregierung Ugandas, die am 25. Januar im Wege eines Staatsstreichs die Macht übernahm, wird die Führung des Landes mindestens fünf Jahre lang behalten, wurde in Kampala in einem Regierungs­­kommuniqúé bekanntgegeben. Der nach dem Staatsstreich verhängte Ausnah­mezustand ist aufgehoben worden. Idi Amin, der am 5, Februar als Staatschef vereidigt worden' war, ist zum General befördert worden, meldet Associated Press. Er erklärte bei dieser Gelegenheit, dass Uganda eine Republik bleibt. Bekanntlich wurde die Monarchie 1966 abgeschafft, als Milton Obote die Präsidentschaft übernahm. Grösster Unterseetunnel Im Bau Tokio (Agerpres). — Sonntag fand in Sapporo das feierliche Zeremoniell des Baubeginns am grössten Unterseetunnel der Welt statt, der die japanischen In­seln Honshu (Hondo) und .Hokkaido ver­bindet. ' Der Tunnel wird eine Länge von 54,2 Kilometern haben : ein rund 23 Kilome­ter langer Abschnitt liegt unter der die beiden Inseln trennenden Meeresenge. Die Gesamtkosten dieses Baus, der 1978 fer­tiggestellt werden soll, werden sich auf etwa 325 Milliarden Yen belaufen. Fichten von Flugzeugabgasen vergiftet München. — Fiugzeugabgase haben die Fichten in einem Waldstück an der Ein­flugschneise des Münchner Flughafens Riem vergiftet. Das ergab eine Untersu­chung des Instituts für Forstsamenkunde und Pflanzenzüchtung der Münchner Universität. Wie mitgeteilt wurde, sei die Krankheit der Bäume eine „wertvolle Signalwirkung“, weil die Fichte schon dann durch Luftverschmutzung geschä­digt werde, wenn bei den meisten an­deren Pflanzen und beim Menschen noch kein Schaden erkennbar sei. Vor Jahren hatten die Forstexperten eine rätselhafte Krankheit bei Fichten des Versuchsguts Grub entdeckt. Sie zeigte sich zunächst in einer ■ Rötung der Nadeln und führte dann zuletzt zum völligen Dürrwerden junger sowie alter Bäume. Die Ursache : Flugzeugabgase. Ausland Die Lage in Indochina Abwehrschläge der Patrioten Saigoner Invasion ins Stocken geraten / Raketenfeuer auf Da Nang Saigon (Agerpres). — Die Lage der auf laotischem Territorium oder in Nach­schubbasen in unmittelbarer Nähe der Grenze befindlichen Saigoner Truppen beschäftigt das Saigoner Kommando in diesen Tagen in höchstem Grade. Laut Meldungen, die in der südvietnamesi­schen Hauptstadt umlaufen, ist der Vor­marsch der Aggressionstruppen praktisch zum Stillstand gekommen, wobei die von ihnen erlittenen Verluste als ausseror­dentlich schwer bezeichnet werden. France Presse weiss von einer Saigoner Kompanie von „Rangers“ zu berichten, die durch einen Überraschungsangriff der Patrioten dezimiert wurde. Das Gefecht fand etwa zehn Kilometer innerhalb lao­tischen Territoriums statt. Im gleichen Raum werden zwei Rangers-Einheiten von den Streitkräften der Pathet Lao be­drängt, und alle Versuche der amerika­nischen Luftwaffe, die Eingeschlossenen zu entsetzen, sind bisher gescheitert. Mehrere US-Hubschrauber, die versucht hatten, den belagerten Truppen zur Hilfe zu kommen und Verwundete zu evaku­ieren. wurden von der Artillerie der pa­triotischen Streitkräfte abgeschossen. Südvietnamesische Patrioten belegten den amerikanischen Luft- und Flotten­stützpunkt Da Nang mit schwerem Ra-ketenfeuer. Laut Reuter erhielt ein Transporter vom Typ „C, 130“ einen Voll­treffer und wurde vollständig zerstört. Die Militärsprecher weigerten sich, über die durch dieses Bombardement verur­sachten Verluste weitere Einzelheiten bekanntzugeben. Laut Presseagenturen führten B-52- Bomber neue Raids im Norden Südviet­nams aus, wo es in den letzten 24 Stun­den zu heftigen Zusammenstössen zwi­schen amerikanischen und Saigoner Truppen sowie den Streitkräften der Be­freiungsfront gekommen war. Die Pa­trioten hatten in der Nähe der Ortschaf­ten Quang Tri und Khe Sanh zwei Hin­terhalte gelegt; mehrere amerikanische Militärangehörige wurden dabei getötet oder verletzt. Ein dritter vom US-Kom­­mando als „ernst“ bezeichneter Zusam­­menstoss ereignete sich acht Kilometer nördlich von The Sanh, wo Patrioten eine Stellung der fünften US-Infanteriedivi­­sion überfielen. Die amerikanischen Truppen verzeichneten Verluste. Pnom Penh. — Die Streitkräfte des Volkswiderstandes in Kambodscha grif­fen in der Nacht zum Sonntag einen Vorposten der Lon-Nol-Truppen, 65 Ki­lometer südöstlich von Pnom Penh, an. In der gleichen Nacht wurden zwei Brückenüberführungen auf der National­strasse Nr. 1. die die kambodschanische Hauptstadt mit Saigon verbindet, mit Bomben belegt. Im Verteidigungsgürtel der Hauptstadt wurden ebenfalls zwei Angriffe und heftiger Feuerwechsel ge­meldet. Wie Associated Press meldet, gab es in den Reihen der Lon-Nol-Truppen Verluste. Die Ausweitung des US-lndochina-Krieges auf Laos hat auch in der Bundesrepublik Deutschland Proteste hervorgerufen. — Unser Bild zeigt Demonstranten in Bonn Viermächte-Besprechung bei der UNO Amman (Agerpres). — Ein Sprecher des Informationsdienstes der Al Fatah in Beirut erklärte laut UPI, dass die jor­danischen Regierungstruppen am Samstag mehrere Basen der palästinensischen Wi­derstandsorganisationen im Jordantal an­­griffen und dass die Kämpfe noch in den frühen Morgenstunden des Sonntags an­dauerten. Zu den ersten Zwischenfällen kam es in der Nähe der Ortschaft Khurayyat, als jordanische Streitkräfte eine Patrouille von Feddains angriffen. Dann nahmen die jordanischen Streit­kräfte mehrere Basen der palästinensi­schen Widerstandskämpfer in diesem Raum unter schweren Artillerie- und MG-Feuerbeschuss. Gerüchte, wonach die jordanischen Be­hörden sich mit der Absicht trügen, ein­zelne Stadtviertel von Amman durch­zukämmen, um Waffenlager und Ge­schützdepots der palästinensischen Wider­standsorganisationen aufzudepken, wur­den laut France Presse am Sonntag von einem .Sprecher des jordanischen Innen­ministeriums dementiert. Er betonte, dass eine derartige Aktion vor kurzem ab­geschlossen worden sei. Der Sprecher nahm in seiner Erklärung nicht Bezug auf die Behauptungen aus palästinensischen Quellen, wonach es zu den obenerwähn­ten Zwischenfällen gekommen sei. Der jordanische Ministerrat nahm in einer Sitzung am Samstag . abend von der prinzipiellen Vereinbarung zwischen den Vertretern des jordanischen Kabinetts und einer Delegation der „Tapline“-Ver­­waltung Kenntnis, wonach die Steuern der amerikanischen Erdölgesellschaft an den jordanischen Staat erhöht werden. Kairo. — „Al Ahram“ berichtet unter Bezugnahme auf die jüngste Zusammen­kunft der Botschafter Frankreichs, Gross­britanniens, der USA und der .UdSSR bei der UNO, dass die Frage der Garantien, die gegebenenfalls bei Zustandekommen eines Friedensvertrags den am Nahost­konflikt beteiligten Seiten gegeben wer­den könnten, Gegenstand der Bespre­chung bildeten. Gleichzeitig wurde die Entsendung eines internationalen Frie­denskorps an die Grenzen zwischen den arabischen Ländern und Israel erörtert. in Jordanien Algerien sucht Formender Kooperation Algier (Agerpres). — In einer Rede, die der Präsident Algeriens, Houari Boume­­diene, in der Ortschaft Boufarik hielt, unterstrich er, dass Algerien im Laufe nur weniger Jahre den grössten Tejl seiner Naturreichtümer in staatliches Eigentum zu überführen vermocht hat und sie im Interesse des Volkes nutzt. Der Präsident sagte, ,,es gibt jedoch noch viele Sektoren, die nicht befreit worden sind“. Mit ihnen befasse sich die Regierung zur Zeit. „Seit einiger Zeit bemühen wir uns“, sagte er, „eine neue Formel der Kooperation zu finden, die die höchsten Interessen Alge­riens garantiert und gleichzeitig auf die Interessen derer Bedacht nimmt, die mit uns Zusammenarbeiten wollen. Offen­sichtlich haben wir jedoch bis zur Stunde noch keine spürbaren Resultate, beispiels­weise im Bereich des Erdöls, erzielt.“ I ® Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse nGefährliche" lioiKSSTimme Z«ntralorgBB dr KqgmHn»l»tUch«n Porul Q»Urf Ich» Wien Seit Mitte Janüar beschäftigt ln den USA eine Affäre Politiker, Leitartikler und Fernsehkommentatoren — die so­genannte „Berrigan-Verschwörung“. Par­­rallelen zum französischen Dreyfus-Skan­­dal Anfang des Jahrhunderts und zum „Reichstagsbrand“ der Nazis werden ge­zogen. Fünf katholische Priester, eine Nonne und ein pakistanischer Dozent werden von FBI, Generglstaatsanwalt und der Staatsanwaltschaft Harrisburg beschuldigt, ein Sprengstoffattentat auf das Weisse Haus und die Entführung von Nixons Chefberater Kissinger geplant zu haben, um den US-Präsidenten zu einer Änderung seiner Vietnampolitik zu zwin­gen. Seit Monaten schon im Gefängnis Als Ende November der Chef des Bun­deskriminalamtes (FBI), Hoover, in einer Pressekonferenz die Brüder Daniel und Philip Berrigan, zwei Ordensgeistliche, als die geistigen Väter dieser phanta­stisch anmutenden Affäre nannte, geriet er ins Kreuzfeuer sarkastischer Kom­mentare. Denn die Brüder Berrigan sassen zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten in Danbury (Connecticut) eine sechsjährige Gefängnisstrafe ab, die sie für die Verbrennung der Akten einer Wehrerfassungsbehörde im Sommer 1968 erhalten hatten. Als aber das Bundesgericht in Harris­burg (Pennsylvania) Mitte Januar for­mell gegen die Geistlichen in dieser neuen Sache Anklage erhob, war klar, dass es sich um mehr handelte als um eine „komische Geschichte“ oder um ei­nen Versuch Hoovers, mit dieser wilden Story das US-Parlament zur Bewilligung der von ihm geforderten 1000 neuen FBI-Männer zu bewegen. Die USA hat­ten neben dem Fall Angela Davis nun auch einen „Fall Berrigan“. Der 49jährige Daniel Berrigan ist Je­suitenpater, sein zwei Jahre jüngerer Bruder Philip gehört dem Josephorden an. Die beiden Patres sind entschiedene Kriegsgegner. Eine Reise nach Frankreich brachte Daniel Berrigan in Kontakt mit den Ar­­beiterpriestern. Er begeisterte sich an ih­rem Beispiel und, in die USA zurückge­kehrt, beschwor er seine Amtsbrüder, unter das Volk zu gehen und das Leben der Ärmsten der Armen zu teilen. Der amerikanische Luftkrieg gegen Nordvietnam empörte die Berrigans zu­tiefst. Daniel Berrigan erklärte auf An­tikriegskundgebungen, dieser Krieg sei „von Gott verflucht“. Im Oktober 1967 demonstrierte Philip Berrigan mit eini­gen Gleichgesinnten in Baltimore und übergoss in einem Rekrutierungsbüro Akten mit Tierblut. Sein Bruder Daniel schloss sich der Gruppe an, und sieben Monate später drangen sie erneut in ein Rekrutierungsbüro ein und verbrannten die dort liegenden Gestellungsbefehle. Die Berrigans wurden verhaftet und zu (je sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Der Kardinal stellt Kaution Die Behauptung Hoovers und des Staatsanwalts, die Berrigans hätten ihre angeblichen Attentatspläne im Gefängnis ausgeheckt und ihren Mitverschworenen zugeschmuggelt, mutet derart lächerlich an. dass sie vom grössten Teil der US­­Presse mit Skepsis und offenem Hohn behandelt wird. Selbst der als konser­vativ bekannte Erzbischof von Baltimore, Kardinal Shehan. trat für die Mitange­klagten der Berrigans ein und stellte eine hohe Kaution aus kirchlichen Mitteln, damit drei von ihnen freigelassen wur­den. Der Wirtschaftsprofessor der Cornell- Universität, Douglas Dowd, mit den Ber­rigans an früheren Aktionen gegen den Vietnamkrieg beteiligt, drückte die all­gemeine Stimmung aus ; „Es wäre ganz amüsant, wenn es nicht so schwerwie­gend wäre.“ Denn der grosse Einfluss der Patres auf katholische Kreise und ihr Ansehen beim hohen Klerus verursachte den „Falken“ der US-Politik und den Militärs, die eine Weiterführung und Intensivierung des Vietnamkrieges be­fürworten, schon lange Unbehagen. Ganz offensichtlich haben sie es darauf abge­sehen. in den Berrigans und ihren Freun­den alle Kriegsgegner in der Öffentlich­keit in Misskredit zu bringen und sie als gemeingefährliche Wahnsinnige hin­zustellen. die auf Lebenszeit hinter Git­ter gehören. Ein neuer, „Reichstagsbrand“ Daniel und Philip Berrigan haben die gegen sie erhobene Anklage als erlogen bezeichnet. Sie beabsichtigen, den FBI­­Chef Hoover wegen falscher Anschuldi­gung zu verklagen. Durch ihren Rechts­anwalt William Künstler, der bereits viele Prozesse für angeklagte Pazifisten geführt hat. Hessen sie eine Erklärung veröffentlichen, die auch die Hinter­gründe dieses neuen Anschlags der amerikanischen Justiz gegen die Frie­denskämpfer enthüllt. In dieser Erklä­rung heisst es : „Vor achtunddreissig Jahren steckten die Nazis den Reichstag in Brand. Durch diese Tat wollten sie das deutsche Volk aufhetzen, damit es ihre Politik der Unterdrückung im , Inneren und der mi­litärischen Gewalt nach aussen unter­stütze. Aus den gleichen Gründen hat die Regierung der USA eine groteske Verschwörung erfunden. Der Zweck die­ser Erfindungen ist einfach, aber tödlich. Die Friedensbewegung soll zerstört wer­den, indem man Karikaturen aus jenen macht, die den Krieg in Südostasien be­kämpfen.“ Zürich Das 400-Millionen-Dollar-Unternehmen ist beendet, und die Frage stellt sich, ob sich der gewaltige Aufwand gelohnt hat. Einige Antworten sind bereits gegeben worden. So äusserten sich die Mondfor­scher bei der NASA befriedigt darüber, dass ihnen die Apollo-14-Mannschaft mehr Mondmaterial mit zur Erde ge­bracht hat als ihre Vorgänger auf dem Mond. Die „Prawda“ verwies darauf, dass die Erforschung des Mondes durch ferngesteuerte Geräte erheblich preiswer­ter erfolgen könnte. Amerikanische Bür­gerrechtskämpfer empfehlen der US-Re­­gierung, nicht Mondgestein an Staats­oberhäupter, sondern Brot an die Armen zu verteilen. Und der wackere Wernher von Braun mahnte erneut, nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, und malte — wenn äuch nicht zum erstenmal — das Gespenst eines neuen „Sputnik-Schocks“ an die Wand. Eine Antwort besonderer Art schliesslich gaben die amerikani­schen Fernsehgesellschaften. Als Alan Shepard aus dem Weltraum zur Verstän­digung unter den Völkern aufrief, unter­brachen sie ihr Normal-Programm in keiner Weise. Die Mahnungen des Apol­­lo-14-Kommandanten verhallten unge­­hört. Der Weltraum ist uninteressant ge­worden. Nicht lange mehr werden weisse Sche­men, die mit eigentümlich schwebenden Bewegungen stundenlang über die Mond­­oberfiäche impfen, hier ein Fähnchen in den Boden ,rammen, dort eine Versuchs­anordnung aufbauen oder einen Stein aufheben. sich des Interesses eines nach Hunderten von Millionen zählenden Pu­blikums erfreuen können. Die Raumfahrt ist dabei, ihren Glorienschein zu verlie­ren. Bald wird sie sich den Alitagskittel überziehen müssen. Schon jetzt haben nur die lange Pause, die in der bemann­ten Raumfahrt eingetreten war. das missglückte Apöllo-13-Unternehmen und eine Serie von kleinen, aber nicht un­gefährlichen Zwischenfällen — wie sie kein Filmregisseur hätte besser erfinden können — das Interesse der breiten Massen aufrecht erhalten. Doch wer den Alltagskittel anhat der muss sich auch im Alltag bewähren. Starallüren helfen ihm nicht weiter. Bei der NASA ist man sich dessen wohl be­wusst. Nicht zufällig gehörten zum Pro­gramm der ApoUo-14-Piloten erstmals auch Versuche, mit denen die theoreti­schen Grundlagen für die Herstellung neuartiger Produkte in der Schwerelosig­keit des Alls gelegt werden sollten. Spät einige meinen zu spät, macht sich die NASA daran, ihr Geld selbst zu verdie­nen. Die amerikanische Öffentlichkeit ist nicht mehr geneigt, den vagen Hinweis auf das Stimulans, das von der Welt­raum-Technologie auf viele Bereiche aus­strahlt, jährlich mit Dollar-Milliarden zu honorieren. Die NASA steht vor einer schwierigen Epoche. Sie muss jenes Kunststück, das ihr in den sechziger Jahren mit den er­sten Nachrichten- und Fernsehsatelliten gelang, in den siebziger Jahren mit den bemannten Raumstationen wiederholen. Im vergangenen Jahrzehnt war sie in der Lage, unter dem anfänglichen Spott der Fachleute aus einfachen, riesigen Bal­lons. die um die Erde schwebten, hoch­komplizierte elektronische Schaltwerke im All zu entwickeln, jene Nachrichtensa­telliten. die gegenwärtig mehr als 400 Millionen Dollar im Jahr an Gebühren einbringen. Jetzt geht es darum, aus kleinen Raumschiffen Raumstationen zu entwickeln, in denen zu rentablen Prei­sen Dinge hergestellt werden, die am Erdboden aufgrund der Schwerkraft gar night zu produzieren sind. •Nur Wenn dies gelingt, ehe die barte Kritik der Raumfahrtgegner der NASA den Geldhahn noch weiter Zudreht, dürf­te die Zukunft, der amerikanischen be­mannten Raumfahrt auf lange Zeit gesi­chert sein. Apollo 14 lohnend? DfEfWELTWOCHE KURZÜHIELT Abgeschossen wurde ein automatisch ge­steuertes Aufklärungsflugzeug der amerika­nischen Luftstreitkräfte, das in den Luft­raum über Haiphong (Nordvietnam) einge­drungen war. Die Bevölkerung Indiens betrug Anfang 1971 553 964 000 Einwohner. Sie nimmt jähr­lich um 2,5 Prozent zu. Der Präsident Pakistans, General Yahya Khan, hat France Presse zufolge am Sonn­tag die Regierung aufgelöst. Ein Militärhubschrauber der USA vom Typ „Boeing Ch 47“ ist über Oberaspach in Westdeutschland abgestürzt. Der Apparat zerstörte die Dächer mehrerer Häuser so­wie Kraftstromleitungen. Die vier Bordin­­sassen kamen ums Leben. Lubomir Strougal, Ministerpräsident der CSSR. ist auf Einladung des Vorsitzenden der Ungarischen Revolutionären Arbeiter­­und-Bauern-Regierung in Budapest zu ei­nem Freundschaftsbesuch eingetroffen. Der Präsident Tansanias, Julius Nyerere, hat die Schaffung einer ..Volksmiliz" be­kanntgegeben. die Staatsstreiche und Inva­sionen, wie sie in Guinea verübt wurden, verhüten soll. In Sofia ist laut BTA eine italienische Regierungsdelegation zu Verhandlungen über Warenaustauschprotokolle eingetroffen. Die Staaten Mississippi und Louisiana wurden von ausserordentlich heftigen Stür­men heimgesucht. Ersten Schätzungen zufol­ge kamen dabei 42 Menschen ums Leben. Die Stadt Inverness im Staate Mississipp. wurde praktisch zerstört. Harold Wilson, der ehemalige Labourpre­­mier, warnte vor einer ernsten Rezession, bei dér die gegenwärtige Arbeitslosenzahl von 720 000 auf eine Million ansteigen könnte. In Tripoli haben Besprechungen der Erd­ölminister Libyens, Algeriens, Iraks und Saudiarabiens begonnen. Die vier wollen ihre Haltung gegenüber den Erdölgesell­schaften auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Die Nähe der Erdölquellen zu Westeuropa und die hervorragende Quali­tät des Erdöls veranlassen dié vier Länder, ihren Rohölpreis über den in Teheran ver­einbarten zu erhöhen. NEUER WEG / 23. Februar 1971 Jugoslawisch-ägyptisches Kommuniqué Kairo (Agerpres). — Wie bereit* ge­meldet, wurde nach dem Besuch des Prä­sidenten der SFR Jugoslawien, Josip Broz-Tito, in der VAR ein Kommuniqué veröffentlicht, worin es heisst, dass Prä­sident Anwar Sadat und Präsident Tito einen Meinungsaustausch zu internatio­nalen Fragen und zu den bilateralen Be­ziehungen zwischen den beiden Ländern Vornahmen. Der Meinungsaustausch fand in einer Atmosphäre der Herzlichkeit und des beiderseitigen Einverständnisses statt. Die beiden Präsidenten, so heisst es im Kommuniqué, prüften die jüngste Ent­wicklung der Lage in Nahost, insbeson­dere im Lichte der letzten Initiativen der VAR und der von Botschafter Jarring unternommenen Bemühungen. Sie brach­ten ihre volle Unterstützung für den UNO-Generalsekretär und für die Mission des Botschafters Jarring zum Ausdruck, in der Überzeugung, dass ein Scheitern dieser Bemühungen unweigerlich zur Eskalation des bewaffneten Konfliktes in Nahost führen würde, was gefährliche Folgen für den Frieden und die Sicher­heit der Welt haben könnte. Die beiden Präsidenten brachten erneut ihre Über­zeugung zum Ausdruck, dass dem palä­stinensischen Volke die Möglichkeit ge­geben werden muss, in den Genuss des legitimen Rechts auf Selbstbestimmung zu kommen. Präsident Tito bekräftigte den Wunsch Jugoslawiens, seine vielseitige Unterstüt­zung für die Anstrengungen der VAR im Hinblick auf die Wiederherstellung seiner Souveränität über die ihm ge­waltsam entrissenen Territorien fortzu­setzen. In diesem Zusammenhang erwähn­te er, dass Jugoslawien sich bemühen wird, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen maximalen Beitrag zu den Bemü­hungen um eine friedliche Lösung der Nahostkrise zu leisten. Die ’ÍJ AR und die SFR Jugoslawien verurteilen die Eskalation de« Indochina- Kriege« tmd fordern den vollen Abzug der amerikanischen Truppen als uner­lässliche Bedingung für die Wiederher­stellung des Friedens. Anwar Sadat und Josip Broz-Tito stell­ten eine günstige Wendung in der Hal­tung vieler Länder gegenüber der Chine­sischen VR fest und unterstrichen, dass es unerlaubt und unlogisch ist, einer so grossen Nation nicht die Möglichkeit zu geben, ihre legitimen Rechte in An­spruch zu nehmen und den ihr gebüh­renden Platz in der Weltorganisation ein­zunehmen. .Sie äusserten ihre Genugtuung über die erfolgreiche Entwicklung der vielseitigen Zusammenarbeit und beschlossen, neue Anstrengungen zur Festigung der Freund­schaftsbeziehungen un-d der Zusammen­arbeit in allen Bereichen zu unterneh­men. Es liegt im Interesse der beiden Länder, wird im Kommuniqué festge­stellt, die ökonomischen Beziehungen zu fördern, die vielseitige langfristige Zu­sammenarbeit sowie die Zusammenarbeit in der Industrie und im technisch-wis­senschaftlichen Bereich auszuweiten. Der in der ökonomischen Entwicklung der beiden Länder erreichte Stand kann zu neuen Formen der Kooperation im Ein­klang mij; den ökonomischen Systemen der beiden Länder, zu einem Ausbau der Warenaustausche sowie zur Schaffung anderer Formen der bilateralen Koopera­tion führen. Man kam überein, die Mög­lichkeiten einer intensiveren Beteiligung der jugoslawischen Unternehmen an der Durchführung des wirtschaftlichen Ent­wicklungsplans der VAR zu prüfen. Präsident Anwar Sadat nahm die Ein­ladung zum Besuch Jugoslawiens an. US-Gewerkschaften fordern Schaffung neuer Arbeitsplätze New York (Agerpres). — Das Exeku­tivkomitee der grossen amerikanischen Gewerkschaftszentrale AFL/CIO nahm am Sonntag eine Resolution an, durch die der Kongress und das Weisse Haus aufgefordert werden, so rasch wie mög­lich ein umfassendes Programm von öf­fentlichen Arbeiten zu verwirklichen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die dringendsten sozialen Probleme des Landes zu lösen. AFL/CIO fordert vom Kongress und der Administration als ei'ste Massnahme unverzüglich die Bereitstellung von rund zwei Milliarden Dollar, um mit Hilfe die­ser Gelder 500 000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Gewerkschaftszentrale for­dert ferner, dass das Bundesprogramm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit den Vorrang vor anderen Regierungsinitiati­ven habe. Verdikt gegen Rassenhetzer Washington (Agerpres). — Eine Jury in Südkarolina erklärte die Angeklagten Marsh, Kirven und Best der öffentlichen Ruhestörung für schuldig. Sie hatten Au­tobusse angegriffen, die farbige Schüler zu Schulen in der Nähe der Ortschaft Lamar brachten, wo kürzlich die Rassen­trennung aufgehoben worden war. Das nach 22stündigen Beratungen gefällte Verdikts kann zur Verurteilung der Rassi­sten Marsh und Best bis zu fünf Jahren Gefängnis und 1000 Dollar Geldstrafe füh­ren. Kirven. der sich Tätlichkeiten gegen einen Polizeioffizier zuschulden kommen liess, kann mit zehn Jahren Gefängnishaft bestraft werden. Der Gerichtsbeschluss ist um so bemerkenswerter, als man in Be­tracht ziehen muss, dass die Jury nur aus Weissen zusammengesetzt war und die Verhandlungen unter starkem Druck der örtlichen Rassenhetzer verliefen. New York. — In der amerikanischen Ortschaft Fort Pierce im Staate Florida wurden infolge heftiger Rassenkrawalle Verkehrsbeschränkungen verhängt, Es begann am Freitag, als die Behörden aus geringfügigem Anlass die Schliessung des Zentralgymnasiums der Stadt und die Verhaftung von 36 Schülern verfügten. Zum Protest gegen die Massnahme fand eine Demonstration der farbigen Bevölke­rung statt, wobei es laut Angaben der Polizei zu Gewalttätigkeiten im Handels­viertel der Stadt gekommen sei. Bei den dadurch ausgelösten Wirren wurden drei Neger von Kugeln der Polizisten ver­wundet. Andere 29 wurden verhaftet. Herzinfarkt lässt sich Voraussagen Hamburg. — Ein Herzinfarkt lässt sich nach Ansicht des Wissenschaftlers Sieg­fried Heyden fast genau Voraussagen. In Hamburg erklärte Professor Heyden, der zur Zeit an der Duke-Universität in Dur­ham (USA) lehrt, dass Menschen mit einem Cholesterinspiegel über 200 Milli­gramm pro 100 Gramm weitaus häufiger Herz- und Gefässerkrankungen davon­tragen als solche, deren Untersuchungs­ergebnisse unter diesem Wert liegen. „Unsere heute noch üblichen Nahrungs­fette haben einen zu grossen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die den Chole­sterinspiegel im Blut hoehtreiben“, sagte Heyden zur Ursache des hohen Chole­steringehalts. Nach gründlichen und lang­wierigen Untersuchungen auf diesem Ge­biet lässt sich nach den Worten von Hey­den heute sagen, dass von 100 Männern mittleren Alters, deren Cholesterinspiegel um 250 Milligramm pro 100 Gramm und darüber liegt, mindestens 20 im Laufe der nächsten 10 Jahr« einen Herzinfarkt er­leiden.

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