Pester Journal - Abendblatt, Juni 1877 (Jahrgang 4, nr. 26-51)

1877-06-30 / nr. 51

m un ‚ Rue Y 1877. ÉV. Sahrgang Vir. 1. einmal. Bojiverfendung : monatl. fl. 1.10, meint. fl. 2.15, viertelj. fl. 3.10, halbj. fl. 6. 51. ABENDBLATT. Abonnement für Budapest mit täglich zweimaligner Bıritellirung, für die Meost anna Das Abendblatt des „Weiter Journal" erjger Tu­rıkcz, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Nachmittags nach 2 Uhr. Redaktion: Göttergasse 2. Adminiftration : Göttergasse 6. 1 Einzelne Nummer­ne des Mödernblattes a KT. Auferate für das Abendblatt werden billig­st berechnet. « je 5 .. Ahnungsvolle Pause. Budapest, 30. Juni. Durch die fa­st gleichlautenden Erklärungen Koloman Tipa’s im ungarischen Reichstage. Des Fürsten Aurersperg im österreichischen Reichs­­rat i­st nicht nur die Monarchie, sondern auch Europa wunderbar beruhligt worden. In London, wie in Rom, hält man gleichmäßig mit frie­­gerischen Maßnahmen zurück. Dieser friedlicheren Tendenz liegt wohl die An­schauung zu Grunde, daß nach den ersten, in sehr naher Aussicht stehenden entscheidenden Schlägen in Bulgarien, nach dem Vorrücen der russischen Trup­­pen bis an den Balkan alle Borbedingum­­a zum Friedengegeben sind. Bereit s­ind­ alle diplomatischen Vertreter in Konstantinopel, Prinz Neuß, Graf Zichy, Layard in Thätigkeit, um der­ Pforte die erste Hand zur Friedensver­­mittlung zu bieten. Man hält die Situation für um­so günstiger zum Friedensschluß, als die nicht wegzuleugnenden tark­ischen Waffenerfolge in Asien die Friedensbedingungen nicht allzu hart er­­scheinen lassen werden. Mit ftoigem Selbstgefühl führen die Bürger dieser Monarchie darauf Hinweisen, daß die gegen­­­wärtige Situation hervorragend durch den Einfluß unseres auswärtigen Amtes dominirt wird. Nicht nur die allgemeine und tiefgehende Wirkung, welche die Erklärungen des trans- und cigleithanischen Minister­­präsidenten­ in Europa hervorbrachten, sondern mehr noch die großartige Thatsache, daß Aus­­sland sich in seinen Kriegsoperationen an die Aluta- Linie hielt und mit Serbien unterließ, geben uns den reel­­len Beweis für die Machtsphäre, welche unserem Kabinet bei der bevorstehenden Rege­­lung der orientalischen Frage eingeräumt wurde und no­ werden wird. Die Unterlassung der Kooperation Nußlands mit Serbien ist eine so großartige, nicht nur poli­­tische, sondern eminent militärische Kon­zession, sie involoirt so große physisge und materielle Opfer seitens Aus­lands, daß solche Konzessionen eben nur aus dem strengsten Freundschaftsverhältniß herzuleiten sind. Die bedauernswerthen Menschenopfer, welche bei den schweren Donauübergängen bei Matichin, Sistono und Turn-Mugarelli russischerseits fielen, mögen der ungarischen Nation als die Hekatomben gelten, zur Sühne für Világos gebracht .Vermeidung des serbischen Terrain: Konzession an Ungarn. So sühnt Blut die wilden. Denn die für Blut und­­ müssen die Völker Frieden schliehen. ‚Im Uebrigen theilen wir welche beruhigte An­­hanung Europa’s über die allgemeine Lage gar nicht amtl­ichon Budapest, 30. Juni. „Egyetertes" veröffentlicht heute einige ber merfenswerthe Telegramme seiner Spezialberichterstat­­ter aus Konstantinopel und Ruftfchuf. Die interessanten Depeschen lauten wie folgt : Konstantinopel, 26. Juni. Die Nachrichten des tür­kischen Armeekommandos in Montenegro lassen es als amei«­fellos erscheinen, daß Statthalter Rodich in intimster Verbindung mit dem Fürsten Nikita steht. Die Trup­­penbewegungen der Montenegriner geschehen mit Wiffen und Mitwirkung Nodich’s. Rodich mird duch Spione, w­el­ch­e mit ő herr Böäffen verfehlten sind, von den türkischen Truppenbewegungen avifirt. Die Monte­­negriner erhalten von ihm die verläßlichsten Nachrichten und detailli­erten Berichte. Die österr. Grenze bildet die vornehm­­lichste Operationsbasis der m montenegrinischen Kriegsführung. Die Montenegriner werden gas mäc­lte Woche war, eine direkte dürfte — nach Schluß unserer Parlamente — eine ganz veränderte, mehr fliegerische Physiognomie zeigen. Hier mit Lebensmitteln, Waffen und Streitkräften versehen Die offiziell beglaubigten Thatsachen haben in türkischen Regie­­rungskreisen große Aufregung hervorgerufen- Nuftichuf, 26. Juni. Nach beglaubigten Berichten steht Statthalter Ro­d­i­ch in direkter Verbindung mit dem rus­­sischen Hauptquartier. Dieser Tage wurden von dort aus an Rodich große Badete mit flavischen Profile­motionen abgesandt. Ein Abgesandter begab sich von hier sofort nac­h Konstantinopel, um entsprechende Meldung zu erstatten. Wenn Rodich nicht im Einverständnis mit der Regierung handelt, ist in Dalmatien das Schlimmste zu be­fürchten. Nuftichus, 26. Juni. Nach den Informationen unserer Spione im russischen Lager entwickeln die flavischen Komitss nun, nach dem Donauübergang der Russen, große Thätigkeit. Die Emissäre werden überall mit Weisungen versehen. Aus St. Petersburg kommende Broffamationen werden in großen Massen nach Serbien, Bosnin,der ungarischen Militärgrenze un­d Dalmatien beför­dert. An 30 nin in Belgrad brachte ein Spezialcourier Schriften von hoher Wichtigkeit. Konstantinopel, 25. Juni. Der bosnische Komman­­dant Beh­eddin Bajda informirt telegraphisch Die hiesige Regierung, daß die an der Grenzlinie aufgestellten österreichischen Truppen mit den bosnischen Im­murgenten im Gimerständnisse sich befinden und mit Ueberschreitung der Grenze oft auf die Würfte­­ den Soldaten Schieken. Das türkische Militär zieht sich immer ohne Gebrauch der Waffen zurück. Der Kommandant verlangt Informationen gegenü­ber den immer h­äufigern Angriffen. Demnächst wird die hiesige Re­­gierung in einer energischen Note Klagen erheben gegen diese Verlebung des Völkerrechtes. CS ist zweifellos, daß der größte Theil dieser Nachrichten aus müßigen Phantasien besteht. Was die türkischen Spione im russischen Lager anbelangt, so hätten sie ihrer Negierung jedenfalls bessere Dienste mit der Avifirung des russischen Uebergangsplanes bei Rimnica geleistet, als durch die obigen „Enthüllungen“, die allem Anscheine nach zum großen Theile einer Entschuldigung der Räumung Montenegros durch Die Tirten gleichkommen sollen, jede Kooperation die auf Leichen Sind wir neutral? de Budap­est, 30. Juni + Ein Wiener Blatt bringt interessante Meldungen auz Rom, werhalb Haynald nicht zum Kardinal ernannt wurde. Haynald gehörte ehemals zu den Lieblingen des Papstes. Zu Beginn des Konzils sah man ihn an den Spa­­ziergängen des heiligen Vaters in den Gärten des Vatikans häufig theilnehmen und es schien, als ob Pius der Neunte, der sich sehr leicht attachirt, ihn in seine besondere Gunst aufgenommen hätte. Seitdem Haynald aber bei der Debatte über das Unfehlbarkeits-Dogma eine Rede gehalten hatte, an deren Vollendung ihn das energischerte „Descendero” ver­­hinderte, das dem Präsidenten der heiligen Versammlung nur zu Gebote stand — seit jener Zeit hatte der Bapst plöglich den Namen des Bischofs vollkommen vergessen. Bei der allernächsten Audienz erkannte Pius den Bischof von Kalocsa nicht mehr. — Haynald ! Haynald ! flüsterte be­gliffen ein Brälat dem Papste zu; allein der Papst verstand so immer nicht, bis man ihm laut wiederholte: — Hay­­nald ! Haynald ! — AB, Haynau! Haynau ! — Heiliger Vater, Haynald ! — Oui, Oui, Haynau, Hanna ! ... Und beim „Hay­na­u" blieb’3. Und der Bapst ernannte lieber den Freimaurer Mihailonpicsy zum Kardinal, als den Abtrünnigen Haynald­­ . Man telegraphirt aus Wien: Die Meldung von einem griechisch-tü­rkischen Konflikt erregt großes Aufsehen ; man glaubt, derselbe sei von griechischer Seite mit Bereg­­nung auf die Ereignisse an der Donau provozirt. “ Wie , B. N.” meldet, hat die Nefe SzeLls nach Wien au­ zum Zwecke, den Modus und die Mittel zur Geldbeschaffung zu besprechen, welche die Kriegsbereitschaft nothwendig macht. Ja ! a an Echwesen die Forderung gestellt, Tür den­ Fall eins friege­n mit Rubland v Gothlan belegen zu dürfen. % Ueber den Gesundheits-Zustand d8 Grafen Arnim lesen wir im „Berl. Börl. E." Nachstehendes : „Dir und auf Grund sehr authentischer Informationen in der Lage, mitzutheilen, daß der Gesundheitszustand des Gr fen allerdings ein nicht­ weniger als erfreulicher ist. Die Gesichtsrofe, an welcher der frühere Botschafter gelitten, ist­ nicht nur nicht befestigt, sondern das Gesicht des Grafen durch­macht im Gegentheil den Eindruck, als ob dasselbe zwölf Schüffe verwundet wäre — an zwölf offenen und theilweise recht schmerzhaften Wunden leidet der Graf noch heute und nach aller ärztlichen Erfahrung heilen . derartige Wunden bei Diabeteskranten fast nie. In der That sind die Angehörigen des Grafen Arnim sehr Har darüber, daß bei aller Hingebenden Pflege, die sie dem Kranken widmen, die Erhaltung seines Lebens nur eine Frage der Zeit sein kann. So traurig diese Wahrheit ist, hat man sich ihr doch der ganzen Natur derartiger Krankheiten nach nicht verschließen können, da, selbst wo einmal ein­ weiteres Webel zur Diabetes hinzugetreten ist, eine Heilung fast niemals mehr möglich ist. Medrigens verhindert dieser bedauerliche Zustand nicht, daß der Graf mit Theilnahme den Creignissen folgt und vollkom­­men regen und frischen Geistes it." «­­ Der Krieg. Buda­pest, 30. Juni. Der Bonanübergang bei Ziimmica ist den Auffen glänzend geglückt. Die Gegend um Schiltorno war von türkischen Truppen beinahe gänzlich entblößt, da hier eine Stromüberschreitung nicht vermuthet wu­rde. Die türkischen Schanzen an­­ diesem Punkte waren schwach benannt. Die Donau hat hier bedeu­­tende Uferstreben übergewer­t und hat an diesem Punkte eine Breite von 2000 Metern. Dies schien den Türken Grund genug, daß hier sein Uebergang statt­­finden werde, welche Ansicht sich indessen, die die Ereignisse lehren, nicht als die richtige eiicied. Das rus­­sische Kommando bewußte in geschierter Weise den start entblößten P­unft für seine Operationen ; bis zum legten Momente verrieth in Zimmica nichts die Absicht der M­ufjen ; ja größere Truppenmaffen rückten exit Nachts dort ein. Der»Polit.Corr­«telegraphirt man unterm 29.d.aus Bukarest über diesen Donauübergang: Der vorgestrige Donauübergang dess.russischen Armeekorps bei Zimnica erfolgte auf Barken und Flößen von Petrisu aus.Der Höchstkommandirende, Großfürst Nikolaus,befand sich auf dem ersten Floße.Es gingen beiläusig 25.000 Man­n hinüber.Die 14.Division,welche zuerst dasenseitige Ufer erreichte,hatte den ersten Choc der Türken aus­­­zustehen;sie legte dabei eine bewunderungswürdige Haltung an den Tag.Der Gesammtverlust der Russen beim Uebergange und in dem sofort entwickelten Kampfe beträgt 1200 Mann.Die Brücke nach Schistowo wurde gestern Abends vollendet.Die Stadt Schistowo hat gar nicht gelitten. Andere Nachrichten melden, daß die Nuffen auch­ bei Flamanda einen Medergang versuchten, der in­dessen ges­cheitert it. Die Nuffen hatten einen Verlust von 3000 Mann, darunter zwei Generäle. Das sechste russische Armeekorps marschirt seit ehegestrn von Turnu-Magurelli donauauf­wärts und sol mit den Rumänen oberhalb Widdin mächtens die Donau überschreiten. Auch trifft die Meldung ein, Nico­poliß je GERN · Kaiserlexander ist nach Turnu-Magu­­relli gereist.Die gegenseitigen Bombardements zwischen Kalafats Widdin,Rustschuk- Slobodzia(Giurgewo)und Beket-Rahova dauern ungeschwächt fort. Vorgestern machten 70 türkische Reiter auf 6» großen Booten unter dem eines Monitors einen Streifzug nac K­alarashi und führten 550 Stück Rindvieh mit sich fort. Als Pera wird telegraphirt: Zur Vertheidi­­gung der Linie Küstendje-Tihernivoda sind bereits - ; 7

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