Pester Journal - Abendblatt, November 1877 (Jahrgang 4, nr. 158-182)

1877-11-21 / nr. 174

’"Mittwoeh,«den21.Novembep.»« — Abbnnement füandapest mittäglich Das Abendblatt des»Pester Journal« Reduktion: Einzelne Nummern pwekmetinie Zustellung, für die Provinz , erscheint täglich, Göptergasse D. des Abendblattes . einmal. ° Miele monatt, fl. 1.10, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Administration : Stufferate für das Abendblatt werden zmweim. fl. 2.15," viertelj. fl. 3.10, halb­. fl. 6. Nachmittags nach 2 Uhr. Göttergasse 6. billigst berechnet. BEE Een Ban FAN TETSZ KEKTS BER TRETEN D kr. 7 Die Arallen. der­ orientalischen: Frage.! ein .saf Budapei­t, 21. November. ‚Die Sphing, welche vor den Thoren Thebenz lagerte, tötete jeden, der ihr Räthfel nich­tüfte. Und das Näthjel war so einfach zu Lösen. So viele Menschen konnten die ein­fa­ch­st­e Lösung Hr­finden und­ wurden da Opfer des Krallen­­thiers. Die­ schwierigsten Fragen haben eine Leichte Lösung, es handelt sich nur darum, sie zu finden.­­Oesterreich-Ungarn hat bisher daz Näthjel der orientalischen Frage nicht gelöst. Wird diese die Sphing sein, welche uns schließ­­lich erdrüht ? An der Zeit wäre er, der von Osten T kommmen­­den Gefahr 1­äher ins Auge zu bliden. ‚Der rufsische Hocmuth schwillt immer Höher. Mit jedem: Tage werden die­ russischen Forderungen schwieriger, mit jedem­ Tage entfaltet der Czav weni­­ger Geneigtheit, von­­ seinem ursprünglichen Pro­­grammte, ‚der­ radikalen Lösung der Orientfrage, "ab­zugehen: : N ‚Die Tage­ der Entscheidung können nicht mehr fern sein. Die Türkei macht wohl verzweifelte Anstren­­gungen, aber das reguläre Heer schmilzt immer mehr­­ zusam­men und mir die reguläre Armee gibt in einem Kriege den Au­schlag. «So schrettet denn Rußland immer vorwärts, immer näher zu seinem Ziel und unsere Minister— bleiben zurück und s­tehen mit gekreuzten Armen dem hereinbrechenden Verderben zu. Freilich gibt m­an uns die tröstliche Versicherung, der Friede werde nicht ohne Oesterreich- Ungarn geschlossen werden. Aber wer übernimmt die Garantie für die Halt­­barkeit­ dieser Versicherung:? Wir gehen in unserem Pessimismus so weit, zu behaupten,­­ daß Defterreich-Ungarn bei der Lösung der orientalischen Zrano aan2Tloon muRanhn, daß seine Stimme gar seine Berücksich­tigung finden wird, daß Desterreich- Ungarn i wie­­der einmal, wie gewöhnlich , zu spät gekommen sein wird. Worauf gründet Oesterreicher­ngarn denn auch seine Ansprüche, in die Lösung der orientalischen Frage mithinein zu reden ? Aus Freundschaft wird das Czarenreichh­ar nichts für uns thun, denn unsere Monarchie hat fg nicht al Freund desselben erwiesen. AB Fein­d fürchtet uns Neukland nicht mehr, nachdem es unsere Umneinigkeit gesehen, nachdem er die Türkei niedergetroffen, nachdem es und mit Deutschland entzweit und Ytalien zum Bundesgenosfen gegen un hat. Wo sind unsere Bundesgenoffen ? It es etwa England ? England wird und genau so im Stiche Yaffen, wie es die Türkei im Stiche ließ. Wir stehen ijolirt da. MS Freunde zu tun, für eine Eroberungspolitik zu nobel, als Feinde zu ihm wach), scheinen wir zu einer Role der Passi­vität verdammt, die und gefährlich genug erscheint. Die Entscheidung naht. Die Monarchie ist auf Nichts vorbereitet und vieleicht dürfte die Mahnung an unsere Minister noch nicht zu spät ergehen, daß sie den Staat vor Schaden bewah­­ren mögen. " Die Opposition der Nechten hat­­—­ wie , Relet Népe" meldet —­ in ihrer gefirigen Konferenz ausgesprochen, dass die Partei die Grenzbahn-Angelegenheit als offene Frage betrachte. Bezüglich des Straffeder wurde ausgesprochen , die Partei halte er wünschentmerth, daß die Vorlage je früher Gejeb werde. Budape­st, 21. November.­­ „Der österreichisch-ungarische Woyd und die ungarische Seeschifffahrt, nennt sich eine Heine lesenswerthe Broschüire, welche uns soeben zugestellt wird. Dieselbe unter­­zieht den See- und Postvertrag mit der österreichisch-ungari­­schen Lloydgesellsschaft, welcher einen integrirenden Bestand«­theil des neuen Handelsvertrages zwischen den beiden Neid­ge­hälften bilden soll einer scharfen Kritik und platzirt fü­r eine elbständige ungarische Geesdiff­ahrt ! Wir kommen auf diese wichtige, merzielle Frage noch zurück. nationale und Tom: Der Krieg. Budapest, 21. November. Aus dem Shipfapnfje einfangende Nachrich­­tert der „Bolit. Corr.“, wilfen nur von Artilleriet fümpfen zu berichten. Bei einem solchen Artillerie Duelllampfe­n­ der einen glieklichen Schuß aus einem rujji­gen Mörser das Munitionsdepot einer türkischen ‚Batterie in die Luft geflogen, wobei ein höherer türkischer Offizier geröctet wurde (wahrschein­­lic­h­ von Lehman Bajda­die, Node.) Zahlreiche bulgarische Banden bilden sich auf beiden Abhängen des Balkans. Dieselden : r.Teuth­en fi) meisten­ aus den Flüchtlingen, welche vor den sogenannten türkischen Gerichten flüchten und aus den duch die Einäscherung und Plünderung ihres Hab und Gutes zur Verzweiflung getriebenen und durch das Elend auf das Banoditenleben angewiesenen Ein­­wohnern des nördlichen Numesiens und Thraciens. Die bulgarische Legion, welche auf 2000 Mann zusammengeschmolzen war, ist auch wieder organisirt worden und zählt jeti [con über 6000 Mann. Auf den anderen Theilen des bulgarischen Kriegsschauplanes dauert der Stillstand noch immer fort und wird auch aller Wahrscheinlichkeit nach an­halten, bis die Dinge bei Plewwna eine definitive Wendung nehmen. Wie zu erwarten war, haben die Vorstöße russischer Streitkräfte auf­ der Orhanie- Straße und gegen Westbulgarien einerseits in Te­t­e­­ven ud Jablomic­a, andererseits in Vradza vorläufig ihr Ende erreicht. Dean erwartet im russi­­schen Hauptquartiere einen Barstoß DR, An we "A­lama N­A­a­N 1­u ás viriv Mar auf der De Han i #Straße, fordern über den Ginzi- Bach über Berkovican und Bradza stattfinden wird. Dieser „Glaube" hat bekanntlich durch die Niederlage und Vertreibung eines russischen Korps aus Berko­­vica Rechtfertigung gefunden. Sudeten scheint diese Schlappe den Ruffen nicht die Hauptarmee Mehemed Al’s, sondern nur ein Detachement derselben zugefügt zu haben. Der „Times“ wird aus Pera gemeldet. Die Stambuler Garnison gehe nach dem Kriegerhauptape und werde durch die Bürgergarde erregt. Am Rom verhält sich die russische Armee in der Defensive. E$ B­ukar­est, 10. November. Nacdem die A­ufmerksamkeit seit Monaten sich fast ausschließlich auf Plewnja mit seiner unmittelbarsten Umger­bung konzentrit hat, treten nut zwei neue Armee- Konzentrationen auf, von denen vielleicht in nicht zu ferner Zeit Operationen ausgeführt werden, welche man bisher nur­ wenig in Rechnung gezogen hatte. Auf der einen Seite sehen wir, daß die Rufen, er­muthigt doch ihre gün­stiger gewordene Lage, eine Bal­­tanarme­e aufstellen, mit der sie noch in diesem Jahre nach Numerien einzubringen beabsichtigen. Das Vargehen sol stattfinden, ohne der Fall von Plewna abzu­werten, und die Armee soll gebildet werden aus den neu nachgefehreten zwei Grenadier-Divisionen, dem am Balkan stehenden 8. Korps, der 26., einer Garde und einer rumänischen Division. 34 habe Grund zur Annahme, dag diese Angaben richtig sind, nur ist mir von der 26. Division nichts bekannt. Die Stärke dieses Korps würde si demnach wie folgt berechnen lassen: zwei Grenadier-Divisionen zu 10,000 = 20,000 Mann, das 8. Korps 18,000 Mann, eine Garder Division 10.000 Mann, eine rumänische Division 5000 Mann, zusam­­men 53.000 Mann. Wollte man mit diesen Truppen über den Schipfapaß vordringen, so it anzunehmen, dat Reuf Balga mit seiner jegt sehr geschwächten Armee diesen Bor: stob nicht wicd aufhalten können, so daß den Rusien die Wiederbelegung des Thales von Kafanlyt und des im Juli von ihnen innegehabten Terrains gelingen wird. Ob diese 50.000 Mann genug sind, um weitere Offensivoperationen auszuführen, ist eine fehmer zu entscheidende Frage ; jeden­­falls scheint eine solche Armee nicht starr genug, um im raschen Siegeslauf auf Adrianopel zu rüden, schon der Vers­pflegung halber. Doch nehmen wir an, die Armee sei über den Balkan gegangen und im Borrücken gegen Süden, ohne von Reuf Balga ernstlich aufgehalten zu werden, und kehren wir nach Plemna zurüc. Dort it das Belagerungskorps durch den Abzug von einer Garde­ und einer rumänischen Division geschwächt wor­­den und besteht so aus drei rumänischen Divisionen zu 5000— 15.000, dem­ vierten und neunten Korps zu 15.000= 30.000, der zweiten Division und ersten Brigade der Dritten Division — 10.000, zwei Gardedivisionen zu 12.000=24.000, in Summa 79.000 Mann, wozu noch 11.000 Reiter treten, so daß das Kommando der Armee von Plewna über etwa 90.000 Mann verfügen würde. Ich bemerke hierzu, daß diese zahlenmäßigen Aufstellungen durchweg den Russen sehr günstig in erster Linie entgegen Osman Balga mit geschwächte Gem­irungalinie zu durchbrechen. Dies sind und daß sie d­er meniger "als mehr besigen. Dieser Armee sieht 60.000 Mann, die vieleicht allein stark genug sein milden, um die Armee von Osman Bala wird aber vielleicht, ja, wahre sGeinl­ in diesem Kampfe nicht allein stehen, denn offenbar sind die Zi­rken im Begriff, bi Organieetenkt­raßarme­e zu formiren, die unter dem Kommando der ehemaligen Plemna zu Hülfe marschiren sol. Welche Stärke kann diese stehen. Ale Nachrichten flimmen darin überein, daß von Re GC a­­nt­net auch die in und um Sofia flehenden Truppen sein, welche ebenfalls zur Entragarmee stoßen werden und schon hieduch wü­rde man eine Armee von 35.000 Mann erhalten, Serdar Efrem Mehemed Ali dem bedrängten Start sein wird. Zu ihr können ‚und werden in erster Linie folgende Truppen stoßen : alle irgend entbehrlichen Truppen welche auf der Strecke Nahowa-Widoin und in Widoin selbst die bereit bei Drchanie konzentrirt ist oder doch auf das schnellste konzentrirt werden kann. Vergleicht man nun alle aus der Türkei ftammenden Artikel, so wird man zu der Ueberzeugung gelangen, daß allenthalben auf das eifrigste gerüstete wird und daß diese Rüstungen für Orchanie be­simmt sind. Bedenkt man, welche Truppenmassen die Türkei schon früher wider alles erwarten aus der Erde stampfte, so ist es wohl nicht übertrieben, wenn wir annehmen, daß sie 25.000 Mann frishhe Truppen für Dichanie aufbringen tun, so daß dann dort eine neue Armee von 60.000 Mann aufgestellt sein würde, und zwar unter Befehl desjenigen türkischen Generals, der zum wenigsten in seinem bisherigen Wirkungstreffe als der Einzigste noch Leine Fehler gemacht hat, wenn es ihm auch versagt war, große Erfolge davon­­zutragen. Diese Armee du­rfte etwa um die Zeit schlagfertig werden, wenn die suffische Balktan-Armee im Thal von Kefanlyt steht. Wie wird sich dann die Sachlage gestalten ? Mehemed Ali wird si wahrscheinlich um Die suffishe Bal­lan: Armee nicht kümmern, das wäre wenigstend das Klügste, und gegen Blemwna marihiven, wo Osman Bafdha bereit stehen wird, mit seiner Armee den Angriff zu unter­­stoßen. Und bei diesem Angriff werden ihm nicht ungün­­stige Verhältnisse zur Seite stehen. Exstend unterliegt es seinem H­eifel, das es in der Tage sein wird, mit überlege­­nen Kräften anzugreifen, denn während es ihm freisteht, seine ganze Macht gegen ein Angriffsobjekt zu richten, ist der Gegner gezwungen, die ganze Benutzungslinie befegt zu halten, da er nicht willen kann, ob Osman Balga nicht an einem Punkte desselben einen Angriff verfudgen wird. Zwar werden die Ruslen in verschanzten Stellungen stehen, dafü­r aber werden sie auch von zwei Seiten, von der Entfat: und der zu entfegenden Armee, angegriffen werden, und er ist dann wahrscheinlich, daß eine Vereinigung von Mehemed Ali und Osman stattfinden wird, nach deren Bes­endigung eine der Zahl nach fiait ü­berlegene türkische Armee den Russen in vortheilhaftester Position entaegen steht und von Neuem die Rückzugslinie bedrohen kann, eine Situation en Armee nun haben und aus melden Elementen kann sie sich zusammenfegen? Zunächst ist es. die, Wirtheilung Cheflet . Baldhas die Groß aller Verluste noch immer 15.000 Mann

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