Neues Pester Journal, Juli 1878 (Jahrgang 7, nr. 180-210)

1878-07-15 / nr. 194

O vtt.gcaorgayg.ge. 194. Montag, den 15. Iuk 1875. . Neues Pester Journal. efter Journal" eriheint viertelj. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. täg Das „Neue lid, aud an Montagen. Abonnements Ganzi. fl. 14, halbj. fl. 7, Nedattion und Administration: keopoldít. Kirchenplat­­z, 2. Budapest, 14. Juli. Die österreichsch ungarischende vollmächtigten beim Berliner Kon­greß fehren heim. Nicht wie die englischen Dele­­girten werden sie von parlamentarischen Deputa­­tionen begrüßt, von stürmischen Jubel des Volkes ummogt. Die Parlamente beider Staaten der Monarchie sind geschlossen, selbst der Frontische Landtag, in dessen Geiste doch unser Minister des Auswärtigen gearbeitet hat, ist über Hals und Kopf heimgessandt worden. Was Graf Andraffy und Baron Haymerle aus Berlin bringen, duldet seine parlamentarische Beleuchtung, auch nicht die zofigste. Und die Bevölkerung haben und drüben hat so unendlich viel Ursache, trüber Sorgen voll in die Zukunft zu sehen, daß sie zu allem Andes­sen eher denn zu einem freudigen Empfange ihrer Vertreter bereit ist. Im Gegentheil... Die Windischgräß und Sellacsics der Diplomatie ziehen ein in Wien, wie ihre militärischen Vorbilder nach den berühmten Rückwärtskonzentrirungen, mißach­tet von den patriotischen und einsichtsvollen und nicht minder von jenen slavischen Elementen, welchen sie gedient haben. Wenn äußere Ehren trösfen künnen für das Bewußtsein, die Interessen des Vaterlandes als überall preisgegeben, in der Berliner Versamm­­lung den Ritter von der traurigen Gestalt gespielt, die Monarchie in ein leichtfertiges Unterfangen sie um des Grafen und Bismarc’s und um Bosniens willen ihn öde den Rüden gekehrt haben. Ein­­mal ist das treuherzige Vertrauen Ungarns ge­­täuscht worden, einmal haben unsere Vertreter sich dur gleißnerische Worte vom rechtzeitigen Widerstande gegen­ das am Ballplate vorbereitete Verderben abladen lassen — einmal, dog nicht wieder. Der Unfug, der nun seit acht Tagen in eingeweihten Blättern getrieben‘ und morgen in Debreczin seine Klimas erreichen wird ; der Unfug, die bosnische Ofsupation als ein Seitenfund zur Belegung Cyperns hinzustellen, ist in diesem Blatte gleich beim ersten Berjude bekämpft worden und wird so lange bekämpft werden, bis Graf Andraffy einen Vertrag, analog dem­ britisch-türkischen vom 4. Juni, abgeschlossen haben wird. Das aber wird nie geschehen, da der Minister des Auswärtigen nicht, wie England, den Rest der tirkischen Be­­figungen erhalten, sondern ihn vertheilen will. Die Bantetrede Philippovics’ widerlegt schlagend die offiziölse Heuchelei von einer österreichisch-ungarischen Friedensmission, und das hochoffiziöse­ „Eastern Budget”, gesteht den Engländern ein, was seine Brüder und Bettern vor den Ungarn ableugnen, daß nämlich einzig und allein die Annex­on Bosniens und der Herzegowina beabsichtigt war und ist. Unsere Nation kann den Cinmarsch in Bosnien nicht mehr hindern, aber sie kann und sol sie da­­gegen wehren, daß ihr abermals ein­­e von Täuschungen über den Kopf geworfen, daß die Er­mannung bei den Abgeordnetenwahlen gehindert werde mittelst Sabeln, von der weltgeschichtlichen Mission, die wir südlic­her Sage zu vollbringen hätten,­ nämlich einen Keil zu bilden, welcher in die panslavische Einheit getrieben wird. Solcher Keil müßte auf Kiew, auf Sulina, auf Sophia zielen, nicht ; jedoch, nach Sjenika, und General Philippovics und der lange Kometenschweif czecht­­iger Beamten sind alles Andere, denn Missionäre des ungarischen Staats­ und Volksgedankens. Möge Graf Andraffy sich des Titels Fürst von Banja Iufa, Serajewo oder wonach ihm sonst das Herz steht, freuen; nur möge er den Beruuch unter­­lassen, durch neue Täuschungen seinen einstigen Plan unter den ungarischen Patrioten zu ge­winnen ! Budapest, 14. Suli. ye x Zwei Stunden nach Unterzeichnung Des Berliner veröffentlichen werden, sobald der Wortlaut vorliegt, geben wir nachstehend Auszüge aus einzelnen­­ Barat­graphen. So wird­ betreffs der Organisation und Räumung Bulgariens bestimmt: Bis zur Vollendung des organischen Statuts sol die provisorische Verwaltung Bulgariens durch einen russischen Kommissär geführt werden. Zur Kontrole ist ihm eine aus einem türkischen Kommissär und den Konsuln der Signatarmäc­hte gebildete Kommission beigegeben. Im Falle der Meinungsverschiedenheit zwischen den Delegirten sol die Majorität entscheiden und wenn diese Majorität und der russische Kommissär divergirender Ansicht sind, sol eine durch die Botschafter in Konstantinopel gebildete Konferenz entscheiden. Das provisorische Regiment des russischen Kommissärs darf nur neun Monate dauern, worauf zur Wahl des Fürsten geschritten werden muß. Ueber Rumelien wird u. A. bestimmt. Der General-Gouverneur Ost-NRumeliens wird von der Pforte mit Zustimmung der Mächte auf fünf Jahre ernannt. Eine europäische Kommission sol nach dem Friedensschlusse die Organisation Ost-NRumeliens festlegen. Bis zur Beendigung dieser Aufgabe sol die europäische Kommission die Finanzen der Provinz verwalten. Die tussische Garnison in Ost-N­umelien darf nur über 50.000 Mann betragen, die Ossupation darf nur neun Monate­ dauern, wozu drei Monate zur Vollziehung der Räumung hinzutreten. Der­­ Bafjus über Bosnien und die Herzegowina ist insofern wichtig, als er eine bisher unbekannte Niederlage den zahlreichen Nieder­­lagen des Grafen Andrasfy anreiht. Er lautet nämlich: Die Provinzen Bosnien und Herzegowina werden von Desterreich-Ungarn belebt und verwaltet werden; im Bezirke Novi­ Bazar bleibt die türkische Regierung bestehen, doch hat Oesterreich-Ungarn das Recht, im gesammten Bilajet Garnisonen zu halten. Noch lassen wir einige Notizen über die Regelung der Donau­-Frage folgen: Die Freiheit der Donau wird festgerebt. Unterr­­­halb des Eisernen Thores dürfen feine Kriegsschiffe ge­­halten werden, ausgenommen die leichten­­ Schiffe für die Flußpoliser und den Zolldienst. Die Rechte der europäischen Donau - Kommission werden betätigt und erweitert; dieselbe übt ihre Funktionen ganz unabhängig von den Behörden des betreffenden Landes. Die Mächte sollen ein Jahr vor Erlöschen der Donau- Konvention behufs deren Verlängerung zusammentreten. Die europäische Kommission arbeitet­ die Neglements für die Schifffahrt aus. Sie verständigt sich mit der­­Ortsbehörde wegen Unterhaltung des Leuchtthum­es auf der Schlangen­insel. Oesterreich- Ungarn übernimmt die Regulirung er arbeiten am­ Eisernen Thor­­en darf zur Deckung der Kosten eine provisorische Türe erheben.­­ Als Zeitpunkt für den Beginn des Einmars­­ches in Bosnien wurde­ der 20. oder 21. 5. angez­geben. Nach den R­eisedispositionen, welche der Oberk­­ommandant der Ossupationsarmee, FTZM, Baron Philippovics, getroffen hat, scheint dieser Termin ein verfrühter zu sein. Die Grenzüberschreitung fol­­anz vermindelt zu haben, welches ihre militärischen Kräfte verringern, ‚ihre finanziellen vernichten, ihre Ver­­fafjung bedrohen muß, und das früher unbegrenzte Vertrauen der­ Repräsentationen auf beiden Sei­­ten der Leitha in tief erbitterte Mißstimmung ver­­wandelt zu haben — wenn äußere Ehren darüber tr­sten können, so wird es unseren Kongreß-Bevoll­­mächtigten an Trost nicht­ fehlen. Preußische und russische, englische und französische Orden werden si Tataraktartig auf ihre Brust niederstürzen, und Titel und Würden sollen ihnen in Wien vorbe­­halten sein. Wenn nach Glanz und Würden ihr Herz sich sehnt, so wird­­ bald sein ungefü­lltes Verlangen mehr in ihnen sich regen. Wer lieber vom Fürstenmantel umwallt ist, als von den Sym­­pathien seines Wolfes, wer die Strahlen der Dr. denssterne dem Leuchten von Millionen­ Augen beglühter Bürger vorzieht, der mag an in den Erfolgen Oesterreich-Ungarns auf dem Berliner Kongresse einen Anlaß sehen, seine Brust vom Stolze schwellen zu lassen: Wohl, ihre Freude an Neußerlichkeiten sei ihnen gegönnt! Nur Eines bestreiten wir ihnen und werden wir ihnen immer und immer wieder bestreiten : das Recht, so durch Dieselben Mittel, doch welche sie Jahre lang die Nation und deren Vertreter über die Ziele ihrer Politik irre geführt haben, wieder einzudrängen in die Reihen Derer, aus welchen­ sie hervorgegangen sind, und werden einzelne Mitiimtern­a­te, Juferate nach anfliegennem da deren Meldungen zufolge, erst ‚Ende Juli , oder. An­fangs August erfolgen. Die Wahlbewegung in der Hauptste Budapest,11 Sn allen drei Ofner Wahlbezi heute Wählerversammlungen, statt. Yu Dr. Pauler ist heute­ vor seine­m der Festung getreten, um seinen R­eicht zu erstatten und sein Prog z 3 wideln. Gerade dieser Theil seiner Ausführ, melde er, mit gewohnten , rednerischen Lchw vortrug, erhebt Anspruch auf besonderes Int, denn unter den wichtigsten Aufgaben des nächsten­­ Reichstages bezeichnet, Pauler die Reform - Oberhauses, die Schaffung eines­­ Verwaltungs­gerichtshofes, die Erlassung einer Dienstpragmati und eines ntolatgejeges. Weniger befriedigen waren Bauler’s Aeußerungen­ über die Orientfrage. Der­ Erfolg des Kongresses­ ist das Geheimniß der Zukunft; das » war der­ Luceus seiner darauf be­­züglichen Bemerkungen. Charakteristisch sticht in­dessen schon diese Neußerung von den Jubelhymnen ab, welche von den Offizieren auf die­ großartigen Erfolge des Grafen Andraffy angestimmt­ werden. — Auch Franz Dágmán hielt heute vor den Wählern des zweiten Bezirkes , seine lecheinhafte: rede, in welcher, er mit wenigen Worten der aus­­wärtigen Frage gedachte. Er erachtete die Oftupa Honzpalitif Für Ihasl­ und gejagrug, vern­aut, aber, im Webrigen, der Vorsicht des Ministers des Yeußern. Sim­ s ersten « Bezirke, ‚hielt Emerich Spanka seine Programmrede. Rechenschaftsbericht Dr.Theodor»Pauler’s. ·er"""erneut,·im Parterre und in den Logen dicht­»sp.­­gestkllten Haus e hielt heute VormittagsIthr Justizk­o­­­­mmister Dr Theodor Pauleri im Ofner Festungs-.« theater seinen Rechenschaftsbericht,mit dem­ er zugleich­­seine«Programmrede als Kandidat des ersten haupt- städtischen Wahlbezirkes Verband-Aufderteppich-­«, belegten Bühne des hübschen Theatersaales, dessen P­arterrelogen durchwegs von Damen ellupirt waren, shhaarten si die Honoratioren des Bezirkes um den Redner. Dr. Bauler sprach ungefähr eine Stunde. Seine Rede war stilistisch elegant, reich an rhetorischem Schmuck, doch zeigte sie nur bei einigen wenigen Stellen wärmerer Beifall, in welcher zudem mehr der sympathischen Persönlichkeit, als den politischen Aus­führungen zu gelten schien. Dr. Pauler wurde bei seinem Erscheinen von dem, vorzugsweise aus Beamten bestehenden Wählerauditorium mit Elsenxufen empfan­­gen und von Dr. Mer. Drkäg in kurzen Worten begrüßt und um die Entwickklung seiner Ansichten ge­­beten,­­ worauf derselbe seine Nechenschafts- und Pro­­grammrede hielt, deren wesentliche Stellen also lauten : Groß und wichtig waren die Aufgaben des rechten Reichstages und groß die Hoffnungen, welche an den­selben geknüpft wurden. Die Auspizien, unter denen er im’3 Leben trat, waren günstig; die Fusion hatte dem, jede Thätigkeit lähmenden Wirken ein Ende bereitet, koz­loman Ti­a war an’s NRuder getreten. (Lautlose Stille.) Hat der Reichstag die Aufgaben: bewältigt? Haben sich die an denselben geknüpften Hoffnungen erfüllt? Welchen Standpunkt habe ich selbst eingenommen? — Das sind die Tragen, von deren Beantwortung es abhängig ist, welches Urtheil Sie über mich fällen werden betreffs der Vergangenheit und der Zukunft. Redner übergeht sofort zur „unwichtigsten Aufgabe des Reichstages”, den Ausgleich. Er beginnt mit der pragmatischen Sanfktion, „welche unsere Ahnen mit ihrem Blute besiegelt haben, um das Schicsal­ beider Theile der Monarchie dauernd miteinander zu verbinden.” Nur dieses Band vermochte Ungarn vor dem Untergange zu erretten. Der 1867er-Ausgleich machte allem Hader ein Ende. Doch ruhte der Druck des legten Jahrzehents so ihm wer auf uns, daß neue Schlagworte ausgegeben wur­­den. Vor Allem hieß es: Tebfiltändigesgollge­biet. Redner ist der Ansicht, das dasselbe einen St­­eressentampf zwischen Senen hervorgerufen hätte, welche dem Auslande gegenüber einen Staat repräsentiren müssen; obendrein zu einer Zeit, in der das im Nachbarz­reiche aufgehäufte Zündmateriale zu hellen Flammen aufs­loderte. Die volfswirthschaftliche und politische Klugheit " gebot die Abbeliegung des — seiner Ansicht nac; — für Die Parteien , vortheilhaften Zölle und Handelsbünd­­nisses. Hochwichtig war die Bankfrage»Hüben hieß es:ungarische Nationalbank drüben wollt­e man um kei­nes Haares Breite weichen-Die Zeit war jedoch der Lö­­sung der Frage in streng nationalem Sinne nicht günstig. Redner besprich­t so dariN die nicht Vorhandenen Bedingung MEPH-Viekjeun­genscummer umfagt ARE-Zeitm-W­ EN ehe zu C His,, - en: Ag . « .­­ _ _ . .

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