Neues Pester Journal, September 1878 (Jahrgang 7, nr. 242-271)

1878-09-16 / nr. 257

I- - ,-»«-- Jusgsiuzcgmkgzgkuesw ——.————-——-—­­Æhnemenwanzj.st.14,hqcbj.f1.7, A: viertelj. fl. 3.50, monatlid) fl. 1.20. Das „Neue Veter Journal" erscheint täglid „au an Montagen. ··« Redaktion und Adminiftration: Leopoldit. Kirdenplat Nr. 2. Ginzeine Nummern 4 Tr. Inferate in aufliegendem Tarif. Budapest,15.Septemb­er.­­Diekaen stattfindenden Ministerkonferens set­ werden auch den Vorschlag zum Gegenstandhat wegen Ernennung des Bankgouverneurs zu erstatten haben. Bisher ist hierüber zwischen den bei­­den Regierungen eine Einigung nit erzielt worden, ben, welchen die beiden Ministerien dem Monarchen­­ M . Budapefl, 45. September. Vier ungarische Minister weilen derzeit in Wien, um an gemeinsamen Ministerkonferenzen theilzunehmen, welchen theilweise der Monarch präsidiren wird. Der Gegenstand der Berathung ist — wie als feststehend angenommen werden kann — der Bau der Bahnlinie Sifjes-Novi, in welcher der­­ ungarischen wie der gemeinsamen Regierung bittere Verlegenheiten bereitet. Auf der einen Seite steht die Kriegsverwaltung, welche den sofortigen Bau dieser Bahn als eine dringende Nothwendigkeit für die Verpflegung der Desupations - Armee während des Winters bezeichnet, auf der anderen Seite steht der klare,­ unz­weichdeutige Buchstabe des Geseßes, welcher die Ertheilung der Konzession zum Bau einer Bahn auf dem Territorium der Stephans­­kront ausschließlich der ungarischen Legislative zu­­weist und von ihrer Genehmigung abhängig mach. Zwar gäbe es einen einfachen Ausweg aus diesem Dilemma: die sofortige Einberufung des Reichs­­tages; allein gerade dieses einfachste Auskunftsmittel wird, ja auf das Mierentschiedenste perhorveszirt, weil­ man den Reichstag eben jeßt nicht­ tagen lassen will. a Statt dessen erschöpft man sich in der fpih­­findigen Enthecung aller ordentlichen Auskunfts­­mittel; man will jeden Weg gehen, nur nicht den geraden. Man proponirt, daß die Linie Siffer-Novi als „Militärbahn” gebaut werde, wozu es nichts bedürfe, als die allerhöchste Entsch­ebung und die nachträgliche Ertheilung der Indemnität seitens der Delegationen für die gemachten Auslagen. Man vergibt hiebei, daß Dieses Naisonnement ganz richtig wäre, wenn es sich um den Bau einer Bahn in Bosnien handeln würde; auf ungarischem Staats­­gebiete gibt es aber feine von der Herrschaft des ungarischen Gefeßes erimirten Bahnen, möge man ihnen den Namen „Militärbahnen” oder welchen Kamen immer­ beilegen. Das Gefeß unterscheidet nicht zwischen Militär- und Nichtmilitärbahnen, es spingt von Eisenbahnen überhaupt, und — „lege non distinguente nec nostrum est distinguendum”, eine Unterscheidung , welche das Gebet nicht macht, weil­­ es sie nicht machen wollte, darf hinterher nicht in dasselbe hineingetragen werden. Ein zweites, in Empfehlung gebrachtes Aus­­friftemittel geht dahin. Die ungarische Regierung möge unter ihrer Verantwortlichkeit die Konzession an die Südbahn ertheilen ; ein drittes schlägt vor, die ungarische Regierung möge unter ihrer Ver­­antwortlichkeit die Linie Sifjes-Novi als Staats­­bahn bauen. Dem klaren Wortlaute des Gewebes gegenüber erscheinen alle diese Auskunftsmittel als hinfällig; eine von der ungarischen Regierung ohne Zustimmung des N­eidjatages ertheilte Konzession ist eben feine Konzession, sondern ein null und nichti­­ger Akt, und Der Bau einer Staatsbahn, ohne daß darüber die Legislative verfügt hätte, wäre eine Eraffe Ueberschreitung der legalen Regierungs­­befugnisse, welche mit Recht die Basis für die For­­mulirung einer Ministeranklage und für die Ver­­urtheilung der Mitglieder des Kabinets in die Ko­­sten des Baues bilden könnte. Wie immer man aber die Sache dreht und wendet, man kommt darüber nicht hinaus, daß zum Bau der Linie Sifjel-Novi ein At der Legislative unumgänglich nothwendig ist, und wenn der Bau, was wir nicht im Mindesten zu bestreiten versuchen, gar so drängt, dann hätte man die drei Wochen, seit denen diese Frage bereits auf dem Tapet steht, reichlich zur Einberufung des Reichstages auswügen können. Jede andere Lösung wäre ein offener, nacrer Geiegesbruch. Wenn Koloman Tipa einen solchen zu begehen wagt, dann bietet er dem ungarischen Parlamente mehr, als was sig selbst dieses Parlament bieten lassen könnte, und worauf weder das Parlament, noch die Nation die gebüh­­rende Antwort schuldig bleiben werden. Wenn man aber groß des klaren, jede Zweideutigkeit ausz­uhließenden Wortlautes des­ Gejebes dennoch ohne die Zustimmung des ungarischen Parlaments die Bahnlinie Silje-Novi bauen sollte, wenn man dem öffentlichen­ Rechte Ungarns diesen Faustschlag zu verlegen wagt, wenn man in solcher Weise das Dichterwort applizirt, daß Gebete gegeben sind, um gebrochen zu werden, dann höre man endlich­ auf, von Parlamentarismus und Berfafsungs­­mäßigkeit zu peroh­ren, denn dann ist die ungarische Verfassung nichts als ein beschriebenes Stüd­iaz­­ier, ohne Inhalt, ohne Werth, ohne Bedeutung.­­ Die italienische Zeitschrift „Bersagliere” ver­­öffentlicht den Wortlaut des kurz bereits erwähnten Briefes, in welchem Garibaldi dem Kriege gegen Oesterreich-Ungarn das Wort redet. Dieses aus Ca­­prera vom 6. d. M. datirte und an Die „Bürger von Genua” gerichtete Schreiben lautet folgendermaßen:­­ „Meine lieben Freunde! Eure edlen und patriotis­­chen Worte haben mich wie durch einen Zauberschlag in jene Zeit zurückverfeßt, da wir, vor einem halben Jahr­­hundert, im Vereine mit den tapferen Söhnen Liguriens den italienischen Namen unter der republikanischen Fahne der neuen Welt verherrlichten. Ihr beruft Euch heute auf meinen Namen, und ich antworte Euch von meiner gaz­gerstätte aus. Obgleich­ ein Apostel des Friedens, bin ich doch gezwungen, mit Louis Blanc zu jagen, daß der Friede nur Dann möglich­ sein wird, wenn die Bölter seine Herren haben werden. Also Krieg! Und ich wünsche, daß jeder Italiener einen Krieg gegen Oesterreich-Ungarn für einen Glückkfall Halten möge, in welchem die Shhmach und die Mordthaten von fünfzehn Jahrhunderten zu til­gen sein werden. Doch hinweg mit den P­hraten, heute sind Thaten nöthig, Thaten,­ wie wir solche miteinander vollführten. 63 it nothwendig, es heute der­­­egierung und der Nation begreiflich zu machen, daß, wenn grant reich 3.200,000 Soldaten hat, Italien wenigstens 2.000,000 haben kann. Nicht mehr ein Freiwilliger, sondern ein Soldat soll Seder sein, ob er will oder nit. Wenn DOester reiche Ungarn unsere Brüder nach Bosnien finden kann, die uns doch mit nichts schulden, warum sollten wir dies nicht thun können gegen jene, die die Ehre und Freiheit unseres Vaterlandes nicht wollen? Unseren Krieg dürfen wir heute nicht, wie früher, in weißen Hands­­chuhen, sondern mit dem Deeffer ausfehten, und das Beispiel der Montenegriner, welche zehn Armeen einer der mächtigsten Monarchien zu Grunde richteten, ist wohl nit gar so ferne von uns.” — Garibaldi wehrt sich dann gegen den Klerus und schließt hierauf seinen Brief fol­­gendermaßen: „Ich bin in der That stolz, von den Fort­schritten zu hören, die Ihr in Eueren Waffenübungen macht, und für Euere freundliche Einladung dankend, bleibe ich­ nebenslänglich der Euerige. — Soseph © as tibalpt“s unterbleiben mußte oder bei aller Vorsicht und Weisheit der­­ Dispositionen­­ nur unvollständig erreicht werden sol . Aus Wien wird die „Bud. Korr.” zur Erklärung ermächtigt, daß die in einem Agramer Blatte dem Kriegsminister zugeschriebenen Worte, welche derselbe angeblich an die Agramer Deputation richtete, vollständig verdreht und gefälsscht sind. Der Minister hat der Deputation bezüglich­ der Angelegenheit Sifjef- Novi folgende Antwort ertheilt : „Geehrte Herren! Es war nicht nothwendig, sich zu mir zu bemühen, denn mich braucht man ja nicht zu überzeugen, wie noth­­wendig der schleunige Ausbau der Eifel: Dobrliener Bahn im Interesse der Osfupationa-Armee gelegen ist. Wären Sie lieber bestrebt gewesen, früher in Bud­ar pest Ihre Minister hievon zu überzeugen und sie zu ersuchen, daß die ungarische Regierung den sofortigen Ausbau gestatten möge!” — In weitere Auseinander­­iegungen hat sich der Minister nicht eingelassen.­­­­p konnte, das wird jet nach dem Eintreffen der V­erstärkung durch die Kraft der Maffen erzielt werden. Es wird möglich sein, unserer Haupt: Ma­d fhub3shinmie die erforderliche Sicherheit zu bieten und urtbatfächlichen Razifikation deskans­tles zu schreiten. Sobald diese erfolgt ist, wird die Vers mwaltung in Angriff genommen. ‚In dieser Beziehung muß vorläufig ein Brov­iz forium plangreifen, nachdem der Aufbau des durch die Insurrektion bis ins Fundament zerstörten Verwal­­tung = Organismus mit NRüdsicht auf die allgemeinen Verhältnisse nicht mit einem Schlage erfolgen kann. Die ersprießliche und erfolgreiche Wirksamkeit der Hiesigen unizipalität bestimmt Freiherrn v. Philipp, vics, vorläufig nach gleichem Muster im ganzen Lande autonome Gemeindevertret­ungen als schaffen, welche unter Kontroll kaiserlicher Beamter funtz­tioniren sollen. Dieser Verwaltungs - Apparat erscheint wenig fostspielig und schafft am vordhesten geregelte Zustände. Bei der Steuerbemessung wird bis auf Weiteres an Zehent festgehalten. Die Einbringung erfolgt, wie schon berichtet, unter strengster Kontrole nie­ferer Beamten. Die Justizpflege liegt augenblick­­lich ganz darnieder. Vorläufig werden Klagen und Straf­­anzeigen an die hiesigen M­ilitärbehörden geleitet, von welchen dieselben, insoferne sie nicht Krieger oder stand­­rechtlich zu behandeln sind, ver Gemeindevertrei­bung zur Untersuchung zugewiesen werden. Dieser ob­­liegt es dann, nach bisherigen Gepflogenheiten und ber standenen tarkischen Strafgeseßen, das l­r­­theil zu beantragen, welches hierauf von der Militärs­behörde geprüft, eventuell vertifizirt und vollstrect wird. In ähnlicher Weise wird nach erfolgter Wazifizie­rung und bis zur Schaffung neuer Strafe und bürger­­lichen Gesete die Justiz dort gehandhabt werden, wo Ge­­meindevertretungen bestehen. Die Militärkommanden wer­­den zu diesem Zweck Justizbeamte zur Seite gestellt er­­halten. Das Strafgeiet wird sich leicht dem öfters reichischen anpassen lassen, weniger das bür­­gerliche Gefeb, welches mit größter Vorsicht und Nach­sichtnahme auf religiöse Labung der Mohamedaner bes­treitet werden muß. Justizbeamte sind bisher feine hier eingetroffen. Auch Ober-Staatsanwalt Op u ut, der Quftigreferent des Komm­andirenden, welcher­ des Beinz­bruches wegen nach Agram surückfehren mußte, wurde­nd nicht erlebt. Die Organisirung des Te­­legraphen- und Boftwesens im ganzen Lande wird nach Maßgabe der Möglichkeit sofort begin­­nen. Mit derselben sind die Generaldirektoren Klar und Rammler betraut, deren Ankunft in Serajewo täg­­lich erwartet wird. Die Entwaffnung von Jaz­bi­onica erfolgte gestern anstandslos. Heute trifft ein Theil des Armeeshauptquartiers hier ein. Aus Serajewo wird ferner unter dem gei­stzigen Datum gemeldet: Die Brigade Pistory ist mit den Regimentern Sokcesevics, Scudier und Weslar heute hier eingetroffen. Webermorgen lüdt die Brigade König mit den Regimentern Kellner und Erzherzog Joseph ein. Generalmajor Müls­ler, dessen Brigade der gestern eingelangte Generals­major Bouvard übernimmt, ist zum Kommandanten der Division Württemberg designirt. Die hier­ anmwesenden Zivilbeamten berathen un­­ter dem P­orjibe des Hofrathes Notig das Organisa­­tions-Statut Für die politische und gerichtliche Vers­waltung. Die Okkupafion Bosniens. Bis zum Schlusse des Blattes sind von seinem Theile des Kriegs- oder Ossupationsschauplanes neue Nachrichten eingelaufen. Das Programm des FZM. Philippovics. ‚Bor dem Spezialberichterstatter eines Wiener Blattes, Der vorgestern vom Armeekommandan­­ten­­ Serajemo in jängerer Audienz empfangen wurde, entwickelte derselbe jene Ansichten über die nächste Gestaltung der militärischen und politischen Verhältnisse Bosnien in folgender Weise: SZ, Freiherr v. Philippoviczs sprach vor­­erst die zuversichtliche Hoffnung aus, daß wir inner­­­halb vier Boden alsónodg vor Anbruch der ungünstigen Jahreszeit, Herren des für heuer für die Osfupation in Aussicht genommenen Landstriches sein werden. Was rücsichtlich der militäri­­schen Begebung wegen unzureichender Mittel bisher ganz Die Einnahme von Kliuc, Weber diesen glänzenden Erfolg unserer Truppen liegt heute der erste ausführliche, und zwar aus $aice, 10. September, Datirte Bericht vor. Ders­­elbe lautet: Am 24. v. M. machte das 53. Iinfanterie­-Regi­­ment unter Major Gatimelli die ersten Berunde, Kljuc (das ist der Schlüssel von Bosnien) zu nehmen, fand aber die Position viel zu stark und mußte diesen Ber­cch aufgeben. Am 28. sollte Oberst Lanski, Kommandant des 22. Infanterie-Regiments, mit zehn Kompagnien dem­ Angriff auf die Bergseite erneuern. Oberst Janzki hatte aber dem Herzog von Württemberg über die bedeutende Stärke und äußerst günstige Stellung des Feindes Mel­­dung Igemacht, in deren Folge der Korpskommandant den Angriff für den 6. September bestim­mte. An diesem mit drei Bataillonen, ein Bataillon von Nr. 26, ein Bat­­aillon Nr. 53, die zwei Gebirgsbatterien 2X und 21. Um 10 Uhr Vormittags hörten wir in Han Kadina Boda die dumpfen Töne der­­ spielenden Gefhüge. 68 gelang auch dem General Sameh, an diesem Tage den Geg­­ner auf das linke Sanazru­fer zurückzuwerfen und auch einige Häusergruppen von Kliuc zu nehmen, während Tage sollten dabei mitwirken Infanterier-Regiment Nr. 22 der höher gelegene Ortstheil und das auf sehr felsiger, steil und hoch emporsteigender Anhöhe liegende Kalten " Des­ bisherige Preßleiteerekauer ist auf Ansuchen des Oberkommandirenden seines Amtes ents­choben worden.—Seit heute ist dier ermäßigte Telegraphens­arif in Kraft. x HA Die heutige Nummer umfaßt acht Heften. pa

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