Oedenburger Zeitung, 1873. Mai (Jahrgang 6, nr. 41-53)

1873-05-23 / nr. 50

««sz« Freitag, 23. Mai 1873. Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag: P­ranumerationd-Preise. Bür Roco: Ganzjährig . . . 9 fl. -- Er. Halbjährig Einzel­le ie 10 Gr. L N vl Sahrgang. Dedenbur­ch 2 Motto: „Dem Bortschritt zur Ehr’ Bebrühten zur Wehr’ Der Wahrheit eine Gaffe.” Nr. 50. Im Auslande übernehmen Zeitung „Bester Lloyd“ Rauhen­­steingasse Nr. 7 in Wien, Han­senstein & Vogler in Wien, Wall­fi­hg. 10_ Hamburg, Berlin, Leip­zig, Frankfurt a/M. Basel. ufertions-Gebühr : 5 Nkr. für die einspaltige, IO­NEL. für die zweispaltige, 15. Nix. für die dreispaltige und 20 Nix, für die durchlaufende Poetitzeile ex­kusive der Stempelgebühr von 30 kr. Auskünfte in allen Rich­­tungen werden bereitwilligst entheilt.­­ Ü­n. Salb|äptig Vierteljährig Derlag, Expedition befindet sich auf der Drachen­runde Nr. 121 in Debenburg. — Die Revaktion Theatergasse Nr. 11 2. Stud. — Alle für das Blatt bestimmte Sen­­dungen, mit Ausnahme von Brä­­numerations- und Infertionsge­­bühren sind an die Redaktion, portofrei einzusenden. Dryan für Handel, Industrie und Landwirtsfehalt, dann für­ sociale Interessen überhaupt. i [­­ er Pränumerationen auf Inserate Die General» Agentschaft der +9­4 ft. 50 ke. Vierteljährig . . 21. 25 Er. Monatli 11. —k. dur Auswärt Ganzjährig 12 ... St —l­ -s:l::k:­­ Ungarn auf der Wiener Weltausstellung. IV. (Schluf.) Mit Berücksichtigung der eben angeführten Zus­­tände erscheint e8 wohl zur Genüge motivirt, wie sehr «8 im Interesse Ungarns liegt, fi) mit seinem Sprit und seinen Spirituosen an der Wiener Weltausstellung zu betheiligen. &8 ist eine bereits seit dem Jahre 1867 constatirte Schattache, das Ungarn in dieser Industrie, bezüglich­ der Qualität seiner Fabrikate, mit einem großen Theile Europas concurriren Fan, namentlich­ hat in legterer Zeit die Liqueur-Fabrication in Ungarn tiefige Fortschritte gemacht. Die Früchten-Liqueure werden in Ungarn in derselben Bollformenheit erzeugt, wie etwa im Frankreich, und eignen sie zur Babri­­sation dieser feinen Liquenre namentlich die aromatis­chen Früchte Süd-Ungarns, Groatiends und Glavo»­niend, in welchen Gegenden man das feinste Obst zur Destillation verwendet, wogegen es nur zu sehr bekannt ist, daß in den meisten Sibriten Mest:Europa’8 die Aromatisirung der Liqueure fünftlir durch verschiedene Aether- Arten erfolgt. Schließlich soll an dieser Stelle an Body eines spezifisch ungarischen spirituosen Getränkes gedacht werden, nämlich des aus Zwetschlen, erzeugten Sliwor wig, auch Slivorium genannt. Dieses außerordentlich­ starre Getränk wird in manchen Gegenden Ungarns, namentlich in Syrmien, Werjcheg 2, alljährlich in großen Duantitäten erzeugt und im neuerer Zeit nach aller Herren Länder versendet. Offenbar hängt die Dualität dieser Spirituelle in erster Linie von der Güte der Zwetjchlenernte ab, auch nimmt das Aroma sowie der Werth dieses Getränfch mit feinem Alter bedeutend zu. So hat man z.B. über 100 Jahre alten Slimowig, der zu immensen Preisen abgeseßt wird und stets eine sehr gesuchte Waare ist. Einem In-dit zufolge hat der Sliwowig am deutschen Hofe den fran­zsischen „Champagne fin“ ganz verdrängt und soll sich namentlich Herr v. Biömard dieses Ge­­tränkes mit besonderer Vorliebe bedienen. Gleichmäßig mit der Spiritus-Industrie s­chreitet auch die Preihefen-Fabrication in Riesenschritten vor­­wärts, namentlich seit dem Jahre 1867 auch im Westen . Europas hinsichtlich ihrer Wichtigkeit anerkannt, wird dieselbe auf der 1873er Weltausstellung durch mehrere sehr bedeutende Fabriken repräsentirt. Während der 1867er Weltausstellung zu Paris hat nämlich Die österreichische, sogenannte ‚Wiener Prefbhefe‘ großes Aufsehen erregt; Paris nannte dieses Product nur dem Namen nachh und war nicht wenig überrascht über die vorzüglichen Resultate der mit dieser Hefe ausgeführten Badversuche. Paris sowie der größte Theil Frankreichs bedienten sich bis zum Jahre 1867 tat ausschließlich nur der holländischen Hefe, und die französischen Bäde­­reien verwendeten bis zu jener Zeit die weniger aus­­giebige, demzufolge verhältnißmäßig sehr kostspielige, dem Geschmade nach durchaus nicht empfehlenswerthe holländische Bierhefe. In unglaublich großen Duanti­­täten liefern nämlich die holländischen Brauereien selbst heute noch­ die bei der Bierfabrication als Nebenpro­­duct gewonnene Hefe (Garm) nach Frankreich; ganze Züge führen diesen Gährungserreger täglich über die französische Grenze bis nach Paris und selbst darü­ber hinaus. Eigene Hefenhändler en gros haben sich demzufolge in allen größeren Städten Frankreichs etabl­iert und geben die von Holland bezogene Bierhefe in kleineren Quantitäten sowohl an die Bädereien als auch an ihre Agenten in der Provinz ab; mit einem Worte, die h­olländische Preihefe bildet seit Jahren einen sehr bedeutenden Handelsartikel Frankreiche. Während der 1867er Weltausstellung in Paris ward den dortigen Bädereien durch eine sehr bedeutende Wiener­ Preihefe-Fabrik Gelegenheit geboten, die ersten Radversuche mit diesem Babrifate anzustellen. Die Reindorfer Prehefe-Fabrik sendete zu jener Zeit mehrere Gentner Preihefe nach Paris und lie­ßieselbe unter den dortigen Bädern gratis vertheilen. Diese Gewerbs­­leute, die bereits durch einen von dem leider viel zu früh verstorbenen gelehrten Akandemiker Pagen über die Wiener Preihefe abgehaltenen Vortrag auf diesen Ge­­genstand aufmerksam gemacht waren, ergriffen die ihnen gebotene Gelegenheit mit doppelter Freude, so daß kurz nach den Jury Arbeiten der Pariser Weltausstellung alle hervorragenden Pariser Bädereien mit dieser Preb­­hefe Badversuche anstellten. Der Erfolg war allgemein befriedigend, so zwar, daß dieser bisher gänzlich unbe­­kannt gewesene Artikel nun zur einem bedeutenden Ex­­portgegenstand wurde. Mittelst Eilzug wurden täglich mehrere Gentner möglichst scharf gepreßter Preihefe nach Paris gesendet; die Preihefe, in einfachen Leins wandfäden verpackt, kam binnen 42-50 Stunden, selbst im heißesten Sommer, in vollkommen guten Zu-­stande in Paris an, und es war dadurch die Haltbar­­keit derselben erwiesen. Wir fannen demnach mit Ger wifsheit behaupten, dab die 1867er Weltausstellung für die Wiener Preihefe nicht nur neue Ablagquellen ges­pann, sondern der Industrie der Prehhefen-Fabrikation in Frankreich auch factisch Eingang verschaffte. Ungarn ist bezüglich der Preßhefen- Fabrikation heute in derselben Lage, wie es Oesterreich im Jahre 1867 war. Die ungarische Preihefe hat heute nur los einen Ablag, er portigt wird sie noch nicht. Und doc befigt Ungarn heute bereits nahezu 10 große Preihefen- Sabrifen, die in den relten Jahren bereits überproduz­erten und genöthigt sind, für den Abjah ihrer Sabricate neue Quellen zu Hoyer. Wird wohl die 1873er Welte­ausstellung hiezu Gelegenheit bieten? Wir wollen es hoffen, denn es werden bereits versuchsweise kleinere Partien Petter Preihefe nach Paris mit dem besten Erfolge gesendet. Allerdings soll die Gonkurrenzfähigkeit der ungarischen Preihefe mit der österreichischen nicht unbedeutend durch den hohen Preis ersterer beeinträch­tigt werden. Ob dies in der That der Fall ist, künnen wir nicht verbürgen, wir wurden aber wiederholt und von verschiedenen Seiten auf diesen Umstand aufmers­­am gemacht. Bekanntlich geht die Preihefen-Fabrikation Hand in Hand mit der Spiritus-Erzeugung; je größer Die Alkohol-Ausbeute nebst der Preihefen-Gewinnung, um so rentabler ist das Unternehmen, um einen um so billigeren­ Preis kann die Preihefe abgeregt werden. Da nun die ungarischen Viefhefefabriken dieselben Ap­­parate benügen, wie die österreichischen, so ist das oben Gesagte kaum motivirbar, wenn nur nicht das­­Verfahr­­en bei der Gewinnung verschiedenartig­ ist. re ee ; Kaiserin Maria Theresia'3 Besuch in Esterház am 31. August 1773. Durch die lebhaften Schilderungen des prachtvollen, kaum vollendeten fürstlichen Schaffe Echterhäz ange­regt, hatte Kaiserin Maria Theresia beschlossen, die er­­ählten Wunderdinge selbst zu sehen und somit auch an­en durch einen kaiserlichen Besuch hervorgerufenen öffent­­lichen Zeitlichkeiten theilzunehmen. Dem Fürstenhause Eshterházy war ein Besuch der Regenten-Familie nichts Ungewöhnliches. Fürst Nikolaus (eigentlich Nikolaus Josef, auch­­ der Prächtige genannt) dem abermals ein katserlicher Besuch galt, war geboren am 18. Dezember 1714 und vermalt mit der Gräfin Maria Elisabeth Steiin v. Weissenwolf am 4. März 1737. In all seiner mili­­tärischen Verdienste bei Kolin wurde der Fürst im Jahre 1758 mit dem Ritterfrenz und 1765 mit dem Com­­mandeurkreuz des Maria- Theresienordens ausgezeichnet, in leiterem Jahre auch zum Ritter des goldenen Delie­­ßes und 1770 zum General-Feldmarschall ernannt. Un­­ter ihm wurde die so reichhaltige Bibliothek gegründet und eine Kupferstichsammlung und Bildergalerie anges­­egt. — Seine Musikliebe ist bekannt , gingen ihm doch die Vorfahren mit anregendem Beispiele voran. Fürst Nikolaus übernahm von seinem Bruder die kurz zuvor erweiterte Musik­apelle und bot alle Mittel zu deren Hebung. Er selbst spielte mit Vorliebe das so­­enannte Baryton (ein der Viola da Gamba ähnliches Saiten + Instrument,­ für das er auch die Birtuosen Karl Franz und Andreas Liedl angestellt hatte. Seinem Kapellmeister Haydn, gab er wiederholt Beweise von Werthschäpung, erhöhte seinen Gehalt, schenkte ihm ein­­ Haus, und gedachte feiner selbst beim Scheiden durch Ausfegung einer namhaften Pension e Die wunderbare Schöpfung des Fürsten war Schloß­­ Ehterhäz. Wie einst die Veite Lorchtenstein ‚dem ersten Fürsten (Paul,) so wurde Ehterhäz der Lieblingsaufent­­­­halt des Fürsten Nikolaus. „Vielleicht ist außer Verfass­led in ganz Frankreich Fein Ort, der sich in Rudsicht auf Pracht mit diesem vergleichen ließe.” Schrieb ein reis­­ender Franzose (Ricbed­) und der französische Botschaf­­ter, Prinz von Rohan, der von Ludwig XV. an dem Wiener Hof geschickt wurde, sagte in gleichem Sinne, „in Ghterhaz habe er Bersailled wiedergefunden.“ Eine Abbildung de alten Schlosses, das 27 Slafter Breite zählte, findet man unter den noch vorräthigen Gemälden in Chterhäz (Nr. 44). C8 war der zeitweillige Aufenthalt­ des Fürsten Paul Anton (Bru­­der und Vorgänger Nikolaus), eines leidenschaftlichen Jagdfreundes. Ein Zimmer im Schlosse zeigt noch sept u­fostbaren, in­sel gemalten Tapeten Darstellungen der fürstlichen Parforcejagden, deren Unterhalt jährlich bei 4090 Gulden gefoftet haben sol. Am Mittelpunkt einer Gegend, die er von Schilf und Rohr, Gestrüpp und niederen Gras überwuchert, in langgestrecten Morästen und zum Theil schwimmendem Wafen hindehnte, in der Nähe der eigenthümliche Neusiedler See mit allen Sor­­ten wilden Geflügels und nicht allzu entfernt ein präch­­tiger Grienwald , war die Lage des Schlosses für einen Jäger wie geschaffen und hob fs von der Rede und Traurigkeit der Umgebung nur um so werthvoller ab. — Es ist Schwer zu begreifen, was Fürst Nikolaus bewog einen feenhaften Palast in einer so u­mwirthlicen Ges­gend zu errichten. Vielleicht reizte ihn gerade der Gon«­trast. Mußte man doch einen solchen Bau, abseits von allem Berfehr mit verzehrenfachten Unforten geschaffen (man schäfte sie auf eilf Millionen Gulden,) ‚ nur umso mehr anstaunen. Der Entschluß diesen Prachtfig zu errichten, scheint bald nach des Fürsten Nückunft von Frankfurt zur Reife gekommen sein. Schon dort­­ hatte er bei der Wahl und Krönung des Erzherzogs Joseph zum römischen König (1764) als Stellvertreter­­ des ersten fürböhmischen Wahl: und Krönungsbotschaf­­ters eine seltene Pracht entwickelt. Im August 1765­­ betreibt er ungeduldig von Innsbruck aus den Bau des Schlosses, dem er endlich nach dem Stammort der fürstli­­chen Dynastie in einem Brief an seinem Wirthshafte­­ath Rahier zum erstenmal die Benennung „Schloß Echterhäz“ beilegt, welcher Name ihm seitdem auch ger blieben. Auf der Oedenburger­­ Strasse von Szeplar kommend passirt man in der Nähe des Schlosses, das mit seinem Park einen Flächenraum von 6000 Klaftern einnimmt, das geräumige M­irthegebäude ein­ herrschaftliches, in der Front nahezu 80 Schafter langes Wohnhaus, in dem der fürstliche Leibmedicus, die Apotheke, die fürstliche Musik­apelle, die DOperisten und Scauspieler einlogirt waren; weiterhin dem weit­­läufigen, über 100 Pferde fassenden Marstall mit Som­­mer- und Winter - Neitschule, Wagenremisen und reich­haltiger Sattellammer, die Piquethäuser, und ein zur Aufnahme hoher Gäste bestimmtes ansehnliches Gastge­­bäude. Gegenüber dem an der Seeeite befindlichen Haupt­­eingang zum­ Scloßhof, steht zu beiden Seiten in der Allee die Hauptwache der Grenadiergarde, meist sehr Schuh hohe, kräftige Gestalten in Uniform u. zw. dun­­kelblauer Rod mit rothen Klappen und Aufschlägen, weißen Beinkleidern und schwarzer Bärenmüge mit gel­­ben Schildern. Dem Besucher der den mit einem Spring­­brunnen mit herrlicher Gruppe gezierten Schloßhof be­­tritt, gewährt das im italienischen Geschmach erbaute Schloß,­rei geschmückt mit Statuen, Reliefs und Säu­­len und mit Hauptgebäuden und Seitenflügeln in einer Breite von 54 Klaftern sich ausdehnend, einen wahr­­haft imposanten Anblick. Eine freie Hauptstiege führt beiderseits zu einen weiten auf acht paarweise gekoppel­­ten Säulen ruhenden Balcon. Hier im ersten Stock­­werke befindet sich der Paradesaal, vollkommen weich und mit verschwenderischer Pracht ausgestattet. Den Plan fand Ih mit den Frescomalereien, der Mythologie ent­­lehnt; 5 große Krone und 12 schön gearbeitete Armleuch­­­ter an den Wänden erhellen den Raum; Sessel und Sofas sind hier von rothem Damast, mit breiten Geld­­borden belegt. In den Eden erheben si auf marmor­­nen Piedestalen lebensgroße Statuen der 4 Jahresreis j J er re yet Er A 1 lan Fr A 0 Raabe a aD a en Ben ‚# ” er , ee N­­­­« HE ae ah ES ET De N DE EEE # Re 278% Je REDE ER EEE EEE INTER UT A 2 in TE

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