Oedenburger Zeitung, 1873. November (Jahrgang 6, nr. 120-132)

1873-11-21 / nr. 128

Freitag, 21. November 1873. ,­:­« ä· Halm-g rgktufjiannde,«Zudunirie und KandmilchgrhnfhdkmnIiirgnrinI Egnikrkzkikniibkrlzaukiz- Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beprüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ ID 0072000020000000002001002000002900,: 902000 ESS 92919001200009009002000000000000000002020290070 2029002002000 ED Das Blatt erscheint jeden sr­iiwo Piedtagwzouniap Pränumerafions-Preife. . f it rt 2oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fL. 50 kr., ‚Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. är Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., ierteljährig 3 fl. Alle fü­r das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Pränumerations- und Infertiondge ren sind an die Redaction portofrei einzusenden. ” Egg au­s Annan Einzelne Nummern Forten MED Kreuzer. Berlag u. Expedition: Grabenrunde Nr. 121 Medackion: Kirchgasse Nr. 25.0. 1. Stock. RE & Im Auslande übernehmen Stäm­merationen auf Infera | Die General Ligentiipart Beitung,, Peter­­ Bionh" Binnhenäiche s | | gafse Nr. 7 Wien, Hansenstein Bogler Wien, Wallfisch Gasse 10, Hamburg, Verl, Leipzig, Frankfurt a]iR. Bufei­nfertions-Gebühr : 5 Nfr, für die einspaltige, 10 Nfr. für die zweispaltige ende Petitzeile exklusive der Stempelgebühr von 30 fr 15 Nr. für die dreispaltige und 20 Nr. fir die durchlam, = Auskünfte in allen Riptungen werden bereitwilligst ertheil” ee; = —— 4 a Br] Bericht Moloman Ghiczy’s an die Wähler der kön. Freistadt Komorn. (Fortlegung). Diese Ansichten, von deren Richtigkeit ich mich im Laufe der rechtstäglichen Verhandlungen immer mehr­­ überzeugt habe, waren für mich die maßgebenden und bilden die Erklärung des von mir seit längerer Zeit befolgten Vorgeheng ; ich konnte indessen auch im Laufe der Zeit unmöglich nicht wahrnehmen, daß der Kampf zwischen den bestehenden Parteien, namentlich­ auch zwis­chen dem zwei größten Landesparteien, der Deaks oder Regierungspartei und dem linken Zentrum, im Neiche­­tage sowohl, als im Lande immer schärfer und erbitter­ter geworden ist, und hin und wieder zu einem solchen Grade sich entwickelt Hat, daß sowohl die Negierungd« artei als die Opposition, troßdem, daß eine jede von ihnen davon überzeugt war, daß die Förderung der Wohlfahrt des Vaterlandes ihre Bestrebungen erhelrche, faktisch dennoch oftmals sowohl in ihrem zentralen Wirken als auch im der Provinz die öffentlichen Ange­­legenheiten in erster Linie vom Gesichtspunkte des Par­­teiinteresses DE a und demselben unterordneten. Parteikämpfe sind­ im parlamentarischen Leben heilsam und unvermeidlich, aber nur wenn sie nicht um das Staatsleben selbst, nicht um die Grundbedingungen der Verfassung geführt werden, sondern wenn der Kampf die Wortentwickklung auf Basis der befestigten konstitu­­tionellen Grundlagen betrifft; — wir sehen für lebte» ‚Jed die preiswürdigen Beispiele England’8 und Norda­­merika’s, für erstered die traurigen Frankreich’8 und Spaniens. Der Verlauf unserer Parteikämpfe, welche erfahr­­ungsgemäß die einstirenden Grundlagen unsered Staats­­lebend und unserer Verfassung unaufhörlich in Frage stellen, ist für unser Vaterland weder bei der Lösung der Reformfragen, noch bei der Berfestigung der uns neun Landesangelegenheiten, weder bei Krenung des Staatshaushaltes und der Verwaltung, noch auch bei jenen Beziehungen, welche in Folge der 1867­er Gefeße zwischen uns und den übrigen Ländern Sr. Majestät von Zeit zu Zeit noch immer vertragsmäßig zu regue liren sind, ersprießlich Als Beweis hiefür dient die Unscheinbarkeit der Resultate, welche unsere jüngsten Reichstage theild in­folge ihrer verfehlten Richtung, theild wegen ihres ents­chieden schädlichen Vorgehens jemwohl’ in Bezug auf die Erkämpfung der staatsrechtlichen Ansprüche, ald in Bez­­ug auf das administrative Gebiet aufzuweisen haben; denn die Deak-Partei und das linke Zentrum hatten als Hauptaufgabe die Vertheidigung der als Basis ih­­rer Gristenz erklärten Prinzipien­en und jede der­­selben verbündete sich, um die Majorität im Neichetage zu behalten, respeltive zu erlangen, von Fall zu Fal oder auch fontant und ohne Rücksicht auf sonstige po­­litische Sarbe mit all jenen Elementen, welche zur Par­­teinahme für die aufgestellten Prinzipien geneigt wa­­ren. Den Preis für diese Allianz mußte die Deals Partei bei den Reform- und Administrationsfragen be­­zahlen, das linke Zentrum aber wird, selbst gegen sei­­nen Willen, oft gegen jene politische Strömung ges­trängt, welche die Auberste Linke repräsentirt. Die in Folge dieser Allianzen gesteigerte wechsels­­eitige Unsicherheit macht, da bei dem, dadurch ani­­mirten Kampfe in der Diskussion über die öffentlichen Angelegenheiten das Hauptgewicht oft nicht so sehr auf deren Bedeutsamkeit al auf den wechselseitigen Partei­­standpunkt gelegt wird. Den Nachtheil aus dem Pars­teigewichte erleidet das System der innern Zustände, des Staatshaushaltes, der Verwaltung, und so werden täglich jene Bedingungen geschwächt und verringert, ohne deren­­ Vorbhandensein Fein Land, also auch Ungarn nicht, sein Staatsleben aufrecht­erhalten kann. Gegen die Unglück und diese Gefahren fann und nicht das der Natur der Dinge nach unmögliche Ginverständniß, aller im Lande einftirenden Parteien, sondern nur die Einstellung des Kampfes zwischen den beiden in Summa über große moralische und geistige Kräfte verfügenden, auf dem gemeinsamen Boden der Anerkennung der Gelegmäßigkeit des Ausgleiches ste­­henden Hauptparteien des Landes und deren Zusammen­­wirken sringen und sicherstellen. Nur biedurch kann eine solche permanente, sichere, große parlamentarische Majorität und eine von dersels­­en energisch zu unterfragende Regierung gebildet wer­­den, welche die nöthigen Reformen gehörig durchzufüh­­ren im Stande ist, die Nechte, in deren Besitz das Land ist und welche — machen wir und seine Stusionen — noch bei weitem nicht gegen jedweden Angriff vollem b­ewahren, fortentwickeln, und jene bösen Elemente, welche von Außen wie im Innern stets bereit sind und sein werden, die Wohlfahrt de Landes und seinen innern Frieden zu stören und seine men geihngt sind, treu niederzuschlagen vermögen Die Erkenntnis dieser Sachverhalte und meine­­ staatliche Selbstständigkeit zu untergraben mit­ starrer Hand und für­ immer wird. Abneigung, an Kämpfen theilzunehmen, welche ich dem Heile des Vaterlandes nicht ersprießlich errachtete, gleich« wohl aber nicht zu hindern vermochte, war ed haupte­sächlich, was schon zu Ende des vorigen Neidhdtages den Wunsch in mir rege machte, an der parlamentarischen Thätigkeit nicht mehr theilzunehmen und mich engs . Schauplage des öffentlichen Lebens zuzu­ziehen. Inde machten es mir mehrseitige, namentlich aus zahlreichen Kreien der Linken im Lande an mich ger­­ichtete, ehrenvolle Aufforderungen, abermals ein Abge­­ordnetenmandat anzunehmen, hauptsächlich aber Die behihägbare Auszeichnung, da Sie, auch nachdem ih meinen Rücktritt erklärt hatte, mich gleichwohl zur neue­­rlichen Uebernahme der Abgeordnetenstelle aufzufordern, so gütig waren, zur Pflicht, meine Absicht zu lindern; denn diese Aufforderungen ließen mir hoffen, daß Die gemäßigte Richtung, welche ich in der Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten befolgte, im Lande An« Hang gefunden habe ; ec war patriotische Pflicht, Diese Aufforderungen nicht zurückzuweisen, sondern ihnen nahe zusommen. Ich erschien daher aufs Neue al Vertreter dies­­er f. Freistadt im Neid­etag, in der — ich anerkenne es — tollfühnen Hoffnung, dach trog der bestehenden ungünstigen Konjunkturen solche menschlich nicht vor« aussehbare Eventualitäten eintreten könnten, in welc­hen er mir vielleicht dennoch möglich sein werde, zur Ausgleichung der bestehenden Partei-Antipathien, zur Vereinigung der auf verschiedenen Wegen mit gleich guter Absicht ein gemeinschaftliches Ziel und die För­­derung des Landeswohles anstrebenden Parteielemente A Bue Feuilleton. Wiener Briefe „Lange Trennung ihnt weh!” Die Wahrheit, welche in diesen Worten liegt, mußte auch Schreiber dieser Zeilen verfoften. &8 ist eine geraume Zeit ver­­flossen, seitdem der siebte „Wiener Brief“ in den „Oedenburger Nachrichten“ zum Abbruck kam. Damals gab’s noch hellen Sonnenschein und im grünen Fare­benfleisde prangten Wälder und Auen. Sept, blinzelt die Sonne nur noch mürrisch hernieder und dad jedem so saftig grüne Laubwerf raffelt als gelbes, dürres Laub unter den Faben. Er ist mit einem Male Talt und winterlich geworden; schon am Schlußtage der Welt­ausstellung — und diese fiel, absonderlich genug, mit dem Alerb­erentage ujanımen — fröstelte er gewaltig und unwillführlic Führten wir und an die Vergäng­­lichkeit aller Irdischen erinnert. Wie Viele stehen nun, von der­­ Weltausstelung Alles erhoffend, trauernd an dem Sarge ihrer vermeintlichen Hoffnungen ; für wie Diele ist der Weltausstelungsschluß in Wahrheit ein „Alerseelen“ geworden ? Tausende haben sich bitter getäuscht, indem je, pochend auf den großen Fremdenzusammenfluß, sich mit einem Male zu bereichern hofften. Tausende speculirten auf die Ginfalt oder Noblesfe der Fremden und nun erst mußten sie erfahren, dab die Ginfalt und­­ Gut­­müthigkeit einzig und allein nur bei und selber zu Hause ist. D­ieser Jahre des emsigsten Fleskes wird es bedür­­fen, um so manches Deficit zu deden, das Leichtgläu­ ( 19) ohne es zu beabsichtigen, im Jahre 1870 geschaffen. » Dafür bot das eben zur Neige gehende Jahr dem Fortschrittsfreunde, dem ruhigen Denker vielfälti­­gen Stoff zur Bereicherung seines Willens. Es wird und auch noch einen anderen Tag der Freude bieten, einen Tag, der in der armseligen Hütte des Bauers, Wie im Palaste des Reichen mit der gleichen frohen Herzlichkeit begangen werden wird und zwar wird Died am 2. Dezember der Fall sein, an welchem Tage das fünfundzwanzigjährige Regierung d»Jubiläum unseren Kai­­serd begangen werden wird. Daß es hiebei an Ovatio« nen aller Art nicht fehlen wird, dab sich die Treue der Völker Desterreich zu ihrem angestammten Herr­­scherhaufe in glänzendster Weise dokumentiren wird, steht außer Zweifel. Bereits jegt werden alle Vorkeh­­rungen getoffen, um das Jubiläum des Kaisers in würdevoller Weise zu begehen. Am 2. Dezember bleibt die Börse geschlossen; dasselbe wird auch bezüglich aller öffentlichen Kaufläden der Fall sein und ebenso wird in al­­len öffentlichen Aemter gefeiert werden. Am Abend dessel­­ben Tages findet eine allgemeine Ilumination statt, an der er die Bevölkerung Wien’d in einmüthigster Weise betheiligen wird. Insbesondere die Kleingewer­­betreibenden werden Alles aufbieten, um dem Monarsc­hen ihre Huldigung darzubringen. Kaiser Jang Josef hat nämlich bocerfreut die Absicht der Bürgers­chaft Wien’s begrüßt, den Jahrestag seiner Thron­­besteigung zum Anlasse eines Wohlthätigkeitsactes zu nehmen und den Wunsch ausgesprochen, „daß angesichts der schwierigen Verhältnisse, mit welchen jegt der Stand des Kleingewerbes Wien’d zu kämpfen hat, die» jem Stande die Stiftung zugewendet werde.“ Erst in den legten Tagen hat ein Kleingewerbes treibender, ein ehrsamer Zilchlermeister aus’ der Bore­stadt, Namens Bayer, den schwierigen­­ Verhältnissen auf die Dauer Trog geboten. Bejagter Tischlermeiter verfolgte das Unglück sozusagen planmäßig. Zuerst starb ihm sein Weib an der Cholera, dann raffte ihm­­ die­selbe Krankheit zwei seiner Kinder dahin. Das Geschäft ging mit jedem Tage abwärts und nur mit Knapper Roth vermochte er sein Dasein zu fristen. Im dieser peinlichen Situation wandte er sich an die sonst so wanfelmüthige Göttin Fortuna; mittelst einer Spiele­instruktion von Drlice in Berlin gewann er eine Tenne von zweitausend Gulden ; er vergrößerte sein Geschäft, nahm tüchtige Arbeiter in Sold, und — wir vers­tabben, eben Alles — ist mun nahe daran aus dem Wi­­berstande auszutreten und die Tochter eines nicht unvermöglichen Wirthes als Chegespanfin nach Hause zu führen Somit bat fr also auch hier wieder der Mathematik» Professor NR. v. Drlice um die Hebung des arg barniederliegenden Kleingewerbes ein nicht unbedeutendes Berdienst erworben. Zum Schlusse theile ich den geehrten Lesern der „Oedenburger Nachrichten“ den neuesten Wiener Wip mit, welcher dadurch entstand, daß die Zeitungen die Meldung machten, am Steinfelde sollten demnächst Schhießproben mit Krupp’schen Kanonen vorgenommen werden, von deren Leistungsfähigkeit man Aubßerordents liched erwarte. Die Wiener fragen nun einstimmig: „Du­ den dad Grundwort von Krüppel wirklich — ‚Krupp ?* 3.6 Duded. RB) >> SORTE Ki , » k(»-«·­·» .k«DL-«1-;«..-J-J«WYIJK-O-«W--.­­ Die Blume von Shetland. DOriginal-NRovelle von H. Anthieny. (Bortregung.) Beide Greife schüttelten sich ernst und fest die Hand. Dann gruppirte man si rings um den Tisch; obenan sahen der Pfarrer und der blinde Leber, ein ehrwürdiges Paar. Nachdem si die Gäste nur ein wenig Operle und einige Züge aus dem vollen Meths­borne gestärkt hatten, begann der Pfarrer: „Ihe Männer von Shetland, leicht werdet ihr errathen, daß nur die Rettung unfre8 unglücklichen Baterlanded der Zwed unfrer Versammlung ist. Ihr rennt alle die neuesten Befehle des Lord - Gouverneurs, bei Todestrafe die Insel nicht zu­ verlassen und die nie geheure Steuer, die er und auferlegt hat, allein von seiner Grausamkeit und seiner unersättlichen Habgier getrieben. Oreuelthaten jeder Art, die diese Schotten ver­­übten, erzählt man an hundert Orten der Insel und­ täglich vermehrt sie ihre Zahl. Hört, was jüngst hier ueldnen it. „Spredt, Paterson,” N ER VER RD SE x ER BAER” äh

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