Oedenburger Zeitung, 1878. September (Jahrgang 11, nr. 105-117)

1878-09-11 / nr. 109

stellen es ganz entschieden in Abrede,daß die Delega­­tti­on­ en,die ungarische mittnbegriffen,einen solchen Mi­­nister deS Aeußern acceptiren würde Die Vergangen­­heit hat Vorsicht gelehrt für die Zukunft Und wenn auch auf keinem andern,so werden die Delegationen auf diesem Wege schließlich zuc­isheit und Einsicht gelangen,mit welcher es aber nicht verträglich ist,daß die leichtfertige,gedankenlose,unserevitalste Interessen verleugnende Politik des auswärtigen Amtes eine Fortsetzung unter anderer Firma finde.Der neue Minister des Äußern wird den Delegationen ein Pro­­gramm­ entwickeln müssen,dem wird die Nation durch ihre Vertreter beistimmen oder nicht,und­ das Votum der Nation wird gehört, ihr Minister­­präsident wird fest auf die Erfüllung teffen bringen müssen, was die Neid­jagd-Majorität für das dem Lande er­sprießlichste halten wird, wo nicht, ist der ganze Konftitionalismus eine bloße Mythe und die Monarchie muß in das selbst gegrabene Grab früher oder Später finden. Wenn aber dagegen die Nation be­­fragt und gehört wird, dann können solche aben­­theuerliche Züge wie dir nach Bosnien, die unerschliches Blut, und unerschwinglichs Geld hosten, nicht mehr unternommen werden und gibt sie der Minister des Innern zu. Sofern sie der ded Aeußern plant, nun, dann muß, wenn der Purpur fällt auch der Herzog nach!" Ein vom Oskupations-Schauplag an uns gerichteter Brief. E 8 ist einer unserer Herren Reservisten (nämlich vom Infanterie Regimente Nr. 76) der und ein aus­­führliches Schreiben zusommen läßt, aus dem wir nach­­siehende Stillen entnehmen. Er beginnt mit dem schweren Abschiede von Dre­denburg, widmet noch einige herzliche Worte an die großmüthigen biesigen Spender von Erfrishungen, Gi­­garren und Blumen, geht sodann auf den Empfang des Regimentes in Binsendorf über, wo am Bahnhofe dem Militärzuge zu Ehren, Naketen losgebrannt wurden berichtet ferner, dab am Bahnhofe zu Buff der Train mit den Klängen einer ungarischen Nationalkapelle (Zi­­geuner) empfangen worden ist, und die edelsinnige Büller Einwohnerschaft die Herren Offi­­ziere reichlich mit Bier, die Mannschaft mit Wein be«­wirthete und daß dann — ohne weitere bemerkenswerthe Ereigniße — die Zahıt nach Touim fortgelegt wor­­den ist. — — Dies Touin ist (so Schreibt mörte lich unser Herr Gewährdmann) das denkbar elendelte Dorf auf Gottes weiten Erdboden, es wurde um 12 Uhr Nachts erreicht, das Militär wurde auswaggonirt und eine "­. Stunde weit in pechschwarzer Finsterniß zu dem Freilagerplage geführt, denn es galt unter offe­­nem Himmel zu Vampiren. Für die ausgehungerten Mägen und trockenen Kehlen hatten wir schlechterdings gar nichts, war do unter und bloß eine weit da­­hin fi ftredende Wiesenfläche, über und ein dichtums­wölftes Firmament und ringe um und her undurch­­­dringliche Finsterniß. — Unsere Bagage in den Dedel­­wagen sorgsamst verpackt, befand sich weit hinter und am Eisenbahnzuge. &8 blieb mithin nichts anderes übrig, als mit stiller Resignation auf feuchtsaltem Wiesengrunde den Schlaf zu suchen, der uns nicht floh, da wir voll­­ständig erschöpft waren . . . .. Die Ruhe im Freien be­­kam uns indeß über alle Erwartung gut, allein um so sinnshalbiger, lautete der Magen, da die mitgenomme­ BEER EEEELNEEEESEEN TERETEESE ARBEITET STE REST TETETLNTTRENETD wortete, dann Sprach er mit gebrochener, zitternder Stimme, während ein irres Lächeln über seine bleichen Lippen flog: „Sie brauchen alle diese harten und uns barmherzigen Worte nicht zu jagen, Herr Präsident, Sie brauchen Ihren Dienern seinen Befehl zu geben, mir wie einen Hund von Ihrer Schwelle zu treiben — ic) werde nicht wiederkommen ... Ic) werde weit, weit von hier fortgehen, wo man mich nicht mehr fort­­jagt... und wissen Sie es, Herr Präsident," er sprach die legten Worte in einem leisen, flüsternden Zone: „willen Sie es. . . meine Melanie gebt auch mit, vor gefällt ihr auch nicht mehr unter den bösen Men­­schen, die und auseinanderreißen und quälen wollen.“ Bei den legten Worten hatte sein Auge einen so selt­­jsamen Ausdruch, einen Ausdruch, wie das eines Irren, daß der Präsident erschroden bei Seite trat und den Unglückichen stumm an sich vorübergehen lich... Un­ter der Thür wendete er sie noch einmal um, warf ei­­nen Blick unbeschreiblicher Zärtlichkeit und Liebe auf die bleiche und bewußtlose Melanie, flüsterte: „Auf M Wiedersehen, meine Melanie, fomm bald, recht bald.“ — Als er aber unten aus dem Thor auf die Straße trat, da schwirrte und jummteted ihm durch den Kopf, als wenn ein Heer von Horniffen darin wäre, seine Pulte hämmerten hart und lebhaft, Stoff und Hipe durchichauerte ihn und als er mit Mühe und Not e­iie Wohnung erreicht und die drei hohen Treppen langsam hinaufgestiegen, fant er oben angekommen, zu­­sammen und die Wuth eines higigen Nervenfiebers Fam zum Ausbruche. — (Sortfegung folgt.) u 5 N­x . a I Ta En RE VE Erler­ nen geringen Borräthe bereits während der langen Fahrt im Waggon aufgezehrt worden waren Kein Haus im ganzen Umkress, sein Menschen sind außer meinen Negimentegen offen weit und breit. — doch halt­ ein Paar Kroatinen in Sandestracht, das heißt schmie­­rig und in Lumpen gehüllt, wagten sich mit einem Sad voll Zwetschken heran. Diese, und Lederbissen dünfende Baumfrüchte waren bald aufgefauft und bildeten die ganze Mahlzeit mit welcher im Magen wir den Weitere marich nach Trcic antraten. Doch den Hunger hät­­ten wir am Ende gleichmüthig ertragen, nicht so den Umstand, da k­ung jedes trinkbare Wasser fehlte; dies gestaltete den Zustand der marschierenden Mannschaft auferst traurig. Der Muth und die Manndrucht erlite­ten trogdem feinen Abbruch und der beständige Maric) wurde resignirend und tapfer überwunden. Nudy das starf roupiete Terrain both, nebst dem Mangel, den wir litten, dem Marihe große Schwierigkeiten und das Metier war auch nicht günstig, so hatte fi Alles gleich­sam wider und verschworen ; erwägt man noc dazu, daß der Mann eine bedeutende Last zu tragen hat, so muß man die Ausdauer bewundern, womit allem diesen Uns gemac­hrog geboten wurde; aber nicht bei jedem stand der gute Wille mit der Kraft im Cinflange, mehrere Leute brachen erschöpft zusammen, wir Andern erreichten, zum Sterben müde Trek­. Diese fürchterliche Häuserkolonie umfing und um 1/4 Uhr Morgens und auf Aller Antlig Spiegelte sich Hoffnung. Desto niederschmetternder sollte die Guttäus­chung sein. Die Handvoll Lebensmittel, die Trei­ unter anderen Umständen vielleicht zu liefern im Stande ge­­wesen wäre, hatten und vorausmars­ierende Truppen bee ten­d rein aufgezehrt und unter Bazage-Train, auf dem und Schachtvieh, Wein und sonstige vivres in abon­­dance nachgeschleppt wurden, befand sich abermals drei Stunden weit hinter und. Inzwischen gegen schwe­­res Geld, inständige Bitten, mitunter sogar — wo eben sonst gar nichts helfen wollte — ein Bisschen Ger­waltanwendung, verschafften wir und so viel, um wenige tens leidlich den Magen zu füllen, was, bezüglich der Mannschaft, vermitteln­ einiger requirirter Schafe und Geldäpfel, bezüglich der Offiziere vermittelt Hühner und Dust geschah. Um 12 Uhr brach ein heftige Gewitter aus und durchnäßte jeden Faden an uns; gleichwohl muhte man sie wieder marschfertig halten und nach Slum­ abraden, jehs Stunden währte der mühjselige Gebirgsmarsch, bis wir Das genannte Nest erreichten, das den Begriff Dorf förmlich­ verhöhnt, aber sogar als eine Stadt dort zu Lande gilt. Laut Befehl der Brigade unseres Herrn General Reinländer, steht das 12. Jäger-Bata­illon bereits auf Vorposten bei Liessonac und wechselt mit dem Näanbergesindel, den Insurgenten Schüffe. Die übrigen Truppen­­ dieser Brigade: Infanterie-Regiment Nr 48 („Erzherzog Graft“) das "Reserve-Regiment von „Knei­bel" Nr. 76, die Stabs&ompagnie vieses Regimentes und eine halbe Spfündige Batterie sind theils hier in Sluin, theils in den umliegenden Ortscaften konzentrirt. Wir haben gemeinschaftlich mit der 72. Brigade (Generals­major Zach) auf Bihac zu operiren. Legtere ist bei Zavdalje zusammengezogen und Insurgenten beunru­­higten uns auf der Linie Sturlic-Gerjedovar. Sie versuchten bereits durch einen bravoureus zus rückgeschlagenen Angriff vor Bih­ac in unser Gebiet zu dringen. Nun unternahm es Herr General Zac am 7. September Nachmittags 3 Uhr, die stark befe­stigte Position des Gegners bei Bihac selbst, in Sturm zu nehmen, es gelang ihm aber leider nicht, der Feind war und nummerisch überlegen und General Zac mußte mit der Brigade nach Zavalje zurück­kehren. Seine Verluste, nämlich die der 72. Brigade sind sehr beträchtlich: Bom 23. Infanterie Regimente sind verwundet: Oberst­stegimentskommandant Albert von Le Gay; die Hauptleute: Karl Linpoth, Nud. Soutihet und oh. Kempf: die Oberlieutenants Balerius Grasıny und Ditomir Popovic; die Lieutenantse Karl Golombini, Anton Babie, Karl Steiff und Karl Melkuhn. Vermißt wird der Kadet-Offizieröstellverter Emil Sandmann. Dem 79. Infanterie- Regimenter verwundet : Oberstlieutenant Aler. Kofotovic leicht (hat das Negie­ments - Commando bereits wieder übernommen): Die Hauptleute Damian Grui­le, Karl Balladin und Franz Löhnert, der Oberlieutenant Georg Trbukovic und der Reservelieutenant Glaser­ Todt, der Hauptmann Markus Napial­ und der Oberlieutenant Theodor Münf. Bereißt wird der schwerverwundete Hauptmann Johann Steystal. Bis zum 8. September Mittag waren von der Mannschaft 400 Verwundete auf den Verbandplag gee­bracht. Nachträglich wurden auch die Namen der in den Sefehten bei Doboj am 4. und 5. September ges­fallenen und ver­wundeten Offiziere gemeldet und zwar: Oberstlieutenant Aler, Nitter von Gröller, Obere­lieutenant Ferd. Langer und Lieutenant Richter des 54. Infanterie-Regimentes, verwundet. Bomn 8. Infanterie-Regimente: Todt: Oberlieu­­tenant Strein, die Lieutenants Schmidt, Meister und Simacef, verwundet: die Hauptleute Taftell, Höpler, ALS und Martinek; der Oberlieutenant Mendelein, die Lieutenants Nemanic und Ebersberg. Bom 16. Infanterie - Regimente: verwundet ; Hauptmann ZJurjevic und Lieutenant Brodäfy. Bom 29. Infanteriesftegimente: tobt: Lieutenant Ghorniger. Rom 45. Infanterie-Regimente: todt: Offizierse stellvertreter Benigni ; verwundet : Hauptmann Slanck­­ty, Lieutenant Tichy. Xokaleıı "Allerh­öhhste Spende. Se. Maj. der König hat der Bajmöocz-Apäther und der Karasoe Szöresöfer röm.-fath. Gemeinde je hundert Gul­­den, ferner der Bur-Spgentmiflöfer und der Selld-Brolesaer grefath. Gemeinde zu ihrem Stulbau gleichfalls je hundert Gulden aus der a. bh. Privatb­atulle gespendet. "Setuf. Hoheit Erzherzog Wil­helm bat für die in Ungarn, »besonders in Misfolz durch Ueberschwemmung Verunglücken 500 fl. gespendet. a Ministerielle Humanität. Der Herr Königl.­ung. Minister des Innern, Seine Ereellunz Sos­loman von Ticha, hat an alle öffentliche Wohlthätige feste­ Anstalten in Ungarn und namentlich an die 135 Frauenvereine ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er dieselben auffordert, sie mögen mit vers­einten Kräften zur Förderung und Durchführung der in­folge der Mobililirung und der stattfindenden Kämpfe so überaus nothwendigen Unterftügung beitragen. In einem andern Nundschreiben werden die Obergespane, Bürgermeister u. |. w. vom Minister aufgefordert, die gedachten Vereine in dieser ihrer Z Thätigkeit mit allen Mitteln kräftigst zu ununterfrügen. VAUerhöchste Auszeichnung.Se.Ma­­jestät der König hat mit aller­ Entschließung vo·am 26.August dem zum Stande thung.siebenbürgi­­schen Gerndamerie-Kommandos gehörigen Hauptmanns Flü­gels Komm­andanten Herrn Ladiglnus Tyröczky in Anerkennung seiner langen,erfolgreichen Dienste das Ritterkreuz desernnstoses Ordens verliehen. «Plötzlicher Todesfall­ A­n Montag Nachmittag fand man den Volkssänger Herrn Eduard Spieller,welcher sich als sogenannter»Dame­n­­komiker«mit einer Gesellschaft anderer Sänger,— allabendlich im hiesigen Café Ketpel producirte,in sei­­­nem Betteroths wurde sogleich bei der­ Be­­­hör­de die Anzeige erstattet und letztere veranlaßte die­ unverweilte Ueberführung des Verstorbenen ins städt. Spital. Die gestern an der Leiche der schon im seinem 18. Lebensjahre dahingerafften Spieller, vorgenom­­m­ene Obduktion ergab, wie und von competenter Seite mitgetheilt wurde, — Gehirnblutschlag ;ı übrigens litt der aus Wien gebürtige, in seinem Genre sehr talen­­tirt gewesene Damensstompfer bereits früher am zeite­weisen epileptischen Anfällen und auch an einem Xuns gendefefte, der ihm die größte Schonung seiner Selbst vorschrieb, uns bei seiner Stellung, als Rolfssänger, nicht beobachtet werden konnte, denn obgleich Spiele­rer gar nicht oder nur­ höchst­mäßig geistigen Getränken zusprac­h, so rieben ihn doch Schon die allnächhtlichen Anstrengungen auf. * Eine Postoffiziale eventuell Post­­praftisantenstelle­n­ im Sprengel der Deden­­burger Postdirektion zu belegen. Gehalt 600 fl. Quar­­tiergeld 100 fl. beziehungsweise Adjutum 300 fl. Die Gesuce sind bis 2. September an die Postdirektion in­­ Dedenburg zu richten. Die Postmeisterstelle in Szalonaf im Eisenburger Komitat i­st in Erledigung genommen. Res fleftivende haben ihre Gesuche bis 27. September an die Postdirektion in Dedenburg zu richten. * Die geehrten Damen Dedenburgh, welche dis gestrigen Tages (10. September) Berband­­zeug und Charpie für die Verwundeten und gütigst haben zusommen lassen, wollen, neben unsern herzlich»­sten Dank im Namen der Leidenden, die Mittheilung entgegen­nehmen, dab wir dieseg Materiale im Gewich­­te von 10%, , Kilo vorläufig an das Ef. Militär-Feldspi­­tald-Kommando zu Brood gesendet haben, worüber das Necepiffe in unserer Administration zu Jedermann Einsicht erliegt. Wir konnten das Verbandzeug ernste weiten nit direkte an den Diffupations-Schauplay leiten, da die Postanstalten noc­h eine Pakete über die boomiiche Grenze annehmen. Binnen acht Tagen wollen wir aber eine neue Sendung effertuiren und bitten so­­nah um liebevolle Unterftügung. *" Yudzeichnungen Ge. Majestät der Kb­­nig bat in Verfennung von, auf dem Gebiete des Ere­ziehungs-» und Unterrichtewesens geleisteten vielen voll­zügligen Dienste dem Lehrer » Erzieher am Weltprimer Datlen-Institute Michael Somogyi das goldene — und dem Felegyházaer röm.stath. Lehrer Sopann Kor, sowie dem Zötfaluger reformirten Lehrer Andreas Ma­­ehe das silberne Verdienstkreuz mit der Krone vers­tehen. * Gnadenart. Se. Majestät der König hat von den in den F. Lande&Strafanstalten zu Slava, Leopoldstadt, Maria-Nostran, Munfact, Szamosellivar und Waigen gefangen gehaltenen Sträflingen, zusam­­men 157, die ganze Zeit ihrer rüdständigen Strafhaft, nachgesehen. *" Die gejrägte Schauspielerin, Frau Heine ist bereits wieder von ihrem Sommerengas­sement in Debenburg eingetroffen. Veram­tlich ist Srau .­­vorigen’ ER ee af w-

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