Oedenburger Zeitung, 1878. November (Jahrgang 11, nr. 131-143)
1878-11-08 / nr. 134
»I Er - Freitag, 8. November 1878. Organ für Politik, Handel, Indu Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerationsreife: Hr Locoz; Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl. , Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. i Bh Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., vierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumeration dn u. Injertion d« gebitgten sind um die Nedakiion portofrei einzusenden, XI Jahrgang. If Zi (vormals „Wedenburger Nachrichten“) firie und Lantwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrachten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. II. II „Rose Nr. 19, 2, Stock, Redaction : AAAHIAHAnnHa mn ann ERS No. 134 SInferate vermitteln: Die Herren Haarenstein & a; Vale fndgasse 10, Wien, Budapest, A. Oppelit, I. Stubmpartei 2. Wien. Heinrich Schalek, I. Singerstraffe 8, Win. Snfertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. in die zweispaltige, 15 fr. je die dreispaltige und 20 fr. für Die durchlaufende Petitzeile inceltsive der Stempelgebühr von 30 kr. Auskünfte in allen Nichtungen werden bereitwilligst ertheilt, Wozu der Lärm ?! Dedenburg, am 6. November 1878. Seit der Eröffnung des Neichetages schreien sich die Simonyi, die Heliy und sonstigen Gegner der Negierung wie „gierige Haben* nach dem Berliner Beretrag besser. Sie wollen wissen, ob Doesterreicherlngarn wirtlich vom Kongresse der Nationen die Blutarbeit auferlegt erhalten hat, die uns so viel gute Millionen und — wad noch mehr ist — so viel aadere Leute ges kottet. Sie, die „gierigen Raben“ verlangen den Aufschub der Delegationswahlen, um die Vorlage des vore beregten wichtigen Dokumentes zu ertragen und in ihrer blinden Wuth begeifern sie jeden Besonnenen mit der ihm in’d Gesicht geschleuderten Verdächtigung : „Sähöhter Patriot.” Aber wie der „Gemeine Friß“ in Offenbachs „Großherzog von Geroldstein" sieht Tiha umverzagt vor dem „Bumbum“ der Opposition, der ihm zubrüllt: „Schlechter Soldat!" lädyelt still in si hinein und um die Verblüffung seiner Gegner auf den Gipfelpunkt zu treiben, hält er den Verdußt in das Objekt ihrer stürmischen Wünste unter die Nase: „Ihr wollt den Berliner Vertrag, wohlan! da habt ihr ihn, wozu der Lärm?!“ Dan muß diesen Akt,als einen bewunderungswürdigen Schachzug bezeichnen, mit welchem unser Ministerpräsident die beiden Oppositionen förmlich „hors de combat“ gelegt hat. Wir haben Ion im Leitartikel der vorigen Nummer auf die Donnerworte Tihas hingedeutet, womit er din Lärmmachern im Parlamente das Thörichte, ja Gefährliche ihrer Umsturzbestrebungen verwird. „Wüht Ihr denn, was Ihr thut“ So ungefähr lautete Die ...: „hr wollt den Dualismus zertrümmern Sol 1,3: toll geworden ? Wibt Ihr, was dann kommen wird? Nur Eined von Beiden: Entweder die ganze Monarchie zerfällt, und dann wird Ungarn wie ein schwnres Rohe vom Weltensturm gefindht werden! Die Desterreich wird Eu zu seiner Selbsterhaltung wieder Eure Freiheit nehmen, ed wird Euer Staatswesen caffiren, ed wird mothgedrungen wieder zur Generalisation zurückehren :* Mit dieser Drohung spielte Tipa seine höchste Karte, seinen stärksten Trumpf aus, er klopfte an die Säulen des ungarischen Staates, und die Parlamentarier hörten den hohlen Zon und erbebten, wie ein Schauer trat ihnen der Gedanke vor’dermuth, daß Ungarn nur der Theil eines Ganzen sei, und dab das große Völkerreich der Habsburger über den Eigen» willen dieses Einen Theiled zur Zugedordnung schreiten könnte! Und man möge ja nicht etwa glauben, daß joldy’ ein eventuel mögliches Ignoriren der Oppositionsbestrebungen gleichbedeutend mit einem Nipe jet, den die Regierung durch die 1867er Bemaßung macht, die Resgierung bat das unzweifelhafte Recht, über das Parlament hinweg ihre eigene äußere Politik zu verfolgen, vorausgejegt nämlich, dabei ihr gelingt, die Zustimmung der Delegationen dafür zu gewinnen. Die Berufung auf den Paragraph XII der Georg-Artikel vom Sahre 1867 ist eher eine Waffe für die Negierung, als ein Argument zur Unterftügung der oppositionellen Aspirationen, denn besagter Paragraph lautet zwar dasin, daß „internationale Verträge dem Neidd> tage mitzutheilen seien“ enthält aber sein Sterbenswörtchen davon, ob die beiden Legislativen berechtigt seien, selbst direkten Einfluß zu nehmen. Ziha hat nun mit beredten Worten Die Gventualität ilustritt, welche Daraus entstehen könnte, wenn der österreichissche oder der ungarische Reichstag sich ein Vetorecht in Dieser Beziehung vindiziren würde und fürwahr, es ist nicht abzusehen, wie sehr #8 unserem Ansehen nach Aussen Schaden fühnte, wenn die beiden Legislativen zu politischen Neidetagen metamorfosirt würden. Das Recht also, in auswärtigen Angelegenheiten ein entscheidendes Wort dareinzureden, muß den Delegationen vorbehalten bleiben und den Legislativen wird der Vertrag bloß mitgetheilt. Solded that nun Ministerpräsident Tzifa und nur turbulente Faktoren, welche um jeden Preis den Skandal an die Stelle ruhiger Berathung gelegt sehen möchten, können verlangen, daß ihnen Rechte eingeräumt werden, die sie nicht erworben haben und auch nicht erwerben künnen. Und dad mögen die Herren ferner( noch erwägen : unser Baterland besteht nicht aus einer fompakten Maffe, ist nicht aus einem Gußen und den Willen einer Frakstion der Gesammtheit aufzuoroyiren, bieße den frafren Imperialismus sanktioniren. Denn der Imperialismus kann nicht nur von Kaisern und Königen, sondern auch von Fraktionen ausgeübt werden — er ist daß Mebel, dem man bei und nicht genug steuern kann und hat und bereit zu wiederholten Malen recht uns glückelige Entschlüffe fassen lassen. « Hoffen wil das endlich auch die Parther,der Kossuth noch immer der heiland von Ungarn zu sein scheint,zu genauerem,richtigerem Bewußtsein jener Rechtssphäre gelange,innerhalb welcher sie wirken kann, ohne den Bestand der Monarchie jenen auswärtigen Mächte als Beute hinzuwerfen,in deren Interesse es liegt,Oesterreichs Ungarn zu Grunde zu richten3 hoffen wir,«daß die,aus Wahldienerei für das Proletariat in Ungarn zu»Krakehlern«gewordenen»äußersten Linken« endlich zur Einsicht gelangen werden,daß vor allem ein kompaktes Oesterreichs Ungarn erhalten werden müsse,daß unsere nationale Existenzen gebietherisch verlangt,daß wir in gemeinsamen Angelegenheiten auch einmüthig vorgehen und wenn dann diejenigen Herren im Parlamenter dieser gedeihlichen Ueberzeugung gebracht sein werden,die heute noch in»Terrorismus«machen,dann wird uns hoffentlich jene achtungsgebiethende Stellung wirklich zu Theil werden,die sich jetzt nur wie ein mit hochtrabenden Phrasen draps plrten Schemen aufnimmt.Sind wir wirklich erst durch Einigkeit starl und mächtig,dann werden wir dem Auslande auch imponiren,können wir aber das nicht,dann—wozu der Lärm?! " ? te een near en | F sk | ii" « 55 denkst-Stock Kleine Theatergeschichten. Erzählt von 3. P. (Fortlegung:) ‚Nun — meinte die alte Frau — ihr seid euch durch die läng’re Trennung etwas fremd geworden, und vielleicht bringt er die Nachrichten von den Deinen, die er ja vor Kurs ab, oder von seinem Vater, was er dir vor den doch fremden Personen gestern nicht jagen konnte. Here August bringt Dir gewiß Gutes, er war ein braver Junge.« Damit räumte sie den Rio ab und trug das Frühstückgeschirr hinaus. Ernstend blicte das Fräulein vor sich. — Am selben Nachmittag, bald nach Ti, trat Herr Billerg bei seiner schönen Goufine ein. Er entschuldigt sein so frühes Kommen mit der Wichtigkeit des Anstandes, dem er ihr mitzutheilen habe. Beide fegen sich und das Fräulein versicherte ihren Goufin, daß sie seiner Mittheilung in gespanntester Erwartung entgegensehe. — Nach einer kurzen Pause der Sammlug begann der junge Mann : „Ich bin entbhlosfen ein eigenes Heim zu grüne und mir dazu, alle Fundament dedselben, ein Liebes Web zu nehmen. Als ich Sie, liebe Goufine, gestern nach langer Trennung wieder sah, da fühlte ich, wie die kindliche Neigung des Sinaben zur starken, treuen Mannedliebe in meinem Herzen für Sie emporflammte und ich sagte mir, daß Sie und seine Andere auf meinen ferneren Lebenswegen mich glücklich machen könne.“ Er war aufgestanden und hatte eine ihrer Hände gefaßt. Ein Beben ging durch die hohe Gestalt, als er mit vor tiefinnerster Erregung tat zitternder Stimme bat: „Adele, darf ich dieses oft von mir ge träumte, unendliche Glüd erhoffen — wollen Sie Mein sein für immer ?" Dunkle Gluth färbte das holde Gesicht des Mädchens bei dem Antrage ihres Cousing, denn sie in Wahrheit nicht erwartet hatte. Sanft zog sie ihn wieder neben sich und bat, sich mühsam fassend, er möge bedenken, was seine Familie zu einer solchen Verbindung mit einer „Theaterpringersin“ jagen würde und das ihr einziger Reichthum ja nur ihre Kunst sei. Er ei Herr seiner Handlungen , erwiderte Nilberg leßhaft, — sein guter Vater werde seine Wahl voll» kommen billigen, die Andern fümmern ihn nicht und dann wolle er ja nur sie, als seinen reichsten theuersten Besis, nur sie allein sein geliebtes Eigen nennen, — Fräulein Veter hatte — wenigstens Außerlich — ihre Nähe wiedergefunden und sah nun mit ihren großen, dunklen Augen, wie prüfend, auf ihren eifrig sprechenden Soufin. Als dieser geendet und mit fragendem Blice auf ihre Antwort harrte, legte sie ihre freie Hand — Die von ihm gefaßte, hatte sie ihm gelassen — vertraulich auf seine Achsel und sprach mit sanftem Ernste: „But, alles gut, mein Freund, ich habe ja volles Vertrauen zu Ihrer Männlichkeit und bin fest von Ihrer freien Willenskraft überzeugt und ich habe immer, bis heute, für meinen lieben Jugendgespielen die herzelichste Theilnahme, ja mehr empfunden — eine zarte Nöthe färbte bei diesen Worten ihre Wangen — auch würde mich unsere Bereinigung gewiß freudig und glücklich machen und doc fürchte ich, daß nach Beseitigung aller etwaigen Hindernisse ein schwer zu überswindender noch bleiben dürfte; nur dem Manne — so habe ich schon früher fest bei mir beschloffen — wenn ich je heirathen sollte — würde ich meine Hand reichen, der mich meinem mir theuer gewordenen, schwer erkkämpften Berufe auch ferner treu bleiben läßt." — Eine Pause ernsten Schweigens trat ein. — Nach kurzem, inneren Kampfe erhob Rilberg wieder den etwas gesenkten Kopf und erklärte seiner Cousine mit herzlicher Freimüthigkeit, daß er diesen für ihn etwas schwer erfüllbaren Punkt annehme und ges wissenhaft befolgen werde. Ich werde Sie, geliebte Adele — meinte er mit einem etwas trüben Lächeln — auf diese Weise, in einem gemissen Sinne, nur halb besigen, aber mir ist sein Preis zu öd, um dieseß Glüc zu erlangen. Und so werde ich an jedem ihrer Schönen Erfole mit aufrichtiger Freude theilnehmen und mich glüdich pfeifen einen solchen Suwel mein zu nennen. — Da Sant sie an feine Brust und Thränen der Freude fülleten ihre schönen Augen, als sie in tiefstem Herzenstone zu ihm flüsterte: „Habe Daun, mein August, für Deine Opferwilligkeit, sie ol Dir reichlich vergolten werden.“ — Bifeeligt von ihrer Lieblichkeit Thlang der junge Daun seine Arme um sie und ihre Lippen fanden si zum innigen Beriehungsfuffe. An einem der nächsten Abende fand — besprossenermaßen — bei Freund Mörud wieder eine gelellige Zusammenkunft unserer Bekannten statt. Man wartete so auf Herrn Rilberg und Fräulein Beto. Endlich kamen auch diese. Man bewillkommte ® auf das herzlichste, Keined aus der Gesellschaft , noch von dem Bunde, den diese geschlossen hatten, & war auf eine Ueberraschung abgesehen. Bald nach ihren Kommen folgte Herr Bilbert der Hausfrau, welche ging das Abendessen zu bereiten. :" Frau Morus war,obwohl nur dich alleines, Schauspielerd, doch eine sorgsame Wirthin. Er bat fir, a “ 4 ’ a