Oedenburger Zeitung, 1879. März (Jahrgang 12, nr. 27-39)

1879-03-26 / nr. 37

RETTET RES Lokalet V Die allerhöchsten Auszeichnungen, die aus Anlaß der Pariserhs­agsstellung den Funk­­tionären und Ausstellern verliehen wurden, sind — wie ‚Magyar Hiradó" berichtet — bereits herabgelangt, und erhalten laut a. h. Entsicl­eung vom 11. d. den Eisernen Kronens-Orden II. Kl. der Regierungs:­kom­­missär Friedrich v. Harfanyi; den @isernen Kronen-Orden III. Kl. der f. Kommerzienrathp Sigmund Half, der Direktor der Nefcigaer @isenwerke der Deiter. Staats- Eisenbahn Schwing, Obere Borftrath Beded und­ Maler Muniacey in Paris. Mit dem königl. Rathstitel wur­den ausgezeichnet die Herren: Ludwig Lechner, Wilhelm Zsigmondy, Gustav Keleti, Direktor Kıudper und Bela Tormay. Ferner ist der Srang-Sofef-Orden dem Herrn Sofef Grünberg (Bürstenfabrik­-Firma : Bebrüder Brünberg in Preßsburg) — und hier in Oedenburg : das g­oldene Verdienstfreug mit der Krone dem Herrn Paul Mitter von Plan»­dorffer; endlich die Allerhöchste belobende Unerken­­nung den Heren M. Rupprecht (Photograph) und Herrn Friedrich Seltenhofer (Feuerleihedrequie fiten-Fabrikant) verliehen worden. *"Der finanzausschuß des ungarischen Abgeordnetenhauses verhandelte und acceptirte in seiner legten Sigung den Gelegentwurf bezüglich der Verläns­terung der Indemnität. Der Ausschuß sprach übrigens den Wunsch aus, daß die Annahme des Gelegentwurfes fs als überflüssig erweisen möge, da er wahrsceinlich ist, daß das Budgetgeseg­ne in diesem Monate sanf­­tionirt wird. * Militärisches Sonst gut informirte Blätter melden wichtige Personal-Beränderungen in den höchssten Posten der 1­ f. Armee und zwar stehen die­selben sowohl durch Beförderungen wie durch Wechsel der Wirkungskreise bevor, die zum Theil schon in näc­hster Zeit, zum Theil aber auch bei Gelegenheit des kaiserlichen Hochzeits-Jubiläums publizirt werden sollen. Der Artillerie - Direktor in Prag, Generalmajor Bergler wird in der gleichen Eigenschaft nach Wien verlegt. Der bisherige Artillerie-Direktor in Wien, General Major Müller, wird zum Feldmarschall- Lieutenant ernannt und acht als Festungskommandant nach Komorn. Endlich wird General Major Guran auf seine Bitte vom Direktorat des militäre geographis­­chen Institutes enthoben und zum Divisionär ernannt werden. Am Freitag i­ in Baden der f. £. Herr Feld­ marschall-lieutenant des Ruhestandes, Karl v. Bernd, M­itter der Eisernen Krone dritter SKlaffe mit der Kriegsdekoration, Besiger des Militär-Verdienstkreuzes mit der Kriegedekoration, ded Mitterkreuzed der franzöö fsschen Ehrenlegion und der Nassauischen Verdienste Drdend, Komthur ac. 2c., gestorben. *Der Dedenburger „Merfur:“ lub," ed ist Died eine Gesellschaft hiesiger junger, gebildeter Männer, welche fs zum Zwecke gemüthlicher und geist» anregender Unterhaltung zu einem „lub“ vereinigt hat. Derselbe will zum edlen Humanitätswerfe, an dem iegt zu Gunsten des unglückkicgen Szegedin das mensch­­lich fühlende Europa arbeitet, au­f ein Scärflein bei­­tragen und veranstaltet am 30 März (d. i. am­ nächh­sten Sonntag) unter Mitwirkung des Ernst Mar­bach im Börsensaale des Gafino- Gebäudes einen „mus fitalisch » Deflamatorischen Bergwür­zungs-A­bend“ verbunden mit einer „JursLot­­terie.“ Der Anfang ist auf 8 Uhr Abends festgelegt. Eintrittekarten für Familien & 2 Personen 1 fl. — für 3 Personen & 1 fl. 50 und einzelne Karten 60 fl. Hierzu wird bemerkt, daß Ueberzahlun­­gen, sowie gütige Spenden zur Tombola mit größtem Danke entgegengenom­men werden und beliebe man lep­­tere bei Herrn U. Holendonner im Geschäfte des Heren &.Pachhofer, Grabenrunde Nr. 107, ab­­zugeben. Eintritterarten sowie Zoje zur JureLotterie & 10 ff. können vom 24. d. M. an ebendort und an der Abend-Gafla gelöst werden. Programm beim Ein­­tritt. * Rebrermwahl. Bei der am vorigen Sonntage im evangelischen Gonvente vorgenommenen Lehrer­wahl wurden von 118 am amwesenden Sonventemitglie­­dern 116 Stimmen abgegeben, wovon auf YHeren Thiering (dermalen Lehrer in Oien) 96 und auf Herrn Brudner 20 entfielen, e8 erscheint Jonacy der Erstere als gewählt. *Goncert Adele Glozer. Das Programm de am 5. April, Abends 7 Uber im großen Gasinos Saale stattfindenden Wohlthätigkeit­ Goncertes lautet wie folgt: 1. Hymne & Sainte Cecile Trio für Bios­line, Harmonium u. Piano von Ch. ®onrod, Herr Ludwig Munczy, Herr Josef Wallner, Herr Lamborg. 2. Negitativ und Polata aus „Linda von Ghamounir" von Donizetti Frl. Adele Cloger. 3. Lieder gesun­­gen von Herrn Nihard Schmidtler. 4. Sonata appos­­sionata Nr. 2 u. 3 von 2. Beethoven Frl. Irma Blozer. — 5. Lieder (ein deutliches, ein ungarisches.) Frl. Adele Glozer. 6. Improvisation über das Ehmanen­­lied aus der Oper Coblengrin für Harmonium von Richard Wagner. Herr Josef Wallner. 7. Große Arie der Königin der Nacht aus der Oper „Zauberflöte“ von Mozart. Frl. Adele Glozer. 8. BViolin-Goncert von B. Mendelsohn. Herr Ludwig Munzy. 9. Arie aus der Oper „Barbiere de Seviglia von Noffini. Frl. Adele Gloger. “ «Vom wiedererstandenen Silber. Das war seit dem Jahre 1849, also fast dreißig Jahre lang ein Sommer in Defterreihelingarn, daß man nur gegen hohes Agio Silbergeld bekommen konnte. Baule Wige wurden über unser „papierne6“ Zeitalter ges­tiffen und ein Silberzwangiger wurde förmlich als Kuriosität angestaunt, er galt als eine Reliquie aus entschwundener guter Zeit. Heute in Silber genug am Markt, ganze und Biertel-&uldenstücke überschwenden für mich die Kaffen und selbst die alten „Silber zwanziger” tauchen ein masse auf. Nun ergiebt sich (wenigstens bei uns hier in Oedenburg) die sonderbare YUnomalie, daß insbesondere der Landmann das Silber nur höcht ungern, oder gar nicht annimmt. Ia c8 kam vor, dab Zabak trafifen und selbst große biesige Geschäftshäuser den alten Silberzwanziger, der doch volle 34 fr. Silberwerth befigt, nur mit 33 fr. an­­nehmen wollen. Der Grund dieser Gridmeinung ist um so unauffindbarer, als doch der reelle Werth des Silbers, jedenfalls dem mehr oder minder bloh imaginären des Papiergeldes vorzuziehen sein sollte. Allerdings ist der Verkehr mit Banknoten leichter zu bewertstelligen, ala mit dem schweren Metall, immere bin aber muk­s 8 billig Wunder nehmen, daß selbst solche Personen, melche in der glücklichen Lage sind, Kapitalien im Baaren todt liegen zu lassen, lieber Papier, als Silbergeld bei sich deponiren. XVer weiß, wis rasch die gegenwärtige Silberfluth wieder versiegt und das gemiünzte Geld neuerdings abermald mit to wird bezahlt werden müssen. Einen recht drolligen und zeitgemäßen Stutzer über die gegenwärtige Silber­­geld-Ueberschwemmung bringt e­in Wiener Wigblatt : Unter dem Minister Klaus Da ging das Silber aus; Unter dem Baumgarten, Konnten wir warten ; Unter dem Bruch, Kam’s nicht zurüc; Au unter dem Plener, Say­ed Kerner; Unter dem Larild Stieg #8 wie narrish; Unter dem Bede, War es gar um die Ede; Und unter dem Brettel, wars aus mit dem Neitel; Der Holzgethan, War auch nicht der rechte Mann; GEndlich unter dem de Pretis Kommt’s Silber — wo’ zu­­ pät idh. * Ein Todesfall, der insoferne auch einige totale Theilnahme für sich in Anspruch nimmt, weil der Dahinger&hiedine zu der hiesigen gleichnamigen Fas­milie in verwandtcaftlichen Beziehungen steht, ist das Ableben des fürzlich in Ujvar nach Ffurzem Leiden, in seinem 72. Lebensjahre verschiedenen Herrn Grafen Johann Esäky. Innigst betrauert vom feinen zahl­­reichen Verwandten ist durch den Tod db alten Herrn an der Armuth ein großmüthiger Wohlthäter entrissen worden. Die irdischen Meberreste des D­erblis­chenen sind am vorigen Sonntag in die gräfliche Fa­­miliengruft zu Szendrd zur ewigen Ruhe bestattet worden. * Der Deputirte des Eisenstadter Wahle­bezirkes. Seine Hochwürden Herr Pfarrer Anton Hi­rtth ist aus der „vereinigten Opposition“ welcher er bisher angehört hat, zur Negierung de Parthei übergetreten, da er hofft durch dieselbe eher seinen pol­iitichen Grundlagen Geltung zu verstpaffen. *"Dofte Lehrkurs. Herr Fofef Taläcky hat jüngster Tage dem Herrn Landes-Ober-Postdirektor Servay einen Borschlag wegen Eröffnung des Postskehr­­furjes an der Budapester Handels-Akademie unterbreitet. Der Plan bestimmt den jährlichen Kurs auf drei Mo­­­ate. &5 sollen alle Zuhörer Diejenigen aufgenommen werden, die 8 Gymnasien oder die Handels-Akademie absolvirren und auf Postoffizial-Stellen aspiriren wollen ; ferner Diejenigen, die den Postmeister- und Expeditoren­­dienst zu versehen beabsichtigen. Damen können sich an dem Lehrkurse gleichfalls betheiligen. Die Postoffiziale und Postmeister-Prüfungen werden dür das Handeld­­ministerium festgefegt. * Der neue Telegraphen-Tarif. Eben wird eine Verordnung des f. f. Handeld-Ministeriums veröffentlicht, welche für den inländischen Zelegraphens Berkehr der österreichisch » ungarischen Monarchie maße« gebend ist und die wir, wie folgt, im Audzuge mite­rtheilen : Für gewöhnliche Zelegramme wird ohne Rücsict auf die Entfernung, an Beförderungsgebühr eine Grunde­tare von 24 fr. und eine Worttare von 2 fr. für jedes Wort eingehoben. Sonady stellt si eine Des­peiche von 20 Worten, die bis jeit um 50 fr. befördert worden ist, hinfünftig auf 64 fr. o­altelegramme, d. h. Depeichen die innerhalb eines stadtlichen Weichbild­­s erpedirt zu werden haben, foften die Hälfte der vor­­angeführten Zare. Für Telegramme, welche bei Ei­sen­bahn­ Telegraphenstationen zur Aufgabe gebracht wer­­den, wird bei jedem Zarwort ein Gebührenzuschlag von 1 Er., also 3 fr. pr Wort eingehoben. Diese neuen Be­­stmmungen treten mit 1. April in­s Leben. Auf Verlangen der Aufgeber von Depeichen wird auch ein Aufgaber-Receptß erfolgt, wofür 5 ff. zu entrichten sind. Die Annahme und Beförderung von zehnwertigen Tele­­graphen » Avif­od mit ermäßigter Tare wird mit Ende März d. I. eingestellt. * Mittheilungen für das correspone­­irende Publikum. Bon den f. ung. Post-Direk­­tionen wird bekannt gemacht, daß «8 gelungen ist, das Szegediner Postamt so weit in Sicherheit zu bringen, dab dasselbe die Manipulation von Geldbriefen wieder aufnehmen konnte. &8 werden daher vom obbezeichneten Tage an nach Szegedin lautende Geldbriefe bei den Postämtern angenommen ; die Post-Vermittlung von­ Dadeten kann indessen so nicht effeftuirt werden. Wohlthätige Geldspende­n für die Berunglüchten wenn sie derart auf der Adresse deflarirt sind, dab ihre Bestimmung unzweifelhaft ist, werden portofrei befördert. *Minderpost. Die in Galizien mit ungeheu«­ter Dehemenz ausgebrochene Viehseuche konnte dur die energischen Maßregeln der ungarischen Regierung von unseren Grenzen ferngehalten werden, daher das Territorium Ungarns derzeit seuchenfrei ist. Nicht so glücklic­h waren die Österreichischen Behörden, denn es ist fonstatirt, daß die Viehseuche nach Wien und Prag verschleppt worden ist. Zugesneuigkeiten. + Duell. Aus Preßburg, 20.d. wird ges­meldet : Gestern fand in der Mühlau ein­ Säbelduell zwischen einem O­ffizier der gemeinsamen Armee und einem Einjährig-Freiwilligen statt. Der Offizier erlitt eine Vermundung am Arme, sein Gegner eine solche an der Schulter. + Nonenk­löster Im­ Földeäl (Trmeier Gomitat) wird heuer mit dem Baue eines Klosters und einer Mädchenschule begonnen, welche zwei Lehrzi­mmer und einen Saal für Handarbeiten umfassen wird. Diözesan­­bischof ler. von Bonnaz hat den Bauplan gutgeheißen und der Gemeinde das Anerbieten gestellt, die zum Bau nöthigen 90 bis 100.000 Stück Ziegeln der Gemeinde unentgeltlich beizustellen. Außerdem hat der Pfarrer der Gemeinde, Paul Drivanyi 2000 fl., Stundbefigerfamilie Novay aber 1000 fl. für den Bauzweck gespendet. Ebenso, sol dem Bernehmen nach, der Bau des Nonnenklosters in Groß-Becöferer im Frühjahre in Angriff genommen werden. Urlaub des Kriegsministers und militärische Berduderungen. Die „N. Br. Pr.“ schreibt aus Wien, 21. März: Der Neisfriegsminister Graf Byland­t-Rheidt hat heute einen jed­em wöchentlichen Urlaub angetreten und fie bebufs Wiederherstellung seiner erschütterten Besundheit nach Meran begeben. Die Leitung der Ge«­schäfte des Reichsk­riegsministeriums hat der Sektionsc­he EM. Freiherr von Blajits übernommen. Was diesmal die Stellvertretung des Grafen Bylandt durch den Sektionschef Baron Blafits besonders marfirt, is der Umstand, daß der Reichskriegsminister sich die Entscheidung in wichtigen Fragen nicht, wie in vergans­genen Jahren, vorbehalten, sondern, dab Baron Vlasits die Leitung des Reichsfriegsministeriums vor und ganz übernommen hat. Doch diese Verfügung das Gerücht von dem bevorstehenden Nachtritte des Grafen Bylandt und von dessen Grregung nur einen anderen höheren General — man nennt unter Anderen FZIM, Philippo­­vich und General der Kavallerie Edel­ hbeim-Gyu­­lai hervorgerufen hat, it erklärlich, wenn man sich erinnert, daß der Vorgänger Bylandt’s, Baron Koller, in ähnlicher Weise beurlaubt wurde und daß der Urlaub ihh fchließlich in den vollständigen Nachtritt verwandelte. In militärischen Kreisen hält man jedoch diese Eventu­­alität nicht für so nahe bevorstehend, indem man aus­nimmt, daßs Graf Bylandt nur dann Demissioniren würde, wenn seine Gesundheit durch die sehöwöchent­­liche Meraner Kur nicht hergestellt werden sollte. Au wir glauben, daß vorläufig an einen Rückk« tritt des Grafen Bylandt umso weniger gedacht wird, als er Schwer halten dürfte, so rasch eine Persönlichkeit zu finden, welche bereit wäre, für die Werke des Grafen Andrasfy mit derselben Entsagung und Selbstverleug­­nung einzutreten, mit welcher died Graf Bylandt wäh­­rend der beiden legten Delegationssessionen gethan hat. Wie man und ferner mittheilt, stehen außerdem noch einige andere Veränderungen in der höheren Generali­­tät bevor. Außer dem FZM. Baron Marci­k­ sol auch der Artillerie-Inspektor Craberzog Wilhelm zum Marschal ernann­t werden. Man spricht auch abermals von der Abberufung des Generalstabschefs EUE, Baron Schönfeld und mennt den jenigen Souschef GEM. von Cornaro bereits als dessen Nachfolger. Ein Lemberger Telegramm will von der bevorstehenden Pensionirung der FZM. v. Mollir­näary des Militärkommandanten von Galizien, und eine Prager Nachricht von der Uebernahme des Benet talkommandos zu Wien durch FZZM. Baron Philippe­­vics willen. Endlich wird auch von Veränderungen in den oberen Stellen de Neichs-Kriegsminis­teriums gesprochen. Korrespondenz. Mattersdorf, den 22. März 1879. Das Zusammenleben der Menschen bedingt ans­regende Bereinigung, weil Kieselbe einen bedeutenden Einfluß auf die geistige und moralische Entwicklung be­­wirkt. Gefördert wird Bildung, Humanität und Ge­­mütbeentfaltung, der harmonisches Zusammentragen verschiedener Eigenschaften und Talente, *) welche be­kanntermaßen so ungleich **) unter den Menschen vere theilt sind. Vornehmlich nimmt die Kunst das Prärogativ in Anspruch, einen Sammelpunkt der aufstrebenden und so verbreitenden Zivilisation zu bilden, sie ist der innerste Kern, um welchen si alles cblere und er­­habenere Streben gruppirt und fristalifirt, — Wer

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