Oedenburger Zeitung, 1880. März (Jahrgang 13, nr. 27-39)
1880-03-26 / nr. 37
,. F . $ B & c Ä URL GETER N Isny ER hi A , Frage gestellten Vertrag selbst betrifo hat derselbe seine Giftigkeit bereits durch den Prager Frieden vom Jahre 1866 verloren. Zum Beweise, daß dies nicht bloß die Auffassung der ungarischen Regierung ist, erwähne ich, daß der österreichische Justizminister im Einvernehmen mit dem gemeinsamen Minister des Reutern mit Erlaß vom 7. Dezember 1870, Zahl 14158, ausgesprochen hat, daß dieser Vertrag duch den Prager Frieden vom Jahre 1866 aufgehört habe, respettive außer Geltung getet wurde. Derselbe kann daher auch für uns nit als in Nechtskraft bestehend erscheinen, selbst dann nicht, wenn dies nicht in der andern Reihshälfte der Fall wäre. Doch wie ich erwähnte, beritz derselbe seit dem Prager Frieden vom Jahre 1866 in seiner Hälfte der Monarchie bildende Kraft. Für Mehrpflichtige hat das hohe Jünigl. ung. Landesvertheidigungs-Ministerium Direktiven in Bezug auf die diesjährigen Waffenübungen erlassen, wovon wir im Nachstehenden das Wichtigste mittheilen: 1. Zu den Waffenübungen sind einzuberufen : a) von den Einjährig-Freiwilligen aus den Neurutirungsjahren 1875, 1873 und 1871 Diejenigen, welche im Sinne des $. 21 des Wehrgefäßes Nieferve- Offiziere geworden ; b) aus den übrigen Nekrutirungs-Jahren diejenigen Neferve-Offiziere, welche in Folge längerer Hinausschiebung der faktischen Dienstzeit unter einer Neferves Dienstverpflichtung von weniger als sieben Jahren stehen und auch in dem Falle der Einrechnung ihrer gelegentlich der 1878er theilweisen Meobilisirung erfolgten Einberufung zum aktiven Dienst statt Waffenübung uod zu mehr Waffenübungen verpflichtet sind, als nach ihrem Nefrutrungsjahr auf sie entfallen würden ; ferner werden einberufen die Honved-Offiziere im Beurlaubungsstand ; e) die Reservisten aus den Rekrutirungs-Jahren 1875, 1873 und 1871 und die Honveds aus den (Matrikel)-Jahrgängen 1879, 1878, 1877, 1875 und 1873, sowie alle Diejenigen, welche zu den vorjährigen Waffenübungen einberufen waren, aber wegen irgendeines Grundes von dieser Uebung dispensirt wurden; d) die aus den übrigen Rekrutirungsjahren herrührenden und in den Stand der Vierervemannschaft transferirten Einjährig-Freiwilligen — unter den im obigen Punkte b) bezeichneten Bedingungen . e) Diejenigen, welche im Sinne des $.27 des Wehrgefeges und des Punktes 4 im $. 164 der Ittruktion zur Durchführung des Wehrgefegegs und überhaupt alle auf längere Zeit beurlaubten Individuen, welche nur eine allwöchentliche militärische Ausbildung geworfen haben. 2. Bonden diesjährigen Waffenübungen sind befreit: dem $. 36 des Wehrgefeges gemäß jene eine Wienatsgage beziehenden Individuen und Mannschaft des gemeinsamen Heeres aus den oben angeführten Nefruthungs-Jahren welche bei der 1878er theilweisen Miosbilisirung aus dem Neferveverhältniß in den aktiven Stand einbezogen wurden, ferner von solchen Synchoiduen diejenigen, welche in Folge der erwähnten Mohißer den Zeitpunkt ihrer vorschriftsfirehigen Verzah fegung in die Neferve, im aktiven Dienste zurücbehalten werden mußten. Die Befreiung unter diesem Titel erstrebt fi auf jene Monatsgage beziehenden Individuen und auf die Mannschaft, auf welche die im Punkte 1. unter lit. b) und d) enthaltenen Bestimmungen eine gleichartige Anwendung finden. 3. Jene Wehrpflichtigen, welche bei öffentlichen oder mit Oeffentlichkeitsrecht bekleideten Unterrichts-Anstalten als öffentliche Professoren und Professurs-Supplenten angestellt sind, und die Schüler dieser Anstalten werden nach der bis jeit in Geltung stehenden Norm, das ist während der Schulferien zu dendiesjährigen Waffenübungen einberufen werden. 4. Die Dauer der Waffenübungen der Reserve- Offiziere ist auf die geieglich gestattete Zeit von vier Wochen festgestellt worden, dagegen ist die Dauer der diesjährigen Waffenübungen der Reserve-Mannsfaft zufolge a. 5. Genehmigung Sr. f. und apostolisch Er. Majestät überall auf dreizehn Lage beschränkt worden. Die Dauer der Waffenübungen der Honved-Offiziere und der Honved-Mannschaft im Beurlaubungszustand erstreckt sich auf fünf Wochen. 5. Die Eintheilung der Neserves Offiziere in die Waffen gebungen wird, mit besonderer Nacsicht auf ihren Wohn- und Aufenthaltsort, ihre Standes-Kompetenz und ihre Sprachkenntniß, bewerkstelligt und auch darauf Nadsicht genommen werden, daß von diesen Offizieren nicht zu viele einem und demselben Truppenkörper zugewiesen werden, und werden b dieselben demsgemäß entsprechend eingetheilt. nass sie diese dennoch mit voller Kraft, denn sie sah ein, daß die Klugheit ihr gebot Friedburg’s Nath zu ber folgen, und alle Pretiosen, welche Gescheine von ihm waren, sonder Säumen über Seite zu bringen, und ohne in den Ballsaal zurückzukehren, fuhr sie daher sogleich nach Hause Hier brachte sie die Nacht, die sie der Freude, dem Vergnügen zu widmen gedacht hatte, mit Einladen ihrer Effekten zu, und schon mit dem frühesten Morgen ließ sie diese an einen sichern Ort schaffen, von wo sie dieselben dann bei der ersten günstigen Gelegenheit in der nahen Residenz zu veräußern ges dachte. Ihre Mutter war außer fi üher den Berlust ihres ganzen Vermögens, und ergaß sich in Schmähungen gegen den Schändlichen, der es ihr unter den Torspiegelungen hohen Zinses abgeschwindelt hatte . Emilien aber kam ihr Leichtsinn zu Hilfe, und indem sie die 500 Thaler verschloß, die Friedburg dem Briefe beigefügt hatte, sagte sie fast jeherzend : „Damit reichen wir schon ein Weilchen aus, und wenn wir alle die Laden gut verkaufen, ist die Spekulation da so schlecht nit ausgefallen, und durch meine nächsten Anbeter hoffe ich, Dir liebe Mama, Deine eingebüßten paar tausende Vater bald erregen zu lassen. — Eine Reise aber dürfte gut sein, um dem ersten Ärgerlichen Gerede zu entgehen, und dazu bietet die letzte Zeit des Karnevals in der Residenz die beste Gelegenheit.‘ Die Mutter war dies sogleich zufrieden, und leichten Herzend den Ort ihrer zerstörten Herrlichkeit hinter sich lassend, fuhren Beide am nächsten Tage zum Thore hinaus, der Nesidenz zu ; in eben der Zeit aber bezog Bertha mit ihrem Vater die freundliche und geräumige Wohnung, die ihr B Verlobter für sie gemiethet hatte, und in der sie bald als feine Gattin mit ihm leben sollte. So sah ein und b derselbe Tag das Schicksal beider Schmettern auf wohlverdiente Weise umgestaltet. Bir Da ua Lim DaRE anal bu hinter A , » « « Bon Tage. Ollerhöchste Spenden. Se Majestät der Kaiser und König hat dem nach Hrabin in Mähren eingepfarrten Gemeinden zur Anschaffung einer neuen Orgel eine Unterstügung von 100 Gulden und der Agendorfer Fath. Gemeinde zum Schulbau 50 Fl. gespendet. Ferne nenne Bringen Der "Ind. Belge", zufolge, hat Kaiser-König Franz Joseph die ältere Schwester der Prinzessin Stephanie, die Gemahlin des in unserer Mitte lebenden Prinzen Philipp von Sachsen-Coburg, Prinzessin Louise (geb. 18. Februar 1858) zum Range einer österreichischen Erzherzogin erhoben und ihr den Titel: „Kaiserliche Hoheit“ verliehen. Wie man uns mitteilt, ist diese Rangerhöhung im Hinbli auf die bevorstehenden Bermalungs-Festlichkeiten in Wien erfolgt, bei welcher man die Brinzessin Coburg ihrer jungen Schwester nit zu weit im Gange zurückstehen lassen will. O Doktorgrad für Tiedhaifer. Dem österreichischen Abgeordneten Haufe wurde eine Petition unterbreitet, in welcher die Negierung angegangen wird, die technischen Hochschulen zu ermächtigen, jenen Hörern, welche die strengen Prüfungen einer Fachschule mit Erfolg bestanden haben, den akademischen Grad eines Doktors und die damit verbundenen bürgerlichen Rechte zu verleihen. O Soldagio vom 20. April wird festgesegt, das in denjenigen Fällen, in welchen bei Zahlung von Zöllen und Nebengebühren, dann bei Sicerstellung von Zöllen statt des Goldes Silbermünzen zur Verwendung kommen, ein Aufgeld von achtzehn Perzent in Silber zu entrichten ist. Lokales. * Die feierliche Ueberreihung der Alerhöäften Auszeichnung an Herrn Ludwig Bergmann Mittwoch, bald nach 1:12 Uhr Vormittags begann in unserem Rathhaussaale die solerne Feier der Ueberreihung des von Sr. Majestät dem Könige unserem hochverehrten Mitbürger Heren Ludwig Bergmann verliehenen goldenen Verdienstkreuiges mit der Krone Ge. Durchlaucht unser Herr Obergespan. Fürst Paul Esterházy eröffnete mit einer ungarischen Ansprache die Festivität. Hierauf verlas Herr 1. Vizenotär v. Szigethy den hohen, auf die Dekorirung Bezug habenden Erlaß, vornach in deutscher Wede Se. Durchlandt Höchst dessen Freude Ausdruch verlieh, daß unser allergnädigster König die wahren Verdienste und die bürgerlichen Tugenden des Heren Bergmann einer Allerhöchsten Anerkennung würdigte. Der Fürst flog mit dem Wunsche, daß der Allmächtige dem ausgezeichneten Wirken des Dekorirten um die Spätereffen der hiesigen Bürgerschaft, speziell der Armenpflege, seinen Segen spende und den Mann zur Freude seiner Mitbürger und zum Trofste der Hilfsbedürftigen noch lange, wer lange erhalte. Die zahlreichst Arumwesenden, worunter sich fast alle Spitzen des hochwürdigen, hiesigen Klerus der Beamtenwelt und Bürgerschaft, sowie Damen befanden, brachen in begeisterte Elsen’s aus. Im gleichen Sinne sprach sonah der Herr Bürgermeister Glozer, im Namen der fünfgl. Freistadt Dedenburg, indem er an der Huld und dem Schuge des Himmels, Heren Ludwig Bergmann empfahl, auf daß dieser nach wie vor zur Zierde der Dedenburger Bürgerschaft, zur Freude seiner Familie und seiner «Frommsotvcean"z»rnste"de Drittens seiner ersprießlichen Thätigkeit erhalten bleibt.Endlich richtete noch der Herr Ignaz Ritter v.Flandorffer empfindungswarme Worte,Namens der Armen-Kommission, als der etc Präses,a11 de 11 Gefeierten und schloß mit einem Elfen auf den König,der das wahre Verdienst stets anerkennt,würdigt und belohnt.Auch dieser ,,Hoch«J Sprutch sa11d natürlich lebhaftesten Wiederhall- Nund rückte mit vor Rührung und tiefst innerster Bewegung zitternder Stimme Herr Ludwig Bergmann,seinen Dank und seine Freude Allerhöchst Seiner Majestät dem Könige,Seiner Durchlaucht dem Fürsten Obergespan und der Versammle auö und versprach,sich die erfahrene hohe Auszeichnung als Sporn zukünftigem,gemeinnützigen Wirken(soweit seine Kräfte reicher)dienen lassen zu wollen.—Rührend war die Beglückwünschung des Gefeierten,durch die zahlreichst erschienenen männlichen Pflegebefohlenen des Armen-Versorgungshauses.Wir schließen die Schilderung des erhebenden Aktes mit dem auch von uns aufrichtig gebheitten Wunsche des hochehrwürdigen Herrn evang.Pfarrers von Kolbenheyer,der wie folgt lautete: „Dir, wahrer Mann, dem unter schlichten Rode „Ein Herz voll warmer Meenschenliebe schlägt, ‚Der von der Jugend Bid zur grauen Locke „Die nimmermüde Hand zum Wohlthun regt, „Reicht des Monarchen Huld zum schönen Lohne ‚Das goldene Verdienstkreuz mit der Krone: „So freue Dich und sag es Dir gefallen, „Daß unsere Rufe, Bergmann hoch! ersallen.“ * Das Baterland ruft Wer im tiefen Tagen in der Nähe unseres „grauen Hauses“ auf den Rathhausplag kommt, wird dasei oft ein Frühlingsbild ganz eigener Art fi entfalten sehen : Junge, kräftige Burschen mit bunten Bänderrand und Blumenschmuck auf den Magen ; die Gesichter aber der lebensfrischen Leutchen sind mitnichten durchwegs so lenzesfroh als man nach den bejagten Krühlings-Emblemen auf ihren Kopfbedekungen schließen sollte dürfen, denn es geht keineswegs zum Lanz, wie es den Anstein hat, sondern es gilt die ernsteste Steuer des Bürgers, die Blutsteuer, zu entrichten. Wenn also den jungen Leuten ein Lanz in Aussicht steht, so ist’s der Waffentanz und dieser hat fein Mißliches, demn die Instrumente womit hiezu aufgespielt wird, bringen ach! gar manches hoffnungsvolle Leben zum Falle Doch Hoffen wir, daß es für die nächsten drei Jahre der Wehrpflicht nicht zu so blutigen Engagements kommen werde. Es ist zwar die Zeit wo sogar die Halme „schiegen“, die Bäume „ausschlagen“ und Wald und Feld rebellisch werden, weil sich Alles rüstet, den bösen Feind, Winter, in die Flucht zu schlagen; aber dieser Kampf der Natur gegen ihren Unterbrücer, den Frost, ist für die Menschen nicht gefährlich. Gegentheile die Ostern bedeuten ja Griechen auf Erden und hoffentlich wird derselbe alle nicht gestört werden. Vorläufig freilich, findet hier die Affentirung statt, denn das stehende Heer muß ergänzt werden und — so sagt ein römisches Wahlwort —: „willst Du den Frieden, so bereite Dich für den Krieg vor”. Darum unverzagter wird die Waffenpflicht so große Opfer eben nicht erhelrchen. Eine erfreuliche Wahrnehmung Hat fi und bei der diesmaligen Belvutirung’aufgedrängt, nämlich, daß nicht, wie sonst stets in früheren, Jahren, die zur Fahne abgestellten jungen Leute, mit wüsten Geschrei die Straffen unserer Stadt erfüllen. Dieser foribantische Lärm,ieser ohrzerreissende Jubel, diese offen zur Schau getragene Bolltrunkenheit der Nekroten, zur Affentzeit früherer Jahre, war nur bloß Lästig, er erfüllte auch mit Weichmuth die Herzen der Menschenfreunde, man wuste ja sehr gut, daß das Alles bloger — Galgenhumor war ; denn die zum Militär Abgestellten suhten nur ihren Schmerz zu betäuben, ihnen war es ganz anders um’s Herz, bei dem Gedanken, von den irigen scheiden und das rauhe Kriegshandwerk, fern von der theuren "ener unter gar strenger Zucht, erlernen zu müssen. so wissen es unserer löblichen Polizeibehörde sehr zu Dank, daß sie diesmal die turbulenten Szenen, das Befohle und Geschrei der Rekruten hintanzuhalten verstand und es dahin brachte, daß Nähe und Ordnung in den Straffen der Stadt diesmal dur die Affentirung nicht alterirt worden sind. Montag und Dienstag wurde offentirt und bes lief sich das zu stellende Kontingent für die aktive Armee auf 51, für die Erfagreserve auf 5 Mann. Nach der Loosreihe wurden 32 Mann als tauglich zum aktiven Heere und 9 in die Erfagreserve, 3 zu den Honveds abgestellt. Ausständig sind so in der I. Klasse 24 , in der 1I. 13 und in der II. 23 Stellungspflinge, welche bis Ende Juli d. Y zur Nachstellung werden einberufen werden. *" Bum Kavallerie-Laternenbau in Oedenburg. Das Komite hat am letten Dienstag das Terrain besichtigt, auf welchem die projektirte Kaserne für 3 Eskadronen Kavallerie erbaut werden soll. Hinsichtlich der Grundeinlösung dürfte wohl noch ein späterer Reitpunkt abzuwarten sein. Oedenburger Theater. Die legte deutsche Vorstellung in der Saison 1879/1880 zum CVortheile des Chorpersonales. Die diesmaligelegte deutsche Theatervorstellung war noch bedeutungsvoller als die der früheren Jahre, j « ER ee ee