Oedenburger Zeitung, 1880. März (Jahrgang 13, nr. 27-39)

1880-03-26 / nr. 37

Oeden. Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. From­merations-Preise: Für &oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., V­ierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten ge­er mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertions­­gebühren sind um die redaction portofrei einzusenden. XII. Tabrgang. en re (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) unter Zeihung, Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gasse.“ Redaktion: | Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 2A. |Neugasse Nr. 18, im. Stock. Einzelne Nummern fosten MED Kreuzer. Inferate vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, Wall­­fishgasse 10, Wien, Budapest, U. Oppelns, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Schalek, I. Singerstrasse 8, Wien. 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Man wird si erinnern, daß die ablehnende Hal­­tung Frankreichs in Bezug auf die, der Republik rus­sischer Seit zugemutheten Auslieferung Hartmann’s (welcher Nihilist sich nach Verübung schwerer politischer Beziehungen gegen den Ezar, auf französischen Boden geflüchtet hatte) in den Blättern weitläufige Erörte­­rungen nah­ei zog und auch der „Oedenburger Zei­tung“ Stoff zu einem längeren Artikel gab. Diese Angelegenheit veranlaßte Herrn Weiche­­tags-Deputirten Grafen Apponyi den Herrn M­inister­­präsidenten zu interpelliren was in einem ähnlichen Falle die ungarische Regierung thun würde. Herr dr. Tipa entgegnete, dag was die Aus­­weisung im Allgemeinen betrifft, das Nei des Auf­­enthalte im Reiche der heiligen Stefanskrone natürlich bloß den eigenen Staatsbürgern gebührt. Die Nichtstaatsbürger geniegen zwar alle Vor­­theile des Nei­er und Aufenthaltsrechtes ; ihre Auswei­­tung oder Nichtausweitung hängt jedoch zum Theile auch von den Interessen des Staates ab. Eine Aus­­nahme bildet nur der Fall, wenn von der Ausweitung eines solchen Ausländers die Rede ist, dessen Ausliefe­­rung von Seite eines anderen Staates verlangt, jedoch nicht bewilligt­ wurde. In diesem Falle wird der­­ Be­­treffende unter seinen Umständen ausgewiesen. Was die Frage betrifft, von welchen Prinzipien die Regierung sich eventuell leiten lassen werde, so haben wir­­ diesbezüglich zwei internationale Verträge: Der eine ist der mit Montenegro. Laut $. 3 dieses Ver­­trages wird ein Mitentat auf den Fürsten oder auf Mitglieder des fürstlichen Hauses nicht als politisches Verbrechen betrachtet, wenn es den Thatbestand des Mordes oder Meuchelmordes feststellt. Der zweite ist der mit Ausland abgeschlossene Auslieferungsvertrag. Laut $. 4 desselben wird ein Attentat auf einen aus­­ländischen Herrscher oder auch auf ein Mitglied eines ausländischen Herrscherhauses nicht als politisches Ver­­brechen betrachtet, wenn es den Thatbestand des Mos­des, Meuchelsmordes oder der Vergiftung feststellt. In diesen beiden Verträgen ist das Prinzip zum Teil niedergelegt, wo die politische Natur eines Verbrechens aufhört. Medrigens würde die Regierung, unabhängig von diesen Verträgen gegenüber anderen Regierungen, mit welchen seine derartigen Verträge bestehen, sie doch für maßgebend erachten, daß solche Verbrechen, welche, in den Verträgen über die Auslieferung anderer gemeiner Verbrecher als gemeines Verbrechen angeführt sind, nicht als politische Verbrechen betrachtet werden können, und Diejenigen, welche ss derselben schuldig machen, nur in die Kategorie von politischen V­erbrecern ges reiht werden müssen. Was dann das Verfahren betrifft, so wird die Auslieferung immer von der Staatsanwaltschaft bei dem kompetenten Gerichtshofe angefucht, und in erster Linie entscheidet der kompetente Gerichtshof. Die endg­giltige Entscheidung muß jedoch dem A­ustizministerium vorbehalten werden, denn in solche Fragen sind naturs­gemäß zum Theile die internationalen Verträge, zum Theile andere politische Nachichten maßgebend, über welche zu entscheiden nur das Justizministerium, even­­tuell die Negierung berufen ist. Uebrigens ist dies das gleiche Verfahren wie es in allen anderen Staaten befolgt wird. Der Herr Abgeordnete — so­­cloß der Herr Ministerpräsident seine diesbezüglichen Ausführungen — hat noch die Frage an mich gerichtet, ob die Pres­sierung die Verfügung der seinerzeitigen österreichischen Zentralregierung vom Jahre 1855 als aufrechtstehend erachte, laut welcher die Giftigkeit des auf die wechsel­­seitige Auslieferung politischer Verbrecher bezüglichen deutschen Bundesbeschlusses vom 18. August 1836 an auf die zum deutschen Bunde nicht gehörigen Theile der Monarchie ausgedehnt wird. Hierauf bemerke ich vor Allem vom prinzipiellen Standpunkte, daß unsere Sefege vom Jahre 1867 nicht die politischen, sondern bloß die national-ökonomischen und K Handelsverträge in Rechtskraft erhalten haben und­ das ungarisch Justizministerium hat in einzelnen, Tonfreien Fällen, wo eine derartige Frage aufgenommen wurde, seit 1867 immer diesen Standpunkt eingenommen. Was in : Seuilleton. Kontraste im menschlichen Leben. Novellistische Skizze (Fortlegung und Schluß.) Emilie? — Ja, sie war es, die leichtsinnige Schwester der redlichen, arbeitsamen Bertha , und während diese summerbelastet an dem SKrantenbette des Baters saß, bereitete jene sich, von allen Freuden eines genußreichen Lebens umringt, zu einem Balle vor. Und wer hätte es dem heiteren Geschöpfe wohl ange­­sehen, daß es an eben diesem Tage ein schweres, nicht zu verantwortendes Unrecht auf sich geladen hatte. —­ls nämlich Bertha alle ihre Hilfsquellen erschöpft sah, führte sie endlich Heute einen Entschluß aus, mit dem sie schon lange gekämpft, den sie aber immer wieder verworfen hatte. Sie schrieb nämlich der Schwester, stellte ihr den Zustand des Vaters vor, und bat um ihre Unterfrügung zu dessen Linderung. Mutter und Tochter lasen das rührende Billet, von Thränen Bertha’s noch feucht, gemeinschaftlich, und Beide brachen darüber in falten, herzlosen Spott aus. „Die Närrin­­" rief Emilie, „wie viel hat sie si immer auf ihre strenge Sittsamkeit, auf ihren Fleik zu Gute gethan, und jegt wagte sie es, bei der zu betteln, für die sie einst nur die gränfendsten Ausdrück atte ? „Da da!“ sagte die Mutter wasd, und gab dem Knaben, der Bertha’s Brief gebracht hatte, und noch, auf Antwort harrend, dastand, ein Biertelguldenftüd : „Gib das der Mamsell, und nun geh." Und als der Knabe sich entfernt hatte, sprachen Beide sein Wort weiter von Bertha’s Sendung, und Beide schienen dieselbe That sogleich vergessen zu haben, wenigstens zeigte seine Spur, daß sie sich dadurch in der Aussicht auf das Vergnügen dieses Abends gestört fühlten. Die Ball-Toilette war beendet, und Emilie sah in der That reizend, entzückend aus. Mit der Be­­wunderung eines Anbeters, betrachtete die eitle Mutter die schöne Tochter, und ihr Mund strömte die be­­redierten Schmeichelworte, die Emilie lächelnd Hinnahın. Der Wagen fuhr vor, und brachte Mutter und Tochter auf den Ball. Das Geflüster staunender Be­­wunderung, welches ringsumher ertönte, sobald sie ss zeigte, b­at der Eitelkeit Emilien’$ unendlich wohl, und mit dem Stolze einer Königin nahm sie am obersten Ende des Saale den Plag ein, den einige ihrer eifrigsten Anbeter, die si selbst durch den entschiedenen Vorzug, der dem Banquier Friedburg zu Theil ge­worden war, nicht hatten abschieden lassen, ihr mit beinahe unanständigem Eifer verschafften. Hätte die Eitle aber die beifenden Oloffen hören können, die hinter ihr her über die Quelle ihrer Eleganz gemacht wurden, sie würde ihren Triumph bedeutend herabge­­stimmt gefühlt haben. Von allen Seiten strömten die jungen Herren — Geden wäre wohl richtiger gesagt — herbei, sie um einen Zanz zu bitten, und bald hatte sie alle versagt, bis auf drei, die sie Friedburg, welcher immer noch nit fan, aufbewahren zu müssen glaubte. Verstimmt durch diese verlängerte Abwesenheit ihres eifrigsten An­­beters, trat sie zu dem ersten Tanze an, und ihr Zäng­er fand sie gegen sonst sehr einsilbig und ihre oft bewunderte Unterhaltungsgabe heut’ ziemlich matt. 338 war ihm daher ganz erwünscht, also Emilien’s Mutter mit auffallender Haft auf ihre Tochter zukam, und diese — mit einem kurzen : „Entschuldigen Sie mein Herr !! — sich nach, in das Vorzimmer 309. „Mein Gott, Mama, wie Du mich erschreckt,“ sagte Emilie, wirflich am ganzen Leibe zitternd. „Ist Friedburg irgend ein Unglück zugestoßen ? “ Sprich, schnell, ich bitte Dich." „Noch weiß ich es nicht, doch fürchte ich es, denn draußen ist ein Bote von ihn, der Dich sogleich zu sprechen verlangt, wie er mir jagen ließ.“ Dieser Bote, der vertraute Diener Friedburg’s stand jegt vor ihnen, überreichte Emilien einen Brief, sagte : „Von meinem Herrn, der Sie bittet, augen‚ bliklich zu lesen‘“ — und war verschwunden, wo ehe Emilie Zeit und Fassung gewann, irgend­eine Frage an ihn zu richten.­­Von einer fürchterlichen Ahnung ergriffen, trat Emilie zu einem nahestehenden Licht, entfaltete den Brief, und las: „Geliebte Freundin ! Ein Telegramm, das ich so eben von einem Handelsfreunde erhielt, bringt mir die fütterliche Gew­wißheit, daß mein Vermögen verloren ist, und zwingt mich zur schleunigsten Flucht, um, wo möglich, die ge­­ringen Trümmer zu retten, die mir noch bleiben. Mich von Yhnen trennen zu müssen, ist mir das Schmerzlichste bei diesem Unglückk und um Yhnen zu beweisen, wie sehr mein Herz an Yhnen hängt, schicke ich Yhnen von dem­ Wenigen, was ich jegt mein nenne, die inliegende Summe, damit Sie die Bedürfnisse des ersten Augenblick­s davon bestreiten können. Bei iren Reizen, bei irer Liebenswürdigkeit, kann es übrigens nit fehlen, daß Sie bald einen andern Anbeter ges­winnen, welcher Ahnen die Stelle des Unglück­chen weihlich erregt, der sich mit blutendem Herzen von Ihnen losreißen muß, und der sich so gern Ahnen zu Liebe runnirt hätte, wäre er nicht schon vor der Bes­­anntschaft mit Hmen zu Grunde gerichtet gewesen. Wollen Sie, als letzte Gabe noch den Rath eines aufrichtigen Freundes annehmen, so verkaufen Sie, so bald als möglich, alle die Sachen von Werth, die Sie von mir empfingen, denn im Drange der Geschäfte blieben sie bisher stämmlich noch unbezahlt, und es wäre daher leicht möglich, daß die Verkäufer ihr Eigen­­thbumsrecht daran geltend zu machen suchten. Leben Sie wohl, und vergeffen Sie bald Ihren flüchtigen Irreund Sgriedburg.“ Welchen Eindruck dieser Brief auf Emilie und deren Mutter machte, das bedarf seiner Auseinander­­legung. Einer Ohnmacht in allem Exnite nahe, bekämpfte De EREERENEE P­a aa rs a ana ae ia ar ai ne: a ser ab y­­sen aaa rr RER En aus I | ; SEELEN ET re % J Y Y se PR REN RE 5 a ee NE a A ie " Be LE EEE

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