Oedenburger Zeitung, 1882. Oktober (Jahrgang 15, nr. 226-251)
1882-10-18 / nr. 240
MittwochJs Oktober 1882, XV. Fadegang. Dedenburger Zeitung. (vormals „Dedenburger Macchrichten“.) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt, Motto: „Dem Fortbegritt zur Chr? — Betrachten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” Az. 240. Ez Pero Administeasion, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdruderin, Romimwalter , Sohi, Grabenrunde 11, Es Einzelte Rmmern hoffen 5 Kreuger. u Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages, ee Preise: Für Loco: SP gfl "getojägelg 55 fl., Vierteljährig Mona Für Auswärts: Senke 12 dr Galjägrig 7 ft., Viertel» a Alle für das Blatt Befilmte ehe mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Betitzeile evclusive der Stempel elüh von 30 Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall« Fianatte 10, A. Oppelit, 1, Stubenbastei 2 Serie Scaler, olfzeile 12, R. Moffe, "Seilerstätte g, en 1, Riesmiergafse 12, Fu Budapest: Saulus Sr. Dorotheagafeıı, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. 3. Golpberger, Servitenplak ” Infersions- Gebühren: 5 Er. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 Tr. für Diebdreis, 20 fr. für die veriatlige und 25 fr. für die BUROLAHRANK Streiflichter Ba polifisher Windstille. Dedenburg, 17. Oktober 1882. (Die Fürstenbewegung in Ruftfhuf. — Oesterreichische Delegationen. — Egypten. — Italien. — Deutschland. In den seßten Tagen blähte Feine Brite die Segel der diplomatischen Fahrzeuge, welche sich sonst auf politischen Wegen Hin und her schaufeln. E38 träufelte sein Lüftchen die Oberfläche des Zeitenstromes. Der Wind, der von der „flaviichen Welt“ mit der Fürstenbegegnung in Ruftschuf gemacht wurde, hat sie dort in den Straßenpfüßen der flavischen Balkanresidenzen verbohrt, ohne im Abendlande an nur ein dürres Blatt: vom herbstlich -kahlen Boden von der Stelle zu rüden. Der König der Serben und der Bulgarenfürst, sie waren dort in Nuftihut zusammengekommen, hatten sich gehalst und geküßt, Salz und DBrod, sowie wutkiduftige Popen-Nhetorif verrottet und sind wieder heimgezogen in ihre respettiven Residenzen. Die Weltgeschichte ist all ihrer Wege weiter gezogen. Vielleicht findet sie Grund vom 25. November ab, sich nach Wien umzusehen, alswo bis dahin die Österreichischen Delegationen einberufen werden sollen. Es wurde wohl schon früher geschehen, aber die ungarischen NeidhSboten werden volle vier Wochen beisammen figen. Unser meistfordernde Minister, FZM. Graf Bylandscheidt wird diesmal — so hören wir — etwas minder tief in unsern Südel greifen, es sollen nämlich die aus den Truppen-Dislozirungen (die im Monate September innerhalb von zwanzig Tagen zum Vollzug gelangt sind) fr)eigebenden Kosten aus den Baarschaften, die für Herbst-Manöver zur Verfügung gestanden, fast zur Gänze bestritten worden sein, so daß der Kriegsminister inieser Beziehung um einen verhältnismäßig unbedeutenden Nachtragsfreiest ansuchen will. Von der vorbesagten Windstille ist insbesondere das Nildelta betroffen. Egypten scheint nämlich verschollen. Wenn nicht ab und zu etwas von den Zeiturüstungen zu lesen wäre, werdhe in England zum Empfang der aus Egypten heimkehrenden Sieger mit Eifer betrieben werden, so wäre von der ganzen Schlächterei und Schuttbereitung drüben gar nichts mehr zu hören. England hält mit seinen Plänen Hinsichtlich des Profites, den er aus dem Schutt und Blut für sie herauszuschlagen gedenkt, noch immer zurück. Und ganz Europa thut so, als glaubte er Stein und Bein an die Uneigenmüßigkeit des Briten. Etwas weniger gemüthlich sind die Anschauungen der Italiener. Die Verhaftung des Attentäter Oberdans und dessen Mitschuldigen Ragofa ist in radikalen Kreisen Italiens noch immer Gegenstand sehr erregter Erörterungen.Ragofa lebte lange Zeit in Rom als Provisor in mehreren größeren Apotheken. Er verlautet, Nagofa sei an das Gericht in Udine abgeliefert. Viel freundlicher als die Herren jenseits der Alpen ist uns Deutschland gesinnt. In Bezug auf eine jüngst erschienene Brocüre unter dem Titel „Wiens militärische Bedeutung”, sagt eine offenbar offiziell inspirirte Berliner Zeitungsstimme . Die Befestigung Wiens ist auf eine Oesterreich- internentereffen berührende technische Frage. Bejahen die berufenen Kreise dieselbe, so könnte sie Deutschland mal darüber freuen, wie immer die zukünftigen Umstände auch geartet sein möchten, welche der etwa erfolgenden Befestigung Wiens einen praktiichen Werth verleihen konnten. Von deutschen Truppen wird Wien nicht belagert werden;wohl aber würden Die Feinde Oesterreichs, welche Wien etwa belagern könnten, zugleich die Feinde Deutschlands sein. — Die klingt doc gewiß sehr freundschhaftlich und macht in jeniger Zeit der Windstile den Eindruck über die Wogen langsam dahin gleitender weißer Briedenstauben. E.M. Das Wirken Zosef Druker’s. (Ein Essai ofne Schönfärbung von ©. 9.) I. Die humane Lehre der Lateiner: „de mortuis nil nisi bene" ist uns Allen zur Genüge bekannt, so daß wir eigentlich über die Abdankung des Heren Hoff Druder eigentlich schweigend — Gutes über ihn zu reden, bot er uns leider zu wenig Veranlassung — zur Tagesordnung übergehen sollten. Wir dürfen Herrn Druder zu dem für das öffentliche Leben nunmehr Toden zählen, denn wir zweifeln sehr, daß sich jemals ein zweites Syilda Pardon! Dedenburg finden werde, das sich nach den Ergebnissen der anderthalbjährigen Amtsführung Druder’s entschliegen würde, mit diesem Herrn neue Experimente zu machen. Was wir Jonac schreiben, ist somit gleichsam als Nekrolog zu betrachten, wobei wir ung indeß, mit Hinblick auf obigen lateinischen Spruch, ganz unparteiise und objektiv verhalten, uns aber al anderseits hüten wollen, dir Wahrheit so ins Gesicht zu schlagen und Andere bei dieser Gelegenheit so zu verunglimpfen, wie dies von einigen Druder’schen Wahldienern in einer knubenhaft ungelenten Stylübung geschah, welche die geisteslahmen Stribler mit der festgespruden Ueberschrift: „Bürgermeister Druder hat abgedankt“() versahen. Die „Wahrheit“, welche wir Höher zu stellen gewohnt sind, als Kourtoistte und sonstige Rückfichten, zwingt uns, auf das beregte Schreibsel zu reflektiven. Wenn wir dabei bemüssigt sind, so nebenher dem Erbürgermeister unangenehmer zu werden, so hat er dies dem übereifrigen Lobredner zu danken, der zu dem Mißgefähihen Druders zum Schluß wn das Eine hinzufügte, von solchen (!) Stylisten verherrlicht zu werden. Der famose Artikelschreiber nennt die Beweggründe, welche Herren Druder die Feder, mit der er seine Abdankung niederschrieb, in die Hand drücken, „Jattsam bekannt“; wir wollen dieselben auch nicht des Näheren erörtern, nur Gindert sich unserer Ansicht nach der Schlufung dieser Einleitung dahin: er mußte dem Drange der Öffentlichen Meinung, welche fi fast einstimmig gegen ihn erhob, werden. Es ihut uns leid, es uns nit ebenso bequem einrichten zu können, wie die Herren in dem Druderschen Dunstlreife, dort, wo man iergen intellektueller Kurzfigtigkeit die Ursachen nicht sieht, oder um andere zu täuschen, absichtlich übersteht Wir finden fonach in der herzlichen Abdikation nichts „Mysteriöses“, denn wir sind gewohnt, den Dingen auf den Grund zu sehen und das neunzehnmonatliche Wirken Druder’s ist die beste und unwiderleglifhe Begründung Anmerk, des Heren von Petfhowitsch, dafür, daß die unausbleiblice Katastrophe Aber ihn hereinbrechen mußte, denn sein ganzes Wesen und Sebahren als Bürgermeister bewies, daß er der eingenommenen Stellung in seiner Beziehung gerwochen war; die natürliche Konsequenz war sonach das Niederlegen seines Amtes. Wir müßten die hämische Bemerkung des Artikelschreibers, in welcher er, ohne sich näher zu erklären, nur so Hinwirft, „Herr Druder hätte das Nathhaus in so vieler Beziehung gesäubert”, als eine dem ganzen Beamtenkörper zugefügte, nie verantwortliche Sypnfulte zurücweisen, insoferne er etwas Anderes damit andeuten wollte, al daß während der Amtirung des Herrn Erbürgermeisters die Fagade des Nathhauses, sowie einige Amtes Iotalitäten früsch übertüncht wurden. An den amtlichen Beziehungen im Nathhause war nichts zu säuberm, demnach konnte dies Herr Druder auch nicht bewirkt haben. Er war eben der erste, in seinen Konsequenzen verhängnißvoll gewordene Fehler des Herrn Druder, daß er von seinen instimen Mathgebern irrig berichtet, mit der Ansicht sein Amt betrat, er habe es mit einem ganz uns fähigen, sozusagen verlotterten Beamtenkörper zu thun, welcher es erst nöthig hätte, ein Nachtlichtlein an des Bürgermeisters Geistesfadel anzuzünden. Nur daraus läßt sich das brasse, peremptorische Auftreten, dessen ich Har Druder vom Ans fange an befleißigte, erklären. Das Resultat war, daß er sich im Rathhause wenig Sympathien erwarb, dort war man bald im Heinen mit dem geringen Grad von Gefegkenntnis, Administrations-Wissen und Taktgefühl, welches der neue Bürgermeister aus Budapest mit fi brachte, und da das absragende Benehmen desselben sich nicht dazu eignete, ein Berstreben zu begünstigen, das darauf gerichtet gewesen wäre, ihn auf die begangenen und zu erwartenden Fehler aufmerksam zu machen, so ließ man ihn adfelzuchend ins Blinde hinein handren, beschränkte sich auf die Ausführung der Befehle und late vom Obersten bis zum Legten ziemlich einstimmig, wenn die eingebildete bürgermeisterliche Weisheit eine Blamage nach der andern zu Tage förderte, einen Tod nach dem andern schoR. Der Stoff über die Gestionen Druder’s ging zur Heiterkeit Aller wahrhaftig nicht aus, jeder Tag lieferte dazu Material in Hülle und Fülle; wenn es schon sehr flau zuging, war wenigstens ein auffallender stylistischer Lapsus in irgendeinem bürgermeisterlichen Konzepte da, werchen, man ge»troft den im „Borszemjanko“ veröffentlichten „Csuda bogarak" anreihen hätte können. An diesem Verhältnisse konnte der Umstand, das Herr Druder in neuester Zeit weniger schroff auftrat, nicht mehr viel ändern ; die Sympathie de Beamtenkörpers, sowie die Autorität, welche eine Ueberlegenheit des Wissens sich zu schaffen pflegt, hatte er gründlich verscherzt. Man sieht aus Obigem, daß im Gegentheile das Wirken des Herrn Druder jomanden led hinterlassen hat und man geht nun daran, die Administration von diesen zu säubern. Durch die Publizität der Generalversammlungen drangen die im Nathhaus Längst bekannten Mängel nach und nach auf in die Außerunwelt. Die dort zur Sprache gebrachten Mißgriffe, mußten,vielleicht die Leibgarde Druders, welche die falsche Scham zurückhielt sie einzugestegen, auss genommen), alle Welt überzeugen, daß er nit der Mann für einen so heiklen Posten sei und daß seine Berufung ein erlatantes Fiasso war. Die im Repräsentanten- Klub von der Klique *) Waaner Eönnt’ mer! ihren A kn