Oedenburger Zeitung, 1883. Oktober (Jahrgang 16, nr. 224-249)

1883-10-09 / nr. 230

i­h; | | | R | TREE BEN nn nit mehr) — der Bewohner unseres Baterlandes fliehen, erkennt voll und ganz, daß die Regelung der Wappenfrage nur etwas sehr Nebensächliches, die gründliche Revision des Ausgleiches mit Kroa­tien aber die Hauptfache ist. Gleichzeitig dürfte jene Opposition heute aber auch schon über­­zeugt sein, daß es ihr nicht gelingen wird, die Ausgleichsrevision darzufegen. Die Opposition erkennt es als ihre Pflicht, die Nedeflut der parlamentarischen Ti­apartei eine wo­möglich wo ärgere lut entgegenzufegen, obgleich sie einsehen muß, daß damit nichts ge­­nüßt, sondern nur viel kostbare Zeit verloren wird. Die Hinter der Opposition stehende Bevölkerung des Landes ist deshalb auch nicht einverstanden damit, daß ihre wahren Vertreter sich in unflut­­baren Reden abmühen, sondern sie verlangt von denselben, daß diese an das Kabinet Tifa die peremptorische Frage stellen: „Wirst Du den Des­iden Ausgleich mit Kroatien dur das unga­­rische Vollparlament gründlich revidiren und er­­ledigen Laffen oder nicht ?“ ferner: „Wenn nicht, wilst Du abtreten und einer andern Negie­­rung Plag machen ?* Sollte aber das Kabinet Tiga an diese Frage, wie vorauszusehen, vers­teinen, dann hätte die parlamentarische Oppo­­sition kurz zu erklären: „Da wir in dem Bor­­g gehen der gegenwärtigen Regierung ein das Un­­„heil und den Ruin des Diaterlandes „nach sich ziehen müssendes“ebahren “erblichen, so protestiren wir im Namen des „Landes gegen den fernern Wortbestand des Kabinets „Zifa und legen unsere Mandate in die Hände “der Wähler zurück.“ Wir sind überzeugt, daß wir mit Vorstehen­­dem all Senen, welchen das Wohl des ungarischen Heimatlandes wirklich am Herzen liegt, aus der Seele gesprochen haben. RR drud auf das Haus war, den Graf Szapary mit seinen Enthülungen erzielte. Auch auf Szapary’s Be­trachtungen, welche stellenweise die ungarische Negie­­rung mit einem häßlichen Lichte streiften, hatte Tiga nur ausweichende Nephiten und war aus der Defenside nicht heraus zu laden. In Folge dessen machten die Reden Tifa’s während der ganzen Verhandlung den Eindruck, als ob in der krontischen Frage nicht nur die der Tipa repräsentirte ungarische Regierung, sondern auch der ungarische Staat bloß in der Defen­­sive stünde. Man zeigt sich schwach Mächten gegenüber, denen man N­e­nung tragen muß, denn nur ein hohlköpfiger Politiker kann hoffen, daß die Kroaten so ohne weiters wieder zu spazi­­fiziven sein werden. P.5 In der Defensive. (Von unferm ständigen Budapester­ Korrespondenten.) Budapest 7. Oktober. Die Parteien sind, wie es in der krontischen Angelegenheit ohnedem nit anders vorauszusehen war, sehen bei der 1. parlamentarischen Zusammenkunft tüchtig aneinander geprallt. Wir wußten e8 wohl, daß e8 sich diesmal im Abgeordnetenhause nit um friedliche Mandvr­rkunft auf dem Gebiete redneri­­scher Zaktis, sondern um ernste Konflikte han­­deln werde, welche eine verhängig volle Politik ge­­gen die Kroaten heraufbeschworen hat und die nun Ministerpräsident Ziga zur Zufriedenheit aller Beihei­­ligten auszutragen sich ganz vergeblich bemühte. Schon die­­ Vertrauensmänner der Kroaten selbst, deren Deputirten nämlich, denen Tzipa doch die weitestgehenden Zugeständnise machte und ihnen hin­­sichtlich ihrer ominösen „vier Punkte“ alle Aussicht auf die unbedingte, reichstägige Annahme derselben eröffnete, selbst diese Sendboten der gegen Ungarn so verbitterten Nation zeigten inso­­ferne eine renitente Haltung, als sie der parlamen­­tarischen Debatte ferne blieben, die in (Wappen­­und Ausgleichsrevisionsfragen) am gestrigen Tage eröffnet und von den Nennern der linken Seite mit heftiger Erbitterung geführt wurde. Er mag wohl auch vielleicht feinfühliger Takt die Kroaten abge­­halten haben, gerade d­iefer Sigung beizumahnen, da sie in ihrer eigenen Sache weder in die Debatte eingreifen durften, noch jene Redner hören mochten, welche voraussichtli­cher Regierung all­­zu große Nachgiebigkeit, ja sogar unwürdige Verzagt­­heit den Kroaten gegenüber zum Vorwurfe zu ma­­chen bestoßen hatten, und in der That: der Abge­­ordnete Ignaz Helfy legte sich durchaus seinen Zwang auf, sondern donnerte Namens seiner Par­­tei das „feige“, „charakterlose" Benehmen Tia’s angesichts der Kroatischen Forderungen, mit wuchtigen rhetorischen Sagen nieder. Das Verhalten Ungarns, demonstrirte Helfy, fer so Fleinlaut, daß die Kroaten von der ungarischen Fahne einfach sagen: „Mögen sie diesenYetgen weg­­tragen. Die Kroaten siegen und die Ungarn unterliegen auf der ganzen Linie. Welche Garantie hat Die Negierung, daß, von diesem Bei­­spiele ermuthigt, nicht morgen die Serben, Ru­­mänen und Sloraten mit dem unga­­rischen Wappen in gleicher Weise verfahren? Wenn statt der ungarischen Em­­bleme die schwarzgelbe Fahne und der Doppeladler angebracht wären, würden die Kroaten an ihre Kroa­­tische Nationalität gar nicht denken ; ihr Haß kehrt ss gegen Ungarn, Ungarn muß aber seine Autorität wahren. Was geschah statt­des­­sen? Man ließ wochenlange den Aufruhr in Kroa­­tien forttoben, dann endlich ging man (als es gar zu arg wurde) nach Wien, um einen österreichischen General von dort zu erbettel­n, der die Ruhe erzwingen sollte. Zunächst hätte man natürlich einen Ungar entsenden müssen, der die Ruhe und Ord­­ner und der gemeinsamen Angele­genheiten äußert sich eben auf allen Gebieten unseres Staatslebens. Um welchen Preis erhielt zulegt die ungarische Regierung die Hoffnung auf Beilegung der kroatischen Schilderhebung ?! Der Ministerpräsident mußte sich in V­orhinein engagi­­ren, den Kroaten volle Satisfa­tion zu geben, das heißt geießlich zu franktioniren, was der Agramer BPöbel gethan. Solches ist unwürdig und es gebe nur einen Weg die für uns beschämende Nachgiebigkeit Tipa’s un­­schädlich zu machen, indem man jegr energisch den Kroaten Ungarns Macht fühlen läßt. Redner drühkt der Regierung seine Mit­billigung aus. In weniger leidenschaftlicher, aber desto wirk­­samerer Ausführung bekämpfte Desider Sziláagyi die Tipa’sche Zuvorkommenheit für die Erratisschen Aspirationen ; er nennt sie eine „naive“ Dienst­­willigkeit und es sei eine einfältige Zumuthung, daß der Reichstag die Responsabilität für die Fehler auf fi nehmen soll, zu deren Begehung sich die Ne­gierung ohne Parlament im eigenen Wirkungsfreife entfehloffen habe. Der Reichstag solle das Geschehene gut machen, trogdem T­ipa über den Ursprung der Fehde gar seine Aufklärung ertheilt hat. Und das ist in der That die wunderte Stelle des Dre­­ischlagantrages. Tifa glitt Über die ganz uns motivirte, plöglich über Nacht vollführte Aufhän­­gung der unglüdkeligen Wappenschilder schweigend hinweg, und zwar in recht ungesdichter Weise, was Szilágyi unter schallender Heiter­­keit des­­ Hauses persisierte, indem er die betreffen­­den Stellen des Tifa’schen Konzeptes mit beim Gender Satyre zerfaserte. Der Kern der Ausführun­­gen Szilágyi­ besteht darin: „Es war gar nicht nothwendig, dur die läppische Wappenfrage muthwillig einen Konflikt mit Kroatien heraufzu­­beschwören. Nun dies aber doch geschehen ist, so möge die Regierung die Suppe, welche sie einge­­benct, selber auslöffeln und nit vom Parlament die Gutheißung von Fehlern verlangen, ohne daß sie­­ diese Fehler auch nur eingestanden oder we­­nigstens entschuldigt hätte. Der Eindruck der wuch­­tigen Rede Szilágyi’s war sichtlich auch bei der Regierungspartei zu merken und Tipa fühlte ei veranlagt, bloß in der Defensive zu ver­baren ; er hatte seine Waffe, den Geschoßen der Oppo­­sition kämpfend zu begegnen. Selbst die defen­­sive Stellung konnte er aber kaum mit militärischen Ehren behaupten. Vergebens demonstrirte er, das An­­sehen des ungarischen Staates habe nicht gelitten, da ja die Kroaten „nicht ganz’ vor­behalten. Nun, wir konstativen blos, daß die ungarischen Aufschriften herabgenommen werden müssen. Ist das etwa sehr sehmeichelhaft für den ungarischen Staat? Wird das die Kroaten zur Bescheidenheit in ihren weiteren Ansprüchen mahnen? Wir glauben, das gerade Gegentheil werde der Fall sein und wir werden uns vergebens eine solche Blöße gegeben haben. Neid an interessanten Details war die kurze Rede des Finanzminister­s Grafen Szapäry, der bekanntlich in der Wappenaffaire eine etwas unangenehme Rolle spielt. Der Zweck seiner schlau angelegten Nede war, die Beschuldigung zurück­kumweifen, als hätte er den Streit mit Kroatien muthwillig und leicht­­fertig vom Zaune gebrochen. Die Regie­rung des gewesenen Banus hat Graf Szapáry, wie man sich denken kann, nicht sehr geschont. Er führte den Nachweis, daß zwischen der krontischen Landesregierung und dem Finanzministerium seit zwei Jahren ein Schriftwechsel über die Umschrift der Wappenschilder stattfand und daß, er dem Banus Prejacsevich niemand eingefallen war, an der Anbringung eines ungarischen Textes neben dem krontischen Anstoß zu finden. Nach den Dar­­legungen des Heren Finanzministers ist es noch klarer, als bisher, daß in der vom Ministerpräsi­­denten vorgeschlagenen Ösungsmodalität der Wappen­­umschriftsfrage eine wesentliche Konzes­­sion an die nationale Sensibilität der Kroaten enthalten ist. Hochinteressant ist der Einblick, den der Finanzminister in die durch und durch ver­­rottete kroatische D­erwaltung eröffnete. Die Komunalsteuern sind in der Regel ebenso hoch, manchmal zweimal so hoc, als die Staats­­steuern. Das ist also ein wahres Auslaugungs­­system, ausgeübt duch eine beispiellos forrumpirte Refalverwaltung! Aber das ist noch nit genug: fast jede dritte Votalbehörde seit 1880 eine Defraudation verübt. Die aufgedeckten Defraudationen bezifferten sich während der bezeichneten Zeit auf 156.000 Gulden, und von den 128 Defraudationen wurden 121 dur die staatlichen Finanzorgane aufgedeckt. Das Odium für alle diese Mitbräuche, sowie für die bat hohen Lasten überhaupt wurde natürlich auf Ungarn gewälzt. — Es läßt si vorstellen, wie tief der Ein­­ Dom Tage, O Bom Allerhöchsten Hofe. Aus Wien wird gemeldet: Se. Majestät trifft, wie nun de­­finitiv festgelegt wurde, am Sonntag, den 14. d. Morgens in Szegedin ein; in der Suite wer­­den sich unter Anderen befinden die General-Ad­­jutanten:Barone Mondel und Popp, drei Flügeladjutanten, Oberstlüchenmeister Graf Kiisty, Hofarzt Dr. Yanyi und Hofrat v. Klaudy. In Szegedin wird der König bis inklusive 16. d. verweilen. Die Hofwirthschafts-Abtheilung geht schon am 11. dahin ab. Nach der Abreise Sr. Majestät wird der Sejour in Schönbrunn ge­­schlossen. — Das griechische Königspaar traf gestern Montag Nachmittags von Dres­­den in Wien ein und wurde vom Kronprinzen begrüßt. Ihre Majestäten nahmen im „Hotel Im­­perial" Absteigequartier­­eO Königliche Spenden. Seine Majestät hat der Gemeinde Braunbusch in Böhmen eine Unterstüßung von 50 fl., der freiwilligen Feuerwehr in Drosendorf zur Anschaffung einer Feuersprege 100 fl., jener in Dietmans, im politischen Bezirke Zwettel, zur Anschaffung von Feuerlösch-Requisiten und jener in Neufetten­­hof bei Bruch a. d. 2. zur Anschaffung von Aus­­rüstungsgegenständen eine Unterftügung von 50 fl., endlich der katholischen Kirchengemeinde zu Poto­­came (Bosnien) zu Kirchenbau zweden 300 fl. ge­­spendet.­­ Standeserhöhungen. Der Monarch hat dem E. f. Generalmajor und Sektionschef im N Reichs- Kriegsministerium, Rudolf Merkl, und dem Hofrathe und Landesgerichts-Präsidenten in Ins­­bruch, Dr. Eduard Ferrari, als Ritter des österreichisch kaiserlichen Leopold-Ordens, in Ge­­mäßheit der Ordenstatuten den Ritterstand verliehen.­­ Einberufung der Delegationen. Mittelit fen. Handschreibens vom 1. Oktober an den Mi­­nister der Aeugern, Grafen Kälnofy, an den j. ung. Minister des Innern, Koloman v. Tipa, und an den E E. Minister des Innern der öster­­reichischen Reichshälfte, Grafen Taaffe, hat­te­ Majestät die Delegationen für den 23. Oktober dw. 8. nach Wien einberufen. O­personalnachrichten. Wie verlautet, wird die Staatssekretärsstelle im Fi­­nanzministerium nicht belegt wer­den. Sektionsrath. Weierle wird zum Minis­­terialrath ernannt und mit der Führung der Prä­­sidialgeschäfte betraut werden. — Die Wahl der Delegationsmitglieder ist für Donner­­tag im Oberhause anberaumt worden. Weise deforirt. Aus den Komitaten. apa, 7. Oktober. (Savanyu’s neue= fres8 Verbrechen) Es steht dermalen schon außer allem Zweifel, daß der ermordete Hühner­­händler im Papaer Bezirke durch Zosef Savanyu und seine Helfershelfer ums Leben gekommen ist. Siófok, 4. Oktober. (Heuermehr.) Endl ich ist auch bei uns eine aus 50 Köpfen bestehende freiwillige Feuerwehr gegründet worden. Zu deren Präses wurde der Notar Stefan Zsigram, zum Vizepräses Herr Hein. Gerber, ferner Julius Karlsberger zum Kommandanten, Franz Ka­rl 8.08 zum Vize-Kommandanten und die erforderliche Anzahl von Ausflug-Mitgliedern gewählt. Telegramme, Szegedin, 8. Oktober. Anläßlich der An­­kunft Sr. Majestät entsendet Siebenbür­­gen eine dala-Deputation, deren Mit­­glieder Nachkommen der Mitunterzeichner der prag­­matischen Sanfktion sind Weiters sind Deputationen der Arader und Szaffo- Szörenyer Komitats, sowie der Stadt Werfek angemeldet. Der Bahnhof wird in prachtvoller A s

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