Oedenburger Zeitung, 1884. September (Jahrgang 17, nr. 202-225)
1884-09-16 / nr. 213
sMMrssksxsspispak_Dienstag, 16. September 1884. XVILZayrgang Motto: „Dem Fortschritt zur Ehe? — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ · Az. 213. Sedenburger Zeitung, (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Kandel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. 2 jährig für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme I Jusetscen,Päiiitterations-und Insertionsgebühren und an die Redastion portofrei einzusenden. = Was Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Sür Loco: Ganzjährig 9 fl., Salbjährig 5 fl., vierteljährig . I. .,Monat11. Ists-shared-Oaajaskignsi.,sanijahkig7a.,Vi-mtall nein-sah c L = »,.. .-;-pk.;-«kk«,-m;-:ik» . .«..,»« .« « Fan: »s,cW.»-Tzszxsk§pk«sswqwDaraus-IF--«--k-.« I---..s7-·«s’ En u _— Administcation, Herlag und Inferatenaufnahme: Suhirakerei ©. Romtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. x= Einzelne Nummern Rofien 5 Kreuzer. 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Bis zu dem königlichen Schwelger Sardanapal, dem endlich das Uebermaß materieller Genüsse dahin brachte, daß er des Daseins überdrüßig wurde und sr mit seinen Schägen und Favoritinen elendiglich selbst verbrannte, könnte man, bei jeder Erscheinung dieser Erbe, mit Hinblick auf ihre angebliche Notbwendigkeit“) die naseweise Frage stellen: Wozu?! — „Wozu uf Gott die vielen unnügen Ansehen“ — trug ein vorlauter Schüler seinen, die Naturgeschichte, vortragenden Yuftrulter — „diese widerwärtigen Kreierchen, die und stehen und auf jede Weise lästig fallen ?" — — „Ei — verfegte mild verweifend der Lehrer — die sind nit unnüg, sie dienen ja den Schwalben zum Futter? — — „Wenn al, wozu aber sind denn eigentlig die Schwalben ?! „— Jetzig dem wadern A Jugendbildner der Geduld« faden über die Hartnädigkeit des Alles verneinenwollenden Schülers — „Einfältige Frage” — braufte er auf — „damit die lästigen Insekten weggefressen werden.“ . .«Ganz sot verhält es sich mit der wichtigsten Erscheinung des heutigen Tages,mit der epochei machenden Entrevne der drei Imperatoren zuckiernieder. Wozu besprechen sich die drei mächtigen Souveraine?:Um das Freundschaftsbündniß zwischen Oesterreich-Ungarn,Deutschland und Fraßland aufs Neues zu befestigen.Wozn aber dient die Zrafrechtshaltung dieses Bündnisses, N um damit sich von seit zu seit die drei Kaiser freundschaftlich begegnen können-Die Nation, wenigstens die ungarische, wird daraus wenig Nugen ziehen; zum mindesten wird es schwer halten uns von der Nothwendigkeit dieser Zusammenkunft zum Überzeugen. Man sagte uns zus nächst, der Wunsch nach persönlicher Begegnung sei von Seite des rufjigen Kaisers ausgesprogen worden und die Erfüllung eines folgen Wunschs könne selbst zwischen Privatpersonen, wenn dieselben nicht in offener Kindschaft miteinander geben, nit gut zurückgewiesen werden ; allein selbst wenn man an diesem, jedenfalls etwas sinkenden D Vergleiche festhält, würde daraus nur folgen, daß Der«jenige, der die Zusammentunft wünscht, bei seinem Besuche freundli aufgenommen wird, nicht aber, daß man ihn aufsuche. Da aber die drei Monarchen von ihren Ministern für auswärtige Angelegenheiten begleitet werden, so liegt ihrem Beisammensein zu Szierniewice vielleicht wirklich eine tiefere politische Bedeutung zu Grunde; allein „Pefter Lloyd“ der bekanntlich in intimster Zählung zu den Regierungskreisen steht, stellt er entschieden in Abrede, daß es sich um irgendwelche neue große Pläne handle, man gibt nur zu, daß menigstens der gegenwärtig faktisch bestehende friedlige Zustand eine Art feierlicher Sanktion erhalten und namentlich die irrige Meinung beseitigt werden solle, als ob Rußland isolirt wäre oder als ob gar das Bündnis zwisscn Deutsland und Oesterreich-Ungarn eine feindlichprge gegen die genannte Macht enthielte. Nun, wir gestehen er ganz offen, je aufrictiger und entfriedener wir an diesem Bündnisse zwisggen Deutschland und Oesterreich -Ungarn festhalten, desto weniger feeint ung die Notwendigkeit oder al nur die Möglichkeit vor«zuliegen, in diesem Bündnisse — ohne dessen Natur zu alteriren — an noch für Rußland Plak zu Schaffen. Eine Heide von Jahren hat den Beweis geliefert, daß das fette Zusammenhalten der beiden mitteleuropäisgen Mächte vollkommen genügt, um den Trieben des Welttheiles zu sichern und Dasjenige, was den Fürsten Bismard vom spezifisch heutigen Standpunkt aus beim Abjauf je der Allianz mit unserer Monarchie als Hauptzweck vorgeschwebt haben mag, ist tatsächlich erreicht. Seit Frankreich die Unmöglichkeit erkannt hat, den einzigen nennenswerten Falter, auf dessen erfolgreiche Mitwirkung es bei einer etwaigen Aktion gegen Deutschland Hätte rechnen können, in eine solche Aktion Hinein zu ziehen, hat sich die öffentliche Meinung in Frankreich — allerdings unterfrügt der die Flug entgegengenommene Positif des Fürsten Birmard — Deutschland immer mehr genähert und wie auch die entzündliche Maffe in Frankreich dienen möge, die leitenden Kreise und die maßgebenden Politiker bdieses Landes Haben offen und ehrlich jene dargaus ehrenvolle Position akzeptirt, welche ihnen der überlegene staatsmännische Geist des Fürsten Bismarc geboten hat. Diese, für die Ruhe Europas, so günstige Wendung ist ohne Ausland zustande gekommen ; das einbleiben dieser Macht Hat sie nicht verhindert, verhindern können und eine Annäherung Ruslands wird sie kaum zu befestigen im Stande sein ; wozu also der Lärm? könnte man billig fragen. i Jeuilleton sch karassisch ecnthülungem Geruch lass Hier fiel ich vor Lachen von der wackeligen Bank und kniete auf dem Fußboden.Das Galleries publicum,d.h.eine Galleriegabe nicht,sondern der hintere Raum des Saales war so genannt, wurde aber unser anhaltendes Lachen sehr unruhig und murrte bereits.So fanden wir es denn im allseitige Interesse gerathen,im dritten Akt bereits den Musentempel zu verlassen Später verwertheten wir die Theaterstudien, «die wir bei Herren Sternfeld gemacht, mit Erfolg in der „Schlaraffia“, indem wir dort „Die Räuber“ nach dem Muster der Sternfeld’sen Inszenirung aufführten, und das führt uns zu unserem luftigen Bereine zurück. Derselbe gebied und gedeiht no Beute; es haben sich in Berlin, Leipzig, Graz, Brünn, Oedenburg, Presburg, Hamburg, Breslau, Köln und selbst in Groß-Kanizfa Zweigvereine gebildet, welche mit dem „Mutterreich“, wie es in der Schlaraffensprache heißt, in Verbindung stehen. Zweck des Vereines ist, Poesie, Mufik und Humor zu pflegen und si gegenseitig zu unterfrügen. Po- Litit ist streng ausgeschlossen. An den Sechzigerer war noch ein strenges Verbot, daß seine ersammlung in einem öffentlichen Gasthause über zwölf Uhr dauern durfte; wir fteeten uns hinter "Bauline Lucca, deren Stern damals im Aufgange war, und diese, gerne bereit, ihren Kollegen ges fällig zu sein, brachte es nur ihre unwiderstehliche Liebenswürdigkeit dahin, für uns, bei dem damaligen Polizeidirektor, einen Ausnahmszustand zu erwirten. Vor meinem Scheiden von Prag sollte ihno eine Zunftion ausüben, die mir als „Ober- Schlaraffe” oblag (diese Würde bekleidete ihnen seit mehreren achten) , zweiundzwanzig unterharrten des Ritterfelages. Der Zufall wollte e8, tag an demselben Abend, mir zu Ehren, ein Abschiedsbanket bei dem Bankier Zdelauer stattfand, melche Einladung ich natürlich nit refusiren konnte ; ich versora daher den Schlaraffen, bis elf Uhr sicher in der Burg zu erleinen; allein «8 war mir unmöglich, für diese Stunde Wort zu halten, man ging spät zu Zifehe, es schlug zwölf Uhr und ich konnte immer noch fort. Da mit einem Male entsteht Lärm im Vorsaal. Kommandoworte einhalten, Speere werden aufgestoßen, die Dienerschaft stürzt erschroden herein mit den.änghaften Geistern von der Welt. Alles erhebt sich vom ZTifhe, die Thüre öffnet sich und es ersceint der gemüthliche, dide Anton W., angethan mit allen Schlaraffen-Insignien, das Schwert gezücht, im Hintergrunde jede Mann mit Hellebarden beswaffnet. „Gebt uns unseren Ober - Schlaraffen heraus !“ donnert der Anführer im gemüthlic rährigen Sjargon. Die Gesellgaft, erst ganz verdugt, brach nun in ein Homerisches Gelächter aus; Kaum ließ man mir Zeit, mich von der liebendwürdigen Hausfrau zu empfehlen und fort ging’s über Treppen und Gänge, umgeben von den Hellebarden, den Hauptmann an der Spige. Unten Was speziell Oesterreichs Ungarn betrifft,so wird namentlich von Berlinana die Relision verbreitet,Kaiser Wilhelm habe sich persönlich für die bevorstehende Zusammenkunft interessirt, um innigere Beziehungen zwischen unserer Monar chie und Rußland anzubahnen,auf der Basis,daß Oesterreich-Ungarn auf jedes weitere Vordringen im Orient verzichte,wogegen Rußland sich verspflichte,unsere dortige Stellungtaleqnslomnans getastet zu lasse.Nun,wenn nichts weiter von uie verlangt wird,als die Verzichtlerharrten zwei Wagen und in größtes Eile gingeder Schlaraffenburg entgegen.Mit donnerndem Jubel wurde der hauptmann ob seiner gelungenen Entführung empfangen.Auf den Oberschlarasseln stuhlgeleitet mußte ich sofort eine halbstündige Rede halten über die Bedeutung der Schlaraffia im Allgemeinen und Besonderen,worauf der Ritterschlag der zweiundzwanzig Junker erfolgte. Einheiß Stück Arbeitl Gesang und Scherz wechselten miteinander ab,und wenn ich mich nicht davongemacht hätte,würde der Tag mich noch im Kreise der fröhlichen Gesellen überrascht haben Einige Tage darauf feierte das»Reich« meinen Abschied in einer so großartigen Weise,daß ich für alle hierhei empfangenen Auszeichnungen, Geschenke und Freundschaftsbeweise mich nie dankbar genug werde zeigen können.Noch am Bahnhofe fanden sich vierundzwanzig Getreue ein,um mir das Geleite zu gehem Ale ich in den Waggon einsteigen wollte,umringten sie mich,der Mundschenk zog den Reichspokal hervoyschenkte ihn voll Weim und mich in die Mitte nehmend,stimmten sie leise, ganz leise das sogenannte Ober-Schlarassenlied an, wobei Allen,obgleich es scherzhaft sein sollte,die Thränen von den Wangen liefen,mir nicht minder. »Glückauf!«war der Ruf der Getreuen.Nun diesearf ist in Erfüllung gegangen,er hat mir Glück gebrachL Noch ein Glockenzeichen-ein Wiss-und ich dampfte meiner neuen Heimat Wien zu.“ (Fortfegung |folgt.) u ee > ft “ De a Ba TERRA FLUR PR TE ER Sieben SE