Oedenburger Zeitung, 1886. September (Jahrgang 19, nr. 199-223)

1886-09-11 / nr. 207

Santflag 11. September 1886. BE XIX. Jabrgang. Az. 207 — Sedenburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Uhr! — Berrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ ver­ug Adminisication, Verlag und Inseraienaufnahme; Buchdrukern­­­, omtwalter & Sohn, Grabenrunde Di, KT Einzelne Kummern koffen 5 Kreuer. ME das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme de auf einen Sonnd oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations: Preise: Sär Coco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig 2 fl. 50 Tr, Monatlich 1 fl. 5 Zär Uudwärts: Ganzjährig 12 A Halbjährigs fl., Viertel­ 0 Tr, jährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind om die Redaktion portofrei einzusenden, Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein - Vogler, Wall- Afanasie 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, 1., Wolleile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dules, 1., Ries­mergafse 12. In Budapest: Saulus Gy. Dorothergafse 11, Sepp Lang, Gisellaplak 3, A. B. Goldberger, Servitenplag ?, SInfersions:-Hebüßrern: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die drei, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 Tr. für die ducclaufende Bretitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt Selöffiffe im wirt­fhaftlichen Kriege. Oedenburg, 10. September. Aus Budapest werden wir von den Maß­­nahmen unterrichtet, welche jene Gebiete Ungarns ergriffen haben, die durch den Abbruch unserer Handelsbeziehungen mit Rumänien am meisten in die Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Regierungen unserer Monarchie biegen sich bekanntlich in einen Zollkrieg mit Rumänien ein, der zu seinem anderen Zeitpunkte ungläcbiger hätte geführt werden können, als eben heuer, da wir eines­ einträglichen Ex­portes so dringend be­ dürftig wären. Besonders in Siebenbürgen machen sich die schädlichen Wirkungen der rumän nischen Grenzsperre für unsere Artikel ehr fühlbar, und man hat sich daher mit großer Energie zur Sel­bsthilfe aufgerafft­, indem man Alles daran fegt, um wenigstend der Steigerung des Konsums im u­ern des Landes einen Errat für den abgeschnittenen Export zu finden und womöglich neue Abjagstätten für die eigenen Industrie-Erzeugs­tiffe zu erobern. So hat sich denn­ auch die Reistungsfähigkeit der siebenbürgischen Grenzgebiete eben jet in verschiedener Weise greifbar in den Vordergrund gedrängt und mit freudigem Er­­staunen mag man die überraschenden Manifestationen vaterländischen Gewerbefleißes und namentlich in­­dustrieller Schlagfertigkeit begrüßen, mit melde legterer die Klausenburger Handels- und Gewerbes­tammer wirtsame Selbsthilfe immwirts­­cchaftlichen Kriege­s auf. Zunächst hat das Kronstädter Gewerbe, welches bislang der hauptsächlichste Träger des Ex­portes nach Rumänien gewesen war, in den weiten Räumen des alten Kaufhauses eine Ausstellung veranstaltet, deren Viesseitigkeit, ja Universalität das „B. T.“ als geradezu frappirend schildert. Genanntes Blatt schreibt, daß der Kronstädter Lokalpatriotismus mit befestigtem Stolze auf die dort städtische Exposition hinweisen könne, denn sie bemeifet, daß es kaum ein Gebiet ge­werblichen Schaffens gibt, auf welchen die einheimische Produktion nicht alle Auf­forderungen zu befriedigen vermögte. Die Kronstädter Industrie- und Gewerbe Anstellung hat gegenwärtig auf diesen Theil Siedinbürgend die Aufmerksamkeit des ganzen drei­­einigen Königreiches gelenkt und selbst von jenseits der Grenzen Ungarns haben sich Schaaren von Befugern der Ausstellung eingefunden, die jetzt gerne größere Bestellungen bei siebenbürgischen Ger­werbetreibenden machen, denn sie finden dort Bil­­ligkeit der Artikel, mit Schönheit in der Ausführung und Solidität des Erzeugnisses vereinigt. Insbes­­ondere die nähere Umgebung Kronstadts wird nun zweifellos im erhöhten Maße ihre Bedürfnisse im eigenen engeren Landesgebiete zu deden bereit sein, da selbst Budapest und Wien die funftgewerbliche Produktion Siebenbürgens in vielen Branchen nicht überflügeln. Zumal die dortige Textilindustrie weist nicht Hlos in alther gewohnten und gebrauchten Gattungen, sondern auch in neuen, allen Anforde­­rungen an Eleganz entsprechenden Meistern, so ©e­­d Diegened auf, daß außer­dem Bezuge von soliden Massenbekleidungen an die Konsumenten modernster Kleiderkonfektion alleitig befriedigt werden können. Wenn dann noch seinerseits das gesammte Schneider­­gewerbe im Yante auch nur probenweise sich zur Verwendung von Kronstädter, sowie Hermann­tädter, Schäßburger, Maros-Väjärhelger Stoffen entschliegt, die schließlich auch zu den in Brünn und vom Auslande gewährten Kreditfristen erhältlich sein dürften, so kann­­­ieser wichtige Zweig der heimischen Industrie die Krisis nicht nur überdauern, sondern auch noch erstarren und sich immer mehr vervollkommnen. Da die Hervorbringungen von manche anderen Gewerbetreibenden des für­stlichen Grenzgebietes, so insbesondere die Erzeugnisse der Gerberei, Riemerei, Kürschnerei, Wagenfabrikation und vieler Zweige der Holzindustrie bezeichnet der Korrespondent des verzitirten Sournales als höcht beachtenswerth und verheißt ihnen, daß sie dem Lande vollen oder doch wenigstens sehr ausgiebigen Erlag für den bisher fultivirten, nun gegen Rus­mänien eingeschränkten Export bieten werden. Um diese neuen Verbindungen anzubahnen, hat auch die Klausenburger Handel­s- und Gewerbek­ammer in sehr dankenswerther Weise die I­nitiative zur V­eranstaltung einer Spezialausstellung aller der durch den rumänischen Zollkrieg betroffenen Artikel in der Hauptstadt Siebenbürgend getroffen. Die Aussteller hatten in den bereitwilligst ihnen überlassenen Räumlichkeiten in Klausenburger Ge­werbevereines nicht nur seinerlei Plagmiethe zu entrichten, sondern ee wurde von der Handelskammer auch der Transport der Ausstelungsgegenstände vergütet und die Kosten der Bereicherung und Beaufsichtigung getragen. Der Eintritt in die Ausstelungsräume war ganz frei, die Jahresversammlung des Kulturvereines. Die gleichzeitig stattfindende Zuchtviehausstellung und der Jahrmarkt braten ungezählte Besucher nach Klaufenburg, die nun auf kleinem Raume konzentrirt, die gr­ößtentheils preiswürdigen und konkurrenzfähigen Artikel fast aller siebenbürgischen Städte von Bittung bis Broos, die von K­ronstadt bis Dee&8 vereinigt fanden. Die gesandten Gegenstände waren sämmtlich verkäuflich, und es konnte sich ein reges Geschäft im Ausstel­­lungstotale selbst entwickeln. Vor Allem aber hat die nahe Berührung der nach Klausenburg gekommenen Spindustriellen mit den dortigen Kaufleuten die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen erleichtert. Die hoffentlich auch deutliclen­ ee »Zepi und Sosephine. (Bortregung­­ Warum, warum? Sie stellte sich selbst die Frage, um si selbst zu betrügen und si einzu­­reden, daß sie es nicht wisse. —­­ Der Doktor fränfelte seit der Sypfefinacht, in welche für ihn bald zur endlosen Nacht geworden wäre und er verordnete sich eine mehrwöchentliche Erholung im V­aterhause am harzig D duftenden Bahern. Seine Gattin zeigte Feine Luft, Kfih in jener Einöde, wie sie sagte, zu langweilen und blieb mit Pepi in der Stadt. Als der Doktor zurückkam, öffnete ein fremdes Mädchen die Thüre. Pepi sei mit ihrem Geliebten, dem Schauspieler Nobert fortgezogen, so berichtete mit dem Aus­bruck tiefster Entrüstung Sofefine. Sie habe die Beiden in ihrem eigenen Boudoir überrascht, als Pepi eben den vor ihr knienden Wobert zu fi emporzog und zur Nede gestellt, Habe Pepi seinen Ber­uch gemacht, sich zu rechtfertigen und sei od denselben Tag aus dem Hause gegangen. Gottlieb schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Am nächsten Sofefi-Tag hielt der Doktor ein reines Sofefincen in den Armen und empfand nur ein Leid, das ihm sein neuer Kosenamen mehr ein­­fallen wollte, denn Alle, Die zu ersinnen möglich war, hatte er schon an Sofefine verschnwendet. Er blieb ihm nun nichts übrig, als Jofefinhen mit den­­ unmöglichsten Beinamen zu bedenken. Wieder ein Jahr später m­iete er auf einem Hügel des Kleinen Stofefitfriedhofes. Er hatte seine franke Gattin in sein Vaterhaus gebracht, in der Hoffnung, dag die Luftveränderung heilsam wirken werde, wo Medikamente wirkungslos blieben. Doch der Todesengel folgte der Kranken­au­fieher. Lange Zeit schon weilte er auf dem feuchten Hügel, eifig durchfuhr es ihm die Glieder. Er erhob sich. Mußte er sich doch Leben und Gesundheit erhalten für sein Kind. Ian Sinnen verfunden, streifte er eine entgegenstammende Frau, die glei­chm mit gesenktem Kopfe vorbeigesgritten war. Er blickte auf und erfannte Pepi. — „Was führt Dich hier­­her ? trug er sie. „Es ist der Sterbetag meiner Mutter, die hier begraben liegt”, sagte sie. „Do, Sie ?* „ofefine schläft hier den ewigen Schlaf." — „Mein Gott !“ rief Pepi und,ihren Augen ent­­stürzten T­hränen. „Gutes Kind!” von woher kommst Du aber ? „Nicht weit her. So bewohne das Häus­­chen meiner Mutter und­­ lebe, wie sie gelebt hat.“ Der Dolter empfand ein Gefühl der Be­­friedigung, zu wissen, da­ Pepi’s Verhältnis mit dem Schauspieler von seiner Dauer gewesen war. Er stellte aber aus Zartgefühl D diesbezüglich seine Frage. Sie schritten miteinander eine Strebe Weges schweigend fort. Dann wechselten sie kurze, gleich­ giltige Bemerkungen. Sie waren schon beim­­Karft­­waldhof vorbeigekommen und gingen immer no nebeneinander. Der Doktor hatte bei seinem P Vaterhause die Schritte nicht gehemmt. Set waren sie an der Stelle angelangt, wo Pepi einst im Schnee geblieben war. Unwilltürlich, wie sie bisher zusammen den Pfad dur den Wald eingeschlagen hatten, blieben sie jegt stehen und ihre Blicke begegneten si. „’Pepi“, sagte der Doktor mit leise vibrirender Stimme, aber ohne Affek­, „das Schicsal führte unsere Wege wiederholt zusammen. “ vereinte auch die ung­liebsten P­ersonen an einer Stätte. Wir sind beide einsam und freudlos. Du bst elternloß. Mein Kind, meine­­ kleine Skofefine ist mutterlos. Wirst Du Deinen ferneren Lebensweg mit dem Meinen vereinen, meinem Kinde eine Mutter sein ?* Pepi legte ihre Hände stumm im die seinigen, erhob den Bli und zwei schwere Thränen fielen auf ihre verfälungenen Hände. Das war die Erfüllung de Traumes, den sie seit dem­­ ersten Sofesi-Tage, wo sie zusammen zur Messe gingen, geträumt hatte. Unklar, un­verstanden, freudenvoll und drühend bange, wie es nur ein Traum ist. Dennoch brach ihr jegt Ihier­­ das Herz vor Leid, daß er nun zu Ende sei für immer, gestört dur die Wirklichkeit seiner Erfüh­­lung, die, ach, von allen den unbestimmten Gelig­­keiten des­ Traumlebens gar nichts enthielt. Nach Verlauf weiterer zwölf Monde stand der Doktor am Fenster seines Arbeitszimmers und blickte auf das einförmig bewegte Leben der Strafe hinab,­ al er einen Mann gewährte, der einen Dienstmann einen großen Beildenstrang einhän­­digte. Der Doktor fuhr sich über die Augen. „AUG, heute ist ja der Neunzehnte*, dachte er und weiter dachte er nichts. (Fort. folgt.) VE Er ale an FE Er EEE ee ee I re a rn EEE a N st DER NEE IE EER. er a Tr

Next